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Veröffentlicht am 17.11.2022

ein klischeehafter Weihnachts-Unterhaltungsroman über deutsch-türkische Kulturunterschiede

Ein Alman feiert selten allein
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Elif, die als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland großgeworden ist, feiert zum ersten Mal "richtige" Weihnachten: mit der Familie ihres deutschen Freundes Jonas.
Elif hatte bis jetzt Weihnachten ...

Elif, die als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland großgeworden ist, feiert zum ersten Mal "richtige" Weihnachten: mit der Familie ihres deutschen Freundes Jonas.
Elif hatte bis jetzt Weihnachten immer gerne gefeiert, denn ihre Eltern haben den Kindern zu liebe auch immer typisch deutsche Feste gefeiert.
Doch schon die Weihnachtseinladungen von Jonas' Eltern im September (!) sowie die dazugehörige WhatsApp-Planungsgruppe lassen Elif erahnen, dass dieses Weihnachten kein besinnliches Fest wird...


Meine Meinung:
Die Geschichte ist natürlich extrem überzogen und strotzt nur so vor Klischees: aber genau das macht die Unterhaltung und den Humor aus. Mal extrem die Unterschiede zwischen deutschen und türkischen Familien und deren Lebensweisen vorgezeigt zu bekommen. Und wer kann das besser, als eine Deutsch-Türkin, die ihre Lebensgeschichte in einen Roman verpackt?

Man leidet mit Elif wirklich mit, denn ihre bisherigen Vorstellungen von Weihnachten waren diese: "Ein organisatorisches Kinderspiel. Drei Tage, ein Baum, viele Geschenke". Doch Familie Neubauer übertreibt es bezüglich Weihnachten in jeder Hinsicht: Einladungen im September, selbstverständlich auch dann schon eine Weihnachtsfeier-Planungsgruppe per WhatsApp, in der alle Familienmitglieder, die zu Weihnachten eingeladen sind, mitmischen müssen. Jeder erhält eine Aufgabe, und der 24. Dezember ist minütlich durchgetaktet.
Sehr überspitzt und skurril, denn ich kenne keine Familie, die SO feiert, daher war diese Darstellung für mich eher unglaubwürdig - Oder gibt es solche Menschen/Familien tatsächlich? ;)

Auch wurden die Kulturunterschiede oft aufs Korn genommen, meist von Onkel Georg, und Elif lässt alles über sich ergehen, wofür ich sie manchmal einfach nur hätte schütteln können und fragen: Warum bist du nicht du selbst? (Zumindest in abgeschwächter Form?) Man muss sich ja nicht komplett verstellen, um der Schwiegerfamilie zu gefallen, oder alles wortlos über sich ergehen lassen. Ebenso wie sie sich von Jonas' Schwester Bianca mobben lässt und sich nicht wehrt bzw. rechtfertigt.
Aber das schöne ist, Elif wird selbstbewusster (und somit mutiger) und die anderen entwickeln sich ebenso weiter.

Ansonsten hat diese aufgebauschte Darstellung der Kulturunterschiede und eines extremen Weihnachtsfestes genau die richtige Menge Humor rübergebracht, um einfach mal abzuschalten und sich köstlich unterhalten zu lassen und große Vorfreude auf das schönste Fest des Jahres zu bekommen.
Gerne hätten es auch mehr als die etwas mageren 189 Seiten sein können.


Fazit:
Ein unterhaltsamer, aber klischeebehafteter Roman über die schönste Zeit des Jahres sowie anhand dessen die deutsch-türkischen Kulturunterschiede aufgezeigt werden. Sehr überspitzt, aber humorvoll.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

historischer Wien-True Crime mit zwei taffen Protagonistinnen

Leopoldine Spielvogel und die Leiche im Kornfeld
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Wien, 1922. An einem heißen Sommertag im Juli werden in einem Kornfeld in Simmering Leichenteile gefunden. Doch der Kopf fehlt. Die Obduktion ergibt, dass es sich um einen ca. 60-jährigen Mann handelt.
Kann ...

Wien, 1922. An einem heißen Sommertag im Juli werden in einem Kornfeld in Simmering Leichenteile gefunden. Doch der Kopf fehlt. Die Obduktion ergibt, dass es sich um einen ca. 60-jährigen Mann handelt.
Kann dies der verschwundene Nachbar der Großmutter von Kriminalreporterin Leopoldine Spielvogel sein?
Gemeinsam mit ihrer Freundin, der Krankenschwester Antonia Nawratil, nimmt sie die Recherche auf und ist der Polizei immer eine Spur voraus.


Meine Meinung:
Der historische Roman von Gabriele Hasmann und Kristin Allmenröder entführt uns ins Wien der 1920er Jahre.
Die Geschichte überzeugt durch lebendige und spritzige Dialoge, und Leopoldine Spielvogel ist eine starke Frau, die auch für die Rechte der Frauen zur damaligen Zeit was erreichen will. Auch ihre Freundin Antonia ist sympathisch und taff.
Besonders schön ist, dass viele Geschehnisse und Persönlichkeiten der damaligen Zeit in die Story integriert sind, was die Geschichte noch authentischer macht; allerdings waren mir die Details stellenweise zu viel.
Man erfährt über das damalige Leben in Wien, über Spiritismus (Seancen waren damals sehr beliebt) und v.a. auch über die Kämpfe der Frauen für mehr Rechte und Selbständigkeit.

Der Fall selbst ist eher ruhig und die Auflösung ist jetzt nicht überraschend, das ergibt sich aber aus dem wahren Fall. Ich finde nur schade, dass dies im Buch nirgends erwähnt wird. Wäre es kein True Crime, hätte mich die Auflösung etwas enttäuscht.
Ich könnte mir jedoch gut weitere Fälle mit Leopoldine und Antonia vorstellen.


Fazit:
Ruhiger historischer Krimi, der auf wahren Tatsachen basiert, mit zwei taffen Protagonistinnen.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

eine nigerianische Freundschaftsgeschichte

Freundin bleibst du immer
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Die drei Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab treffen nach vielen Jahren anlässlich der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny in Lagos erstmals wieder aufeinander.
Die drei haben sich während des Studiums ...

Die drei Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab treffen nach vielen Jahren anlässlich der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny in Lagos erstmals wieder aufeinander.
Die drei haben sich während des Studiums in den 80er Jahren kennengelernt und trotz unterschiedlicher Herkunft, Religion und Charaktere haben sie sich, nach anfänglichen Schwierigkeiten, angefreundet; dann jedoch aus den Augen verloren.
Dieses Buch erzählt die Geschichte der drei Frauen.


Meine Meinung:
Es wird abwechselnd aus Sicht von Enitan, Zainab und Funmi berichtet; man erfährt viel über deren aktuelle Leben.
Enitan ist mit einem Oyinbo (einem Weißen) in dessen Heimat Amerika ausgewandert; und zwar ohne ihren beiden Freundinnen davon zu erzählen. Sie lebt aber derzeit getrennt von ihm in N.Y. und reist mit ihrer Tochter Remi zur Hochzeit an.
Zainab hat gegen den anfänglichen Willen ihres Vaters dessen jungen Arbeitskollegen geheiratet, der nach einem Schlaganfall nun pflegebedürftig ist.
Und Funmi hat ihre große Liebe verloren und dann einen reichen Geschäftsmann geheiratet, der ihr ein Leben in Luxus bietet.

Die drei Frauen können unterschiedlicher nicht sein, sowohl von Herkunft und Stand, als auch Religion; aber vor allem sind die drei natürlich total unterschiedlich in ihrem Charakter. Besonders Funmi ist eitel und egoistisch - dass diese überhaupt eine Freundin geworden ist, hat mich gewundert. Denn der Start, v.a. zwischen Zainab und Funmi, war alles andere als freundschaftlich.
Viele Ereignisse waren wunderschön und man hat den Zusammenhalt der drei gespürt - was ja eine Freundschaft ausmacht. Zum Beispiel als Zainabs Vater gegen die Ehe mit seinem Kollegen war.
Doch dann war ich wieder verwundert, warum die schüchterne Enitan nicht mal ihren Freundinnen gegenüber ehrlich sein und sich ihnen öffnen kann. Stattdessen haut sie ohne ein Wort ab nach Amerika. Kein Wunder, dass Zainab jahrelang nicht mit ihr sprechen will (was ich dann aber auch übertrieben fand.)

Aber nicht nur das Thema Freundschaft, auch Ehe, Familie und Mutter-Tochter-Beziehung wird thematisiert.
Und natürlich erfährt man viel über die nigerianische Kultur und Lebensweise. Vielleicht konnte ich auch deshalb vieles nicht nachvollziehen, denn diese Kultur ist natürlich ganz anders als unsere westliche.
Schon allein die Beschreibung der Hochzeit - was da für ein übertriebenes und pompöses 'Theater' aufgeführt wird. ;)

Alles in allem hat mich die Geschichte jedoch sehr gut unterhalten, die nigerianische Lebensweise war sehr interessant für mich, auch wenn alles etwas tiefgründiger hätte sein können.
Am Ende gibt es ein hilfreiches Glossar mit den im Buch vorkommenden nigerianischen Wörtern und Ausdrücken.


Fazit:
Eine interessante und kurzweilige Geschichte über drei nigerianische Freundinnen; wobei ich deren Freundschaft teilweise etwas befremdlich und kühl fand. Interessant und spannend fand ich, was man über die nigerianische Kultur und Lebensverhältnisse erfährt.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

ein blutig-grausamer Thriller für starke Nerven

Schmerzwinter
5

Der aus Schweden stammende Hamburger Ermittler Jan Nygård bekommt aufgrund seiner Probleme die Polizeipsychiaterin Anna Wasmuth an seine Seite gestellt; und in ihrem ersten gemeinsamen Fall haben sie den ...

Der aus Schweden stammende Hamburger Ermittler Jan Nygård bekommt aufgrund seiner Probleme die Polizeipsychiaterin Anna Wasmuth an seine Seite gestellt; und in ihrem ersten gemeinsamen Fall haben sie den Mord an zwei jungen Frauen aufzuklären, die im Schnee gefunden wurden, mit Ösen an den durchbohrten Händen und implantierte Uhren beim Herzen.
Das erinnert Jan an den langen zurückliegenden Fall des Puppenmachers, der junge Frauen zu Marionetten gemacht hat - doch der sitzt immer noch im Gefängnis. Ist ein Nachahmer unterwegs? Oder hat der Puppenmacher einen Schüler gefunden?


Meine Meinung:
Der Schreibstil von Aaron Sander ist rasant und schnell, und auch ein konstant hoher Spannungsbogen peitscht einen durch die Geschichte. Man wird sofort ins Geschehen geworfen, indem man live bei der Entführung von Mareike mit dabei ist und was der Täter dann mit ihr anstellt. Gänsehautfeeling pur!

Die Protagonisten Jan und Anna sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht, und genau deshalb ergänzen sie sich so gut. Allerdings ging mir Jan mit seinem Verhalten, dass er einfach immer drauflosprescht und sich nicht an Regeln hält, mit der Zeit auf die Nerven. Doch das musste wohl so sein, denn ansonsten wäre der Fall wohl nicht gelöst worden. Jan hat nämlich auch eine perfekte Kombinationsgabe. Dies, und auch die authentisch dargestellte Polizei- und Ermittlungsarbeit, gefielen mir sehr gut.

Bei den grausamen Quälereien hat der Autor viel Fantasie bewiesen, denn aus jungen Frauen Marionetten zu machen, sie an den Körper geschraubte Ösen aufzuhängen und ihnen auch eine Uhr zu implantieren, ist einfach nur unheimlich. Die Taten sind brutal und gruselig, und der Autor hat es (leider ;) geschafft, dass man alles genau vor Augen hat, auch die Umgebung des winterlichen Hamburgs und man spürt die Eiseskälte beim Lesen.

Den Täter hat man meiner Meinung nach schon relativ früh kennengelernt und hat sich dann gedacht: war das schon alles? Was kommt jetzt noch? Doch der Autor kann mit einer gelungenen Wendung überraschen.
Der Showdown ist rasant, mir ging es jedoch teilweise zu schnell und daher waren auch einiges für mich unlogisch und nicht nachvollziehbar. Die Auflösung gefiel mir gut, die genauen Details sind mir selbst erst kurz vor Schluss klar geworden.
Ich fand nicht alles in der Story wirklich authentisch, trotzdem wurde ich großartig unterhalten und freue mich auf eine Fortsetzung.


Fazit:
Ein brutaler Thriller mit hohem Tempo im eiskalten Hamburg. Überraschende Auflösung; durch die Schnelligkeit waren einige Dinge für mich nicht ganz nachvollziehbar; und Jan ging mir manchmal echt auf die Neven ;) Dennoch spannend von der ersten bis zur letzten Seite!

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Die Krähe ermittelt in ihrem 6. Fall

Sterbende Seelen
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Die Kommissarin Mara Billinsky, die von allen nur die Krähe genannt wird, hat die interimistische Dezernatsleitung übertragen bekommen, was ihren Kollegen nicht gefällt - außer natürlich Jan Rosen, ihren ...

Die Kommissarin Mara Billinsky, die von allen nur die Krähe genannt wird, hat die interimistische Dezernatsleitung übertragen bekommen, was ihren Kollegen nicht gefällt - außer natürlich Jan Rosen, ihren Partner.
Als eine brutale Mordserie Frankfurt in Atem hält, dringt Mara in die Tiefen von Zwangsprostitution von afrikanischen Frauen und dem zugehörigen Aberglauben ein. Ihre Ermittlungen führen sie auch nach Sizilien, wo sie Hilfe von Commissario Domenico Manzoni erhält, der als Tipp die Prostituiere Joy angibt, die als Einzige Licht ins Dunkel bringen kann. Doch Joy flieht nach Hamburg, wo sie von ihren Peinigern gejagt wird. Kann Mara sie zuerst finden?


Meine Meinung:
"Sterbende Seelen" ist der 6. Teil der Reihe um die "Krähe" Mara Billinsky, die sie diesmal in die Abgründe von Zwangsprostitution von afrikanischen Frauen in Hamburg führt; und sogar nach Sizilien.
Der Fall ist wie immer in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Wichtige Vorkommnisse aus den vorigen Bänden werden geschickt in die Geschichte integriert.
Der Schreibstil von Leo Born ist wie gewohnt packend, spannend und die Szenensprünge sowie Cliffhanger an den Kapitelenden lassen einen nur so durch das Buch fliegen, weil man immer wissen will, wie es weitergeht.

Das Thema dieses Buches hat mich sehr berührt, das Schicksal der afrikanischen Frauen, die eigentlich für ein besseres Leben nach Europa kommen und dann die Hölle erleben, ist einfach nur unfassbar traurig. Der Aberglaube der afrikanischen Frauen und der Druck, der auf sie ausgeübt wird, wenn sie nicht spuren (Bedrohung der Familien), macht einen großen Teil deren Gehorsams aus.
Und ganz besonders schlimm finde ich das System mit den Mesdames, also weibliche Zuhälterinnen, die früher auch mal Prostituierte waren, und trotz ihres eigenen Schicksals dies nun auch anderen Mädchen antun.

Mara ist für mich diesmal etwas braver bzw. nicht ganz so aggressiv in ihrem Vorgehen, und Jan hadert mich sich selbst. Ich mag beide immer noch sehr, doch haben sie diesmal ein bisschen Pepp verloren.
Die Verwicklungen, deren Aufklärung und die Auflösung am Schluss haben mich überzeugt.

Leider hatte dieser Band kleine Längen, die Ermittlungen kamen nicht richtig in Gang, und auch der Part von Manzoni konnte mich nicht so ganz überzeugen; trotzdem hat mich das Thema und der Spannungsaufbau gefesselt und ich freue mich schon auf den nächsten Band mit der Krähe!


Fazit:
Ein nahegehendes Thema im 6. Fall der Krähe, packend umgesetzt, leider jedoch kleine Längen.

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