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Veröffentlicht am 14.11.2022

Originelle, ein bisschen verrückte und spannende Geschichte mit wichtiger Botschaft

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
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„Geschichten handeln oft von guten Menschen, die etwas Schlechtes tun, und diese Geschichte ist keine Ausnahme.“

Harrison ist fasziniert von allem, was mit Sternen und Planeten zu tun hat. Eigentlich ...

„Geschichten handeln oft von guten Menschen, die etwas Schlechtes tun, und diese Geschichte ist keine Ausnahme.“

Harrison ist fasziniert von allem, was mit Sternen und Planeten zu tun hat. Eigentlich ist er ein wirklich netter Junge, der fast alles alles richtig macht. Aber er hat ein großes Problem: Wenn Harrison wirklich wütend ist, sieht er absolut rot, verliert sich in seiner Wut und ist dann nicht mehr ansprechbar.
Bei der Geburtstagsfeier seines Feindes Hector Broom, der ihn immer heimlich piesackt, passiert nach einem von Harrisons Wutanfällen etwas Seltsames. Shelly, eine Astronautin, die mit den Kindern feiert, schenkt Harrison zum Abschluss einen ominösen schwarzen Ballon. Dieser stellt sich als schwarzes Loch heraus. Harrison lässt alles darin verschwinden, was ihm nicht gefällt: ekliges Essen, aggressive Hunde, Schulbücher und sogar Menschen. Doch dann rutschen in das Loch auch versehentlich Dinge, die er eigentlich mag. Ob Harrison es schafft, alles wieder zurückzuholen?

Autor Ben Miller schreibt lebendig, abwechslungsreich und gut verständlich in der dritten Person Vergangenheit. Teilweise ist die äußerliche Textgestaltung dem Inhalt angepasst, wenn die Kinder die Augen zumachen, ist der Text beispielsweise auf dunklem Hintergrund zu lesen, die Wörter eines Countdowns sind in Schlangenlinien gedruckt oder das Wort „Bämm!“ steht in einer Zeile alleine für sich. Die Geschichte wird durch einige hübsche, kleine, individuelle Illustrationen ergänzt, die Szenen aus der Handlung zeigen. Am Anfang jedes Kapitels ist das Bild von Harrison mit seinem schwarzen Luftballon zu sehen.
Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren zum Selberlesen.

Harrison, der Held mit der einen großen Schwäche ist ein Charakter, in den sich viele Kinder bestimmt gut hineinfühlen können. Er kommt mit anderen aus, ist rücksichtsvoll, auf ihn kann man sich verlassen. Nur seine Wutanfälle, die er nicht in den Griff bekommt, machen Harrison zu schaffen. Viele Kindern haben sicher auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie in manchen Situationen die Kontrolle verlieren. Im Laufe der Geschichte gewinnt Harrison einen anderen Blick auf seine Anfälle.

Wird Harrison den Inhalt des Schwarzen Lochs retten können? Seine Mission führt ihn bis nach Chile. Die Idee zur Geschichte ist wirklich phantasievoll, faszinierend, spannend und witzig und regt zu Gedankenspielen an. Gegen Ende wird die Handlung dann ziemlich abgedreht. Aber Harrison lernt dabei einiges über sich selbst, die Wut, Hindernisse im Leben, Mut und Prioritäten. Auch wenn es manchmal ganz schön große Herausforderungen und Ärgernisse zu bewältigen gibt, die das Leben unangenehmer machen, gehören die einfach zu einem erfüllten Leben dazu und irgendwann findet jeder hoffentlich einen Weg damit umzugehen.
„Der Junge, der die Welt verschwinden ließ“ ist ein ungewöhnliches, originelles Kinderbuch, schräg und verrückt, komisch wie aufregend und dabei auch ziemlich klug.

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Eine wunderbare Hausgemeinschaft - humorvolle, warmherzige Freundschaftsgeschichte mit liebenswerten, drolligen Figuren

Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde
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Herr Dachs und die Schnecke Rakete wohnen nun schon länger in der Stadt. Nicht zuletzt durch ihr Zutun ist die Hausgemeinschaft immer enger zusammengewachsen. Als das Ehepaar Horn mit einem besonderen ...

Herr Dachs und die Schnecke Rakete wohnen nun schon länger in der Stadt. Nicht zuletzt durch ihr Zutun ist die Hausgemeinschaft immer enger zusammengewachsen. Als das Ehepaar Horn mit einem besonderen Auftrag für Herrn Dachs auftaucht - das Stopfen von Fußballlöchern in der Wand- kommt Herrn Dachs eine wunderbare Idee, an der alle Bewohner ihre Freude haben. Auch Senor Tortuga, der in einer misslichen Lage steckt, wird mit vereinten Kräften geholfen. Dachs und Rakete müssen zudem ihre Qualitäten als Babysitter beweisen. Und dann erleben sie noch einen Theaterabend, der völlig anders abläuft als die Zuschauer erwarten.

Jörg Isermeyer schreibt kindgemäß und gut verständlich in der Gegenwart. Wörtliche Rede und viele lautmalerischen Ausdrücke gestalten den Text sehr lebendig. Kai Schüttlers bunte, lustige und ausdrucksstarke Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend. Die motivierenden Bilder machen allen Kindern sicher viel Spaß.
Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Wirklich gelungene Charaktere hat sich Jörg Isermeyer ausgedacht. Herr Dachs ist ein kreativer Tüftler wie aus dem Bilderbuch. Er hat immer eine passende Idee auf Lager. Aufgrund seiner gutmütigen, naiven, teils kindlichen Art stolpert er häufig in ziemlich amüsante Situationen.
Seine Freundin Rakete ist etwas vorsichtiger und zurückhaltender, hat aber mittlerweile auch Freude am umtriebigen Leben in der Stadt. Im Haus leben weitere ganz unterschiedliche Personen: die gesellige Oma Käthe, Theaterenthusiast Herr K, die hilfsbereiten Ponys Peter, Paul und Mary oder die quirligen, selbstbewussten Meerschweinchenkinder. In diesem Haus ist immer was los.

Dass das Leben in der Stadt nicht zwingend anonym und einsam sein muss, beweisen Dachs und Rakete. Sie müssen sich an die Gewohnheiten der Städter erst noch gewöhnen und erleben dabei einige schräg-komische Momente, die immer wieder zum Lachen bringen. Herr Dachs zeigt den Städtern, dass man sich manchmal auch auf andere Blickweisen einlassen sollte, denn das kann durchaus bereichernd sein.
„Dachs und Rakete - ein Haus voller Freunde“ ist eine warmherzige, phantasievolle, aufregende, aber dennoch gemütliche Freundschaftsgeschichte, die garantiert die Stimmung hebt. Dachs und Rakete muss man einfach mögen.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Kurzweiliges Detektivabenteuer der teils magischen Art mit fesselndem Finale

Detektei für magisches Unwesen – Drei Helden für ein Honigbrot
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Während in der Welt der Magie zahlreiche Fabelwesen verschwinden und Agent Peggory Jones mehr über ihren Verbleib herausfinden will, sind Jannik und seine Freundinnen Pola und Lulu im realen, sonst so ...

Während in der Welt der Magie zahlreiche Fabelwesen verschwinden und Agent Peggory Jones mehr über ihren Verbleib herausfinden will, sind Jannik und seine Freundinnen Pola und Lulu im realen, sonst so ruhigen Kiesbach mit mysteriösen Honigdiebstählen beschäftigt. Jannik lernt Peggory Jones kennen, schnell erhärtet sich der Verdacht, dass die beiden Fälle irgendwie zusammenhängen. Welche Rolle spielt dabei Janniks neuer Nachbar, der undurchsichtige Herr Grauenmeier? Als die magischen und nichtmagischen Detektive gemeinsam nachforschen, wird es ziemlich brenzlig…

Autorin Lotte Schweizer erzählt kindgemäß, abwechslungsreich und lebendig in der Vergangenheit. Sie verwendet viel wörtliche Rede. Alexandra Helm hat unterhaltsame, drollige schwarz-weiß Illustrationen zur Geschichte gestaltet, die die kleinen Leserinnen und Leser motivieren. Die Kapitel haben mit meist drei bis vier Seiten eine angenehme, lesefreundlich Länge.
Der phantasievolle, originelle, gelungene Buchtitel und das ansprechende, fröhlich-magische Cover passen gut zum Inhalt der Geschichte und wecken die Neugier.
Die Geschichte eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren, zum Selberlesen für Kinder ab acht.

Peggory Jones ist ein ungewöhnlicher Charakter. Der sehr geheime Geheimagent kann so unauffällig sein, dass man ihn übersieht. Er hinterlässt bei den Lesern aber durchaus besonderen Eindruck. Unterstützt wird er von der außergewöhnlich belesenen Leseratte Marianne. Vergleichsweise normal wirken dagegen Jannik, der als Krimifan überall ein Verbrechen wittert, Pola, die selten ohne Kamera auftaucht und Lulu, die eigentlich lernen sollte, aber lieber andere Prioritäten setzt. Sicher findet jedes Kind hier eine Lieblingsfigur, in die es sich gut hineinversetzen kann. Dorfpolizist Olaf sorgt als Running-Gag mit seiner Verfressenheit und dem mangelndem Arbeitseifer immer wieder für lustige Momente.

Ob es die Truppe schafft den Fall der verschwundenen Honiggläser und Fabelwesen zu klären?
Anfangs brauchte es ein wenig, bis ich mich an die speziellen Figuren wie Peggory Jones gewöhnt habe und der vermeintlich harmlose Fall Fahrt aufnimmt. Aber gegen Ende entwickelt sich die Geschichte sehr flott, abenteuerlich und im wahrsten Sinne des Wortes fesselnd. Erstaunlich und auch ziemlich witzig, welche Bekanntschaften die Kinder bei ihren abenteuerlichen Unternehmungen so machen. Insgesamt ein nettes, leichtes, phantasievolles und originelles Kinderbuch mit interessanten Figuren.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Ein Mädchen verschwindet- spannend konstruierter Thriller mit vielschichtiger Thematik

Der Buchhändler
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Buchhändler Erik Lange übernimmt in der bayrischen Kleinstadt Neukirchen eine Buchhandlung. Er lebt sich in der neuen Heimat gut ein. Doch dann verschwindet das neunjährige Mädchen Theresa Brunner eines ...

Buchhändler Erik Lange übernimmt in der bayrischen Kleinstadt Neukirchen eine Buchhandlung. Er lebt sich in der neuen Heimat gut ein. Doch dann verschwindet das neunjährige Mädchen Theresa Brunner eines Morgens spurlos. Sofort beginnen Hauptkommissarin Judith Plattner und ihre Kollegin Pia Meyer, die Erik von früher kennt, zu ermitteln. Schließlich zählt jede Minute. Unterdessen heizt sich in der Nachbarschaft der Brunners die Stimmung auf. Die Bewohner, einst eine so gute Gemeinschaft, verdächtigen sich gegenseitig und auch Erik gerät ins Visier, er scheint ein dunkles Geheimnis zu verbergen. Die Situation droht zu eskalieren…

Petra Johann schreibt gut verständlich, flüssig und abwechslungsreich aus verschiedenen Perspektiven. In der dritten Person berichtet sie beispielsweise von den Ermittlungen, begleitet Judith Plattner und Pia Meyer bei der Arbeit. Sie versetzt sich aber auch in Erik Lange hinein und erzählt dann aus seiner Sicht in der ersten Person. Nach und nach werden aus den einzelnen Hinweisen, Andeutungen, Erinnerungen klare Zusammenhänge ersichtlich.

In Neukirchen herrscht nur vordergründig eitel Sonnenschein. So manche Charaktere haben dunkle Geheimnisse, die im Verlauf der Handlung ans Tageslicht kommen. Buchhändler Erik flieht vor seiner Vergangenheit, Theresas kritische Nachbarin Nora Vogt hadert mit dem Ende ihrer Ehe und der Einsamkeit, ihr Ex-Ehemann Sportlehrer Matthias verliert mitunter die Kontrolle und deren gemeinsame Tochter Pauline nimmt es mit der Wahrheit nicht immer so genau. Kommissarin Judith Plattner hat selbst einen schweren Schicksalsschlag zu verdauen. Während der Ermittlungen erkennt sie Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte. Pia Meyer versteckt ihre Verletzlichkeit hinter einem Berg aus Muskeln. Mir gefällt, dass die meisten Figuren Ecken und Kanten haben.

Was ist mit Theresa geschehen?
Nach und nach wird Theresas Verschwinden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Immer mehr einzelne Aspekte und komplexe Zusammenhänge werden dabei offensichtlich. Die Auflösung ließ mich überrascht und auch ein wenig erschüttert zurück. Der Kriminallfall ist stimmig und logisch konstruiert. Die erzählerische Darstellung des Finales hat allerdings aus dramaturgischer Sicht kleine Schwächen, ganz zum Schluss geht durch den Perspektivwechsel und die damit verbundene Wiederholung etwas Spannung verloren. Insgesamt dennoch ein packender, gekonnt aufgebauter Thriller, der viele aktuelle Themen u.a. Leistungsdruck in Schulen anspricht und seine Leser durch die temporeichen Entwicklungen und Multiperspektivität durchgehend bei der Stange hält.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Eine Löffelliste, zwei vermeintliche Feinde - Komplizierte, aber unterhaltsame Liebesgeschichte mit besonderer Erzählweise

Zehn Jahre du und ich
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„Während der letzten Jahre war ich nur noch eine leere Hülle. Ich war kaputt, so richtig, und ich will mich wieder zurückhaben. Dafür bin ich dir keine Erklärung schuldig, und ich schulde dir schon gar ...


„Während der letzten Jahre war ich nur noch eine leere Hülle. Ich war kaputt, so richtig, und ich will mich wieder zurückhaben. Dafür bin ich dir keine Erklärung schuldig, und ich schulde dir schon gar keine Entschuldigung dafür, dass ich mein Leben leben möchte.“

Charlie und Becca kennen und hassen sich schon lange. Charlies Verlobte Ally, die viel zu jung nach schwerer Krankheit starb, war Beccas beste Freundin. Eigentlich müssten sich Charlie und Becca nun nicht mehr sehen, doch Ally hatte andere Pläne: Charlie und Becca sollen gemeinsam ihre Löffelliste abarbeiten. So treffen sich die beiden Streithähne jedes Jahr, um Allys Wünsche zu erfüllen. Mit ungeahnten Folgen…

Pernilla Hughes schreibt klar und flüssig in der dritten Person Vergangenheit, aus der Perspektive ihrer beiden Hauptfiguren Carlie und Becca. Es werden alle Ereignisse im Zusammenhang mit Allys Bucketliste erzählt, beginnend im Jahr 2011 bis ins Jahr 2020. Meist werden pro Jahr nur ein oder zwei Tage thematisiert, die, an denen sich die beiden Protagonisten ob geplant oder zufällig treffen. Der Aufbau des Romans erinnert ein wenig an David Nicholls „Zwei an einem Tag“.

Becca versucht, als Schauspielerin Fuß zu fassen, doch die Rollen bleiben aus. Nicht nur mit Charlie hat sie Probleme, die Beziehung zu ihrer Mutter, die sie im Alter von neun in die Obhut ihrer eigenen Mutter gab, ist auch konfliktbehaftet und recht kompliziert. Becca kann einerseits extrem stur und willensstark sein, weiß aber andererseits manchmal selbst nicht, was sie eigentlich will. Auch Charlie ist unsicher, lässt sich häufig von anderen beeinflussen. Er ist beispielsweise manchmal nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen und lässt es dann eine Münze für ihn tun. Beide Hauptfiguren haben eindeutige Schwächen, sind nicht unfehlbar, sondern werden menschlich mit all ihren Stärken und Fehlern dargestellt. Sie wirken authentisch. So wenig sich beide verstehen, so sehr teilen sie ihre Liebe für Ally, die die beiden für immer miteinander verbinden wird.

„Zehn Jahre Du und ich“ ist nicht ganz so originell und berührend wie „Zwei an einem Tag“ und ist gerade im Mittelteil etwas langatmig geraten. Ich habe habe Beccas und Charlies interessante, bewegte Achterbahn-Geschichte dennoch alles in allem recht gerne gelesen. Die Erzählweise, dass sich die Handlung immer nur an ein oder zwei Tagen eines Jahres weiterentwickelt, hat mir gut gefallen. Auch wenn sich Charlie und Becca zwischendurch ziemlich heftige Vorwürfe an den Kopf werfen, hier längst nicht alles eitel Sonnenschein und rosa Zuckerguss ist, ist das Buch ein Roman für alle Romantiker, die noch an die große Liebe glauben möchten. Echte, tiefe Liebe verzeiht nämlich vieles….

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