Berechnend, düster und manchmal einfach zu viele offene Fragen
WintersterbenEine watteweiche Schneedecke hüllt die Walliser Alpen ein, aber der heimelige Anblick trügt. Ein Leichenfund wirft Fragen über Fragen auf und nun ist es an Valeria Ravelli, die Hintergründe zur Tat herauszufinden ...
Eine watteweiche Schneedecke hüllt die Walliser Alpen ein, aber der heimelige Anblick trügt. Ein Leichenfund wirft Fragen über Fragen auf und nun ist es an Valeria Ravelli, die Hintergründe zur Tat herauszufinden und den Mord aufzuklären. Sie hat aber nicht damit gerechnet, dass sie scheinbar gegen eine Wand des Schweigens rennt, denn die Dorfbewohner:innen von Steinberg schweigen sich aus. Die Frage ist : Warum ? Während Valeria kleinste Spuren zusammensucht und dabei auf eine illustre Wintergesellschaft stößt, die sich mit einem grausamen Spiel die Zeit vertreibt, wird aus der Ermittlerin eine Gejagte im Wettlauf gegen die Zeit...
Es gibt Bücher, die ziehen mich mit ihrem verheißungsvollen Klappentext und ihrem Cover regelrecht magisch an - so auch hier. Die tief verschneite Alpenlandschaft, der düstere unheilschwangere Himmel und die Zeilen auf dem Buchrücken wecken meine Neugier auf das Buch und lassen mich regelrecht in den ersten Kapiteln "verschwinden" .
Die atmosphärische Stimmung und das ständige Gefühl in Nacken, von einer fremden Person beobachtet zu werden, sorgen für Kribbeln in den Fingerspitzen und erzeugen schon so was wie Nervenkitzel. Doch je mehr ich lese, desto mehr schrumpft diese Kribbeln und auch die Spannung taut weg wie Schnee in der Sonne. Warum ? Ich kenne den Vorgängerband nicht und dadurch scheinen mir wichtige Informationen zu fehlen, die in Bezug auf Valeria wichtig wären, um diese oder jene Handlung von ihr zu verstehen. Zwar bekomme ich als Leserin immer wieder mal eine Hinweis auf etwas, was ihr zugestoßen ist, aber es erfolgt keine Auflösung. Schade, denn so finden sich Quereinsteiger;innen nicht oder nur bedingt in der Handlung zurecht und ihnen bleiben diese Details verborgen. Hier hätte ich mir ein wenig Aufklärung gewünscht, um mich in Valeria besser hineinversetzen zu können.
Die Handlung selbst verliert auch an Spannung, da es in der Abfolge einige Ereignisse gibt, die sich mir nicht logisch erschliessen wollen. So fiebere ich zum Beispiel der Lösung des Rätsel um das Verschwinden von Valerias Bruder und dessen kryptische Botschaft hin, aber dieser Faden bleibt genau so lose in der Luft hängen wie die Tatsche, dass der Mörder zwar enttarnt wird, aber die Leser;innen vollkommen darüber im Unklaren gelassen werden, wie nun weiter mit ihm verfahren wird. Warum befinden sich auf dem Gelände, auf dem Valeria ermittelt, Unmengen von Schnee, während am Rande des Geländes plötzlich grüne Wiesen auftauchen und der Schnee nur noch in kleinen Fleckchen zu finden ist. Auch ist das Ende mehr als ärgerlich - es kommt im gestreckten Galopp daher und endet so abrupt in der Tatsache, dass es eben nicht mehr weitergeht und unendlich viele Fragen offen bleiben. Neugier auf das nächste Buch zu wecken ist ja gut und schön, aber diesen offenen Schluss finde ich einfach nur überzogen und unnötig.
Schade, denn das Buch hat so unglaublich gut begonnen und die Mittel dazu, ein echtes Highlight zu werden, aber davon ist am Ende leider nicht viel übrig geblieben