Das Leben nach dem Popstarruhm
Die Träume anderer LeuteMeine Meinung und Inhalt
Ich wollte gern die Frau sein, die andere Frauen googeln würden auf der Suche nach Gegengiften. Aber ich war es nicht. Ich war müde und traurig und verbeult, und ich hatte ...
Meine Meinung und Inhalt
Ich wollte gern die Frau sein, die andere Frauen googeln würden auf der Suche nach Gegengiften. Aber ich war es nicht. Ich war müde und traurig und verbeult, und ich hatte die berechtigte Angst, eine neue Runde von Tiefschlägen nicht zu überstehen. (ZITAT)
Album, Promotion, Tour. Beinahe zwanzig Jahre lang bestimmt die Dynamik des Musikbetriebs Judith Holofernes‘ Leben. In dieser Zeit wird sie, mit Wir sind Helden und ihrem Soloprojekt, zu einer der bekanntesten und prägendsten Sängerinnen ihrer Generation. In ihrem autobiografischen Buch blickt sie jetzt zurück auf die Zeit nach den Helden, auf Krisen, Träume und eine wegweisende Entscheidung – und zeigt sich dabei als feinsinnige Erzählerin.
Mit großer Klarheit und Zartheit und dem ihr eigenen Witz schreibt Holofernes über Fluch und Segen des frühen Erfolgs der Helden; über die Vereinbarkeit von Familie und Frontfrausein; über die öffentliche Wahrnehmung des eigenen Körpers, das Aufwachsen mit ihrer lesbischen Mutter in Freiburg; über die tiefen Einschnitte in ihrem Leben, die Zweifel, den Schmerz. Immer wieder geht es auch um die Musikbranche, um das Verhältnis zu ihren Fans, eigenartige Konzerte im Hellen, aber auch um die starren Mechanismen des Betriebs und den Sexismus.
Eindrücklich zeigt Judith Holofernes in »Die Träume anderer Leute«, wie sie sich nach und nach aus den kommerziellen Zwängen und der Enge des Musikbetriebs befreit hat. Wie sie zu der Künstlerin wurde, die sie so lange sein wollte – und damit ihr Leben zurückbekam.
Mich hat als erstes das schöne auffallende Cover angesprochen. Die Autorin ist mir von der Band Wir sind Helden bekannt und deshalb hat mich das Hörbuch ebenfalls interessiert. "Die Träume anderer Leute" entpuppt sich als eine bewegende und sehr lesenswerte / hörenswerte Autobiografie von einer beeindruckenden und starken Frau. Das Buch handelt vom Verlieren und Finden, von Erfolg und Misserfolg, von Liebe und Schmerzen.
Es ist sprachlich sehr unterhaltsam und authentisch. Holofernes gibt ehrliche (!) Einblicke in die nicht einfache Musikbranche und das Tourleben der letzten "Heldenjahre", vor allem mit zwei Kleinkindern zeigt sich, dass es mehr als nur eine Herausforderung ist. Man muss kein Fan oder, wie der Autor dieser Zeilen, nur gelegentlicher Hörer von Wir Sind Helden sein, um dieses Buch wertschätzen zu können.
Judith Holofernes, ehemals Frontfrau und Texterin der Band Wir sind Helden, hat seit dem Helden-Aus zwei Soloalben (Ein leichtes Schwert und Ich bin das Chaos) und ein Buch mit Tiergedichten veröffentlicht (Du bellst vor dem falschen Baum). Seit ihrem Rücktritt vom Musikbusiness 2019 ist sie crowd-basierte Künstlerin, unterstützt durch monatliche Abos ihrer Community auf der Plattform Patreon. In ihrem Podcast Salon Holofernes spricht sie außerdem regelmäßig mit anderen Künstler*innen über ihre kreative Arbeit.