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Veröffentlicht am 01.02.2023

Lesenswerte Familiengeschichte

Rote Sirenen
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Worum geht es in dem Buch?
Die Autorin Victoria Belim ist Ukrainerin, lebt aber schon seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Belgien. 2014 reist sie in ihre Heimat, um ihre Großmutter Valentina wiederzusehen. ...

Worum geht es in dem Buch?
Die Autorin Victoria Belim ist Ukrainerin, lebt aber schon seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Belgien. 2014 reist sie in ihre Heimat, um ihre Großmutter Valentina wiederzusehen. In Bereh, in der Nähe der malerischen Stadt Poltawa, bei den Obstgärten erinnert sich Victoria zurück und versucht zu ergründen, was mit einigen Verwandten, besonders ihrem Urgroßonkel Nikodim, passiert ist. Niemand aus ihrer Familie – auch nicht Valentina – will über ihn reden.
Deshalb begibt sich Victoria zum so genannten „Hahnenhaus“, einem Archiv in der Ukraine, das von Valentina immer noch als KGB (Geheimdienst der Sowjetunion) bezeichnet wird. Es ist nicht einfach, die Informationen zu bekommen, aber schließlich ist Victoria erfolgreich…

Meine Leseerfahrung:
Ich wollte ein Buch über die Ukraine lesen. Keine nüchterne Abhandlung von Geschichtsdaten und Fakten – sondern ein persönliches Buch mit Erfahrungen. Genau das bekomme ich mit dem Buch „Rote Sirenen“. Victoria Belim hat hier versucht, die Geschichte ihrer Familie und ihre Reiseerlebnisse in der Ukraine miteinander zu verknüpfen.
Innerhalb der ukrainischen Familien gibt es manchmal unterschiedliche Ansichten. So trauert Victorias Onkel Wladimir der Sowjetunion nach, auch wenn er seit einigen Jahren in Israel lebt.
Man liest ebenfalls über Leute, die ihre Traditionen bewahren wollen. Beispielsweise Valentina, die sich um ihren Kirschgarten kümmert. Weiterhin Nadja, die gerne stickt und wünscht, dass die „Weißstickerei aus Reschetyliwka“ zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erhoben wird. Sie alle führen ein einfaches Leben. Über die Vergangenheit – zum Beispiel über die Zeit als Sowjetrepublik – reden viele nicht gerne. So wird auch das Schicksal von Victorias Urgroßonkel Nikodim lieber totgeschwiegen, anstatt dass man darüber spricht.
Victoria muss erkennen, dass es in der Ukraine immer noch viel Bürokratie gibt. Manche Menschen werden ungerecht behandelt. So wird Nikolai, dem Sohn von Nikodim, die Rente gekürzt, weil er irgendeine Bescheinigung nicht beschaffen kann. Leider sind viele Gesetze in der Ukraine noch Überbleibsel aus der Sowjetunion. Ebenso ist Korruption immer noch ein Thema.
Victoria schafft es mit viel Geduld und Nachdenken, die Informationen zu bekommen, die sie haben will – und die ihr helfen zu verstehen, woher sie kommt und wer ihre Familie ist und war. Herausgekommen ist ein informatives, interessantes, lebendiges und lesenswertes Buch über Victorias Familie, das aber auch Einblicke über das Leben in der Ukraine bietet.
Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Ein außergewöhnlich gutes Buch

Lügen über meine Mutter
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Worum geht es in dem Buch?
Die Ich-Erzählerin Ela wächst in dem rheinland-pfälzischen Ort Obach auf. Der Vater ist ein Egoist, denkt nur an seine Interessen, wie zum Beispiel ein schönes Auto und die Renovierung ...

Worum geht es in dem Buch?
Die Ich-Erzählerin Ela wächst in dem rheinland-pfälzischen Ort Obach auf. Der Vater ist ein Egoist, denkt nur an seine Interessen, wie zum Beispiel ein schönes Auto und die Renovierung einer Scheune.
Beruflich läuft es lange nicht so gut – vom Arbeitgeber fühlt er sich zu wenig geschätzt, und schiebt die Schuld dafür auch seiner Frau zu. An ihr kritisiert er ständig herum. Ein Dorn im Auge für ihn ist ihr Gewicht. Sie muss sich immer wieder vor ihm wiegen, er unterstützt sie kaum. Das Geld für die Kinder kommt vorwiegend von ihrem Gehalt als Sekretärin. Als sie ihr zweites Kind bekommt, sucht sie sich andere Verdienstmöglichkeiten.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Durch eine Leseprobe kam ich auf dieses Buch. Es ist für mich eines der besten Bücher, die ich 2022 gelesen habe.
Das Buch bietet mir eine Rückschau auf die 1970er- und 1980er-Jahre und auf eine Familie, die absolut nicht normal ist. Der Vater nervt oft, er ist überheblich und rechtfertigt viele Misserfolge damit, dass seine Frau zu dick sei. Sie schafft, was er lange nicht schafft: sie wird zur Chefsekretärin befördert und verdient mehr Geld.
Ela muss sich entscheiden, zu wem sie hält. Oft steht sie zwischen beiden Elternteilen.
Die Mutter tat mir einerseits leid, andererseits bewunderte ich sie. Sie tat mir leid, weil nicht einmal ihre Eltern sie mochten (die Schwiegereltern mochten sie sowieso nicht) und Freundinnen hatte sie nicht. Dagegen war es bewundernswert, wie sie es schaffte, eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Ein weiterer Moment, den ich stark finde, ist, wie sie sich um ihre Mutter kümmert, als diese Hilfe braucht.
Die Mutter ist eine starke Frau, sie kämpft, sie wehrt sich, wenn es möglich ist. Sie probiert mehrere Diäten – was aber nicht verhindert, dass sie auch wieder zunimmt.
All das ist gut und unterhaltsam aus der Sicht von Ela in der Vergangenheit beschrieben. Besonders an diesem Roman ist auch, dass nach einigen Kapiteln Anmerkungen und Gedanken von Ela als Erwachsene beschrieben sind. Da macht sie sich Gedanken, wie sie als Erwachsene manche Geschehnisse bewerten sollte. Das bringt mich als Leserin dazu, mehr über die Ereignisse in dem Buch nachzudenken.
Immer wieder gibt es wörtliche Rede in rheinland-pfälzischem Dialekt. Das hat mich nicht gestört, zumal ich die Dialektsätze verstanden habe.
Ich vergebe diesem Buch fünf Sterne und empfehle es weiter.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Ein schöner und leiser Roman

Der Klang von Licht
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Worum geht es in dem Buch?

Der Roman erzählt von verschiedenen Menschen, die sich an einem Wendepunkt ihres Lebens befinden. Sie treffen Entscheidungen, sie begegnen anderen Menschen – und ihr Leben verändert ...

Worum geht es in dem Buch?

Der Roman erzählt von verschiedenen Menschen, die sich an einem Wendepunkt ihres Lebens befinden. Sie treffen Entscheidungen, sie begegnen anderen Menschen – und ihr Leben verändert sich. Sie hinterfragen ihr bisheriges Leben oder sie versuchen, mehr darüber herauszufinden, wer sie überhaupt sind, woher sie kommen – und warum sich ihr Leben ändern sollte.
Jean-Pierre beispielsweise ist ein junger Arzt in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Ein Erlebnis während der Arbeit bewegt ihn dazu, sein Berufsleben zu überdenken.
Juliette musste erleben, dass sich ihre Mutter das Leben nahm. Dadurch geriet ihr Leben aus den Fugen, sie fühlt sich sinnlos und nicht wahrgenommen. Das bringt sie zu einer schwerwiegenden Entscheidung.
Hermes ist befreundet mit Jean-Pierre. Verheiratet ist er mit Virginie. Zufrieden ist er, einflussreich, erfolgreich. Bis Jean-Pierre und auch Virginie viele seiner bisherigen Strategien in Frage stellen.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Die Leseprobe gefiel mir und auch die Idee zu diesem Buch „Vom Verschwinden und Sich-Finden“. Das schöne Cover und der Titel „Der Klang von Licht“ machen das Buch zusätzlich interessant.
Mich interessierten die Geschichten über Jean-Pierre, Juliette, Hermes, Virginie und anderen Charakteren. Wo stehen sie gerade in ihrem Leben – und wie werden sie sich weiterentwickeln? Feinfühlig und in einer schönen Sprache beleuchtet die Autorin den Werdegang ihrer Personen, deren Gedanken und Pläne.
Die Personen und ihre Schicksale sind für mich nachvollziehbar beschrieben und berühren mich. Besonders gefallen hat mir auch die psychologische Sichtweise der Autorin auf diverse Lebenssituationen, die sie gekonnt in die Handlung einflechten kann. Dabei gibt es viele positive Aspekte und Entwicklungen, die den Leser in optimistische Stimmung bringen können – auch mich.
„Der Klang von Licht“ ist ein Roman zum Abtauchen aus den Problemen des Alltags und zum Nachdenken. Ein Buch, das nach der Lektüre nachhallt und das ich gerne gelesen habe.

Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Gelungene Darstellung über zwei Schriftsteller

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Worum geht es in dem Buch?

Der Roman beginnt Ende der 1950er-Jahre. Die österreichische Lyrikerin Ingeborg Bachmann ist 32 Jahre alt und ein Star am Lyrikhimmel. Von der Kritik werden ihre Gedichte gelobt, ...

Worum geht es in dem Buch?

Der Roman beginnt Ende der 1950er-Jahre. Die österreichische Lyrikerin Ingeborg Bachmann ist 32 Jahre alt und ein Star am Lyrikhimmel. Von der Kritik werden ihre Gedichte gelobt, sie feiert Erfolge, verdient Geld und geht auf Lesereise.

Der Schweizer Autor Max Frisch ist auf sie aufmerksam geworden, schreibt ihr einen Brief und will sie treffen. Sie sehen sich zum ersten Mal in Paris. Er ist 15 Jahre älter als sie, gerade geschieden – und auf der Suche nach einer neuen Beziehung.

Vielversprechend beginnt ihre Liebesbeziehung. Sie wohnt mit ihm immer wieder in der Schweiz, lässt es sich aber nicht nehmen, auch nach Rom zu reisen, weil sie dort die besten Ideen für ihre Gedichte bekommt.

Bald holt sie der Alltag ein. Unterschiedlich ist die Art der beiden Schriftsteller zu arbeiten. Max Frisch hat sich eine strukturierte Arbeitsweise angewöhnt und sitzt schon früh am Morgen an der Schreibmaschine. Ingeborg Bachmann dagegen braucht eine bestimmte Umgebung, um inspiriert zu werden. Rom zum Beispiel.
Unterschiedlich ist auch die Auffassung beider Schriftsteller über die Liebe. Ingeborg pflegt einen Briefwechsel mit Schriftstellern, auch mit Paul Celan, mit dem sie zusammen war. Das weckt Max‘ Eifersucht.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Einige Werke von Max Frisch waren Pflichtlektüre in der Schule, beispielsweise „Andorra“ und „Biedermann und die Brandstifter“. Deswegen interessierte mich dieses Buch – und ich war gespannt, mehr über ihn und Ingeborg Bachmann zu erfahren, von der ich bisher nur wenig wusste.

Die Autorin Bettina Storks schafft es, beiden Schriftstellergrößen ein Gesicht zu geben. Dieser Roman ist lebendig geschrieben mit klugen und schönen Dialogen – aber auch Episoden, die die Schwächen von Ingeborg Bachmann und Max Frisch zeigen. Man kann sich als Leser/-in gut vorstellen, bei welchen Themen es immer wieder Streitpunkte zwischen den beiden gibt.

Beide Schriftsteller sind wohlhabend. Max Frisch ist durch seine Romane und Theaterstücke zum Millionär geworden. Seine Geldausgaben hat er vorzüglich im Griff. Auch Ingeborg Bachmann verdient gut, wenn sie nicht gerade eine Schreibblockade hat.

Wer im Buch „Poesie der Liebe“ einen erotischen Liebesroman erwartet, wird enttäuscht werden. Wer aber mehr über die Menschen Ingeborg Bachmann und Max Frisch erfahren will, über ihre Stärken und Schwächen, bekommt einen gut geschriebenen Roman aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in einer schönen Sprache mit einem Blick auf das Leben von Schriftstellern Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.


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Veröffentlicht am 24.07.2022

Ein Lesehighlight 2022

Freundin bleibst du immer
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Worum geht es in dem Buch?

Zainab, Funmi und Enitan sind nigerianische Frauen, die sich schon seit ihrem Studium kennen und befreundet sind. Auch als Ehefrauen und Mütter halten sie ihre Freundschaft ...

Worum geht es in dem Buch?

Zainab, Funmi und Enitan sind nigerianische Frauen, die sich schon seit ihrem Studium kennen und befreundet sind. Auch als Ehefrauen und Mütter halten sie ihre Freundschaft weiter aufrecht – telefonieren und chatten -, auch wenn Enitan in die USA ausgewandert ist und sich dort ein anderes Leben aufgebaut hat.

Gelegenheit, dass sie sich alle wieder sehen, bietet die Hochzeit von Destiny, Funmis Tochter, zu der Zainab und Enitan eingeladen sind. Enitan reist mit ihrer Tochter Remi aus den USA an, Zainab kommt mit dem Bus aus einer anderen Gegend in Nigeria. Sie konnte sich von zu Hause losreißen – von einem pflegebedürftigen Mann, vier Söhnen und Enkeln. Die Ehe von Enitan und Charles ist am Ende. Nur bei Funmi scheint im Moment alles in Ordnung zu sein – Funmi, die in einem luxuriösen Haus wohnt und sich hingebungsvoll mit den Vorbereitungen der Hochzeit ihrer Tochter kümmert.

Nachdem Enitan, Remi und Zainab eine chaotische Anreise hatten, nehmen sie im Dezember 2015 mit den anderen Gästen an vor-hochzeitlichen nigerianischen Riten teil und erinnern sich an ihre Zeit an der Universität.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Dieses Buch ist flüssig geschrieben, und ich habe es sehr gerne gelesen. Geschildert ist alles im Präteritum (Vergangenheit) aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler). Beim Lesen bekomme ich einen Eindruck von Nigeria und drei sympathischen Frauen, die wohlhabend sind.

Was neben dem Leben von Studenten sehr interessant für mich war, waren einige Rituale und Sitten in Nigeria. Ich habe zum Beispiel nicht gewusst, dass nigerianische Eltern ziemlich heftig reagieren können, wenn ihre Töchter heiraten wollen. Für mich ist das Buch wie eine Reise nach Nigeria mit Hauptcharakteren, die ich mochte – und ihren Zielen und Wünschen.

Das Buch bleibt mitreißend bis zum Schluss – sogar noch mit einem unerwarteten Ereignis
.
Für mich ist „Freundin bleibst du immer“ ein Lesehighlight des Jahres 2022. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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