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Veröffentlicht am 14.11.2022

Annis Geschichte

Das letzte Versprechen
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Ihre so tiefberührende Lebensgeschichte erzählt Anni Eckardt der Autorin Hera Lind, die – wie diese selber sagt – sich lange nicht an diesen so aufwühlenden Stoff herangetraut hat. „Ein Ozean reicht nicht ...

Ihre so tiefberührende Lebensgeschichte erzählt Anni Eckardt der Autorin Hera Lind, die – wie diese selber sagt – sich lange nicht an diesen so aufwühlenden Stoff herangetraut hat. „Ein Ozean reicht nicht für meine Tränen…“ Nachdem ich das Buch zugeklappt habe, kann ich Annis Wort verstehen.

Weihnachten 1944 beginnt die Odyssee der fünfjährigen Anni, die bis dahin friedlich im Kreise ihrer Familie lebt. Die Donauschwaben wollen sie ausrotten, sie hatten im damaligen Jugoslawien ihrer Meinung nach nichts zu suchen. Annis Mutter wurde mit den anderen jungen Frauen und Mädchen zusammengetrieben, in einen Viehwagen verfrachtet, einer ungewissen Zukunft entgegen. „Lass Anni nie aus den Augen“ schreit sie ihrer Schwiegermutter noch zu. Kurze Zeit später ereilt den Kindern dasselbe Schicksal, Annis heiß geliebte Oma kann sich gerade noch in den fahrenden Wagon zu ihrer Enkelin hinaufziehen.

Bis ins hohe Alter erfahre ich von einer starken Frau, die immer für andere da ist, sich immer hintanstellt. Das Leben spielt ihr übel mit, sie lässt sich nie unterkriegen, sie hat ihre Oma und auch ihren Opa väterlicherseits an ihrer Seite. Auf sie kann sie bauen, sie lassen sie nie im Stich. Auch aus Amalies Blickwinkel – Annis Mutter – wird die schier unmenschliche Geschichte erzählt. Wie kann ein Mensch so viel aushalten? Sie wird nach Sibirien verschleppt, viele Frauen überleben das Arbeitslager nicht. Diejenigen, die doch aus diesem Martyrium herauskommen, sind zeitlebens gebrochen.

Hera Linds Roman nach einer wahren Geschichte ist sehr ergreifend. Was kann ein Mensch aushalten? Von den Donauschwaben habe ich zwar gehört und doch waren sie mir in dieser Gänze nicht bekannt. Geschichtsunterricht gibt es zwischendurch in Form von Gesprächen von Oma und Opa, die Anni viel Informatives erzählen. Diese längeren Passagen wirken jedoch zu aufgesetzt. Ein kleines Mädchen ist mit dieser Art Aufklärung überfordert, sie begreift dies schlichtweg nicht. Dieses Stilmittel dient wohl dazu, den Lesern kompaktes Wissen zu vermitteln, was schon interessant ist, diese Gesprächsform hat für mich jedoch so gar nicht gepasst.

Der geschichtliche Hintergrund, die schmerzhafte Lebensgeschichte, vermengt mit Fiktivem ist sehr ergreifend. „Das letzte Versprechen“ hat mich sehr berührt, sie hat mich so manches Mal innehalten lassen und erschüttert, zum Schluss auch versöhnt. Uns so lege ich meinen ersten Roman von Hera Lind zur Seite. Das Titelbild sehe ich danach mit ganz anderen Augen, es kann nicht annähernd die Tragik dessen wiedergeben, was ich soeben gelesen habe.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine Karrierefrau, wie sie im Buche steht

Frau in den Wellen
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Beatrix Kramlovsky erzählt von der „Frau in den Wellen“, von Joni, einer erfolgreichen Frau, die – so scheint es mir – stets sich selbst als erstes sieht. Sie ist unkonventionell, willensstark, sie ist ...

Beatrix Kramlovsky erzählt von der „Frau in den Wellen“, von Joni, einer erfolgreichen Frau, die – so scheint es mir – stets sich selbst als erstes sieht. Sie ist unkonventionell, willensstark, sie ist selbstbestimmt und über die Maßen selbstbewusst. „Ihr solitäres Leben wäre Beweis für Überheblichkeit und Bindungsangst…“ so wird sie von außen betrachtet.

Warum ist Joni so, wie sie ist? Die Kindheit prägt – natürlich! Sie ist ganz anders als ihre Eltern und doch ist sie ihnen in ihrem Freiheitsdrang sehr ähnlich. So nach und nach erfahre ich mehr von ihr, sie begibt sich auf die politische Ebene mit Georg, er nimmt sie mit nach Ostberlin in seiner Funktion als Diplomat. Gattin sein ist ihr nicht genug, da kann ich sie gut verstehen. Sie will mehr, auch ihre Tochter steht ihr dabei nicht im Weg, gibt es doch noch den Vater dazu. Und hinter ihm steht seine österreichische Familie, da kann Joni unbesorgt um die Welt jetten. Joni habe ich als selbstbewusste, ja als egoistische Karrierefrau wahrgenommen, die sich gerne selbst beweihräuchert, die groß denkt, für das tägliche Allerlei jedoch keine Zeit verschwenden will. Eine Frau, die alles erreicht hat und mit ihren Kindern glänzen kann, ihnen den Alltag jedoch strikt verweigert. Sie ist einfach nicht da. Auch als ihr Sohn geboren wird, hält sie nichts in der Bürgerlichkeit. Sie widmet sich voll und ganz ihrer Karriere, die Kinder werden in den wenigen gemeinsamen Stunden mit Luxus überschüttet.

Diese Frauen mag es geben, keine Frage. Aber eher legt so ein konsequentes Verhalten ein Mann an den Tag und wird von seiner Frau, seiner Familie nach Kräften unterstützt. Hier ist es umgekehrt und schon wird „Die Frau in den Wellen“ kritisiert.

Aus mehreren Blickwinkeln betrachte ich Joni. Sie erzählt sich selbst ihre Gedanken, spricht über ihr Leben. Über die weltoffene Frau mit ihren globalen Kontakten, auch über ihre Rolle als Mutter zweier Kinder, die eher mit Abwesenheit glänzt als das sie für sie da wäre. In diesen kursiv gehaltenen Passagen habe ich zwar viel von ihr erfahren und doch waren mir diese Eindrücke zu steril, zu fremd. Gelesen habe ich sie dennoch, war aber jedes Mal froh, wenn diese ihre Zwiesprache mit sich selbst ein vorläufiges Ende hatte.

Ein weiterer Erzählstrang widmet sich dem Cybermobbing und seinen Auswüchsen, die ins echte Leben abgleiten. Diese Einblicke waren sehr interessant, die Wirklichkeit in den gar nicht so sozialen Foren spricht genau diese Sprache.

Überfrachtet war Jonis Weltbild mit politischen und gesellschaftlichen Einwürfen, die allesamt in diese Zeit passen. Überfrachtet deswegen, weil vieles angeschnitten wurde und doch keine Tiefe fand.

„Eine Frau geht ihren eigenen Weg und zahlt dafür einen Preis.“ So wird das Buch beworben. Aber welcher Preis ist damit gemeint? Sie nimmt sich alles, lässt für die anderen nur das übrig, was sie sowieso nicht will. Nein, einen Preis zahlt sie nicht, den zahlen eher die anderen.

Für das Buch habe ich mir Zeit gelassen, die Person Joni mochte ich meistens nicht. Ihre Geschichte ist gut erzählt und auch da mochte ich die Selbstgespräche am wenigsten, sie waren mir zu langatmig. Es ist kein Buch, das ich mal so nebenbei lese. Nicht mal eins, das ich am Stück konsumiere, mir kurz Gedanken mache, ein paar Zeilen schreibe und – das Nächste bitte! Nein, in Jonis Geschichte musste ich mich hineinfinden. Es war nicht immer einfach, zu sperrig waren viele Seiten. Das antiquierte Rollenbild wird hier aufgebrochen, keine Frage. Aber mit welchen Mitteln? Eine starke Frau mit Anhang kann immer nur dann stark sein, wenn andere für sie bedingungslos da sind. Und so ein Agieren nenne ich verantwortungs- und rücksichtslos. Das hat nichts mit Stärke zu tun.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Ein Leben voller Anekdoten

Kerl aus Koks
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Das, was Onkel Hans ihm zu sagen hat, hat es in sich: „Die Dame hier ist deine Mutter. Sie ist gekommen, um dich mitzunehmen.“ Den Münchner Wursthimmel lässt er hinter sich, es geht auf direktem Wege ...

Das, was Onkel Hans ihm zu sagen hat, hat es in sich: „Die Dame hier ist deine Mutter. Sie ist gekommen, um dich mitzunehmen.“ Den Münchner Wursthimmel lässt er hinter sich, es geht auf direktem Wege nach Dortmund zu den Kumpels.

In fünf Staffeln erzählt Michael Brandner alias Paul Brenner sein bisheriges Leben. Wobei mir die erste Etappe von 1952 bis zum Jahre 1965 am besten gefallen hat. Hier ist er Kind und erzählt seine Geschichte aus Kindersicht. Ein Roman mit biographischen Zügen ist es, was ich hier lese und der kleine Paul hat es mir sofort angetan. Seine ewig unzufriedene und nörgelnde Mutter, die immer etwas Besseres sein will und dies sich auch für Paul wünscht, ist treffend skizziert. Helmut, der zwar sein angeheirateter Stiefvater ist, ist ein Goldschatz, einen besseren Vater hätte Paul sich nicht wünschen können. Ewig hätte ich so weiterlesen können, ich hab mich wohlgefühlt trotz der nicht einfachen Mutter.

Und dann wird Paul flügge, strebt immer mehr dem Erwachsenwerden zu. Er wird einberufen, der Wehrdienst ist noch Pflicht. Und schon hat er ein Problem – die Haare müssen rappelkurz sein, aber ohne ihn! Gewitzt, wie er nun mal ist, legt er sich ne Perücke zu und kommt fast durch. Fast! Die „Schleifer“ kennen keine Gnade, nicht jedem gefällt das. Hier wird der Ton ernster, nachdenklicher.

Er ist ein kluges Köpfchen und doch hat er es nicht so sehr mit dem Lernen, die Welt wartet. Und mit ihr all die Verlockungen, die alle – wirklich alle – ausprobiert werden wollen. Seien es die Trips nach Amsterdam mit all ihren Coffeeshops, überhaupt die Drogen. Und natürlich – wie könnte es anders sein – steht die holde Weiblichkeit Schlange. Eine nach der anderen will vernascht werden, manchmal geht es etwas wilder und durcheinander zu. Ein richtiger Teufelskerl ist Paul! Dazwischen blitzt das gesellschaftliche und politische Zeitgeschehen durch, auch viele Bekannt- und Berühmtheiten werden erwähnt. Er sagt irgendwann von sich selbst, er sei ein Allroundstümper. Sowas gefällt mir schon, es ist ja auch was Wahres dran, wenn ich dem Gelesenen nachspüre.

Ein Leben der Extreme ist zeitweise Dauerzustand, es wiederholt sich alles, auch wenn die Gespielinnen und zuweilen die Örtlichkeiten wechseln. Auch wenn es durchweg unterhaltsam ist, so ist hier mein Interesse ziemlich auf dem Nullpunkt angelangt. Irgendwann kommt er dann an, er wird doch noch sowas wie häuslich, auch wenn ein Schauspieler viel unterwegs ist.

Der „Kerl aus Koks“ hat mir als Lausbub am meisten zusagt. Das Titelbild zeigt einen so liebenswerten kleinen Mann, dem der Schalk direkt aus den Augen blitzt. Die fast wahre Geschichte von demjenigen, dessen Konterfei in „Hubert mit und ohne Staller“ als Dauerbrenner allgegenwärtig ist, ist ausgelesen. Paul hat nichts ausgelassen. Nach seiner Kindheit ist seine Geschichte zu breit gewalzt worden, die Exzesse waren im Endeffekt ähnlich. Das hat dem ganzen „fabulösen Roman“ dann doch geschadet.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Grenzüberschreitungen

SCHNEE
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Salvör. Der Name sagt ihm nichts. Vaters Haus ist verkauft und von den neuen Besitzern hat er einen erdverkrusteten Kinderschuh bekommen, der gerade noch lesbare Namen war in einen winzigen Stoffstreifen ...

Salvör. Der Name sagt ihm nichts. Vaters Haus ist verkauft und von den neuen Besitzern hat er einen erdverkrusteten Kinderschuh bekommen, der gerade noch lesbare Namen war in einen winzigen Stoffstreifen eingestickt. Genau so, wie die Mutter ihre Sachen gekennzeichnet hatte. Sie haben ihn bei Grabungsarbeiten im Garten gefunden. Dieser Kinderschuh zieht sich wie ein unsichtbarer rosa Faden durch die vielschichtige Geschichte, das Hauptaugenmerk liegt jedoch eher auf dem Suchtrupp, welcher nach einer verschollenen Gruppe unerfahrener Wanderer sucht. Begleitet wird dieser Bodentrupp aus der Luft, das hierfür eingesetzte Flugzeug tankt zwischendurch auf der Radarstation der Küstenwache auf. Diese Station ist mit zwei Mitarbeitern besetzt - hier geschehen seltsame Dinge, auch wenn nur einer der beiden damit konfrontiert ist. Oder sind das eher Halluzinationen? Sollte er das – vermeintlich – Gehörte und Gesehene für sich behalten?

Ich hatte schon Anlaufschwierigkeiten. Es begann eher als Erzählung, als ein Kennenlernen der einzelnen Charaktere, wobei sie alle angenehm und sympathisch rüberkamen. Alle - bis auf die Tourengeher, diese waren eher abgehoben, ihren Anführer konnte ich am wenigsten einschätzen, von ihm wurde nicht viel erzählt, er blieb durchweg nebulös.

Die Handlung wird einmal aus Sicht der Tourengeher erzählt, dazwischen erfahre ich von der Suche nach ihnen eine Woche später. Zum Suchtrupp gesellen sich neben den Polizisten auch Freiwillige und jene, die als Experten hierfür angereist sind. Die Beschreibung des isländischen Hochlands in all seiner Weite und Einsamkeit, weit und breit keine menschliche Spur, vereinzelt ein Rentier, spiegelt eine frostige Stimmung wider, die sich gut in die Story einfügt. Man spürt die Kälte, den beißenden Wind und auch die Ausweglosigkeit. Wohin man schaut ist Schnee…

…und das schwarze Cover müsste dem Titel nach in hellem Weiß erstrahlen. Eigentlich! Es ist aber schwarz, auch SCHNEE, der Titel, verfärbt sich vom Hellen ganz bald ins Dunkle. Genau so, wie die Story sich zunehmend verdunkelt.

Neben der Suche spielt sich eine zweite, viel Raum einnehmende Handlungsebene, auf der Radarstation der Küstenwache, ab. Lange wird nicht klar, was diese mysteriösen Vorkommnisse in und um die Station mit der Suche nach den Verschollenen auf sich hat, außer das hier – wie schon erwähnt – das Suchflugzeug auftankt. Dieser Part ist so unheimlich wie unerklärlich, die Beklemmung ist deutlich spürbar.

Nach dem langatmigen Einstieg entwickelt sich die Story, sie wird gut und interessant erzählt. Auch die Cliffhanger an den Kapitelenden erzeugen zusätzliche Spannung, jedoch bin ich mit dem Schluss so gar nicht zufrieden. Hier fügt sich nichts zusammen, es ist eher ein brachiales Ende der einzelnen Erzählstränge und genau deshalb kann ich nur 3 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Netter Krimi für zwischendurch

Dunkle Gemäuer
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Nach „Kalte Lügen“ aus der Feder von Julia Bernard führt sie ihre Leser nun in „Dunkle Gemäuer“ - ein Baden-Krimi. Schon das Cover mutet ganz schön gespenstig an. Das Willstätter Horrorhaus - es ist Kulisse ...

Nach „Kalte Lügen“ aus der Feder von Julia Bernard führt sie ihre Leser nun in „Dunkle Gemäuer“ - ein Baden-Krimi. Schon das Cover mutet ganz schön gespenstig an. Das Willstätter Horrorhaus - es ist Kulisse für einen Film. Im früheren Siechenhaus geht immer noch Hildebrandt um, dessen sind sie sich sicher. Darum drehen sie ausschließlich tagsüber und behelfen sich mit lichtundurchlässigen Pappfensterläden, so machen sie den Tag zur finsteren Nacht. Als Mona, die Kamerafrau, verschwindet, wird Suzanne Griesbaum engagiert, ihres Zeichens Privatermittlerin, ihr zur Seite steht Henry Marbach.

Und da war die Sache mit dem Leuchten. Kurz bevor in dem Haus jemand stirbt, leuchtet ein geheimnisvolles grünes Licht. Das Hildebrandtslicht. Das Gerücht hält sich hartnäckig – was ist da dran? Auch ein Strichmännchen hat die Filmcrew entdeckt, dessen Kopf nach unten hängt, wie abgeknickt. In früheren Zeiten hat Hildebrandt hier gewütet, viele sind umgekommen, alle mit Genickbruch.

Im Keller dann wird Mona gefunden, sie ist tot – Genickbruch, was sonst! Ist sie die steile Treppe hinuntergestürzt? Nicht nur die Privatermittler sind an dieser mysteriösen Sache dran, auch die Polizei ermittelt. Verdächtige gibt es viele, allen voran Gerard, Monas Ehemann. Aber kann er wirklich mit dem Tod seiner heiß geliebten Frau zu tun haben? Ihre Schwester, der Hausmeister, ein Drehbuchautor, Schauspieler, auch Petrow, der Regisseur – sie alle sind verdächtig, jeder hat mindestens ein Motiv.

Keine zehn Pferde hätten mich in dieses Haus gebracht, auch wenn es mich beim Lesen so gar nicht gegruselt, Horror-Feeling sich dabei so gar nicht eingestellt hat. Spannend war das Buch trotzdem, bis fast zuletzt schlich sich in meine Gedanken immer wieder ein Verdächtiger ein, um dann doch wieder meine Zweifel zu haben. Jeder könnte es gewesen sein, keiner hat eine astreine Weste.

Der Baden-Krimi versprüht viel Charme, gerade wenn es um den Badener Dialekt geht, der wohl dosiert eingestreut wird. Auch wenn man diesen Dialekt nicht spricht, versteht man doch (fast) alles. Einen richtig bodenständigen Typen gibt es hier nicht, die Charaktere sind allesamt leicht überzeichnet dargestellt. Suzanne in ihrer unerschrockenen Art bringt sich so manches Mal in arge Bedrängnis. Auch Henry hat so seine Eigenheiten, die schon seltsam anmuten. Und doch habe ich über so manche Szene geschmunzelt. Ja, alle haben sie ihre Macken. Auch und vor allem Suzanne und ihr Dahinschmachten, sobald es um ihren Liam geht. Denn neben der Ermittlungsarbeit waren sie und ihr großer Schwarm Liam, ein Star der Death Metal-Szene, allgegenwärtig. Dieses pubertäre Gehabe war eindeutig zu viel, es hat der Story viel Potenzial geraubt. Weniger wäre hier wesentlich mehr gewesen!

Ansonsten ein netter Krimi für zwischendurch, der mich schon unterhalten hat, mit einem gut gemachten Cliffhanger.

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