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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2022

Durchaus lesenswert

Fräulein Gold: Die Rote Insel
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Im Jahr 1926 verliert Hulda Gold aufgrund ihrer Schwangerschaft ihre Stelle als Hebamme in der Klinik. Sie ist froh, daß sie bei der Ärztin Grete Fischer als Sprechstundenhilfe arbeiten kann. Weil ihr ...

Im Jahr 1926 verliert Hulda Gold aufgrund ihrer Schwangerschaft ihre Stelle als Hebamme in der Klinik. Sie ist froh, daß sie bei der Ärztin Grete Fischer als Sprechstundenhilfe arbeiten kann. Weil ihr das Geld ausgeht, zieht sie in ein heruntergekommenes Viertel - auf die Rote Insel. Dort kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen Kommunisten und anderen Gruppierungen. Huldas Freundin Grete und ihr Lebensgefährte stecken mittendrin. Als es dann zu einem Mord kommt, sind alle schnell mit ihren Schuldzuweisungen dabei. Doch Hulda kommen Zweifel und sie stellt einmal mehr lästige Fragen. Dadurch trifft sie auch Karl North wieder. Er arbeitet inzwischen als Privatdetektiv. Hulda muß feststellen, daß Karl immer noch ihre große Liebe ist. Deshalb hilft sie ihm auch bei seinen Ermittlungen zum Mord auf der Roten Insel. Ohne Rücksicht auf ihre Schwangerschaft begibt sie sich mit ihm auf die Spur, die zum Mörder führt. Dabei geraten sie prompt in riesige Schwierigkeiten.

Dies ist nun der fünfte Band um die Hebamme "Hulda Gold". Der Titel "Die Rote Insel" verrät schon, daß es dabei um ein Arbeiterviertel geht, in dem die Lebensumstände alles andere als komfortabel sind. Anne Stern nimmt in ihrem Buch kein Blatt vor den Mund. Sie beschreibt das Umfeld der Menschen gnadenlos ehrlich. Daß dabei den einzelnen Gruppierungen mit ihren oft haarsträubenden Parolen Tür und Tor geöffnet werden ist nur verständlich. Die Menschen sind es leid, in Armut zu hausen. Wenn ich ehrlich bin, wurde mir in dieser Geschichte die Geburt des Kindes etwas zu heroisch und auch langatmig beschrieben. Ein paar Seiten weniger darüber hätten auch genügt. Nach dem ersten Schreck darüber, daß Hulda ihrem alten Kiez untreu geworden ist, habe ich mich gefreut, daß ihre alten Freunde trotzdem wieder dabei sind. Sie hätten sonst in der Geschichte gefehlt. Sie gehören einfach dazu und bringen Leben in die Handlung.
Ich finde, daß dieses Buch der Fräulein-Gold-Reihe zwar nicht zu den Spitzenreitern dieser Serie gehört, aber trotzdem gelesen werden sollte!

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Traumschiff? Eher Albtraumschiff!

Mordseekreuzfahrt
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Die "Dalia Ocean" läuft nach ihrer Schiffstaufe aus zur Kreuzfahrt Hamburg-Oslo-Kopenhagen-Kiel. An Bord befinden sich die Taufpatin Vivian Sander, ein weltbekanntens Supermodel und Ehemann Noah, Lilly ...

Die "Dalia Ocean" läuft nach ihrer Schiffstaufe aus zur Kreuzfahrt Hamburg-Oslo-Kopenhagen-Kiel. An Bord befinden sich die Taufpatin Vivian Sander, ein weltbekanntens Supermodel und Ehemann Noah, Lilly Marino, frühere Freundin von Vivian und Ex von Noah, Rentnerin Marianne Larsen, ihre Enkelin Laura, Umweltaktivist Oliver, Richter Karl-Friedrich Behrens und sein Geliebter Luca, Architekt Alexander Harder, Martin und seine von einer Modelkarriere träumenden Tochter Sarah, sowie Isa Witte und ihr Sohn Henrik. Sie alle haben etwas zu verbergen und geraten mit Vivian aneinander. Als Laura Vivian tot in deren Kabine auffinden, zählt die ehemalige Journalistin Marianne die Fakten zusammen und versucht, dem Mörder auf die Spur zu kommen.

Anke Clausen nimmt dem Leser mit auf eine "Mordseekreuzfahrt". Zunächst stellt sie in den einzelnen Kapiteln die jeweiligen Charaktere vor. Hier muß man anhand der Menge an Personen schon gut aufpassen, um sie später auseinanderhalten zu können und den roten Faden nicht zu verlieren. Man merkt schnell, daß hier nicht unbedingt überall eitel Sonnenschein herrscht und fast jeder etwas zu vertuschen hat. Und trotzdem hatte ich für alle außer Vivian und Noah Sympathien, während Marianne und Laura eindeutig meine Favoriten waren. Vivian spielt hier die Rolle des zickigen, arroganten Models, das für ihre Ziele jeden ausnutzt und auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Man kann sie einfach nicht mögen. Somit hat hier jeder ein triftiges Motiv. Der Krimi entwickelt sich sehr langsam. Zunächst erfährt man viel über die einzelnen Charaktere, ist dabei, wenn Vivian ihre Launen auslebt. Dies nimmt ca 2/3 des Buches ein, erst dann geschieht der Mord. Das war schon etwas lang. Auch die Art, wie schnell und ohne Erklärung Marianne zu guter letzt den Mörder überführt, fand ich seltsam - ebenso wie den Umstand, erst danach den Kapitän zu informieren, daß es überhaupt eine Leiche gibt. Da dies nicht mein erstes Buch von Anke Clausen ist, weiß ich, daß sie auch durchaus logische Krimis schreiben kann, die man nachvollziehen kann. Ihrem lockeren und leicht lesbarem Stil ist sie jedoch auch hier treu geblieben. Auch ihre bildhaften Beschreibungen sind hier wieder perfekt. Man ist richtig mit auf Kreuzfahrt, liegt mit auf dem Sonnendeck, genießt die frische Luft und ist mit auf Landgang.
Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten und hat bei mir Ferienlaune erzeugt!

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Märchenfiguren auf Abwegen

Emmy Lou - Das Rotkäppchen gegen Dick "Wulfman" Parker
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Tobias Sessler versetzt die bekannten Figuren aus Grimms Märchen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Little Red Hills. Hier trifft man sie fast alle - Emmy Lou, das Rotkäppchen, Rebecca Johansson ...

Tobias Sessler versetzt die bekannten Figuren aus Grimms Märchen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Little Red Hills. Hier trifft man sie fast alle - Emmy Lou, das Rotkäppchen, Rebecca Johansson als Rapunzel und auch Hänsel und Gretel hat es in den wilden Westen verschlagen. Der Autor hat es wirklich gut geschafft, diese Figuren der neuen Umgebung anzupassen, ohne daß sie ihre schon bekannten Eigenarten verlieren. Da ist der Spaß schon vorprogrammiert. Das Buch startet etwas verwirrend, denn zunächst prasseln unheimlich viele Eindrücke und Geschehnisse auf den Leser ein, die man aber tatsächlich in sich aufnehmen muß, denn für die spätere Handlung sind sie wichtig. Ebenso ist der Sprung in die Vergangenheit etwas abrupt, überlesen darf man ihn jedoch nicht, denn hier bekommt man sehr wichtige Hintergrundinformationen. Der weitere Verlauf des Buches ist jedoch dann sehr gut zu verstehen, liest sich locker und leicht und bietet einiges an Humor.
Dieses Buch eignet sich für alle, die bekannte Figuren gern auch mal in außergewöhnlicher Umgebung begleiten und nicht alles ernst nehmen!

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Völlig anders

Tot ist sie dein
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Vor der Polizeistation in Sao Paulo zerschellt ein Frauenkörper auf dem Asphalt. Doch die Arbeit in der Polizeistation geht ihren normalen Gang, Journalisten erhalten nur die Antwort, es wäre eine arme, ...

Vor der Polizeistation in Sao Paulo zerschellt ein Frauenkörper auf dem Asphalt. Doch die Arbeit in der Polizeistation geht ihren normalen Gang, Journalisten erhalten nur die Antwort, es wäre eine arme, verwirrte Spinnerin gewesen. Doch die Frau hatte eine Anzeige gegen einen Mann gestellt, der Frauen im Internet Leid antut, auf die niemand reagiert hat. Einzig Sekretärin Veronica Torres reagiert nun und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Ilana Casoy und Raphael Montes haben sich für ihren Krimi "Tot ist sie dein" den außergewöhnlichen Schauplatz Sao Paulo ausgesucht. Womit schon klar wäre, daß man hier nicht auf die altbekannten Ermittlungsmethoden trifft, sondern es mit Korruption und Vertuschung in einem fremden System zu tun bekommt. Hier muß man seinen Blickwinkel ändern und sich auf dieses System einlassen, denn hier herrschen andere Maßstäbe an der Realität. Wobei ich es mir trotzdem nicht vorstellen kann, daß Veronica als Sekretärin so viel Freiraum hat, daß sie tatsächlich auf wirklich alles so einfach Zugriff bekommt. Dazu war sie mir auch ein wenig zu verbissen, daß einem darüber sogar seine eigene Familie egal wird - das übersteigt meine Vorstellungskraft. Die Handlung selbst ist sehr spannend und bildhaft beschrieben. Manchmal schon fast zu bildhaft - für sensible Leser ist das Buch eher nicht geeignet. Was diesem Buch eindeutig fehlt ist ein Sympathieträger. Denn hier fand ich leider keinen Charakter, der mir auch nur im Ansatz sympathisch war. Deshalb blieb das mitfiebern aus und ich habe die Handlung leider nur mit Distanz verfolgt. Da dies mein erster brasilianischer Thriller war, weiß ich nicht, ob dies dort so üblich ist.
Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten - manchmal braucht man ja auch einfach nicht mehr!

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Nicht unbedingt ein Weihnachtsbuch

Die Wunderfrauen
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Weihnachten 1991 wollen die Freundinnen Luise, Marie, Annabel und Helga gemeinsam auf dem Reiterhof am Starnberger See feiern. Doch das ist nicht so einfach, denn in der Pension von Luise sind noch Gäste, ...

Weihnachten 1991 wollen die Freundinnen Luise, Marie, Annabel und Helga gemeinsam auf dem Reiterhof am Starnberger See feiern. Doch das ist nicht so einfach, denn in der Pension von Luise sind noch Gäste, die Luises Aufmerksamkeit erwarten. Außerdem hat sie sich mit ihrer Tochter gestritten und wird deshalb ohne sie und die Enkel feiern müssen. Auch die anderen Frauen haben mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen und hoffen, an den Feiertagen einander ihre Herzen ausschütten zu können. Leider geht es aber so turbulent zu, daß die vier Freundinnen kaum zur Besinnung kommen. Als sie endlich zur Ruhe kommen und jede von ihren Sorgen erzählt, stellen sie fest, daß sie zusammenhalten müssen, so wie sie es all die Jahre schon getan haben.

Stephanie Schuster hatte die witzige Idee, zu ihrer Trilogie "Die Wunderfrauen" ein viertes Buch zu schreiben. Der Titel "Wünsche werden wahr" verrät schon, daß es diesmal um Weihnachten geht. Die vier Freundinnen sind dem Leser schon aus den drei anderen Bänden vertraut und man erkennt sie alle wieder, obwohl sie älter geworden sind. Jede von ihnen hat in ihrem Leben schon einiges erlebt, man war als Leser mit dabei und erinnert sich noch gut daran. Es ist ein seltsames Gefühl, die Freundinnen jetzt als Großmütter zu erleben. Stephanie Schuster gelingt es aber sehr gut, ihren Lesern klarzumachen, daß auch diese Frauen noch viel vorhaben. Diese Geschichte ist durchaus gelungen, aber in vorweihnachtliche Stimmung hat sie mich nicht versetzt. Dazu ist sie zu chaotisch. Auch der Schluß hat nicht gerade für gute Laune gesorgt. Trotzdem ist es gut, daß es zu dieser Trilogie noch einen vierten Teil gibt!

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