Poesie zwischen Krieg und harter Arbeit und eine wunderschöne Liebesgeschichte ganz ohne Kitsch.
Beschreibung
Der 15-jährige Said zählt während des Krieges in seinem Dorf, genau wie die Frauen, zu den wichtigen Arbeitskräften, die das Leben am Laufen halten. Zusammen mit seiner Schwägerin Djamila ...
Beschreibung
Der 15-jährige Said zählt während des Krieges in seinem Dorf, genau wie die Frauen, zu den wichtigen Arbeitskräften, die das Leben am Laufen halten. Zusammen mit seiner Schwägerin Djamila und dem kürzlich vom Krieg heimgekehrten Invaliden Danijar wird er damit beauftragt, das Korn an den Bahnhof zu transportieren. Djamila, deren Mann kurz nach der Hochzeit in den Krieg zog, lässt in seinen Feldbriefen nur wenig Zuneigung erkennen und als die junge Frau immer mehr Zeit mit dem sensiblen Danijar verbringt und seinen gefühlvollen Gesang hört, beginnt sich ein Band zwischen den beiden zu flechten.
Meine Meinung
Die 1958 entstandene Novelle »Djamila« des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow wurde damals von Louis Aragon entdeckt und ins Französische übersetzt und somit zu einem berühmten Werk, das der Übersetzer als schönste Liebesgeschichte anpries. Dieser in der DDR vielgelesene Klassiker wurde nun in der fabelhaften Lieblingsbücher-Reihe der Illustratorin Kat Menschik im Galiani Verlag in einer besonders schönen Ausstattung neu aufgelegt.
Tschingis Aitmatow erzählt eine berührend poetische Geschichte über ein ›Aul‹ (Dorfgemeinschaft) in der kasachischen Steppe in Mittelasien im Sommer 1943 während des Zweiten Weltkriegs.
Erzähler ist der 15-jährige Said, der, nachdem seine Brüder in den Krieg gezogen sind, als jüngstes Kind der Familie für die Männerarbeit in der Familie zuständig ist. Aber auch seine hübsche Schwägerin Djamila beweist, dass sie mit anpacken kann. Als sie gemeinsam mit dem verschlossenen Kriegsheimkehrer Danijar mit dem Getreidetransport zum Bahnhof beauftragt werden, machen sich die beiden zunächst einen Spaß daraus, Danijar mit ihren Späßen zu verspotten und zu ärgern. Doch mit der Zeit erhalten sie einen Blick auf die gute Seele des jungen Mannes und Djamila, deren Ehemann in seinen Feldbriefen kaum ein paar Worte an sie richtet, gerät in Vergessenheit.
Als Danijar in den heißen Sommernächten beginnt voller Gefühl über Liebe zu singen, ist es um Djamila geschehen. Said sieht die verbotene Liebe zwischen Djamila und Danijar gedeihen, bewahrt das Geheimnis jedoch für sich, da er noch nie so etwas Schönes gesehen hat. In ihm erwacht dagegen der Drang zu malen und all das Schöne mit Farbe auf Papier festzuhalten.
Die Rückkehr von Djamilas Ehemann zwingt die Liebenden schließlich zur Flucht in ein neues Leben und auch Said nimmt seine Zukunft nach einem bewegenden Sommer in den kirgisischen Bergen selbst in die Hand.
Voller Poesie verliert man sich rasch in Tschingis Aitmatows Zeilen wie zwischen den hoch stehenden Reihen eines Getreidefeldes. Der Autor lässt diese ganz besondere Atmosphäre der hart auf dem Feld arbeitenden Bevölkerung zu Kriegszeiten lebendig werden. Im Mittelpunkt eine lebensfrohe junge Frau, ihre verbotene Liebe und ein heranwachsender Junge, der sich seiner Gefühle noch ungewiss ist und seinen eigenen Weg sucht.
Kat Menschik gelingt es durch ihre stimmungsvollen, in Gelb- und Blautönen gehaltenen, Bildern, die Essenz der Geschichte einzufangen und noch deutlicher sichtbar zu machen. Ein wirklich toller neuer Band der Lieblingsbücher, der für einige tolle Lesestunden in ein anderes Land und eine andere Zeit entführt.
Fazit
Poesie zwischen Krieg und harter Arbeit und eine wunderschöne Liebesgeschichte ganz ohne Kitsch, dafür mit stimmungsvollen Illustrationen von Kat Menschik untermalt.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.05.2022