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Veröffentlicht am 11.07.2017

Die Falle

Die Falle
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Die traumatisierte Autorin Linda Conrads lebt in einem Haus am Starnberger See. Abgekapselt. In ihrer eigenen Welt.

"Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine ...

Die traumatisierte Autorin Linda Conrads lebt in einem Haus am Starnberger See. Abgekapselt. In ihrer eigenen Welt.

"Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine Welt gäbe." (S.5)

Melanie Raabe schreibt poetisch und webt dabei ein Netz aus wunderschöner Sprache und rhetorischen Figuren um die Seele einer einsamen, traurigen, traumatisierten Frau, deren Haus ihre eigene Welt ist.

"In meiner Welt ist es Sommer wie Winter exakt 23,2 Grad warm. In meiner Welt ist immer Tag und niemals Nacht. Hier gibt es keinen Regen, keinen Schnee, keine kaltgefrorenen Finger. In meiner Welt gibt es nur eine Jahreszeit, und ich habe noch keinen Namen für sie gefunden.
Diese Villa ist meine Welt. Das Kaminzimmer ist mein Asien, die Bibliothek mein Europa, die Küche mein Afrika. Nordamerika liegt in meinem Arbeitszimmer. Mein Schlafzimmer ist Südamerika, und Australien und Ozeanien liegen auf meiner Terrasse. Nur ein paar Schritte entfernt, aber vollkommen unerreichbar.
Ich habe das Haus seit 11 Jahren nicht mehr verlassen." (S.5 f.)

Melanie Raabe spielt mit Worten und Metaebenen. Eine Welt in der Welt der Protagonistin. Ein Buch in einem Buch. Deadlines, die die Protagonistin vom Selbstmord abhalten.

Melanie Raabe spielt aber auch mit dem Leser. Stimmt die Geschichte, die die Autorin Linda Conrads erzählt? Träumt die Protagonistin gerade? Was ist Realität und was Fiktion?

"Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mir selbst zu hundert Prozent vertrauen kann." (S. 44)

Eine geniale Idee in einer großartigen Umsetzung mit einer faszinierenden Protagonistin. Kurz gesagt: ein sehr empfehlenswertes Buch!

Veröffentlicht am 11.07.2017

Im Licht der Nacht

Im Licht der Nacht
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Die Dance Academy in Tarnek birgt ein Geheimnis. Ein finsteres Geheimnis, von dem Alicia, die sich freut dort angenommen worden zu sein, noch nichts ahnt. Schon ihre Ankunft dort ist nicht so, wie sie ...


Die Dance Academy in Tarnek birgt ein Geheimnis. Ein finsteres Geheimnis, von dem Alicia, die sich freut dort angenommen worden zu sein, noch nichts ahnt. Schon ihre Ankunft dort ist nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. Sie wird nicht, wie verabredet, abgeholt, sondern muss den ganzen Weg nach oben laufen. Dort oben thront die Tanzschule, lila angestrahlt, fernab von der restlichen Zivilisation. Unterwegs lernt sie einen mysteriösen Jungen namens Jannes kennen. Ist Jannes nur ein Macho oder lohnt es sich ihn näher kennen zu lernen?
Mara Lang schreibt leicht und locker, lädt zum Träumen ein und ist dabei genial humorvoll. Die Charaktere gewinnt man schnell lieb. Sie haben ihre Stärken und Schwächen, sind also dreidimensional.
Schnell bildet sich in der Tanzschule eine Clique. Alicia ist sehr ehrgeizig, ist aber trotzdem auch mit ganzem Herzen für ihre Freunde da. Deanna wird ihre beste Freundin. Sie hat einen Notierzwang, ist neugierig und allem gegenüber aufgeschlossen. Und dann sind in der Clique noch die Jungs, die durchgehend lustig und charmant sind. Nur Jannes, der ist irgendwie anders. Auch die Gräfin, Leiterin der Tanzschule, hat etwas mysteriöses an sich. Warum wollen die Schüler, die bei ihr privat tanzen, nicht damit aufhören, obwohl es sie scheinbar krank macht?
Ich bin wirklich begeistert von dem Buch gewesen und habe es richtig durchgesuchtet. Natürlich gibt es hier auch ein paar Schwächen.Manchmal ist es zu gewollt lustig oder es wird einfach zu viel geschrieben. So war mir das Ende einfach ein bisschen zu viel. Aber das machen die genialen Charaktere schnell wieder wett.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Bittersweet

Bittersweet
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Diese Rezension beginnt mit dem ersten Eindruck. Der erste Eindruck ist entscheidend. Bei Covern ist es meist so, dass sie eine Art bildhafte Zusammenfassung des Inhalts sind. Bei Menschen ist es so, dass ...

Diese Rezension beginnt mit dem ersten Eindruck. Der erste Eindruck ist entscheidend. Bei Covern ist es meist so, dass sie eine Art bildhafte Zusammenfassung des Inhalts sind. Bei Menschen ist es so, dass der erste Eindruck oft nicht stimmt. "Looks can be deceiving." Meist ist nichts so, wie es zunächst scheint.
Das Cover von "Bittersweet" passt gut zu seinem Inhalt. Hier wird eine zwielichtige Stimmung eingefangen. Irgendwie wirkt die Atmosphäre bedrohlich. Da steht ein hübsches Haus am See, aber der Betrachter spürt, dass bald etwas passieren wird.Und dann bleibt der Blick beim "süß" wirkenden Schriftzug des Titels hängen. Bitter (der bedrohlich wirkende Augenblick) und Sweet (die hübsch verschnörkelte Schrift).
Dann liest der Leser den ersten Satz. "Bevor sie mich hasste, bevor sie mich liebte wusste Genevra Katherine Winslow nicht, dass ich überhaupt existierte." Und schon ist man in der Geschichte gefangen. Was ist passiert, dass solche intensiven Gefühle aus einem anfänglichen Ignorieren entstehen ließ? Hass und Liebe. Kontraste, die aufeinanderprallen.
Wie diese zwei Frauen. Man hat sofort das Gefühl, dass auch die beiden Frauen bitter und süß sind. Mabel ist süß naiv. Ev ist bitter und traurig. Obwohl Ev reich ist und eigentlich alles hat, hat ihr die Welt nicht gut getan. Ihr Cousin hat sich erschossen. Viele Kontraste bilden den ersten Eindruck und bauen eine Spannung auf.
Der Mensch sehnt sich nach dem Paradies. Nach dem Perfekten, dem Idyllischen. So auch Mabel. Für sie ist dieses Perfekte in der Familie ihrer Zimmergenossin Ev verkörpert. Ev und die Familie Winslow leben in einer Idylle, die sich Winloch nennt. Doch der Schein trügt.

"Traue niemandem." (S. 176)

Mabel liest während ihres Aufenthalts in Winloch John Miltons "Das verlorene Paradies". Zumindest versucht sie es, denn sie kann sich nicht richtig darauf konzentrieren und der Text ist ihr zu schwer. Doch das Buch ist ein Sinnbild für die Geschichte, die die Autorin hier erzählen möchte.

"Natürlich wusste ich, dass Adam und Eva keine Sorgen und keine Scham kannten, bevor sie in den Apfel bissen. Ich wusste, dass der Sündenfall darin bestand, dass sie vom Baum der Erkenntnis aßen. Ich wusste dass Gott sie deswegen aus dem Paradies vertrieb. Und dass wir die Nachgeborenen, deswegen keinen Zugang mehr zum Garten haben. (...) Nie können wir vergessen. Doch es gibt kein Zurück." (S. 191)

So ist das auch mit dem ersten Eindruck. Der Mensch hat ein perfektes Bild von seinem Gegenüber, erträumt sich eine perfekte Idylle. Doch der erste Eindruck täuscht. Es passiert etwas, das Perfekte verschwindet und die Realität enttäuscht. Man wünscht sich, man hätte die Realität nie gesehen. Doch es gibt kein Zurück mehr. Was passiert ist, ist passiert.

Miranda Beverly- Whittemore beherrscht das "showing" in einem faszinierenden Ausmaß. Das bedeutet, dass viel zwischen den Zeilen passiert. Man kann dieses Buch wie eine leichte Sommerlektüre lesen. Aber das Buch bietet so viel mehr, wenn man sich darauf einlässt und darüber nachdenkt. Das hier ist ein niveauvoller Roman.
Unter anderem wirkt die Geschichte dadurch realistischer, dass dem Leser nicht alles direkt erzählt wird. Man muss über das Gelesene nachdenken. Vieles steckt unter der Oberfläche. Wie bei einer perfekten Familienidylle.
Figuren sind hier auch nicht durchgehend sympathisch, denn sie haben ihre Stärken und Schwächen. Man gewinnt einige Personen lieb und schreckt dann vor ihnen zurück, weil einen ihre Handlungsweise enttäuscht. Der erste Eindruck passt nicht mehr.
"Bittersweet" ist ein leicht zu lesender, sehr spannender Roman über die Tiefen und Untiefen der menschlichen Seele. Mir kam beim Lesen in den Sinn, dass es sich hier um eine Art Game of Thrones meets Rosamunde Pilcher Mischung handelt (mehr Rosamunde Pilcher). Wer verzwickte Liebesgeschichten und malerische Gegenden mag und wen die menschliche Psyche fasziniert, für den ist dieses Buch sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Die Lektion des Todes

Die Lektion des Todes
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Ich habe nach dem Lesen des Buches einige Zeit zum Nachdenken gebraucht. Was soll ich bloß schreiben? Diese Rezension wird dem Buch einfach nicht gerecht werden, weil es so vielschichtig ist, dass ich ...

Ich habe nach dem Lesen des Buches einige Zeit zum Nachdenken gebraucht. Was soll ich bloß schreiben? Diese Rezension wird dem Buch einfach nicht gerecht werden, weil es so vielschichtig ist, dass ich einen ganzen Aufsatz schreiben müsste. Aber ich mag so lange Rezensionen nicht, da sie kaum jemand wirklich liest und ich möchte doch, dass du das hier liest. Viel lieber möchte ich ja, dass du die "Lektion des Todes" liest. Das hier ist ja nur eine Standing Ovation.
Sollte man es noch nicht mitbekommen haben: Ich bin begeistert. Schlichtweg hin und weg. Ich habe lange nicht mehr so ein gutes Buch gelesen. Auf Amazon las ich, dass jemand die Geschichte sehr klischeemäßig findet. Ich frage mich, welche Bücher diese Person liest und wo ich die bekommen kann. Denn ich will mehr davon!

Aufgeteilt ist der Thriller in drei Teile von denen jeder mit einem Ausschnitt aus einem Artikel namens "Leben, Tod und Trauer" beginnt. Der ungeduldige, nicht an Psychologie interessierte Leser wird sich wundern, warum diese denn in dem Buch vorhanden sind und sie vielleicht nur überfliegen. Aber das wäre ein großer Fehler. Denn "Die Lektion des Todes" ist ein Psychothriller, der große Betonung auf Psychologie legt. Er soll zum Nachdenken über Psychologie und zum Lernen animieren. Psychologie wird faszinierend, spannend und alltäglich dargestellt.
Der Täter möchte den Tod erforschen. Ist er nur Teil des Lebens oder ist er sogar Ziel des Lebens? "All seine Experimente drehen sich um den Tod.Er ist davon fasziniert, und das hier ist seine Methode, ihn tiefergehend zu erforschen." (S. 323) Mit "das hier" sind verschiedenste grausame Arten des Mordes gemeint.
Aber nicht immer endet der Mord mit einem Tod. Eines der Opfer soll seelisch ermordet werden. Ziel des Experimentes ist es, herauszufinden, wie lange es braucht, um eine junge Frau vollends zu brechen.
Aber es geht nicht nur um brutale Psychologieexperimente. Es geht auch um das Verarbeiten persönlicher Traumata, um Freundschaft, um Gruppendynamik. Kurz gesagt um alltägliche Psychologie. Man kann die Protagonisten auf der Seite des Rechts nur liebgewinnen. So zum Beispiel den Hünen DI David Murphy, der Bär genannt wird, und der ein furchtbares Trauma aufarbeiten muss. Oder die Italienerin DS Laura Rossi.Am Meisten mochte ich Jess. Sie ist ehrlich und direkt. Ihre Freundschaft zu David ist unentbehrlich.
Nicht nur die Psychologie ist gut herausgearbeitet, auch die Polizeiarbeit ist realistisch dargestellt. Die Polizisten müssen für Hinweise arbeiten und bekommen sie nicht einfach so vor die Füße geschmissen. Sie sind auch öfters auf der falschen Spur.
Ich hatte nach etwa einem Drittel 5 Verdächtige, die sich dann langsam als falsch erwiesen. Mein Hauptverdächtiger stellte sich als unschuldig heraus. Doch ich war auch ab und zu auf der richtigen Spur.
Emotional hat mich das Buch auch mitgerissen. Hin und wieder schrie ich einige Charaktere, wie bei einem guten Film, auch an. Luca Veste hat seinen Figuren einfach eine mitreißende Tiefe gegeben.

Jetzt hab ich doch einen kleinen Aufsatz geschrieben. Noch lange nicht so viel, wie ich schreiben könnte... Aber ich möchte unbedingt, dass du das Buch in die Hand nimmst und liest! Geb ihm eine Chance und du wirst dich bestimmt, wie ich, auf die Übersetzung des zweiten Teils ("The Dying Place") freuen.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Sturmschatten

Sturmschatten
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Ich fand dieses Buch wunderschön. Man wird sofort in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere werden so gut beschrieben, dass man sich sofort in sie verliebt. Während dem Lesen lief ein Film vor meinen ...

Ich fand dieses Buch wunderschön. Man wird sofort in die Geschichte hineingezogen. Die Charaktere werden so gut beschrieben, dass man sich sofort in sie verliebt. Während dem Lesen lief ein Film vor meinen inneren Augen ab, der so deutlich war, wie es mir nur ganz selten passiert. Ich habe sogar von Esta geträumt. Obwohl es hier um Sturmbändiger geht, kam mir die Geschichte sehr realistisch vor.
Ich liebe Bücher, in denen etwas magisches in die reale Welt mitgenommen wird. Das passiert hier ohne, dass darum viel zu viel Aufhebens gemacht wird. Die Magie war schon immer da, man wusste nur vorher nichts davon.
Die Geschichte ist abwechslungsreich, emotional und spannend. Es gibt eine Liebesgeschichte, die ich wunderbar beschrieben finde. Überraschende Wendungen wechseln sich mit spannenden Momenten und interessantem Zwischenmenschlichen ab.
Kurz gesagt: Lesenswert! Ich empfehle dieses Buch Jedem, der schöne Jugendbücher mag.