Ocean State
Ocean StateOcean State – Stewart OˋNan
Wäre da nicht dieser eindrucksvolle erste Satz, könnte man den Eindruck haben, eine ganz gewöhnliche Teenie-Liebesgeschichte zu lesen. Mit den typischen Auf und Abs. Doch da ...
Ocean State – Stewart OˋNan
Wäre da nicht dieser eindrucksvolle erste Satz, könnte man den Eindruck haben, eine ganz gewöhnliche Teenie-Liebesgeschichte zu lesen. Mit den typischen Auf und Abs. Doch da ist dieser allererste Satz:
„Als ich im achten Schuljahr war, half meine Schwester dabei, ein anderes Mädchen zu töten.“ (Seite 9)
Im Prinzip ist damit alles gesagt. Der Roman beschäftigt sich mit den Umständen, die zu dieser Tat führten und hinterher, den Folgen.
Es ist die Geschichte von vier Mädchen bzw. Frauen am unteren Ende der Gesellschaft, die den berühmten American Dream nur träumen können. Drei von ihnen versuchen, bewusst oder unbewusst, einen sozialen Aufstieg durch wohlhabendere Männer zu erreichen. Vor diesem Hintergrund schlägt nun auch noch die Liebe zu: Sowohl Angel als auch Birdie lieben denselben jungen Mann, der mit beiden spielt. Mit fürchterlichen Folgen.
Tatsächlich fand ich die Hinführung zur Tat etwas zu lang. Ein ewiges Hin und Her in dieser unglückseligen Dreierbeziehung. Das hätte man meiner Meinung nach etwas abkürzen können.
Den angenehm nüchternen Schreibstil des Autors mochte ich allerdings sehr. Die Frauen erzählen abwechselnd, was die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Sehr interessant auch, da man das spätere Opfer dadurch sehr gut kennenlernt. Eine wundervolle Beobachterin ist Angels kleine Schwester Marie und deren Liebe zum Roman „Wer die Nachtigall stört“.
Überhaupt hat der Autor ein feines Gespür für die Beziehungen der Frauen untereinander und ihre Beweggründe. Es dauerte etwas bis sich die Atmosphäre entfaltete, doch dann hatte mich der Sog dieser Geschichte erwischt.
Ein nachdenklicher und ernster Roman, der mich sehr angesprochen hat. 4 Sterne und eine Leseempfehlung von mir!