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Veröffentlicht am 03.01.2023

Wenn Geschichte lebendig wird

Die Tochter der Hungergräfin
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Völlig gebannt habe ich den neuen Roman von Annette Spratte mit der fiktiven Lebensgeschichte der historischen Figur Gräfin Ernestine von Sayn und Wittgenstein (geb. 1626) gelesen. Annette Spratte hat ...

Völlig gebannt habe ich den neuen Roman von Annette Spratte mit der fiktiven Lebensgeschichte der historischen Figur Gräfin Ernestine von Sayn und Wittgenstein (geb. 1626) gelesen. Annette Spratte hat es geschafft, die Hauptakteure darin so bildlich und authentisch zum Leben zu erwecken, dass ich mir diese nicht nur richtig gut vorstellen konnte, sondern, dass auch die damalige Zeit ist für mich so greifbar geworden ist, mit all ihren vielen Sorgen und Ängsten, Nöten und Gefahren, dem Verrat, dem Kampf ums Überleben und der Kampf um die Rechtmäßigkei eines Testaments. Auch Familienbande, Liebe und Erfolge kommen hier nicht zu kurz.
Mit dieser wunderbaren Mischung aus belegbaren Ereignissen aus der historischen Geschichte, gepaart mit den dichterischen Freiheiten, mit denen die Annette Spratte aus trockener Geschichtschreibung den Figuren Leben und Gefühle eingehaucht hat, ist der Autorin eine spannende, interessante und vor allem auch sehr informative Geschichte über starke Frauen in einer düsteren Zeit gelungen, immer vor dem Hintergrund der wahren Begebenheiten.

Die Geschichte beginnt mit dem Tod des Bruders von Ernestine, dem Erbgrafen. Nun ist nur noch die weibliche Linie vorhanden. Die junge Ernestine ist am Anfang erst 10 Jahre alt, als Leser erleben wir aus ihren Augen die Kämpfe um die Grafschaft mit. Im Laufe der Handlung wächst Ernestine zu einer jungen Frau heran, die Verantwortung übernimmt und an ihren Aufgben wächst. Die Figuren, egal ob Hauptfiguren oder Nebenfiguren, sie passen stimmig in das Bild. Ich habe einiges hinterher über die Geschichte des Hauses Sayn und Wittgenstein nachgelesen, da durch dieses Buch auch mein weiteres Interesse geweckt wurde.

Vielen Dank an die Autorin für die umfangreichen Recherchearbeiten und diese tolle Umsetzung der Lebensgeschichte von Ernestine von Sayn und Wittgenstein und ihrer Mutter Louise Juliane.

Zum Inhalt:
Die Grafschaft Sayn im Westerwald, Mitte des 17. Jahrhunderts: Behütet wächst Ernestine von Sayn und Wittgenstein auf, bis das Schicksal ihr Leben auf den Kopf stellt. Mit dem Tod des jüngeren Bruders endet die männliche Erbfolge und ihre verwitwete Mutter, Gräfin Louise Juliane, sieht sich einer ganzen Reihe von Feinden gegenüber. Gefangenschaft, Hunger und Flucht bestimmen plötzlich das Leben der Gräfinnen, bis sie einen sicheren Hafen erreichen. Von dort aus startet Louise Juliane einen beispiellosen Kampf um das Erbe ihrer Töchter, der bis in die höchsten Instanzen geht.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Drei Frauen und ein geheimnisvolles Erbe

Träume im Wind
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Der neue Roman von Noa C. Walker (das Pseudonym von Elisabeth Büchle und ihrem Ehemann ) spielt an der Alabasterküste in der Normandie. Die drei jungen Frauen Marly, Joscelin und Lucienne reisen aus ihren ...

Der neue Roman von Noa C. Walker (das Pseudonym von Elisabeth Büchle und ihrem Ehemann ) spielt an der Alabasterküste in der Normandie. Die drei jungen Frauen Marly, Joscelin und Lucienne reisen aus ihren unterschiedlichsten Heimatländern an, um ein überraschendes Erbe anzutreten. Sie haben bislang noch nie etwas von dem Anwesen, das sie gemeinsam geerbt haben, gehört und auch noch nie voneinander. Während eine von ihnen gleich verkaufen möchte, sehen die beiden anderen darin die Chance ihres Lebens.

Atmosphärisch, geheimnisvoll und spannend zu lesen, so beginnt nicht nur diese Geschichte, sondern sie bleibt auch durchgehend fesselnd und abwechslungsreich. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die Figuren, ob Haupt - oder Nebenfiguren, sind authentisch, lebendig und besitzen eine ungeheure Tiefe.
So unterschiedlich alle auch sind, sie ergänzen sich und harmonisieren miteinander (sie müssen es nur erst selbst herausfinden).

Da ist die Französin Joscelin, die strategisch und vorausschauend denkt, dabei aber kühl und unnahbar auf andere wirkt. Und Lucienne, die in Kanada aufgewachsen ist und in ihrem bisherigen Leben immer wieder unter Zurückweisungen geleitten hat, die sie zu einer stillen, nicht an sich selbst glaubenden schüchternen Frau gemacht hat, die zudem ein kleines Geheimnis hat, als sie anreist. Und da ist die deutsche Marly, die so viel Liebe zu geben hat, die positive Schwingungen verteilt, obwohl auch sie in ihrer Vergangenheit sich oft abgeschoben und ungeliebt gefühlt hat und die mit sich selbst und ihrern Erinnerungen hadert, denn von Anfang an fühlt sie eine große Verbindung zu dem Haus und der Parkanlage.


Die Autorin hat die Geschichte geschickt aufgebaut und erst nach und nach kristallisiert sich alles, was hinter allem und hinter jeder Figur steckt, heraus. So bleibt es immer sehr spannend und man rätselt mit. Darüber hinaus fehlt es nicht an Humor, Drama, Liebe und berührenden und ans Herz gehenden Szenen. Ich habe das Buch durchgesuchtet und wollte am Ende gar nicht, dass es endet, die Figuren und das Setting waren mir so ans Herz gewachsen. Zum Glück wird es eine Fortsetzung mit einer Nebenfigur geben, darauf freue ich mich nun ganz besonders.

Fazit: unbedingt selber lesen ! Von mir eine 100%ige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Die Inquisition

Das verborgene Paradies
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Ein italienischenes Bergdorf Anfang des 17. Jahrhunderts. Susanna wächst in einem Kloster auf. Schon früh erkennt ihr Gönner ihre Intelligenz und sie erhält eine für diese Zeit für Frauen seltene Möglichkeit: ...

Ein italienischenes Bergdorf Anfang des 17. Jahrhunderts. Susanna wächst in einem Kloster auf. Schon früh erkennt ihr Gönner ihre Intelligenz und sie erhält eine für diese Zeit für Frauen seltene Möglichkeit: Unterricht, Förderung und Bildung. Schön früh besteht eine Verbindung mit dem im nicht weit entfernt lebenden Klosterschüler Daniele. 20 Jahre später kreuzen sich ihre Wege erneut. Jahrelang haben sie sich nicht gesehen. Doch nun hat sich alles geändert, dramatisch verändert. Susanna wird nicht nur beschuldigt ihren Mann und die Dienstmagd ermordet zu haben, sondern wird auch der Hexerei angeklagt. Wenn sie einer retten kann, wenn es überhaupt eine kleine Chance geben sollte, dann kann nur Daniele helfen. Doch wird dieser seine selbst gewählte Einsamkeit verlassen und ihr helfen wollen?

Luca di Fulivo hat einen für mich sehr unter die Haut gehenden neuen historischen Roman geschrieben. Mit hat vor allem sehr gut gefallen, dass alle Protagonisten eine sehr große Tiefe besitzen, dass man sich diese, ihre Handlungen und ihr Umfeld sehr gut vorstellen kann. Die Handlung wird interessant aufgebaut und punktet auch mit den sich abwechselnden Handlungssträngen (Zeitpunkt der Anklage und der Kindheit/Jugendzeit von Susanna und Daniele). Dabei steigert sich die Grundspannung im Verlauf stetig. Der Prozess und alles was rundherum passiert geht unter die Haut. Man kann hier mitfühlen und auch mitleiden und kann sich vorstellen, dass es nicht nur im Roman so passiert, sondern dass es früher durch die Inquisition solche ähnlich gelagerten Fälle gegeben hat, dass Menschen verbrannt wurden, weil man sie nicht verstanden hat, weil man sie irgendwie vielleicht auch einfach loswerden wollte, oder weil sie nicht in die Zeit passten. Hier gelingt es di Fulvio, dass man sich das Leben von damals vorstellen konnte, die Ohnmacht, die schiere Ausweglosigkeit. Aber auch die Rollen der Frau zu der damaligen Zeit, den Mangel an Bildung für diese, aber auch für das normale Volk, so dass dieses gelenkt und verführt werden konnte. Mich hat die Geschichte von Susanna und Daniele berührt.


Einziger Kritikpunkt: der Klappentext suggeriert, dass es auch um Galileo Galilei geht, doch es geht mehr diese Zeit, in der dieser auch lebte, um seine Erkenntnisse, die hier auch erwähnt werden, um den allgemeinen Aufbruch, den zögerlichen Wandel von Vorstellungen, um kirchlichen Einfluss und kirchliche Weltvorstellungen, um Ketzer und Hexenwahn.Ich hatte aufgrund des Klappentextes eine andere Erwartungshaltung. Dennoch bin ich froh diesen Roman entdeckt und gelesen zu haben, er hat mich in diese dunkle Zeit mitgenommen und mir diese eindrücklich,berührend und fesselnd erzählt näher gebracht.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Wieder einmal top!

Prost, auf die Singles
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Auch der vierte Brunngries-Krimit des Autors Friedrich Kalpenstein hat mich wieder gefesselt, zum Schmunzeln und zum Miträtseln gebracht, kurz gesagt: bestens unterhalten.

Am Ufer der Traun wird morgens ...

Auch der vierte Brunngries-Krimit des Autors Friedrich Kalpenstein hat mich wieder gefesselt, zum Schmunzeln und zum Miträtseln gebracht, kurz gesagt: bestens unterhalten.

Am Ufer der Traun wird morgens die junge Tanja Kleinschmidt tot aufgefunden. Am Abend zuvor war sie, wie auch Kommissar Felix Fink, bei einer Speeddating-Veranstaltung im Krause. Dort war sie allen Teilnehmern unangenehm aufgefallen. Aber ist das ein Grund zum Mord gewesen?

Tischler und Fink ermitteln wieder in bekannter Weise, es macht einfach Spaß sie beim Ermitteln zu erleben, aber auch ihre privaten Erlebnisse zu verfolgen, genau wie ihre Gespräche über Weißwürste und Trachtenjanker, Dackel Resi, am Stammtisch oder die Dispute mit dem Vorgesetzten Schwenk zu verfolgen, alles halt mit bayrischem Humor. Dennoch werden die Ermittlungen ernsthaft und vor allem gewissenhaft geführt, der nötige Ernst gewahrt und dies Mischungen machen die Krimis von Friedrich Kalpenstein zu etwas ganz besonderem. Ich lese sie unheimlich gerne und freue mich auch jedesmal auf die Fortsetzung/den neuen Band mit einer weiteren Geschichte, einem neuen Fall und erneuten Ermittlungen.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Einmal angefangen, fliegt man nur so durch den Roman

Mehr, als du denkst
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Lange habe ich kein Buch mehr so schnell weggesuchtet. Der neue Liebesroman von Maja Overbeck hat mich, wie auch ihre bisherigen zwei anderen Romane, wieder mächtig gefesselt, hat mir romantische und abwechslungsreiche ...

Lange habe ich kein Buch mehr so schnell weggesuchtet. Der neue Liebesroman von Maja Overbeck hat mich, wie auch ihre bisherigen zwei anderen Romane, wieder mächtig gefesselt, hat mir romantische und abwechslungsreiche Unterhaltung mit interessanten und vor allem authentischen Protagonisten und einer klug ausgearbeiteten Handlung geboten. Diesmal wird die Geschichte sogar auf zwei Zeitebenen erzählt, was die Spannung beim Lesen noch erhöht hat. Die ganze Zeit fiebert man mit, spürt das Knistern, aber auch die Anspannung, weil ja in der Geschichte alles anders läuft, als man es sich auch als Leser für die Hauptperson wünscht. Ich flog einfach nur durch die Seiten und hoffte für Marie, bekam durch die Rückblicke, die immer wieder eingestreut werden, nach und nach ein Bild von dem, wie es überhaupt zu der jetzigen Situation zwischen Marie, Leo und Nik gekommen ist. Der Schreibstil der Autorin ist Mal wieder umwerfend, man fühlt mit und kann sich alles so hautnah vorstellen, spürt die Funken, die hier fliegen in dieser verzwickten Liebesgeschichte.

Marie hat sich unter dem überraschenden Geburtstagsausflug mit ihrem Mann Leo alles ausgemalt, aber nicht, dass ihr Geburtstag mit samt Schwiegerfamilie in einer einsamen Almhütte in Österreich gefeiert wird. Als dann auch noch Nik, Leos einst bester Freund, nach 10 Jahre Abstinenz wieder auftaucht, ist bei Marie das Gefühlschaos perfekt. Leo entzieht sich durch Arbeit Mal wieder kurzfristig und lässt Marie mit ihren Gästen zurück, kaum dass sie angekommen sind. Marie kann sich nicht gegen die Erinnerungen an ihre Kennenlernzeit wehren...

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