Leserunde zu "Friends, Lovers and the Big Terrible Thing" von Matthew Perry

Eine besondere Autobiografie
Cover-Bild Friends, Lovers and the Big Terrible Thing
Produktdarstellung
(19)
  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Matthew Perry (Autor)

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing

Die Autobiografie des FRIENDS-Stars - Deutsche Ausgabe

Nina Restemeier (Übersetzer), Wiebke Pilz (Übersetzer), Thomas Gilbert (Übersetzer)

Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über private Suchtkämpfe und darüber, was sich tatsächlich hinter den Kulissen der erfolgreichsten Sitcom aller Zeiten abspielte. Der TV-Star gewährt tiefe Einblicke in seine langjährige Erkrankung und reflektiert gewohnt humorvoll und selbstkritisch, was die Süchte eines Mannes befeuert hat, dem es an nichts zu mangeln schien. Unerschrocken ehrlich, zutiefst bewegend und urkomisch: dies ist das Buch, auf das Fans gewartet haben.


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 19.09.2022 - 09.10.2022
  2. Lesen 24.10.2022 - 06.11.2022
  3. Rezensieren 07.11.2022 - 20.11.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Friends Chandler Bing Biografie Memoir Hollywood Schauspieler Star Sitcom Serie Netflix New York Clique Freundschaft Sucht Drogensucht Alkoholismus Abhängigkeit Friends Reunion Drama Old Spice LA Los Angeles Lebensbeichte Ironisch Sarkastisch Bing Humor Joey Tribbiani Comedy Comedyserie USA US Star Friends-Star Tellall Autobiografie

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 19.11.2022

Die ergreifende Geschichte eines suchtkranken Superstars: von seelischen Abgründen am Rande der Hollywoodtraumindustrie

2

Matthew Perry hat als Chandler Bing in der US-amerikanischen Serie „Friends“, die von 1994 bis 2004 produziert wurde, mit seinem Witz und Esprit ein Millionenpublikum begeistert, und damals auch meine ...

Matthew Perry hat als Chandler Bing in der US-amerikanischen Serie „Friends“, die von 1994 bis 2004 produziert wurde, mit seinem Witz und Esprit ein Millionenpublikum begeistert, und damals auch meine Abende um einige Wohlfühlmomente verschönert. Nach der Friends-Reunion 2021 kam nun (2022) seine Autobiografie „Matthew Perry – Friends, Lovers and the Big Terrible Thing“ bei Bastei Lübbe heraus. Das Buch zeichnet ein faszinierendes Porträt von dem Schauspieler und dreht sich vor allem um seine Alkohol- und Tablettensucht, und um seinen Umgang damit.

Matthew Perry besitzt einen sehr angenehmen Schreibstil – er hat diesen trockenen englischen Humor, der an Sarkasmus grenzt. Selbst über die schlimmsten Sachen noch einen Witz zu reißen war von Kind an seine Überlebensstrategie. Als der Vater die Familie verließ, übernahm Matty, wie seine Freunde ihn nennen, die Verantwortung für seine Mutter. Er lernte, dass er sie mit Witzen aufmuntern konnte, und, dass lustig sein mit Liebe belohnt wird. Genau diese Strategie, die irgendwann zu einem Teil seiner Persönlichkeit wird, ist es, mit der er später die Rolle des Chandlers in Friends füllt. Das Buch dreht sich allerdings weniger um die Serie und wie es mit seinen Kollegen am Set lief, sondern es geht vor allem um das „Big terrible Thing“, Matthew Perrys Alkohol- und Tablettensucht. Er zeigt, wie die Krankheit seine Beziehungen prägt, seien es Liebesbeziehungen oder Freundschaften. Die Mit-Ursachen für die Krankheit findet er in seinen frühesten Bindungen. Schon der Großvater hatte Alkoholprobleme und Matthew Perry wurde bereits als Säugling – er war ein Schreikind – mit Medikamenten ruhiggestellt.

Das Buch beginnt hochdramatisch mit einem Nahtoderlebnis. Im weiteren Verlauf wird in elf Kapiteln mit je einem „Intermezzo“ Matthew Perrys Lebensgeschichte, beginnend mit dem Kennenlernen seiner Eltern und endend als er 53 Jahre alt ist, dargestellt. Die „Intermezzo“ könnten als Exkurse gesehen werden, wären jedoch nicht notwendig gewesen, denn der Großteil des Buchs scheint ohnehin nicht streng chronologisch strukturiert. Sollte es einen roten Faden gegeben haben, ist mir dieser zumindest ab der Mitte des Buches verborgen geblieben. Matthew Perry hüpft wild zwischen Ereignissen, Beziehungen, Filmdrehs, Aufenthalten in Entzugskliniken, Zeiten der Produktivität und des Clean- beziehungsweise Trockenseins und Rückfällen hin und her. Manche Ereignisse werden mehrfach erzählt und ab einem gewissen Punkt wiederholen sich die Inhalte (Film drehen – Beziehungen eingehen und beenden – Entzug durchmachen – rückfällig werden etc.). Ein Orientierungspunkt ist das Jahr, in dem er die Rolle des Chandler Bing bei Friends bekommt, dies ist ein großer Wendepunkt in seinem Leben. Ich habe die Sprünge und Wiederholungen nicht als sehr störend empfunden, sie machen das Buch eher noch authentischer, denn sie passen zu seinem Krankheitsbild. Was Matthew Perry schreibt, und vor allem, wie er das tut, ist so packend, bedrückend, so offen und ehrlich, dass man Dinge gerne mehrmals liest, Hauptsache das Buch endet noch nicht.

Matthew Perry lässt den Leser nah an sich heran, so nah, wie ich es für Autobiografien berühmter Persönlichkeiten nicht unbedingt kenne. Man lernt einen Mann kennen, vor dem man den Hut zieht, nicht nur, weil er tapfer so viel durchgestanden hat, sondern auch, weil er so mutig ist, sich so darzustellen, wie er ist. Er beschönigt seine Schwierigkeiten Bindungen einzugehen nicht, er gesteht Irrtümer und Eitelkeiten. Er lässt den Leser und die Leserin bis in die tiefsten Schwärzen seiner Seele sehen – und in die seiner Eltern. Man glaubt, den wahren Menschen Matthew Perry zu spüren, den, der zur oberen Liga von Hollywood gehört, millionenschwer ist und so leichtherzig Häuser kauft, wie andere Menschen nicht einmal Schuhe - und dabei innerlich so zerrissen, einsam und seine Seele so fragil ist. Einer, der sich selbst als „egoistisches, faules Arschloch“ (E-Book Position 3587) und wenig später als guten Menschen (Position 3631) bezeichnet. Einer, der sein Leben lang versucht, eine innere Leere zu füllen, die offensichtlich nicht füllbar ist, der durch die Hölle ging (beziehungsweise durch 65 Entzüge, zumindest zum Zeitpunkt des fünften Kapitels) und doch niemals aufgegeben hat. Das Buch ist das berührende und schonungslos ehrliche Zeugnis eines Mannes, der in einer prekären Familiensituation aufwuchs, der glaubte seine seelischen Wunden mit beruflichem Erfolg, Ruhm und finanziellem Reichtum schließen zu können und herausfinden musste, dass dies nicht möglich ist. Es ist auch ein gesellschaftskritischer Roman, der zeigt, wie erbarmungslos die Hollywoodfabrik mit ihren Stars umgeht. Über Matthew Perrys Alkohol- und Tablettensucht wird am Set großzügig hinweggesehen, solange er noch einigermaßen funktioniert. Selbst seine Kollegen von Friends, die er als Freunde sieht, fragen ihn erst sehr spät, was los ist. Es scheint ganz so, wie Matthew Perry es von Kind an gewöhnt ist: „Jeder kämpft für sich allein“ (Position 3291). Dabei zeigt Matthew Perry, wie wichtig es für ihn war, dass jemand sich einmischte, denn erst nachdem jemand, meistens seine aktuelle Freundin, Klartext mit ihm sprach, gestand er sich in mehreren gefährlichen Situationen die Wahrheit ein und handelte.

Das Buch ist hoch spannend zu lesen und wirft viele Fragen auf – ganz sicher bei jedem Leser und jeder Leserin andere. Ich frage mich nach wie vor, wie ein Hilfsangebot aussehen könnte, das Menschen, die an Süchten leiden bestmöglich begleitet. Suchtkliniken sind, so Matthew Perry, keine hilfreichen Einrichtungen.

Das Buch hat insofern auf mich einen ernüchternden Nachgeschmack gehabt, denn meiner Meinung nach gibt es letztlich für Matthew Perry kein Happy End. Alkoholiker ist man bis ins Grab, so seine nüchterne Erkenntnis ungefähr in der Mitte des Buchs. Zum Ende hin wird sein Tonfall versöhnlicher, gelassener, er hat durch Therapien und beharrliches Weitermachen lebensverändernde Erfahrungen gemacht, Lösungsansätze für sich gefunden, wichtige Einsichten gewonnen, hat sich verändert und weiterentwickelt. Aber abstinent zu bleiben, wird nach meinem Eindruck auch in Zukunft ein Kampf für ihn bleiben. Jeden Tag muss er sich erneut aktiv gegen den Alkohol entscheiden.

Matthew Perrys Lebensweg hat mich beeindruckt, und, mehr noch, hat mir die Art, wie er seine Symptome und den Umgang damit beschreibt, geholfen, als Nicht-Alkoholiker ansatzweise eine Ahnung davon zu bekommen, wie es sein muss. Zudem bin ich nun bestens über die Bandbreite, Wirkungsweise und Auswirkungen von Rausch- und Betäubungsmitteln informiert.

Weniger würde ich Matthew Perrys Autobiografie den Fans von Friends empfehlen, die vor allem an seinem Mitwirken an der Serie, oder dieser an sich interessiert sind. Wer aber wissen will, wie Matthew Perry tickt und etwas über Tabletten- und Alkoholsucht erfahren möchte, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Es könnte auch für die interessant sein, die selbst ähnliche Probleme haben oder für deren Angehörige. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass es manche, die an Tabletten- oder/und Alkoholsucht erkrankt, auf dem Weg dahin oder davon weg sind, triggern könnte. Auch wenn sich sicher niemand ein Nahtoderlebnis wünscht, könnten dennoch die Beschreibungen der zunächst einmal ja positiven Wirkung von Alkohol als soziales Schmiermittel und die beruhigende oder leistungssteigernde Wirkungen von Barbituraten oder Tranquilizern zum Versuch oder erneutem Konsum anregen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 15.11.2022

Interessante, schonungslose Autobiografie

1

Ich habe Friends sehr gerne geschaut und war daher sofort neugierig auf dieses Buch um mal etwas mehr über den Menschen zu erfahren der hinter der Kultfigur Chandler steht. Was ich erfahren habe war teilweise ...

Ich habe Friends sehr gerne geschaut und war daher sofort neugierig auf dieses Buch um mal etwas mehr über den Menschen zu erfahren der hinter der Kultfigur Chandler steht. Was ich erfahren habe war teilweise wirklich heftig. Schonungslos spricht Matthew über seine hohen und tiefen, seine Drogen und Alkoholabhangigkeit die ihn fast das Leben gekostet haben als auch über seine Zeit bei Friends und die Zeit danach.

Es war ein interessantes Buch. Matthew erzählt hier von seinen guten und seinen sehr schwierigen Zeiten ohne zu beschönigen, was teilweise wirklich hefit ist. So bekommt man das Portrait eines sehr komplexen Menschen mit vielen Problemen der versucht sein Leben so gut zu führen wie es ihm möglich ist.

Was ich irgendwie etwas schwierig fand ist das der Eindruck entsteht das Matthew Perry mit seinen Rückschlägen einfach nie wirklich umgehen konnte und die Art wie er darüber erzählt ist zwar passend aber irgendwie war es mir hin und wieder etwas zu viel. Was ich auch interessant fand ist das er von den vielen Ähnlichkeiten erzählt die seine wohl berühmteste Rolle Chandler und er selbst miteinander verbindet und wie er seine Persönlichkeit in die Serie mit eingebracht hat um Aussagen und gags zu bringen die mittlerweile Kultstatus haben.

Für alle Fans von Friends ist dieses Buch sehr zu empfehlen aber es ist zwischenzeitlich richtig härter Tobak und man sollte sich auf einiges gefasst machen. Ein paar Triggerwarnungen schaden bei diesem Buch sicher nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2022

Heftige Geschichte mit viel Emotion

2


Ich habe vor ein paar Jahren Dank meiner Schwester meinen Weg zu Friends gefunden und liebe es seitdem sehr! Eine wirkliche Wohlfühlserie für alle Tage.
Vor allem in den ersten Staffeln gehört Chandler ...


Ich habe vor ein paar Jahren Dank meiner Schwester meinen Weg zu Friends gefunden und liebe es seitdem sehr! Eine wirkliche Wohlfühlserie für alle Tage.
Vor allem in den ersten Staffeln gehört Chandler Bing zu meinen Lieblingscharakteren, daher war es für mich direkt klar, dass ich seine Biographie lesen muss!

Und wow – was für eine heftige Geschichte er zu erzählen hat.
Als Außenstehender stellt man sich das Leben als Schauspieler, oder allgemein als Promi, ja einfach vor – man ist reich und kann tun, was man will. Matthews Leben ist alles andere als leicht.

In seiner Biographie berichtet er schonungslos ehrlich von 30 Jahren Drogensucht, von schwachen Momenten, Verzweiflung, Schmerzen und ein bisschen Hoffnung. Und irgendwie hat er es geschafft, es etwas nachvollziehbar zu machen. Natürlich ist diese Krankheit schrecklich, aber indem Matthew uns seine Gedanken schildert, kann man zumindest ein Stück weit seine Beweggründe und Gefühle verstehen und wie schwer es ist, damit aufzuhören, wenn man einmal angefangen hat.

Ich hätte mir vielleicht an manchen Stellen ein bisschen mehr Einblicke abseits der Sucht gewünscht, beispielsweise von Friends, aber ich schätze genau das ist der Punkt: Die Krankheit bestimmt alles und beeinflusst alles.

Respekt an Matthew Perry, dass er den Mut dazu hat, diese harte Geschichte mit der Welt zu teilen!

Insgesamt ein wirklich krasses, emotionales Buch, das ich jedem Empfehlen kann, der einen Blick hinter die Fassade des erfolgreichen Schauspielers werfen möchte.

Danke an @lesejury für das Rezensionsexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 07.11.2022

Hier geht es um Matthew Perry und nicht um „Chandler Bing“!

5

Klappentext:

„Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über ...

Klappentext:

„Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über private Suchtkämpfe und darüber, was sich tatsächlich hinter den Kulissen der erfolgreichsten Sitcom aller Zeiten abspielte. Der TV-Star gewährt tiefe Einblicke in seine langjährige Erkrankung und reflektiert gewohnt humorvoll und selbstkritisch, was die Süchte eines Mannes befeuert hat, dem es an nichts zu mangeln schien. Unerschrocken ehrlich, zutiefst bewegend und urkomisch: dies ist das Buch, auf das Fans gewartet haben.“



Gleich vorweg: man muss sich als Leser hier frei machen von der TV-Serie Friends und sollte nicht Perrys Rolle „Chandler Bing“ im Kopf haben, hier geht es um Matthew Perry als Privatperson und seine größten Sorgen und Probleme. Er schreibt hier in seinem ganz persönlichen Buch seine Sorgen und Nöte von der Seele. Von Beginn an haben wir ein schweres und dunkles Bild von ihm welches aber eben zu ihm dazu gehört. Perry öffnet hier sein Herz und seine Seele. Der Leser erfährt (fast) alles zu seiner Kindheit, seinen Eltern, seiner Karriere und natürlich zu seinen Süchten genannt Alkohol, Drogen etc.. Darüber zu sprechen erfordert nicht nur Mut sondern auch gewisses Selbstvertrauen damit die ganze Welt jetzt eben einzuweihen. Das schafft nicht jeder! Perrys Erzählungen sind hart, drastisch und manchmal auch erschreckend. Es scheint fast ein Wunder das dieser Mann überhaupt noch unter uns weilt, bei dem was er alles mitgemacht hat. Aber warum erzählt er uns das alles? Weil es raus muss und weil man natürlich als Fan der Serie immer seien Figur vor Augen hat. Er hat diese Rolle gespielt, obwohl er oft nie richtig anwesend war (auch ein Zeichen von Verarbeitung!) oder es eben auch nicht alle Kollegen wussten. Es war eine Rolle, seine Rolle und das blenden Suchtkranke dann auch aus. Seine gesamten Reflektionen lassen uns ein wenig verstehen, auch wenn es schwer fällt, aber ja, man kann hier seine ständigen Aufenthalte in den Kliniken verstehen. Sein Wille war zumindest immer da und es sei ihm zu wünschen, dass er weiter clean bleibt.

Zerstört dieses Buch seine Serienfigur? Für meine Begriffe überhaupt nicht. Zudem sollte man eben beide Personen strickt trennen! Auch hinter der fiktiven Figur „Chandler Bing“ steckt eine reale Figur und das ist Matthew Perry mit seinen ganz eigenen Problemen und Nöten. Hat mich das Buch erschreckt? Da ich die Schauspieler meiner Lieblingsserie auch über die Jahre verfolgt habe, war es nichts Neues über seine Probleme zu lesen aber dennoch, Serien-Figur „Janice“ würde hier ganz klar sagen: „Oh - my - good!“ und recht hat sie damit.

Fazit: ein ganz ehrliches und schmerzendes Buch, fast schon eine Offenbarung an die Nation selbst, eines Schauspielers, der hier das wahre Leben zeigt. Wollen wir hoffen das er genügend wahre Freunde um sich herum hat und „I‘ll be there for you“ auch wahrlich zutrifft. 5 von 5 Sterne von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 16.11.2022

Die schonungslose Selbstreflexion eines süchtigen Schauspielers

1

Im Buch "Friends, Lovers and the Big Terrible Thing" nimmt der Kanado-Amerikaner Matthew Perry den Leser mit auf eine Reise durch sein schwieriges, aber auch aufregendes Leben, stets flankiert durch die ...

Im Buch "Friends, Lovers and the Big Terrible Thing" nimmt der Kanado-Amerikaner Matthew Perry den Leser mit auf eine Reise durch sein schwieriges, aber auch aufregendes Leben, stets flankiert durch die Abhängigkeit von verschiedenen Substanzen. Angefangen bei seiner Kindheit und der Beziehung zu seinen Eltern sowie seiner Eltern untereinander bekommt man Einblicke in seinen Weg in die Abhängigkeit von Suchtmitteln. Was zunächst mit Alkohol beginnt, setzt sich mit fortschreitender Zeit und sowie geänderten Lebensumständen mit Medikamenten und Drogen fort.
Ehrlich beschreibt er sein Leben zwischen Erfolg und Misserfolg und der Suche nach Glück und Zufriedenheit, immer begleitet von wechselnden Krankheits-, Sucht- und Entzugsphasen. Der Leser erfährt Geschichten über seine ersten und langjährigen besten kanadischen Freunde, einige Anekdoten über seine Schauspielkollegen aus "Friends", der Serie mit der er letztlich weltberühmt wurde, über eine große Anzahl an Frauen, seine Ärzte und Geschwister.

Matthew Perry hat einen außergewöhnlichen und mitreißenden Humor, der sich durch das gesamte Buch zieht. Auf fast jeder Seite ist ein - oft metaphorisch verpackter - kleiner oder auch großer Lacher versteckt. Das Buch selbst ist sehr flüssig geschrieben. Das erste Drittel möchte man kaum aus der Hand legen. Im weiteren Verlauf wiederholen sich jedoch Stimmungslagen, teilweise fällt die Spannung etwas ab. Langweilig wird es jedoch nicht.
Die aufgebaute Spannung wird häufig gestört durch eine nicht nachvollziehbare Chronologie der Ereignisse, Matthew Perry springt anhand von zusammengefassten Erlebnissen mit ähnlichen Stimmungslagen und ähnlicher Situationen durch sein Leben. Manchmal wechselt das Setting mitten im Absatz Zeit und Ort. Da es sich nicht um eine klassische Autobiographie, sondern um eine Abrechnung mit seiner eigenen Suchtgefährdung handelt, finde ich das in Ordnung, allerdings ist es beim Lesen doch teilweise sehr irritierend.
Der Schreibstil selbst ist oft typisch amerikanisch. Frauen werden meist als "wunderschön" und zu gut für Perry selbst dargestellt, wohingegen er häufig die Schuld für alle negativen Ereignisse in seinem Leben bei sich selbst verortet.

Ich fand es schockierend, wie oft er die Entzugstortur durchgemacht hat und immer wieder durch ähnliche Ereignisse aus der Bahn geworfen wurde. Ich hatte den Eindruck, dass er nie einen richtigen Psychologen gefunden hat, der mit ihm an seinen Triggern vernünftig gearbeitet hat.
Stellenweise schien es mir, als hätte es noch ein paar mehr Ereignisse gegeben haben, die er dem Leser absichtlich verschweigt, um sich oder seine Bekannten keinen negativen Meinungen auszusetzen. Insgesamt fand ich ihn jedoch sehr offen und ehrlich. Er hatte fast durchgehend meine Sympathie auf seiner Seite.
Das Ende des Buches lässt es für mich zu, für Matthew Perry zu hoffen. Lässt man sich jedoch seine gesamte Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen, kann man sich da wohl leider nicht so sicher sein.

Für alle, die sich durch sein Gesicht auf dem Cover und den einschlägigen Titel in der Hoffnung, mehr Klatsch und Tratsch über die Serie "Friends" zu erfahren, zum Kauf hinreißen lassen, würde ich das Buch nur bedingt empfehlen. Es enthält dahingehend einige interessante Stellen, ist jedoch sehr auf sein Privatleben bzw. auf die Jahre davor und danach ausgelegt.

Zusammenfassend denke ich, dass der Kauf sich lohnt für Fans, die Matthew Perry selbst mögen und für Leser, die sich mit den Thema Sucht beschäftigen wollen. Großartige Tipps, die Abhängigkeit zu beenden, kann man im Buch jedoch nicht vorfinden.
Die Story ist kurzweilig und liest sich schnell und flüssig. Ich würde das Buch weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema