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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2022

Toller Lesestoff für Kinder

Nordlicht 01
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"Nordlicht - Im Tal der Trolle" entführt in eine fantastische Welt, in die man durch die detailreichen Illustrationen, die an Animationsfilme erinnern, direkt hineingezogen wird. Besonders schön fand ...


"Nordlicht - Im Tal der Trolle" entführt in eine fantastische Welt, in die man durch die detailreichen Illustrationen, die an Animationsfilme erinnern, direkt hineingezogen wird. Besonders schön fand ich die ruhige und spannungsvolle Bildsprache, die man in seinem eigenen Tempo entdecken kann, ohne das viele Worte beziehungsweise Sprechblasen nötig sind. Die Handlung nimmt sich Zeit, zeigt auch ein bisschen etwas von Sonjas Leben zuhause und bietet eine schlüssigen Einstieg. Liest sich wie eine Einführung und macht neugierig auf alles, was noch kommen mag. Düstere Stimmung, nächtlich umherstreifende Trolle, gemütliche Abende mit Kerzenschein oder am Lagerfeuer wechseln sich ab mit naturnahen und actionreichen Wald- und Landschaftsbildern, aber selbst die sind meistens nebelverhangen und geheimnisvoll. Ich finde diese Atmosphäre sehr passend und sehe die fünf Trollkinder , die beiden Wölfe Ravin und Balder und den Bär Björnar als lebensfrohe Bande, die einen passenden Kontrast bilden. Der Auftakt gibt einen ersten Eindruck davon, wie das Leben für die Gefährten in Jotundalen und in der Natur ist, die viele Gefahren bereithält und in der man sich selbst versorgen muss. Auch das zarte Band, was sich zwischen der abenteuerlustigen Sonja und dem mutigen Espen entsteht, wird sehr stillvoll dargestellt. Die Mimik ist authentisch ausgearbeitet und bedarf auch hier keiner unnötigen Beschreibungen. Malin Falch hat sich von modernen Märchen und der Mythenwelt Norwegens inspirieren lassen und ich bin wirklich gespannt, auf die Folgebände. Wer würde nicht gern in Sonjas Haut stecken und mithilfe dieses besonderen Kiefernzapfens in die magische Dimension Jotundalen reisen. Mit Sonja kann man genau das erleben und mit ihr staunend diese Welt voller Magie und Gefahren entdecken.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Spannend, dramatisch und voller Bücherliebe

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Der neue Roman von Kai Meyer erzählt die Geschichte von zwei geheimnisvollen Büchern, die das Schicksal eines Jungen besiegeln. Dieser Junge und Hauptfigur des Romans ist Robert Steinfeld. Seine ersten ...

Der neue Roman von Kai Meyer erzählt die Geschichte von zwei geheimnisvollen Büchern, die das Schicksal eines Jungen besiegeln. Dieser Junge und Hauptfigur des Romans ist Robert Steinfeld. Seine ersten zehn Lebensjahre verbrachte er in Isolation. Einer der drei Handlungsstränge erzählt von seiner Befreiung 1943, als Bombenangriffe Leipzig zerstörten. Ein weiterer setzt achtundzwanzig Jahre später in München an, als der Büchersammler Robert gemeinsam mit seiner Kollegin Marie beginnt, die Lücken seines Lebens zu füllen. Der dritte Handlungsstrang reist zurück in das Jahr 1933 und erzählt von einer bewegenden Freundschaft zwischen dem Buchbinder Jakob Steinfeld und dem Gärtner Grigori Gromov und einer schicksalshaften Liebe. Dieser Strang hat mir besonders gefallen und ich mochte es, wie sich alle Rätsel nach und nach aufgelöst haben.

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" erzählt fesselnd von kostbaren Büchern und ihrem Wert, von den Schrecken des Krieges und spinnt ein zeitgeschichtlich berührendes Werk voller Spannung, Dramatik, vielschichtiger Charaktere und großer Tragweite. Der Schreibstil ist dicht und einnehmend. Man wird direkt hineingezogen und kann sich dem Sog kaum entziehen. Besonders das letzte Drittel habe ich verschlungen. Die ganze Wahrheit und das Schicksal von Robert hat mich zu Tränen gerührt.

Aus meiner Sicht sehr empfehlenswert, auch wenn man historische Romane nicht bevorzugt. Besonders für bibliophile Leseratten, die mitreißende Geschichten mögen, die handwerklich überzeugen.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Eine magische Geschichte mit wertvollen Impulsen

Der Junge im Fluss
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„Es ist wie alles im Leben: Man kann sich nicht sicher sein, ehe man nicht selbst versucht, es herauszufinden.“

Ben hat seine Heimat nie verlassen. Doch die Insel zerfällt und wird schon bald nicht mehr ...

„Es ist wie alles im Leben: Man kann sich nicht sicher sein, ehe man nicht selbst versucht, es herauszufinden.“

Ben hat seine Heimat nie verlassen. Doch die Insel zerfällt und wird schon bald nicht mehr existieren. Als sein Bruder auftaucht und Ben von dem Tagebuch seines Urgroßvaters erzählt, versteht er, dass er sich aufmachen muss, um zu bewahren, was ihm wichtig ist. Nach einem dramatischen Schicksalsschlag ergibt er sich seinem Schicksal und macht sich auf die Suche, nach einem sagenhaften Ort, stellt sich dem Rätsel des Königs, dem Zauber einer Priesterin, begegnet einem Kolibri, einem Jungen im Fluss und schließlich seiner eigenen Wahrheit.

Zunächst sind es mehrer Erzählstränge, die tief in den Himalaya in ein altes Kloster führen - einem Ort, an dem die Zeit stillsteht -, und einen Mönch und Ben bei seinen Abenteuern begleiten. Immer wieder ergänzen kleine oder vereinzelt sogar ganzseitige Illustrationen die Geschichte. Das verdeutlicht sehr schön entscheide Szenen oder Gegenstände, die von größerer Bedeutung sind, wie der Kompass oder der Kolibri.

"Der Junge im Fluss" ist nach dem Debüterfolg "Der Junge, der auf einem Esel ritt" der zweite Roman von Nestor T. Kolee und eine inspirierende Geschichte, die den Wunsch aufgreift, die Zeit einzufangen. Sie erzählt von der Sehnsucht nach Sicherheit, die jedoch Stillstand bedeutet, von unaufhaltsamen Veränderungen und drei wichtigen Kräften in dieser Welt. "Der Junge im Fluss" enthält tiefer gehende Wahrheiten, die mitunter auch kursiv geschrieben sind. Es geht darum die Veränderungen des Lebens zu akzeptieren und schließlich loszulassen. Ein Buch, bei dem sich mehrmaliges Lesen lohnen könnte, weil es unmöglich scheint, alles beim ersten Mal zu erfassen. Am Anfang wusste ich gar nicht, wohin die Handlungen verlaufen wird. Erst später erkennt man Zusammenhänge, die am Ende zusammenlaufen. Mir hat besonders gefallen, dass die achtvolle Erzählweise auch Details mit aufgreift, die in anderen Büchern oft keine Erwähnung finden. Achtsame Beobachtungen, wie die innere Ruhe und Ausgeglichenheit der Priesterin, die duldsam auch das erträgt, was sie nicht für richtig hält. So fügt Nestor T. Kolee seinen Dialogen und Erkenntnissen auch kleine Bedeutsamkeiten bei, die berühren und eigene Überlegungen anstoßen.

Fazit: Für alle, die sich gern zahlreiche Textstellen markieren, in denen sie Erkenntnisse finden, und gern anregende Geschichten lesen, die das eigene Leben bereichern und mit Magie erfüllen.

Veröffentlicht am 23.11.2022

„Eine zum Leben erwachte Legende war sie.“

Die Meerjungfrau von Black Conch
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"Die Meerjungfrau von Black Conch" ist eine märchenhafte Geschichte, die von Liebe, Gier, großer Einsamkeit, Eifersucht und der Verbannung auf Ewigkeit handelt.
Der 65-jährige David Baptiste schreibt ...


"Die Meerjungfrau von Black Conch" ist eine märchenhafte Geschichte, die von Liebe, Gier, großer Einsamkeit, Eifersucht und der Verbannung auf Ewigkeit handelt.
Der 65-jährige David Baptiste schreibt in seinem Tagebuch lebendig von seinen Erinnerungen an den Sommer 1976, als er sich in eine Meerjungfrau wie aus einer anderen Zeit verliebte. Auch die Meerjungfrau Aycayia gibt kurze Einblicke in ihre Gedanken, die wie ein lyrischer Singsang klingen. Abgesehen von diesen beiden Ich-Perspektiven, wird die Geschichte in elf Kapiteln überwiegend aus distanzierter Sichtweise erzählt, was den anderen Figuren, wie der resoluten Miss Rain und ihrem gehörlosem Sohn, genügend Raum gibt.

Der Schreibstil ist eigenwillig und originell - manchmal etwas derb, manchmal poetisch. Die Übersetzerin schreibt in einer Nachbemerkung von dem besonderen Klang und der Herausforderung der Dialekte bei der Übersetzung. Das macht die Geschichte besonders, erfordert aber Konzentration bei Lesen.
„Sie war zu mir gekommen, um mir beizubringen, wie ich mein Herz gib und nicht bloß mein Gemächt, wie ich ein besserer Mensch werde als vorher. Ich war hin und weg von ihr und hatte auch Schiss, denn die war nicht zufällig eine Meerfrau geworden.“

„Meerjungfrauen gibt es nicht, oder? Sind das nur Legenden, Überlieferungen, Überbleibsel aus alten Zeiten?“ Solche Sätze tragen diese Geschichte spielerisch in die Moderne, im Kontrast zu dem mystischen Fluch, der 1976 die karibische Insel und Black Conch heimsucht. Die Autorin hat sich von Ernst Hemingway, Gabriel García Márquez und Pablo Nerudas inspirieren lassen, wie sie in einer Nachbemerkung erläutert. Diese vielseitige Mischung und die steigende Spannung haben mir am besten gefallen. Die bildhaften Beschreibungen und Einblicke in Davids Gefühlswelt, die Gedanken dazu, warum Frauen sich gegenseitig Leid zufügen und die kleinen Wendungen und Vorahnungen, die aus dem Ende kein Geheimnis machen.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, gefühlvoll, mystisch, feministisch und mitreißend geschrieben. Aus meiner Sicht sehr lesenswert. Ich werde die Geschichte nicht so schnell vergessen.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Heilsame Reise der Akzeptanz und Hoffnung

Der Klang von Licht
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„Das Leben war wie ein Gemälde. Der Lauf der Zeit formt die Gegenwart zu einem Bild der Vergangenheit, die ihre volle Wirkung erst entfaltete, wenn wir ausreichend weit zurücktraten und das Gemälde aus ...

„Das Leben war wie ein Gemälde. Der Lauf der Zeit formt die Gegenwart zu einem Bild der Vergangenheit, die ihre volle Wirkung erst entfaltete, wenn wir ausreichend weit zurücktraten und das Gemälde aus der Ferne in seiner Ganzheit betrachteten. Erst dann ergab alles auf einmal einen Sinn.“

In dieser poetisch verdichteten Erzählung geht es um drei tragische Schicksale, Zerrissenheit und die Sehnsucht nach Identität und Familie. Clara Maria Bagus führt ihre Figuren gefühlvoll auf eine heilsame Reise der Akzeptanz und Hoffnung. Auch Suizid spielt eine Rolle, was ich als Triggerwarnung erwähnen möchte.
Die meisten Kapitel sind Jean-Pierre gewidmet. Als erfolgreicher Oberarzt, leitet er die Notfallstation. Schließlich muss er eine berufliche Niederlage verkraften, die er sich nicht erklären kann. Mit der aufkommenden Unsicherheit kann Jean-Pierre nicht umgehen. Bisher oberflächlich und ignorant, muss ich sich seiner inneren Leere stellen. Des Weiteren spielt Juliette eine wichtige Rolle, die mit acht Jahren ihre Mutter auf traumatische Weise verlor. Neben anderen entscheidenden Nebenrollen im Figurenensemble gibt es die lebensfrohe Virginie: eine einfühlsame Frau, die stets die richtigen Worte findet. Was all diese Personen verbindet, sind nicht nur die Kraniche, die sie eines abends im Silber des Mondlichts zu erkennen glauben, sondern ihre Lebenswege sind miteinander verstrickt. Sie alle spüren den Umbruch. Zudem hat Clara Maria Bagus eine durchaus unbeliebte Figur eingeführt, die als stiller Beobachter fungiert, wenn es angemessen scheint, zu Wort kommt, ja sogar eingreift und schließlich mit Prolog und Epilog die Geschichten all dieser Figuren wie eine sanfte Umarmung umschließt. Das fand ich großartig inszeniert und es war zu keiner Zeit vorhersehbar.

"Der Klang von Licht" zeichnet sich durch viele Erkenntnisse aus, die beim Lesen zum Nachdenken anregen. Wer es liebt, Zitate rauszuschreiben, wird hier sehr reichhaltig bedient. Ob Einblicke in die unsichtbare Welt, in der Menschen leben, die mit ihren Ängsten und Sorgen allein sind oder die Schwierigkeit den Wandel anzunehmen, statt uns selbst und andere „in unsere Vorstellungen von uns einzusperren.“ Weise Worte und kluge Gedanken, wie man sie auch in zahlreichen Sachbüchern lesen kann, während in diesem Roman die Figuren einen Prozess durchlaufen, der aus diesen sonst so seelenlosen Sprüchen erst eine Wahrheit entstehen lässt.
Geschrieben mit einer Bildhaftigkeit, die beeindruckt: „Der Duft der Nacht tropfte durch die geöffneten Fenster und ließ die Vorhänge wie Wolken tanzen.“ Clara Maria Bagus geht über die Weltbilder in unseren Köpfen und das, was wir als real begreifen, hinaus, und webt eine Wärme für das Gemüt und eine erhellende Frische für den Geist. Fand ich sogar stärker als den Vorgänger „Die Farbe von Glück“. Eignet sich wunderbar für eine Leserunde.