Wie kann man nur so naiv sein?!
Du bist mein VerlangenVor kurzem wurde ich gefragt, was für mich eine gute Liebesgeschichte ausmacht. Für mich gehört dazu, dass sie authentisch ist und ich mir vorstellen kann, dass sich wirklich zwei Menschen so kennenlernen ...
Vor kurzem wurde ich gefragt, was für mich eine gute Liebesgeschichte ausmacht. Für mich gehört dazu, dass sie authentisch ist und ich mir vorstellen kann, dass sich wirklich zwei Menschen so kennenlernen und ineinander verlieben. Im besten Fall ist es so realistisch, dass ich die Gefühle nachempfinden kann und mich auch ein kleines bisschen in die Personen verliebe. Bei der Geschichte von Mallory und Miles konnte ich die Emotionen leider nicht nachempfinden.
Seit Miles Mallory bei einem Uniwettkampf gesehen hat, erfüllt er heimlich ihre Wünsche und himmelt sie aus der Ferne an. Fünf Jahre später sieht er den perfekten Moment, um in ihr Leben zu treten. Doch schon bei der ersten Begegnung kann er seine Gefühle nicht für Mallory unterdrücken. Kann er sie auch für sich gewinnen?
Wenn der Klappentext etwas obsessiv und nach einem Stalker klingt, dann ist er ziemlich gut gelungen. Miles ist erfolgreich und zielstrebig. Er wollte Mallory und hat dafür gesorgt, dass sie zu ihm kommt, damit er sie für sich gewinnen kann. Für mich klang das sehr skurril und etwas überzogen. Miles sieht Mallory lediglich aus der Ferne, hat kein einziges Wort mit ihr gesprochen und weiß, dass sie die Frau seines Lebens ist. Es heißt zwar, dass es auch die Liebe auf den ersten Blick gibt, aber das war mir zu übertrieben.
Fast genauso schlimm wie Miles krankhaftes, obsessives Verhalten fand ich Mallorys Naivität. Sie schließt als eine der Jahrgangsbesten in der Universität ab. Es kann also davon ausgegangen werden, dass sie sehr intelligent ist. Dann begegnet sie einem Mann, der ihr noch nicht mal seinen ganzen Namen nennt und sie möchte nicht mehr über ihn erfahren. Außerdem weiß er, dass sie ihren Kaffee gerne mit viel Milch, viel Zucker und Zimt trinkt. Das ist nicht unbedingt das Standardgetränk. Es folgt ihr und ihrer Freundin den ganzen Heimweg ein Mann, wartet sogar vor einem Geschäft auf sie und sie denkt, dass er wahrscheinlich auf ihrer Freundin steht. Für mich passt so ein Verhalten nicht zu einer schlauen, reflektierten Frau.
Neben dem merkwürdigen Verhalten hat mich regelrecht sauer gemacht, wie in dem Buch mit dem Thema Verhütung umgegangen wird. Das Buch wartet hier mit den größten Klischees und Ammenmärchen auf. Einmal passt dies wieder nicht zu gebildeten Menschen, dass sie so leichtsinnig mit dem Thema umgehen. Zum anderen finde ich es nicht richtig, dass in einem Roman, der wahrscheinlich auch von jungen Erwachsenen gelesen wird, so falsche Informationen weitergegeben werden.
Ein letzter Kritikpunkt ist die Zeitschiene. Wie ich zu Beginn geschrieben habe, möchte ich gerne eine möglichst realistische Liebesgeschichte haben. Dazu gehört für mich, dass sich zwei Menschen kennen lernen, Gefühle entstehen, sie irgendwann zusammenziehen und wenn sie möchten später heiraten oder Kinder bekommen. Unrealistisch finde ich es, wenn dies alles viel zu überstürzt geschieht, wie es in diesem Buch der Fall ist. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln.
Was ich dem Buch zu Gute halten muss, ist dass die Sprache sehr anschaulich ist. Trotz nicht nachvollziehbarer Handlung konnte mir die einzelnen Szenen immer gut vorstellen. Für mich war es so, wie wenn man einen Thriller schaut. Man weiß schon, dass gleich etwas Schreckliches passiert, aber man kann dennoch nicht weggucken. Auch wenn ich nicht mit dem Verhalten der Hauptpersonen einverstanden war, habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen habe.
Authentisch oder realistisch war die Geschichte in keiner Weise und konnte mich nicht überzeugen. Beim Lesen habe ich mich mehrfach über die überzogene Handlung aufgeregt und darauf gewartet, dass irgendetwas Positives passiert. Auch wenn ich wahrscheinlich noch einige Bücher lesen werde, gehört das Buch jetzt schon zu den größten Enttäuschungen in diesem Jahr.