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Veröffentlicht am 24.11.2022

Der etwas andere Club

Tea Time
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Ingrid Noll bittet zum Tee – it´s teatime bei Nina und Franzi. Die beiden Freundinnen wohnen im selben Haus, beide pflegen sie ihre Macken. Zu ihnen gesellen sich noch Corinna und Eva, Jelena und Heide. ...

Ingrid Noll bittet zum Tee – it´s teatime bei Nina und Franzi. Die beiden Freundinnen wohnen im selben Haus, beide pflegen sie ihre Macken. Zu ihnen gesellen sich noch Corinna und Eva, Jelena und Heide. Der Klub der Spinnerinnen, wie sie sich nennen, hält ihre Freundschaft auf teils bizarre Art zusammen.

Nolls Charaktere sind mehr oder weniger besessen von ihrem Spleen wie etwa Teppichfransen exakt in Form zu kämmen oder fremde Leute heimlich zu beobachten. Es geht um Puppen und um Hasen im übertragenen Sinne, um gut aussehende Nachbarn, um das Fotografieren von eher unscheinbaren Pflanzen am Wegesrand, um Giftpflanzen geht es übrigens auch - und um eine vergessene Handtasche. Mit ihr nimmt das Unheil seinen Lauf.

Lange habe ich nichts mehr von Ingrid Noll gelesen, das sollte ich ändern. Vordergründig passiert nicht viel und doch ist es ein kurzweiliges Buch geworden, die kriminalistischen Elemente drängen an die Oberfläche, um sich dann doch wieder zu verflüchtigen. Zu Nina und Franzi gesellt sich ihr Nachbar Yves, der wunderbar in diese ein wenig eigenwillige Truppe passt. Mit einem Augenzwinkern lese ich von ihnen, von ihrem Alltag, der gespickt ist mit Geheimnissen, die es nach Möglichkeit auch bleiben sollten.

Ein Roman mit kriminalistischen Elementen, direkt aus dem Leben gegriffen. Zumindest aus dem Leben derer, die sich als Spinnerinnen bezeichnen. Ein wenig überzogen und doch liebens- und lesenswert. Man darf nicht alles so verbissen sehen - sind wir nicht alle ein bisschen gaga?

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Rasante Jagd

Das letzte Grab
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Carla Winter ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin. Mittlerweile glücklich geschieden führt sie das Leben eines Single, One-Night-Stands nicht ausgeschlossen. So auch jetzt, der sehr viel jüngere Mann ...

Carla Winter ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin. Mittlerweile glücklich geschieden führt sie das Leben eines Single, One-Night-Stands nicht ausgeschlossen. So auch jetzt, der sehr viel jüngere Mann schläft noch tief und fest, sie jedoch muss in die Kanzlei. Hier taucht ein Mitarbeiter des türkischen Generalkonsulats auf, der ihr Schockierendes mitteilt: Felix, ihr Ex-Mann, ist bei einem Unfall bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Ihre Wohnung wurde währenddessen durchsucht, durchwühlt…

…so ist die Ausgangssituation, die sich für Carla zunehmend als Albtraum erweist.

Bald steht fest, dass es hier um Raubkunst im weitesten Sinne geht, um eine antike Statue im Besonderen. Ein rasantes Wettrennen nicht nur gegen die Zeit beginnt. So nach dem Motto: Carla gegen den Rest der Welt. Die Polizei ist schon auch involviert, jedoch tauchen so einige andere Gestalten auf, alle mit vielen Fragezeichen behaftet. Wer spielt hier falsch?

Um Kunstraub und den Schmuggel dessen rankt sich die Story. Mittendrin die Frankfurter Anwältin Carla Winter, die mir zeitweise schon sehr suspekt vorkommt, die permanent Alleingänge unternimmt, die so manch zwielichtigen Individuen vertraut. Eher oberflächlich. Viel passiert, es wird zunehmend gefährlich und doch habe ich zeitweise das Gefühl, dass alles zu schnell abgehandelt wird. Als ob vieles angerissen und dann doch nicht zu Ende gebracht wird. Und doch ist Wesentliches absehbar, sehr bald durchschaubar.

Ein in weiten Teilen rasanter Krimi, der sich zuweilen in Nebensächlichkeiten verliert mit einem Ende, das überraschen mag. Für mich war dies eher folgerichtig.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Liebenswert und ein wenig skurril

Vilma zählt die Liebe rückwärts
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In der ungekürzten Hörbuchfassung habe ich Vilmas Geschichte kennengelernt. Die Mittdreißigerin lebt eher zurückgezogen, ein wenig schrullig gar, ihre Brötchen verdient sie als Klavierlehrerin. Ein beschauliches ...

In der ungekürzten Hörbuchfassung habe ich Vilmas Geschichte kennengelernt. Die Mittdreißigerin lebt eher zurückgezogen, ein wenig schrullig gar, ihre Brötchen verdient sie als Klavierlehrerin. Ein beschauliches Leben ohne Höhen und Tiefen führt sie, bis sie eines Tages die Nachricht vom Tod ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat, erhält. Sein Nachlass sind Briefe, viele Briefe. Jeden Tag soll sie einen davon lesen. Was er ihr darin erzählt, ist tieftraurig und wunderschön zugleich.

Die beiden hervorragenden Sprecher Felicity Grist und Wolfgang Gerber geben jeder Figur ihren ganz eigenen Charakter, sie sind wie gemacht für Vilmas Geschichte. Diese liest jeden zweiten Tag einen Brief, dieses Ritual ist ihr ganz persönlicher Adventskalender. So lernt sie nicht nur ihren Vater besser kennen, auch erfährt sie die Liebesgeschichte zwischen ihm und ihrer Mutter. Und wie nebenbei träumt sie sich weg, in ein Leben voller Liebe und Zweisamkeit. Schon ein wenig weltfremd - oftmals musste ich schmunzeln.

Eine Liebesgeschichte ist nicht unbedingt das, wonach ich zuerst greifen würde und doch hat mich Vilmas Zählart voll erwischt. Es scheint, dass sie durch die Briefe aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist. Das Hörbuch habe ich sehr genossen, es waren sehr berührende Momente dabei, heitere und ironische, auch so manch skurrile Szene, alles zusammen war ein kurzweiliges Vergnügen.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Schlaflos durch die Nacht

Das Schlaflabor
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Wer kennt sie nicht, die durchwachten Nächte, in denen man kein Auge zutut. Am nächsten Morgen ist man wie gerädert, möchte sich verkriechen und doch muss man funktionieren. Auch Tom Sonnborn leidet sehr ...

Wer kennt sie nicht, die durchwachten Nächte, in denen man kein Auge zutut. Am nächsten Morgen ist man wie gerädert, möchte sich verkriechen und doch muss man funktionieren. Auch Tom Sonnborn leidet sehr an seiner Schlaflosigkeit. Der Job steht auf der Kippe, es muss sich dringend etwas ändern. Eine Klinik in der Schweiz verspricht Abhilfe. Ihre angebotene neuartige, fünftägige Therapie ist zwar ausgesprochen teuer, auch ist ihre Methode wissenschaftlich noch nicht erwiesen und doch ist es ein Strohhalm, an den Tom sich verzweifelt klammert.

Schon die ersten Seiten rauben mir den Schlaf, es geht heftig zur Sache. Miriam, eine Leidensgenossin von Tom, macht einen nächtlichen Spaziergang. Das hätte sie besser bleiben lassen sollen. Kurz darauf sitzt Tom im Zug Richtung Schweiz. In der Gerolamo-Cardano-Klinik wird er herzlich willkommen geheißen, die Zimmer sind karg, so manche Behandlungsmethode seltsam und doch schläft er wie lange nicht mehr.

Mehrere Todesfälle im weiteren Umfeld dieser Klinik rufen die Kantonspolizei Bern auf den Plan. Merkwürdiges geschieht, der Albtraum legt sich wie ein wabernder Nebel um Das Schlaflabor. Schon der Klappentext verrät, dass Tom in einen Mordfall verwickelt sein soll. Blöd nur, dass er einen kompletten Filmriss hat, sein Erinnerungsvermögen lässt ihn diesbezüglich total im Stich.

Marc Meller versteht es, die stetige Ungewissheit aufrecht zu erhalten. Ist Tom infolge seiner Insomnie tatsächlich ein Mörder? So einige Theorien entwickeln sich während des Lesens, ich vertraue niemandem mehr. Und je weiter ich lese, traue ich so manchem alles zu. Meine Sympathie gehört Tom – immer noch, auch wenn er zeitweise schon eigenartig agiert und reagiert. Auch so mache Behandlungsmethode klingt abenteuerlich, ich nehme es hin, frage mich aber schon, ob dies nicht ein wenig zu dick aufgetragen ist. Das Schlaflabor entwickelt sich zeitweise zu einem Road Movie. Rasant, undurchsichtig, manipulativ. Ich habe einen starken Verdacht, es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass ich lange Zeit einem bis dahin unverdächtig scheinenden Typen zu wohlgesonnen war. Aber kann das sein? Letzte Zweifel bleiben. Letztendlich hat der Autor hat mich geschickt auf eine falsche Fährte gelockt.

Neben den Thriller-Elementen erfahre ich so einiges über Insomnie. Diese eher trockenen Einschübe sind schon auch interessant, für die Story ist es jedoch eher irrelevant, z. B. über Panpsychismus zu philosophieren.

Ein rasanter Thriller, der sich ab und zu in Nebensächlichkeiten verliert, mit interessanten, teilweise sehr suspekt wirkenden und zweifelhaften Charakteren und einem über weite Strecken schlaflosen Hauptakteuer, der seinen persönlichen Albtraum durchlebt. Das ganze Schlaflabor hat mich gut unterhalten und mich ganz schön auf Trab gehalten. Ein durchaus gutes Buch mit Abstrichen, viel Action und spannend bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Es wird zunehmend spannend

The Dark
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Die Gegend trägt den Spitznamen Weißer Mars zurecht, wie die Notärztin Kate North feststellt. Es ist der kälteste und verlassenste Ort der Erde, dieses unwirtliche Fleckchen ist ihr Zuhause für die nächsten ...

Die Gegend trägt den Spitznamen Weißer Mars zurecht, wie die Notärztin Kate North feststellt. Es ist der kälteste und verlassenste Ort der Erde, dieses unwirtliche Fleckchen ist ihr Zuhause für die nächsten zwölf Monate. Nachdem sie endlich aus dem kleinen Flugzeug steigen kann und neben der UN-Forschungsstation nichts sieht als Schnee und Eis, ist ihr noch nicht bewusst, auf was sie sich da einlässt. Ihr Antarktis-Abenteuer beginnt, die Sommercrew wird ausgeflogen, zurück bleiben die 13köpfigen Überwinterer. Noch ist Kate voll motiviert.

Schon das Cover macht deutlich, dass hier eine Lichtquelle unabdingbar ist, auch wenn eine Taschenlampe die Düsternis immer nur punktuell durchdringen kann. Die ersten Seiten lesen sich ganz gut und dank des sehr hilfreichen Personenregisters kann ich sie alle bald zuordnen. Sie kommen aus allen Ecken der Welt, es sind neben den Forschern auch jene, die die Station am Laufen halten. Noch ist es draußen hell, die monatelange Dunkelheit naht jedoch mit Riesenschritten.

Bald erfährt Kate von Jean-Lucs Schicksal, ihrem Vorgänger. Wie tragisch sein Unfall und die Umstände darum waren, wird ihr erst später bewusst - keiner will darüber reden, sie blocken ab. War Jean-Lucs Tod ein Unfall oder befindet sich gar ein Mörder unter ihnen? Es geschehen Dinge, die zunächst seltsam anmuten. Jedoch wird es zunehmend mysteriös und unheimlich. Aus Kates Sicht durchlebe ich all diese Vorkommnisse und Ungereimtheiten. Bildet sie sich dies alles ein? Hat sie gar Wahrnehmungsprobleme? Es wird zunehmend beklemmend, die mörderische Kälte tut ein Übriges. Bald traut Kate keinem mehr über den Weg, zumal weitere Todesfälle nicht aus bleiben.

Dem kurzen Einstieg in diese düstere Geschichte folgen viele Seiten, in denen ich die Crew und ihren Alltag auf der Station besser kennenlerne. Ähnlich wie Kate gelingt es mir jedoch nur bedingt, sie richtig einzuschätzen, sie lassen sich nicht in die Karten schauen. So etlichen traue ich alles zu, trauen würde ich keinem.

Nach den so spannend wie informativen Anfangsseiten dümpelt es so dahin, gefühlt habe ich auf der Station und drumherum alles x-mal durchlebt. Endlich dann zieht die Story wieder an - je weiter ich lese, desto nervenaufreibender wird es. Das zunehmend bedrohliche Szenario endet actionreich - nichts für schwache Nerven. Es braucht schon eine ganze Weile, bis der Thriller als solcher bezeichnet werden kann. Aber dann ist es wie ein Sog, das Buch kann nicht mehr weggelegt werden.

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