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Veröffentlicht am 30.11.2022

Den Menschen lieben, die Verschwörungstheorie entlarven

Entschwörung
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Der Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche Andreas Hahn geht in diesem Buch auf aktuelle Verschwörungstheorien ein und zeigt, wie man mit seinen Freunden und Angehörigen, die ...

Der Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche Andreas Hahn geht in diesem Buch auf aktuelle Verschwörungstheorien ein und zeigt, wie man mit seinen Freunden und Angehörigen, die solchen Theorien Glauben schenken, im Gespräch bleiben kann.

Nach einer Einführung, in der es um die eher lustige Vorstellung geht, dass die Stadt Bielefeld gar nicht existiert, untersucht der Autor in drei Teilen, was Verschwörungstheorien sind, und wie Christen damit umgehen können.

Der erste Teil ist am ausführlichsten und zeigt, was eine Verschwörungstheorie auszeichnet und welche Kennzeichen Menschen haben, die dazu neigen solchen Theorien zu glauben.

Der zweite Teil ist wesentlich kürzer und untersucht den Zusammenhang zwischen christlichen Glauben und Verschwörungsdenken. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Christen nicht unbedingt anfälliger sind für Verschwörungen, allerdings ist es wichtig sowohl in einer guten Gemeinschaft eingebunden zu sein als auch Abstand zu nehmen von einem angstbesetzten Glauben.

Der dritte Teil bietet wertvolle Hilfen für das Gespräch mit Menschen, die an Verschwörungen glauben. An einem fiktiven Beispiel zeigt der Autor entscheidende Kennzeichen einer Verschwörung und erklärt, wo man im Gespräch einhaken kann. Sehr schön an diesem Teil ist die Aufforderung zuerst einmal verständnisvoll zuzuhören und nicht die Überzeugung des anderen lächerlich zu machen.

Die Aussagen über Verschwörungstheorien und der Neigung einem solchen Weltbild zu folgen sind erhellend. So geht es weniger um bestimmte Fakten, die geglaubt werden, sondern eher, um ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Autoritäten. Daneben steht das Bedürfnis ein umfassendes Weltbild zu haben, das alle Zusammenhänge erklärt und keine Fragen offenlässt. Der Autor zeigt, wie sich der christliche Glaube davon unterscheidet, da Christen im Vertrauen leben und zugeben können, dass sie nicht alle Antworten haben.

Schade bei diesem hilfreichen Buch ist allerdings, dass es in erster Linie um Themen rund um Covid geht; die Querdenkerszene und Impf- und Maskenpflicht stehen eindeutig im Mittelpunkt. Dabei gibt es viele andere ernstzunehmende Verschwörungen, wie beispielsweise QAnon. Darauf wird zwar kurz eingegangen, doch der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Corona, Impfpflicht und ähnliches. Allerdings gibt das Buch genügend Hilfen, um das Gelesene auf andere Theorien anzuwenden.

Fazit: Ein gut zu lesendes und hilfreiches Buch, das zeigt was Verschwörungen sind, warum sie Zulauf haben, und wie Christen aus ihrem Glauben heraus Verschwörungsgläubigen helfen können. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die im Gespräch mit Anhängern von Verschwörungstheorien sind.

Veröffentlicht am 29.11.2022

Grenzen, Möglichkeiten und Gefahren der künstlichen Intelligenz

2084: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Menschheit
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In diesem Buch zeigt der Mathematiker John Lennox, was die Entwicklung von künstlicher Intelligenz für uns Menschen bedeutet. Er geht auf grundlegende Fragen des Menschenseins ein und sucht sowohl in der ...

In diesem Buch zeigt der Mathematiker John Lennox, was die Entwicklung von künstlicher Intelligenz für uns Menschen bedeutet. Er geht auf grundlegende Fragen des Menschenseins ein und sucht sowohl in der Wissenschaft als auch in der Bibel nach Antworten. Einige der Fragen, die er in diesem Buch beantwortet, sind: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was bedeutet es Mensch zu sein? Welche Auswirkungen wird künstliche Intelligenz auf unsere Arbeitsplätze, Privatsphäre und Freiheit haben? Werden wir eines Tages in der Lage sein, Menschen unsterblich zu machen?

Im ersten Teil des Buchs erklärt Lennox, was genau künstliche Intelligenz ist. Er zeigt die geschichtliche Entwicklung auf und erklärt welche Fortschritte in der Zukunft zu erwarten sind. Eine drängende Frage ist ja, inwieweit Roboter uns ersetzen werden und vor allem, ob sie uns zur Bedrohung werden können. Sachlich und präzise gibt der Autor auf diese Fragen Antwort. Dabei wird vor allem klar, wie wichtig es ist, einen Maßstab für ethische und moralische Entscheidungen zu haben. Denn wonach soll sich der Mensch richten, wenn es keine letztgültige Instanz gibt, die das festlegt?

Lennox schreibt, „KI-Computer-Systeme haben kein Gewissen, und ihre Moralvorstellungen, wenn sie Entscheidungen treffen, spiegeln die Moralvorstellungen ihrer Programmierer wider – und genau hier beginnen die Probleme. Wie können wir sicher sein, dass die Programmierer moralische Grundsätze einspeisen, die human sind und dem Menschen guttun?“

Im zweiten Teil zeigt der Autor, was die Bibel über uns Menschen und über unsere Zukunft sagt. Er erklärt, wie Menschen schon immer durch das Böse verführbar waren, wie Jesus das Böse überwunden hat, und welche Hoffnung es nun für uns Menschen gibt. Anstatt einer technischen Entwicklung, die den Tod ausschaltet, haben Christen etwas Besseres – eine Ewigkeitshoffnung. Anschließend geht er auf biblische Zukunftsvoraussagen ein. Zum Schluss überlegt er, wie Christen sich angesichts der momentanen Entwicklungen verhalten sollen, wobei Daniel ihm als Beispiel dient.

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, aber die Mühe lohnt sich. Sachlich und fundiert geschrieben, nimmt der Autor Angst vor der Macht der Forscher, indem er auf die Hoffnung des christlichen Glaubens hinweist.

Fazit: Eine wertvolle Auseinandersetzung mit den Grenzen und Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, verknüpft mit einer Apologetik des christlichen Glaubens. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.11.2022

Wahrheit macht frei

Live No Lies
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Was ist Wahrheit? Auf jeden Fall nicht das, was uns die Medien tagtäglich präsentieren! So viele Informationen werden uns andauernd schmackhaft dargeboten. Und letztlich wollen wir ja manche Lügen glauben, ...

Was ist Wahrheit? Auf jeden Fall nicht das, was uns die Medien tagtäglich präsentieren! So viele Informationen werden uns andauernd schmackhaft dargeboten. Und letztlich wollen wir ja manche Lügen glauben, versprechen sie doch unsere innere Sehnsucht zu stillen.

In diesem Buch bezeichnet Pastor John Mark Comer unser Leben als Kampf, und er benennt drei Feinde von Menschen, die Jesus nachfolgen wollen; den Teufel, das Fleisch und die Welt. Das klingt altmodisch und fromm, und diese drei Gegner haben tatsächlich eine lange Geschichte, sind sie doch sowohl in der Bibel als in Texten von alten Kirchenvätern zu finden. Doch Comer zeigt, dass diese Feinde auch in unserer gegenwärtigen Welt eine große Rolle spielen.

Das Buch ist in drei Teilen aufgeteilt. Im ersten Teil untersucht Comer, was die Bibel über den Teufel sagt. Er spricht von seinen Strategien und schlägt eine Taktik vor, um siegreich gegen seine Angriffe vorzugehen. Im zweiten Teil geht es um unsere Leidenschaften. Der Autor zeigt, dass wir uns durch Lügen verführen lassen, wenn diese Lügen die Erfüllung unserer Wünsche versprechen. Wir sehnen uns nach etwas, das unsere innere Leere wegnimmt, suchen aber an der falschen Stelle. Im dritten Teil geht es um unsere Kultur, und wie sie uns prägt. In einem Anhang gibt Comer Anregungen, um Lügen im eigenen Leben aufzudecken. Dazu zeigt er Wege auf, diesen Lügen Wahrheit entgegenzusetzen.

Die Gestaltung dieses Buchs ist sehr schön, und ein nützliches Plus ist das Lesebändchen. Der Inhalt ist hilfreich und herausfordernd. Die Überlegungen Comers dienen als Augenöffner, denn wir leben in einer Blase, besser gesagt, einer Filterblase. Wir sind durch die Medien so sehr von Gedanken umgeben, die dem Reich Gottes widersprechen, dass wir sie kaum noch als solche wahrnehmen.

Die vorgeschlagenen Taktiken, um in der Wahrheit zu leben, sind wertvoll und herausfordernd. Der Autor berichtet dabei offen von seinen eigenen Schwierigkeiten, was dem Geschriebenen wert verleiht. Allerdings kann es deutsche Leser etwas irritieren, dass sich mehrere Beispiele auf amerikanische Verhältnisse beziehen. An manchen Stellen scheint auch der Autor sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Doch trotz dieser geringen Mängel steckt in diesem Buch sehr viel Weisheit, das gerade in der heutigen Zeit dringend benötigt wird. Der große Vorzug dieses Buchs ist, dass der Autor nicht bei der Beschreibung des Problems bleibt, sondern, dass er konkrete, praktische Schritte aufzeigt, um einen neuen Weg einzuschlagen.

Fazit: Ein wertvolles Buch, das zur Heiligung aufruft, indem es Lügen aufzeigt, die uns von dem bestmöglichen Leben, das Gott uns bieten will, weglocken wollen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 13.11.2022

Jeder kann Teil eines Wunders sein

Anatomie eines Wunders
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Marianne und ihre Familie leben schon seit Jahren in Afrika, als sie im Rahmen ihrer Arbeit als Therapeutin zwei außergewöhnliche Menschen kennenlernt. Beide wurden unsagbar gequält und sind selbst jetzt ...

Marianne und ihre Familie leben schon seit Jahren in Afrika, als sie im Rahmen ihrer Arbeit als Therapeutin zwei außergewöhnliche Menschen kennenlernt. Beide wurden unsagbar gequält und sind selbst jetzt nicht in Sicherheit. Verfolgt werden sie deshalb, weil sie sich für andere Menschen eingesetzt haben.

Marianne nimmt das Schicksal dieser beiden Menschen sehr mit. Mit Kräften setzt sie sich für sie ein und versucht diesen übergangenen Geflüchteten Gehör zu verschaffen. Ihr Umgang mit ihnen berührt sie auf eine unerwartet persönliche Weise. Sie begreift nicht, wie diese Menschen an Gott festhalten können, der sie anscheinend in Stich gelassen hat. Selbst ist sie katholisch aufgewachsen und muss feststellen, dass der Glaube ihrer Kindheit nicht mehr zu ihr passt. Sie ringt darum zu verstehen, wie diese bedrängten Menschen an einen guten und allmächtigen Gott glauben können, obwohl er zulässt, dass sie leiden.

In diesem Buch geht es nicht nur um die Situation der Flüchtenden, die Marianne betreut. Es ist gleichzeitig eine Geschichte darüber, wie es einer österreichischen Familie in ihrer neuen afrikanischen Heimat geht, und außerdem ein Mit-Hineinnehmen in die Überlegungen einer Therapeutin, die so gut wie möglich sowohl für ihre Patienten als auch für ihre Familie da sein will.

Die Beschreibung dieses Buchs könnte vermuten lassen, dass es bei dieser Geschichte vor allem um Flüchtlinge und Korruption geht, doch mindestens genauso viel Raum nehmen die Erfahrungen der Autorin als Therapeutin ein. Immer wieder geht es um einen therapeutischen Ansatz der Autorin, das Lebenshaus.

Der Leser erfährt Interessantes und Hilfreiches über den Umgang mit Schwierigkeiten und Emotionen, über das Gebet, und über die afrikanische Kultur. Gut und herausfordernd bei dieser Geschichte ist die Überlegung, dass jeder Teil einer Wunderkette sein kann, wenn er seinem Gewissen folgt.

Fazit: Nicht nur eine Geschichte über Flüchtlinge, sondern auch die Erzählung einer persönlichen Reise hin zum Glauben, durch das Erleben von Gottes Eingreifen bei leidenden Menschen. Empfehlenswert für Menschen, die sich für menschliche Schicksale und für den Glauben interessieren.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Erinnerungen einer alten Rotkreuz-Schwester

Die Gewandnadel
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Yakob heißt eigentlich Yasser, aber sein Name erinnert an seine libyschen Wurzeln und darüber sprechen seine Eltern nicht. Vor langer Zeit nach Deutschland geflohen, bemühen sie sich nach Kräften „deutsch“ ...

Yakob heißt eigentlich Yasser, aber sein Name erinnert an seine libyschen Wurzeln und darüber sprechen seine Eltern nicht. Vor langer Zeit nach Deutschland geflohen, bemühen sie sich nach Kräften „deutsch“ zu sein.

Als Yakob bei seiner Arbeit in einem Pflegeheim merkwürdige Laute einer alten Dame hört, klingt etwas in ihm an. Kennt er diese Sprache? Mit der Zeit erfährt er mehr, und er versteht, warum diese Frau die Sprache seiner Eltern spricht.

Josefine ist schon 94. Jetzt im Alter wandern ihre Gedanken oft zurück an ihre Zeit in Libyen. Ihre Eltern schicken sie zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach München in eine Schwesternschule, und nach ihrer Ausbildung ist das der Ort, an dem sie dienen soll. Die Umstellung fällt ihr schwer, und sie vermisst ihre Eltern und Freundin. Die Arbeit in diesem heißen Wüstenland ist mühsam. Eine nette Abwechslung sind die kurzen Gespräche mit dem Berber Harun. Doch auf einmal wird er wegen Diebstahl eingesperrt. Josefine und eine befreundete Schwester wollen ihm helfen, doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und Josefine bleibt viel länger als erwartet in ihrer neuen afrikanischen Heimat.

Diese Geschichte ist sehr spannend und erzählt von einem Aspekt der Geschichte Deutschlands, der selten Beachtung findet. Die ruhige Liebesgeschichte bleibt eher im Hintergrund. Wichtige Themen in diesem Roman sind Vergangenheitsbewältigung, Identität und die Versorgung von alten Menschen. Yakob ist in dieser Geschichte ein vorbildhafter Held. Er sieht sich nicht nur als Pfleger, er setzt sich als Begleiter der ihm anvertrauten Menschen für sie ein. Er möchte ihre Vergangenheit verstehen, um ihnen zu helfen besser mit der Gegenwart zurechtzukommen. Dabei bleibt wenig Zeit für ein Privatleben.

Die Geschichte Josefines führt zu einer neuen Verbindung zwischen Yakob und seinen Eltern. Da er sich danach sehnt mehr über die Wurzeln seiner Familie zu erfahren, hilft nicht nur er der alten Dame Josefine, sondern sie hilft auch ihm.

Etwas überraschend bei diesem Buch, das in einem bekannten christlichen Verlag erscheint, ist, dass wenig Bezug auf den Glauben genommen wird. Die wenigen Hinweise auf Gott wirken ach eher fragend oder zweifelnd und scheinen davon auszugehen, dass es nicht nur einen Gott gibt. Vielleicht würde dieses Buch besser zu einem anderen Verlag passen, denn die Geschichte ist sehr gut und wertvoll, doch wer eine christliche Botschaft erwartet, könnte von diesem Buch enttäuscht werden.

Fazit: Eine spannende Geschichte über den Einsatz einer Rotkreuz-Krankenschwester im Dritten Reich, die guten Einblicke in das damalige Geschehen bietet, aber auch Themen wie Demenz und Identität aufgreift. Empfehlenswert!