Zwischen Empfindsamkeit und Düsternis
Die Spur der LuchseEin bezaubernder Spätsommer in Småland: Die Temperaturen sind außergewöhnlich mild, die Bäume leuchten in den prächtigsten Farben, die Idylle könnte größer nicht sein, wenn – ja, wenn der verzaubert anmutende ...
Ein bezaubernder Spätsommer in Småland: Die Temperaturen sind außergewöhnlich mild, die Bäume leuchten in den prächtigsten Farben, die Idylle könnte größer nicht sein, wenn – ja, wenn der verzaubert anmutende Wald nicht Schauplatz einer großangelegten Protestaktion wäre. Junge Aktivisten protestieren gegen die mögliche Rodung des Naturschutzgebiets, die Lage ist nicht nur angespannt, sondern geradezu explosiv.
In dieser politisch aufgeladenen Situation erreicht die Polizei Växjö ein dramatischer Notruf: Eine Lehrerin des nahegelegenen exklusiven Internats meldet einen Kollegen und vier Schüler*innen als vermisst; alle verschwanden spurlos während einer Exkursion in eben diesem Wald. Bei der fieberhaften Suche stößt man auf eine der Schülerinnen, nicht ansprechbar und offenbar schwer traumatisiert. Bei diesem einen Fund soll es nicht bleiben …
Vor genau einem Jahr habe ich den Vorgängerband „Roter Raum“ der Schwedenkrimi-Reihe um die Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss gelesen. Schon da faszinierten mich die bestrickende Atmosphäre und die Vielschichtigkeit des Romans. Dieser Band steht seinem Vorgänger in nichts nach: Der Fall nimmt sowohl in menschlicher als auch in gesellschaftlich-politischer Hinsicht ungeahnte Dimensionen an; desgleichen wird den beiden Protagonistinnen erneut der nötige Raum für ihre unterschiedlichen Charaktere, ihre Stärken und vor allem auch Schwächen geboten, was den Hauptfiguren eine unverwechselbare Tiefe verleiht. Überdies gelingt dem Autorenduo erneut der fragile Spagat zwischen Empfindsamkeit und Düsternis.
Kurzum: Nicht nur dieser Band, sondern die gesamte Reihe gehören für mich zu den gelungensten Skandinavienkrimis, die der deutsche Buchmarkt derzeit bereithält. Große Leseempfehlung!