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Veröffentlicht am 25.02.2023

Fühlt sich an, wie schon mal gelesen

Anatomy
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Ich bin sehr verwundert, dass „Anatomy“ von Dana Schwartz so sehr gefeiert wird (vermutlich auch, weil es bei Reese Witherspoon's Bookclub gelesen wurde), denn ich fand das Buch ziemlich 08-15.
Im 18. ...

Ich bin sehr verwundert, dass „Anatomy“ von Dana Schwartz so sehr gefeiert wird (vermutlich auch, weil es bei Reese Witherspoon's Bookclub gelesen wurde), denn ich fand das Buch ziemlich 08-15.
Im 18. Jahrhundert hat sich die junge Hazel in den Kopf gesetzt, Chirurgin zu werden. Damals natürlich undenkbar und so schleicht sie sich als Mann verkleidet (gähn) in die Vorlesungen ein.
In der ersten Hälfte des Romans passiert relativ wenig und Hazel wirkt teilweise wie ein bockiges Kind, dass sich gegen die Konventionen auflehnt.
Als ihre Verkleidung auffliegt und sie ihre Studien auf eigene Faust fortsetzt, wird die Geschichte deutlich spannender. Aus heutiger Sicht ist es völlig schockierend, wie Mediziner damals an Leichen kamen und die Zustände werden von der Autorin anschaulich beschrieben.
Auch gibt sie deutliche Einblicke in die extremen Standesunterschiede zwischen Arm und Reich.
So schlimm, wie all das war, war es jetzt alles nichts Neues und ich fühlte mich teilweise, als hätte ich diese Buch schon mal gelesen.
Krankheiten, Heiratskandidaten, eine rebellische Protagonisten – also „Bridgerton“ mit Medizin.
Hazel ist durchaus eine sympathische junge Frau, aber mir erschien es doch sehr übertrieben, welche fundierten Kenntnisse sie sich an Hand von Büchern selbst aneignet und welches Selbstbewusstsein sie an den Tag legt. Sie möchte zum Beispiel einen Impfstoff entwickeln und traut es sich auch zu.
Ihre Eltern und ihr Bruder werden einfach aus der Geschichte geschrieben, damit die 17-jährige über Monate (!) sturmfreie Bude hat. Ihre Angestellten sind natürlich alle sehr verständnisvoll und unterstützen sie, als sie das Haus in ein Armenkrankenhaus verwandelt.
Trotzdem wäre all das noch akzeptabel gewesen, aber mit dem Schluss schießt die Autorin völlig über das Ziel hinaus. Die Geschichte entwickelt sich plötzlich in eine Richtung, die keinerlei Sinn macht, da 380 Seiten lang nichts davon zu erkennen war. Ich hatte den Eindruck, dass Dana Schwartz sich nicht entscheiden konnte, für welches Genre sie schreiben will und deswegen einfach alle gewählt hat.
Leider konnte mich „Anatomy“ weit weniger begeistern, als ich erwartet hätte. Was ich allerdings noch positiv erwähnen muss, ist das Cover, eine Frau im roten Kleid, welches sich auf den zweiten Blick als Herz entpuppt und perfekt zur Handlung passt.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Unvollständig

Der Strand: Vermisst
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„Der Strand – Vermisst“ von Karen Sander hat viele Punkte, die ich wirklich mochte, allen voran das Ermittlerteam Tom und Mascha. Tom ist ein Witwer, der versucht, den Anforderungen seines Jobs als Kriminalkommissar ...

„Der Strand – Vermisst“ von Karen Sander hat viele Punkte, die ich wirklich mochte, allen voran das Ermittlerteam Tom und Mascha. Tom ist ein Witwer, der versucht, den Anforderungen seines Jobs als Kriminalkommissar und denen als Vater gerecht zu werden. Seine 5-jährige Tochter Romy ist der heimliche Star des Buches. Sie ist für ihr Alter unglaublich clever und gewitzt. Jede Szene mit ihr war ein Highlight und lockerte die ansonsten düstere Handlung auf.
Die 19-jährige Lilli wird vermisst und es gibt einfach keine rechte Spur, was mit ihr geschehen sein könnte. Ist das sorgenvolle Auftreten ihres Freundes nur Fassade? Was hat ihre beste Freundin Fabienne zu verbergen? Und was hat es mit den merkwürdigen Whatsapp Nachrichten auf sich, die von Lillis Smartphone versendet werden.
Die Polizei und die hinzugezogene Kryptologin Mascha tappen im Dunklen. Die Sache mit den geheimnisvollen Nachrichten hat mich beim Lesen des Klappentextes besonders angesprochen. Leider kam die Kryptologin gar nicht wirklich zum Zuge, denn die Zeichen waren so kryptisch, dass auch sie nur schwer durchgestiegen ist. Die Entschlüsselung geschah eher zufällig als durch Können.
Menschlich mochte ich Mascha allerdings sehr gerne. Sie und Tom geben ein tolles Team ab, sowohl beruflich als auch privat.
„Der Strand“ lässt sich gut lesen, ich war auf jeden Fall interessiert und wollte wissen, wie es es weitergeht. Das Spannungsniveau ist ungefähr auf Tatort Niveau, was für einen Thriller definitiv zu wenig ist.
Schon bevor ich das Buch begonnen habe, wusste ich, dass es sich um eine Trilogie handelt. Was mir jedoch überhaupt nicht gefallen hat, war dass Teil 1 noch nicht mal ein Etappenziel hat. Es endet einfach mittendrin. Der Leser weiß über Lillis Schicksal auf der letzten Seite so viel, wie auf der Ersten. Nämlich im Grunde nichts. Ohne die Folgebände ist dieses Buch quasi sinnlos und die Unterteilung in 3 Bände kommt mir an diesem Punkt wie Geldschneiderei vor.
Deswegen vergebe ich auch nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.12.2022

Krimi mit Schwachstellen

Was wir verbergen
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„Was wir verbergen“ ist der zweite Band von Arttu Tuominens Krimiserie, die in sich abgeschlossen ist.
Finnland wird von einem religiösen Fanatiker heimgesucht, der sich selbst „Der Gesandte“ nennt und ...

„Was wir verbergen“ ist der zweite Band von Arttu Tuominens Krimiserie, die in sich abgeschlossen ist.
Finnland wird von einem religiösen Fanatiker heimgesucht, der sich selbst „Der Gesandte“ nennt und vorgibt, im Namen Gottes die Welt von Homosexuellen zu reinigen. Nach einem sehr brutalen Anschlag auf einen Nachtclub sendet der Täter mehrere Videobotschaften und versetzt die Polizei in Daueralarmbereitschaft.
Die Bevölkerung ist gespalten, es kommt zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die Stimmung unter den Bürgern bekommt fast genauso viel Raum, wie der Attentäter selbst. Einerseits ist es erschreckend, dass ganz Europa mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Die homophoben Aussagen mit denen die Menschen gegeneinander aufgewiegelt werden, könnten genauso in Deutschland fallen. Das Buch ist thematisch also sehr aktuell. Mir war es teilweise zu dicht an der Realität. Wenn ich Demonstrationen, Hass und Ausschreitungen sehen will, muss ich nur den Fernseher einschalten. In einem Buch, welches ich zur Entspannung lese, brauche ich eigentlich keine Fortsetzung der Nachrichten.
Sehr fesselnd fand ich die Kapitel aus Sicht des Gesandten, leider waren sie viel zu kurz.
Überwiegend geht es um die Ratlosigkeit der Polizei, die Stimmung in Internetforen und auf der Straße sowie eine Gang von Neonazis. Einiges hat mit dem eigentlichen Fall zwar nichts zu tun, aber füllt es füllt die Seiten.
Die beiden Hauptermittler die Kommissare Paloviita und Oksman. Während ich Paloviita im Verlauf der Geschichte ganz gut kennenlernen konnte, blieb Oksmann eher blass für mich. Es kam mir teilweise so vor, als wenn der Autor unbedingt einen queeren Charakter einbauen wollte und dann nichts mit ihm anzufangen wusste. Ich finde auch, dass seine Identitätskrise und die Angst, unfreiwillig geoutet zu werden, genügt hätten. Warum musste er zusätzlich auch noch eine Zwangsstörung und eine Sozialphobie verpasst bekommen, dass fand ich zu viel auf einmal. Hinzu kommt Oksmanns sehr unleidliche Art, durch die es schwer fällt, Sympathien für ihn zu entwickeln, dies gelang mir so richtig erst im Epilog.
Oft habe ich in „Was wir verbergen“ Spannung vermisst. Gegen Ende macht der Autor in dieser Hinsicht alles wieder wett, denn die letzten Kapitel sind wirklich richtig fesselnd.
Trotzdem bin ich mit der Auflösung eher unzufrieden. Nachdem die Polizei lange im Dunkeln getappt ist, konnte spontan alles aufgelöst werden, da Oksmann ein paar „Eingebungen“ hatte. Das war mir etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Auch gab es für mich keine zufriedenstellende Erklärung der Tätermotivation. „Schwere Kindheit“ finde ich als Begründung zu ausgelutscht und vereinfacht.
Das Haus des Täters ist eine komplette Müllhalde. Hierzu gibt es weder eine Erklärung, noch hat es irgendeine Relevanz. Scheinbar sollten nur ein paar „Ekel-Schocker“ kreiert werden.
Für mich war „Was wir verbergen“ nicht richtig ausgegoren. Das Buch war okay, aber es gibt zur Zeit deutlich bessere neue Krimis, so dass ich diese Reihe nicht weiterverfolgen werde.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Zu viele brutale Folterszenen

Pretty Girls
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Nachdem ich in den letzten Monaten drei Thriller von Karin Slaughter gelesen hatte, die mir sehr gefallen haben, ging ich davon aus, dass es nun mit jedem Buch so weitergeht.
Auch der Klappentext von ...

Nachdem ich in den letzten Monaten drei Thriller von Karin Slaughter gelesen hatte, die mir sehr gefallen haben, ging ich davon aus, dass es nun mit jedem Buch so weitergeht.
Auch der Klappentext von „Pretty girls“ klang interessant und vielversprechend.
Die Geschichte beginnt fast wie ein Liebesroman. Claire trifft sich in einer Bar mit ihrem Ehemann Paul. Nach knapp 20 Jahren Ehe sind beide immer noch sehr verliebt. Paul scheint ein Traummann zu sein und ich habe ihn spontan auch ein wenig angehimmelt. Bei einem Stelldichein in einer Gasse kommt es zu einem Überfall, Paul wird erstochen.
Als Claire nach der Beerdigung seinen Computer durchsieht, findet sie Gewaltpornos der übelsten Sorte. Doch niemand nimmt sie ernst, die Polizei und das FBI wollen ihr einreden, die Videos seien Fake. Claire spürt, dass sie echt sind und wird immer tiefer in einen gefährlichen Strudel hineingezogen.
Diese kompletten Alleingänge von Claire haben in meiner Bewertung einen Stern gekostet. Sie ist eine reiche, verwöhnte Hausfrau und wird plötzlich mit unfassbarer Gewalt konfrontiert. Trotzdem schmiedet sie die wildesten Pläne und begibt sich in eindeutig lebensgefährliche Situationen um den Drahtzieher zu überlisten. Auch ihre Mutter lässt sich auf den ganzen Irrsinn ein, besorgt ohne zu hinterfragen Munition und ein Prepaid-Handy. Wer macht denn sowas? Die Polizisten sind allesamt unsympathischer als unsympathisch. Es ist von Anfang an klar, dass sie Dreck am Stecken haben. Ich hätte es spannender gefunden, wenn es nicht so offensichtlich gewesen wäre.
Generell war die ganze Storyline sehr konstruiert und unrealistisch.
Den zweiten Stern ziehe ich ab, wegen übertriebener Gewalt. Die Folterszenen in diesem Buch sind wirklich hardcore und ekelhaft. Klar, kann man auch mal einen etwas härteren Thriller lesen, aber wären es ein paar Szenen weniger gewesen, hätte man sich genauso ein Bild von den Taten machen können.
Alles in allem fand ich „Pretty girls“ leider nur okay. 530 Seiten waren definitiv zu viel Raum für diese Geschichte.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Extrem harte Kost

Das letzte Versprechen
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Vom Banat und den Donauschwaben hatte ich noch nie etwas gehört. Von daher fand ich Hera Linds neuen Roman „Das letzte Versprechen“ wirklich interessant und lehrreich. Egal, wie viel Zeit vergeht, man ...

Vom Banat und den Donauschwaben hatte ich noch nie etwas gehört. Von daher fand ich Hera Linds neuen Roman „Das letzte Versprechen“ wirklich interessant und lehrreich. Egal, wie viel Zeit vergeht, man darf die Vergangenheit nicht einfach vergessen.
Das Banat liegt heute in Rumänien, Serbien und Ungarn. Vor vielen Jahren siedelten sich dort Deutsche an. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurden die sogenannten Donauschwaben für die Verbrechen von Adolf Hitler bestraft, obwohl sie selbst niemals in Deutschland waren und mit dem Krieg im Grunde nichts zu tun hatten. Die Hölle, die diese Leute durchmachen mussten, übersteigt jede Vorstellung. Jahrelange Zwangsarbeit, Misshandlungen, ständiger Hunger und katastrophale hygienische Zustände sind nur einige Beispiele des Martyriums. Wie ein Mensch so etwas aushalten kann, ist unfassbar.
Gerade, weil man sich all das nicht einmal ansatzweise vorstellen kann, war es der Autorin vermutlich so wichtig, dem Leser ein detailliertes Bild zu vermitteln. Schier endlose Szenen von Gewalt reihen sich aneinander und die sehr graphische Darstellung haben „Das letzte Versprechen“ zu einer sehr harten Kost für mich gemacht.
Selbst die Kindheitserinnerungen von Amalie sind voller Schläge und Lieblosigkeit.
Das Buch beruht auf wahren Tatsachen und das Leben der Personen, die Vorbild für die Charaktere sind, war alles andere als ein Märchen.
Dieser Roman ist unfassbar düster. Selbst nach der Aussiedlung nach Deutschland reiht sich ein Schicksalsschlag an den anderen. „Das letzte Versprechen“ schlug mir sehr aufs Gemüt und war teilweise schwer auszuhalten.
Leider hat mir auch der Schreibstil nicht sonderlich zugesagt. Dies war mein erster Tatsachenroman von Hera Lind, deswegen habe ich keine Vergleichswerte. In diesem hier, ist alles sehr einfach ausgedrückt. Zunächst dachte ich, es liegt daran, dass Anna zu Beginn der Geschichte erst 5 Jahre alt ist. Aber auch die Kapitel aus der Perspektive von ihrer Mutter Amalie klingen teilweise recht kindlich. Die ständige Wiederholung von „meine liebe Oma“, „meine liebe Mama“ etc. hören sich in meinen Ohren etwas eigenartig. Auch die häufige Verniedlichung („ich grub mit meinen kleinen Händchen“ usw.) fand ich überflüssig. Diese Babysprache stand in einem extremen Gegensatz zur Brutalität der beschriebenen Szenen, dass ich es einfach deplatziert fand. Manche Sachen werden auch doppelt und dreifach in identischer Wortwahl erzählt.
Glücklicherweise musste niemand von uns erleben, was die Protagonisten durchgemacht haben, deswegen ist es unmöglich, sich in die Charaktere hineinzudenken. Am Anfang hatte ich auch mit allen sehr viel Mitgefühl. Im weiteren Verlauf fand ich manche Personen einfach nur noch schrecklich. Amalies Schwiegereltern haben alles für ihr Enkelkind getan, sind buchstäblich durch die Hölle gegangen. Und trotzdem müssen sie sich von ihrer Schwiegertochter wie der letzte Abschaum behandeln lassen. Nach allem, was Annie bereits durchgemacht hat, wird sie von ihrer Mutter immer weiter misshandelt. Zwar nicht physisch aber psychisch.
Bis auf einzelne Momente ist dieses Buch einfach nur grausam und trostlos und deswegen war ich ehrlich gesagt froh, als ich auf der letzten Seite angekommen war.

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