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Veröffentlicht am 19.12.2022

Regionalkrimi pur

Wen die Specht holt
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Inhalt:
Ausgerechnet an Heiligabend wird auf dem Kirchplatz im kleinen Oberpfälzer Dorf Holzwiesenreuth ein grauenhafter Fund gemacht. Der Bürgermeister wurde an einem Baum aufgehängt, der Bauch aufgeschnitten ...

Inhalt:
Ausgerechnet an Heiligabend wird auf dem Kirchplatz im kleinen Oberpfälzer Dorf Holzwiesenreuth ein grauenhafter Fund gemacht. Der Bürgermeister wurde an einem Baum aufgehängt, der Bauch aufgeschnitten und mit Stroh befüllt. War das etwa die Specht? Denn nach einer uralten Tradition macht diese genau das mit den Unartigen. Kommissar Johann Kranzfelder und seine Kollegin Klara Stern glauben jedoch nicht daran und beginnen im Umfeld des Toten zu ermitteln.....

Leseeindruck:
"Wen die Specht holt" ist das Debüt von Yvette Eckstein. Wenn ein Buch die Bezeichnung Regionalkrimi verdient, dann dieses. Es hat alles zu bieten. Brauchtum aus der Gegend, authentische Figuren und einige Dialoge auf Oberpfälzisch. Letzteres hat mir den Einstieg etwas erschwert. Es hat schon einige Seiten gebraucht bis ich in einen Lesefluss gekommen bin. Zudem bin ich anfangs mit der Art von Kommissar Johann Kranzfelder nicht ganz klar gekommen. Aber....einmal angekommen, war es für mich fast unmöglich den Krimi auf die Seite zu legen. Immer mehr haben mir Johann Kranzfelders trockene, direkte Bemerkungen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, aus dessen Sicht die Geschichte auch erzählt wird. Seine Kollegin Klara Stern tat mir anfangs bei so einem Chef richtig leid. Doch schnell habe ich gemerkt, sie weiß sich durchaus zu wehren und ihre Retourkutschen waren nicht minder unterhaltend. Auch die anderen Figuren tragen zu einem guten gelingen bei. Ja, und an den Dialekt hatte ich mich schnell gewöhnt. Zumal es dadurch authentisch wirkt und bei mir ein Kopfkino angesprungen ist. Der Fall selbst ist spannend und eingebettet in einen zugegeben ziemlich grauslichen Brauchtum. Ich hatte vorher noch nie etwas von der Specht gehört.

Fazit:
"Wen die Specht holt" ist ein spannendes Debüt und macht Lust auf weitere Fortsetzungen. Mehr Regionalität geht fast nicht mehr. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Sterz reist in seine Vergangenheit

Sterz und der Mistgabelmord
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Inhalt:
Inspektor Ferdinand Sterz, ursprünglich aus der Steiermark, lebt in Köln und ist bei Europol tätig. Die Brücken zur Heimat hat er weitestgehend abgebrochen. Da bekommt er unerwartet von seiner ...

Inhalt:
Inspektor Ferdinand Sterz, ursprünglich aus der Steiermark, lebt in Köln und ist bei Europol tätig. Die Brücken zur Heimat hat er weitestgehend abgebrochen. Da bekommt er unerwartet von seiner früheren Freundin Lena einen Anruf. Ihr Bruder Ludwig wurde mit einer Mistgabel ermordet. Ferdinand soll den Mörder finden. So macht er sich auf in die alte Heimat und schafft es sogar in die laufenden Ermittlungen hinzugezogen zu werden. Doch auch er kann einen zweiten Mord nicht verhindern. Außerdem holt ihn seine Vergangenheit ein.....

Leseeindruck:
"Sterz und der Mistgabelmord" ist der Auftakt einer Reihe um Inspektor Ferdinand Sterz. Anfangs werden die Hintergründe zu ihm ausführlicher beleuchtet. So hat es nach meinem Empfinden etwas gedauert bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Das war bald vergessen. Ist Isabella Archans Erzählstil doch lebendig und mit einigem Humor gespickt. Besonders gut hat mir das zusammengewürfelte Ermittlerduo Ferdinand Sterz und Gitte Busch gefallen. Während Ferdinand, bedingt durch seine Vergangenheit, meist in trüber Stimmung, wortkarg und eigenbrödlerisch ist, besticht Gitte genau durch das Gegenteil. Sie ist meist fröhlich und schafft es durch ihre Art, den neuen Kollegen aus der Reserve zu locken. Für mich war das Zusammenspiel der beiden in jeder Szene ein Highlight. Schmunzeln inklusive. Der Fall selbst ist spannend und verzwickt. Ich hatte mir zwar gedacht wer der Mörder ist, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan hat.

Fazit:
Als der Motor in "Sterz und der Mistgabelmord" erst einmal zum Laufen gekommen ist, war es schwer den Krimi aus der Hand zu legen. Nach anfänglicher Eingewöhnungsphase bin ich bestens unterhalten worden. Gerne empfehle ich diesen Steiermark Krimi im besonderern Gewand weiter.

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Veröffentlicht am 03.12.2022

Ein Stück Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten darf

Das letzte Versprechen
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Inhalt:
Lazarfeld 1944. Die 5-jährige Anna, genannt Anni, lebt mit ihren Eltern und Verwandten im Banat. Sie sind die sogenannten Banater Schwaben. Vor über 100 Jahren haben ihre deutschen Vorfahren das ...

Inhalt:
Lazarfeld 1944. Die 5-jährige Anna, genannt Anni, lebt mit ihren Eltern und Verwandten im Banat. Sie sind die sogenannten Banater Schwaben. Vor über 100 Jahren haben ihre deutschen Vorfahren das Land fruchtbar gemacht. Bisher war das Zusammenleben mit ihren anderssprachigen Nachbarn friedlich. Doch das ist nun vorbei. Hass macht sich breit. Zu viel Leid hat das Hitler Regime überall verbreitet. An Weihnachten 1944 bricht Annis heile Welt auseinander. Die Mutter wird in ein Arbeitslager nach Sibirien verschleppt und Anni landet in einem jugoslawischen Kinderheim. Ganz alleine ist sie jedoch nicht. Ihre Oma konnte heimlich beim Abtransport der Kinder mitfahren und gibt ihrer Enkelin Halt. Der ist bitter nötig, denn der Überlebenswille aller wird auf eine harte Probe gestellt....

Leseeindruck:
Mit "Das letzte Versprechen" hat sich Hera Lind an harten Stoff gewagt. Der Roman ist nach einer wahren Geschichte geschrieben und nichts für schwache Nerven. Einen Unterhaltungsroman sollte man nicht erwarten. Die Geschehnisse sind alles andere als leichte Kost. Dabei fängt es harmlos an. Zumindest für Anni. Mit ihren 5 Jahren kann sie noch nicht begreifen was gerade passiert. Die Erwachsenen tun alles, um ihr eine heile Welt vorzuspielen. In dieser Phase, die aus Annis Sicht geschrieben ist, werden deshalb Phrasen wie "mein lieber Vater" oder "meine wunderschöne Mutter" benutzt, die den Eindruck fördern. Mich hat es dazu verleitet mit den Augen zu rollen. Solche Verniedlichungen mag ich in keinem Buch lesen. Doch nach etwa 20 Seiten wird der Ton rauer. Das hat sich unterschwellig angedeutet. Man findet solche Aussagen kaum noch. Anni wird in der Überschrift der Kapitel zu Anna. Für sie und alle anderen bricht eine wahre Hölle aus. Ab dem Zeitpunkt habe ich fassungslos an den Zeilen gehangen und auch verstanden warum das Buch so beginnt. Denn die Erwachsenen wussten alles schon vorher, wollten Anni jedoch so lange wie möglich schützen, indem sie versuchten normal weiter zu leben. Bis zum Ende hin konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen. Anni hat es auch später nicht leicht. Ich habe förmlich auf den nächsten Schicksalsschlag gewartet. Aber es gab auch schöne Momente, die mich berührt haben. Ich habe Anni bewundert. Eine richtige Stehauffrau, die sich einfach nicht unterkriegen lässt. Abgerundet wird das Ganze mit einigen Kapiteln aus Amalies (die Mutter von Anni) Sicht, in denen man etwas aus ihrer Kindheit erfährt und ihren Überlebenskampf im Arbeitslager. Das war wichtig, um ihre Handlungen später besser zu verstehen. Gefallen hat mir auch ein eingeschobes Kapitel, in dem Hera Lind die unterdessen 82-jährige Anna besucht. Hier konnte ich mir noch einmal ein zusätzliches Bild machen. Weniger gefallen haben mir die eingeschobenen Gedichte, die wohl hauptsächlich Annis Großvater über das Leid der Banater Schwaben und deren ehemalige Heimat verfasst hat. Mich hat es im Lesefluss gestört und ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich sie überblättert habe. Gerne hätten sie aber am Ende des Buches sein dürfen. Wo sie lesen kann wer möchte. Denn sie sind wichtig. Schließlich wurde damit das Erlebte verarbeitet.

Fazit:
Danke an Hera Lind, dass sie sich nach jahrelangem Zögern doch dieser Geschichte angenommen hat. Von den Banater Schwaben hatte ich bis dato noch nichts gehört. Diese grausame Vertreibung sollte nicht in Vergessenheit geraten. Von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Frederike kann das Ermitteln nicht lassen

Tod auf der Kokerei
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Inhalt:
Auf Zeche Zollverein wird im Werksschwimmbad der Kokerei eine weibliche Leiche gefunden. Da es sich um die Tochter ihres alten Freundes Hartmut handelt, ist Ex-Kommissarin Frederike Stier auch ...

Inhalt:
Auf Zeche Zollverein wird im Werksschwimmbad der Kokerei eine weibliche Leiche gefunden. Da es sich um die Tochter ihres alten Freundes Hartmut handelt, ist Ex-Kommissarin Frederike Stier auch vor Ort. Sehr zum Ärger ihrer ehemaligen Kollegen. Ihr Nachfolger legt ihr nahe, sich aus den Ermittlungen herauszuhalten, zumal es sich ganz offensichtlich um Selbstmord handelt. Frederike glaubt nicht dran und beginnt ihre eigenen Befragungen. Schon bald merkt sie, dass ihr wichtiges verschwiegen wird....

Leseeindruck:
"Tod auf der Kokerei" ist der 3. Band um Frederike Stier. Unterdessen ist sie im Ruhestand, kann aber trotz gesundheitlicher Probleme das Ermitteln nicht lassen. Frederike hat etliche Eigenarten, ist neugierig und vor allem hartnäckig. Von ihr lebt der Krimi. Der ist komplett aus ihrer Sicht geschrieben. Eine richtige Ein-Frau-Show. Vielleicht für den ein oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig, ich hatte mich jedoch schnell eingelesen. Man konnte an Frederikes Gedanken hautnah teilnehmen. Das hat mich zum Miträtseln animiert. Denn schnell wird klar: Einige Figuren verschweigen etwas. Dadurch, dass Frederike immer wieder vergessen hat, etwas wichtiges zu fragen, hat sich zudem der Spannungsbogen langsam aber sicher aufgebaut. Allerdings waren mir in dieser Phase manche Gedankengänge zu lang bzw. haben sich wiederholt. Ich bin bei so etwas ungeduldig und liebe es, wenn es zügig vorwärts geht. Zu dem eher ruhigen Schreibstil passt es aber gut. Thomas Salzmann lässt in seinen Krimis viel Lokalkolorit und auch Informationen einfließen. Auf Frederikes Weg zu Ihren Gesprächen erfährt man deshalb auch gerne mal mit welcher Straßenbahn sie gefahren ist oder wo sie sich gerade befindet. Außerdem lernt man alles rund um eine Kokerei kennen. Beides ist jedoch so in die Geschichte integriert, dass es im Lesefluss nicht stört.

Fazit:
Auch wenn ich mir nach einiger Zeit denken konnte wohin die Reise in "Tod auf der Kokerei" geht und auch wer wirklich im Fall verstrickt ist, hat mir dieser Regionalkrimi, der einem auch das Kulturerbe Zeche Zollverein näher bringt, sehr gut gefallen. Lediglich in der Mitte hätte es für meinen Geschmack etwas schneller vorwärts gehen können. Das hat das Ende aber wieder wett gemacht. Ich mag die Reihe um Frederike Stier und gebe gerne eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Viel politisches aus der damaligen Zeit

Kinder des Aufbruchs
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Inhalt:
Die Zwillingsschwestern Emma und Alice leben zusammen mit ihren Ehemännern im Westteil Berlins. Der Mauerbau ist 6 Jahre her. Zwischen dem Westen und dem Osten herrscht ein kalter Krieg. Als plötzlich ...

Inhalt:
Die Zwillingsschwestern Emma und Alice leben zusammen mit ihren Ehemännern im Westteil Berlins. Der Mauerbau ist 6 Jahre her. Zwischen dem Westen und dem Osten herrscht ein kalter Krieg. Als plötzlich alte Bekannte aus der DDR auftauchen, werden die Schwestern misstrauisch. Sind sie und ihre Männer in das Visier von Spitzel geraten?

Leseeindruck:
"Kinder des Aufbruchs" ist die Fortsetzung von "Kinder ihrer Zeit". Es geht um die Lebensgeschichte der Zwillingsschwestern Emma und Alice, eingebettet in die turbulente Nachkriegszeit um 1967. Sowohl im Westen, als auch im Osten, konnte man niemanden trauen. Spitzel gab es in allen Positionen. Studentenunruhen haben für viel Gewalt gesorgt. Auch sonst war politisch gesehen viel los. All das fängt die Autorin in ihrem Roman ein. Was ihr durch die hervorragende Recherche gut gelungen ist. Sie lässt die Zeit bildhaft aufleben. Mittendrin die beiden Schwestern mit einer nicht ganz so glorreichen Vergangenheit. Ich liebe die Geschichten von Claire Winter. Auch vorliegender Roman hat mir sehr gut gefallen. Allerdings dauert es bis er so richtig in Schwung kommt. Mir persönlich war es gerade am Anfang mit zu viel politischem vollgepackt. Alice und Emma kamen mir in dieser Phase fast zu kurz. So hat es einige Zeit gebraucht bis ich in einen Lesefluss gekommen bin. Ab da habe ich aber gerätselt, wer denn nun wirklich den beiden etwas Böses will und mitgefiebert, wenn sich die Schwestern meiner Meinung nach in größte Gefahr begeben haben. Dabei konnte mich die Autorin manches mal überraschen. Ein wenig hadere ich damit, dass bis zum Ende alle Protagonisten irgendwie in eines der politischen Ereignisse involviert waren. Das hat zwar gut die Zeit wiedergeben, war mir persönlich jedoch etwas zu viel des Guten.

Fazit:
Wieder einmal konnte ich bei einem Roman der Autorin viel lernen, was kein Geschichtsunterricht in der Schule geschafft hat. Allerdings waren mir in "Kinder des Aufbruchs" zu viele politische Themen verpackt, die kurz erklärt wurden. Klar, dass ist der damaligen Zeit geschuldet. Aber gerade am Anfang hätte mir persönlich die Konzentration auf ein Thema besser gefallen, um schneller in einen Lesefluss zu kommen. So habe ich lange Zeit gebraucht, um wirklich komplett gefesselt von der Geschichte zu sein. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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