Ein intensives Jugendbuch über Verlust, Trauer, Wut und Freundschaft
RattensommerLou und Sonny sind beste Freundinnen — das waren sie immer schon. Ihr Lieblingsort: das alte Schwimmbad mit seinem leeren Schwimmbecken. Dort treffen sich die beiden, es ist der Ort, der ihnen ganz allein ...
Lou und Sonny sind beste Freundinnen — das waren sie immer schon. Ihr Lieblingsort: das alte Schwimmbad mit seinem leeren Schwimmbecken. Dort treffen sich die beiden, es ist der Ort, der ihnen ganz allein gehört. Es ist auch der Ort, an dem Sonny ihre Freundin plötzlich küsst und damit alles in Lou, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, zum Vibrieren bringt.
Aber in jenem Sommer, in denen kein einziger Regentropfen fällt und in dem es nach toten Ratten stinkt, wird auch Hagen Bender entlassen – jener Mann, der für den Tod von Sonnys Mutter verantwortlich ist.
Plötzlich verändert sich alles zwischen den Mädchen. Denn Sonny will Rache – und dafür trifft sie sich sogar Tayo, dem Jungen, der bei Hagen Bender arbeitet. Überhaupt verändert sich Sonny immer mehr – und mit jedem Tag entfernt sie sich mehr von Lou. Vor allem, da diese nichts von den Racheplänen ihrer besten Freundin hält.
Juliane Pickel erzählt von einer intensiven Freundschaft, die zu zerbrechen droht. Aber nicht nur. Der Roman erzählt vor allem vom Verlust. Sonnys Mutter ist beim Anstellen in der Mc Donalds´s Schlange gestorben – als sie bei einem Streit dazwischen ging. Ihr Vater ist seitdem depressiv, Sonny muss mit ihrem Trauma allein klarkommen. Die Einzige, die ihr hilft, die ihr jede Laune von denen grünen Augen abliest, ist Lou – ihre beste Freundin, die nicht schwimmen kann und die auch die Ich-Erzählerin ist. Aber auch Lou weiß, welche Lücke ein toter Mensch hinterlässt, auch wenn sie selbst ihre Schwester, die ein Jahr vor ihr zur Welt hätte kommen sollen, nie kennengelernt hat. Die Trauer um das Sternenkind hat Lous Eltern nie wirklich losgelassen. Daran hat auch das Wunder von Lous Geburt nichts ändern können – und selbst an ihrem sechzehnten Geburtstag hat Lou noch immer das Gefühl, ein äußerst schlechter Ersatz für ihre ungeborene Schwester zu sein.
“Rattensommer” ist ein intensives Buch – eines, das man bald nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Autorin erzählt in einer knappen Sprache, mit intensiven Bildern, die manchmal so schön sind, dass man die Stelle nochmals lesen muss. An den Stellen, an denen es dann so richtig zur Sache geht, verzichtet Pickel ganz bewusst auf Effekthascherei. Vieles wird nicht auserzählt, die Schnitte werden an den richtigen Stellen gesetzt. Das macht das Buch unheimlich spannend ohne auch nur an einer einzigen Stelle platt oder vorhersehbar zu werden.