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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2022

Hat zwischendurch die Autorin gewechselt?

Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht
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3 ⭐️ | Pluspunkte: Fulminantes Finale | Minuspunkte: Zu viel & zu wenig zugleich; starke Sexualisierung von allem; wenig Varianz in den Charakteren

Ich habe lang überlegt, wie ich dieses Buch bewerten ...

3 ⭐️ | Pluspunkte: Fulminantes Finale | Minuspunkte: Zu viel & zu wenig zugleich; starke Sexualisierung von allem; wenig Varianz in den Charakteren

Ich habe lang überlegt, wie ich dieses Buch bewerten soll. Denn das, was man am Ende eines Buchs im Kopf hat, ist eben meist genau das: Das Ende. Und das war bei „,Crescent City" unglaublich. Gewaltig, emotional und episch – und damit ganz anders als der Rest des Buchs. Die letzten 200 Seiten waren alles, was ich mir von dieser Geschichte aufgrund des Hypes um die Autorin und ihre Werke erhofft hatte. Nur leider macht das für mich die Schwäche der vorherigen 700 Seiten nicht wett.
Ich verstehe, wenn ausgeklügelte High-Fantasy-Bücher wie “Crescent City” eine Weile brauchen, um ihre Leser*innen abzuholen und Fahrt aufzunehmen. Das ist völlig normal. Und wenn die Seitenverteilung anders herum gewesen wäre (200 schwierigere Seiten, 700 gute) wäre das für mich kaum der Rede wert gewesen. Aber in diesem Fall... uff, habe ich nur allzu oft überlegt, das Buch abzubrechen. Und das kann ich nicht vergessen. Deshalb werden aus 700 2-Sterne-Seiten und 200 5-Sterne-Seiten schließlich ein 3-Sterne-Buch. Zumindest für mich. Nach dieser grundlegenden Erklärung kommen wir jetzt aber vielleicht endlich mal dazu, was mich an den ersten 700 Seiten gestört hat:

Angefangen mit der Sexualisierung. ALLES muss sexualisiert werden. In den ersten 700 Seiten des Buchs kann kaum ein Charakter die Arme verschränken, ohne dass erwähnt wird, wie muskulös sie sind, und kaum jemand betritt den Raum, ohne dass die Luft nach Sex riecht. Ich hatte schon nach den ersten zwanzig Seiten verstanden, dass in diesem Buch ausnahmslos ALLE wunderschön und badass sind – das brauche ich nicht noch zig Mal zu lesen und hat mich irgendwann nur noch die Augen verdrehen lassen. Übrigens eine gute Überleitung zu meinem nächsten Kritikpunkt:
Irgendwie sind alle Charaktere gleich. Es sind nämlich nicht nur alle wunderschön, sondern auch alle sehr kaputt innerlich und natürlich unheimlich dominant. Wirkliche Varianz abseits von den Jobs, die sie ausüben? Mh, kam für mich nicht raus. Und außerdem haben auch alle Charaktere scheinbar ein und denselben Typ Frau – und der heißt Bryce Quinlan und ist unsere Protagonistin, oha! Ne, jetzt mal ernsthaft: Jeder in diesem Buch will Bryce. Und zwar so richtig. Am besten sofort, wenn man auf sie trifft, egal ob das im Rahmen einer normalen Unterhaltung oder eines Kampfs einhergeht. Fand ich persönlich auch wieder sehr nervig und unrealistisch.
So viel zu den verschiedenen (?) Charakteren und ähnlichem. Kommen wir zum Plot:
Ich weiß nicht, wie das sein kann, aber während der ersten 700 Seiten hatte ich gleichzeitig das Gefühl, mit Informationen überflutet zu werden und auf dem Trockenen zu sitzen. Irgendwie ist alles und nichts passiert. Mein Kopf kam nicht mehr hinterher bei all den erwähnten Namen, den Historien unterschiedlichster Charaktere und der Stadt selbst sowie den zig Windungen des Plots, der einfach keine gerade Linie zu finden schien. Hätte man mich direkt nach Beenden des Buchs nach einzelnen Fakten gefragt - puh, ich hätte kaum antworten können. Ich hätte mir gewünscht, dass ich so viele Chancen bekommen hätte, all diese Informationen zu verarbeiten wie die Tatsache, dass jeder Charakter wunderschön und sexy ist. Dann hätte das vielleicht geklappt. So aber kamen mir die ersten 700 Seiten sehr unstringent sowie ziemlich überladen vor und wurden dadurch auch einfach anstrengend und müßig zu lesen. Letzteres vor allem, weil ich das Gefühl hatte, dass ein Großteil der Informationen auch einfach unnötig war? Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus – und das schien nicht mal schlimm zu sein, weil vieles eh keine richtige Relevanz bekommen hat.
Ich habe das Gefühl, dass hier irgendwie einfach etwas zu viel auf einmal gewollt wurde. Ich hätte mir gewünscht, dass von Anfang an mehr Wert auf die Tiefe & Emotionalität der Charkatere gelegt worden wäre als auf ihre Schönheit & ihr Alpha-Getue (Yes, Bryce, das ist in diesem Buch nämlich kein Problem der Männer, sondern das von allen Charakteren). Und dass die Informationen in einem Tempo vermittelt werden, das einem nicht das Gefühl gibt, an einem Bahnhof zu stehen und einen Zug an sich vorbeirasen zu sehen, den man eigentlich nehmen wollte, der aber scheinbar nie geplant hatte, das zuzulassen. Ich hätte mir einen roten Faden gewünscht. Kurzum: Ich hätte mir einfach gewünscht, dass die letzten 200 Seiten früher da gewesen wären. Oder zumindest die Art, mit der sie erzählt wurden. Denn so fühlte es sich fast so an, als hätte zwischendurch die Autorin gewechselt.

Veröffentlicht am 24.11.2022

Eine gute Grundstory, die noch mehr Potenzial gehabt hätte

A Silken Spell. Das Geheimnis der Fairy Paths
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3 Sterne | Pluspunkte: Zügiges Tempo, Mystik & Spannung| Minuspunkte: Mir fehlte stellenweise Tiefgang & Detailreichtum

Als Halbfae gehört Niamh nirgendwo so richtig dazu, ganz im Gegenteil. Sie hält ...

3 Sterne | Pluspunkte: Zügiges Tempo, Mystik & Spannung| Minuspunkte: Mir fehlte stellenweise Tiefgang & Detailreichtum

Als Halbfae gehört Niamh nirgendwo so richtig dazu, ganz im Gegenteil. Sie hält sich dauerhaft versteckt, um ihre Freiheit nicht zu gefährden. Mithilfe ihres magischen Netzes, das sie unsicher werden lässt, klappt das auch ganz gut – bis ihr eines Tages Keith gegenübersteht, der sie trotz dessen sehen kann. Doch statt Niamh zu verraten, schlägt er ihr einen Deal vor, der sie im besten Fall beide weiterbringt. Nur leider… läuft eben meist nicht alles so, wie geplant.
Wie kann man bei einem solchen Inhalt nicht neugierig werden?! Mich hat das Buch auf jeden Fall sofort gereizt und ich habe mich voller Begeisterung in „A Silken Spell“ fallen lassen, bereit für allerhand mystische Schottland-Vibes, die ich auch bekommen habe. Ich mochte es unheimlich gern, wie Manuela Elser verschiedene schottische Legenden aufgegriffen und ihre ganz persönliche Geschichte drumherum gewebt hat. Hinzu kam ein Schreibstil, der mich wahnsinnig schnell durch die Seiten getragen hat und die Geschichte wie im Flug an mir vorbeiziehen ließ. Die Handlung verlief schnell, ohne gehetzt zu wirken, und legte eine angenehme Spannung an den Tag, die meine Neugierde permanent hochhielt! Allerdings fehlte für mich ein wenig, mh, der Feinschliff…? Hier und da hatte ich das Gefühl, dem Input nicht hundertprozentig folgen zu können, weil Details fehlten, die sowohl das Setting als auch die Handlung für mich persönlich greifbarer gemacht hätten. Auch empfand ich den Schreibstil zwischendurch als ein wenig zu einfach und hätte nichts gegen das Aufgreifen von ein paar tiefergreifenden Aspekten gehabt.
Alles in allem war „A Silken Spell“ aber ein rundum unterhaltender Einzelband für zwischendurch, mit Einflüssen, denen ich sonst so noch nicht begegnet bin und die ihn von anderen Fantasy-Geschichten abheben.

Veröffentlicht am 24.11.2022

Ein Buch, das irgendwie nichts in mir ausgelöst hat – weder nennenswert positiv, noch negativ.

A River of Royal Blood – Rivalinnen
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Dabei muss ich leider direkt an „A River of Royal Blood“ denken. Ich habe erschreckend wenig zu diesem Buch zu sagen, was mich noch immer irritiert. Bereits letzte Tage habe ich euch in meiner Story erzählt, ...

Dabei muss ich leider direkt an „A River of Royal Blood“ denken. Ich habe erschreckend wenig zu diesem Buch zu sagen, was mich noch immer irritiert. Bereits letzte Tage habe ich euch in meiner Story erzählt, dass ich den Auftakt der Dilogie beendet habe und danach kaum etwas diesbezüglich empfunden habe. Dabei empfindet man doch eigentlich immer irgendetwas, oder? Ob positiv oder negativ, irgendetwas MUSS ein Buch doch auslösen. Also warum hat „A River of Royal Blood“ das nicht geschafft? Und was bedeutet das für mich, für das Buch, für meine Bewertung?

Ich vermute, dass meine Distanz zu der Geschichte daher rührt, dass mir einige Aspekte fehlten, um wirklich darin abtauchen zu können. Es war irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes, sondern irgendwie was dazwischen. Eine gute Ausgangsstory: Zwei Schwestern, die sich als Töchter der Königin bis auf den Tod bekämpfen sollen, um festzulegen, wer als nächstes den Thron besteigt. Verschiedene Völker, die die Lage im Land noch komplizierter machen. Aber nach diesem grundlegenden Konstrukt hörte es für mich irgendwie auf. Nicht weil die darauf basierende Umsetzung schlecht gewesen wäre, sondern weil ich so wenige zusätzliche Informationen bekommen habe. Ich fand das Magie-System cool, ich mochte die Protagonistin und fand sie greifbar. Ihre Rivalin hingegen habe ich bis heute nicht ganz verstehen können und auch die Dynamik zwischen den beiden Schwestern war mir irgendwie zu schwammig. [Im angepinnten Kommentar geht’s weiter]
Es werden einige interessante Szenen aus der Vergangenheit der beiden geboten, aber die Gegenwart fällt dadurch stellenweise etwas hintenüber. Auch die Romantik war für mich nicht greifbar und der Plot… irgendwie dürftig. Ich kam schnell durch, fand die Handlung nicht schlecht, aber sie plätscherte vor mir her, ohne mich zu tangieren. Und vor allem habe ich SO VIELE FRAGEN zu dieser Tradition der rivalisierenden Schwestern, die für mich einfach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Man hätte daraus so etwas Episches machen können – tiefgreifende Gespräche, weitläufige Diskussionen, anfängliche Revolten und Unruhen, gegensätzliche Pole, makabere Befürworterinnen und vorsichtige Skeptikerinnen. Oder auch einfach nur ein paar mehr Informationen. Es war für mich einfach etwas zu schwammig – genauso wie vieles andere. Und vielleicht ist genau dieser verschwommene Blick auf all die Geschehnisse das, was meine Neutralität zur Folge hatte. Grundsätzlich lässt sich aber aus meiner Distanz gesprochen sagen: Es ist kein schlechtes Buch. Ich vergebe drei Sterne, weil der Schreibstil flüssig ist, die Grundidee spannend, das Magie-System überzeugend. Aber ich glaube wirklich, dass dieses Buch noch viel mehr hätte sein können.

Veröffentlicht am 19.09.2022

Tolle Grundidee, aber auch unausgeschöpftes Potenzial

Wilder Girls
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3 Sterne | Pluspunkte: Atmosphäre und Settings; spannende Idee | Minuspunkte: Fehlende Spannung; Unausgeschöpftes Potenzial

Eine Seuche, die grausame und erschreckende Mutationen auslöst – das ist es, ...

3 Sterne | Pluspunkte: Atmosphäre und Settings; spannende Idee | Minuspunkte: Fehlende Spannung; Unausgeschöpftes Potenzial

Eine Seuche, die grausame und erschreckende Mutationen auslöst – das ist es, womit die Schülerinnen von Raxter Island zu kämpfen haben. Seit anderthalb Jahren befindet sich das Mädcheninternat in Quarantäne, während die Navy an einem Heilmittel arbeitet. Hetty, Reese und Byatt sind froh, dass sie immerhin noch einander haben, während viele andere der Seuche bereits erlegen sind. Doch als eine von ihnen verschwindet, beschließen die anderen zwei, dass sie lange genug auf Hilfe gewartet haben. Sie machen sich selbst auf die Suche nach ihrer Freundin.
Der Start von „Wilder Girls“ war ziemlich vielversprechend. Von einer Sekunde auf die nächste befand ich mich nicht mehr in meinem gemütlichen Bett, sondern auf der verwilderten Insel Raxter – und erfuhr, was eine unbekannte Seuche sowohl den Mädchen als auch der Natur dort angetan hat. Die Atmosphäre war düster und bescherte mir genauso wie die Beschreibung der wirklich albtraumhaften Mutationen gleich mehrmals eine Gänsehaut. Mit der Zeit lernte ich mehr über die Abläufe in dem verbarrikadierten Mädcheninternat sowie das Innenleben der drei Freundinnen, die im Zentrum der Geschichte standen. Mit jeder Seite wurde ich neugieriger, gespannter, aufgeregter. Da war so viel Potenzial, so viele mögliche Anknüpfungspunkte, so viele Aspekte, die man beleuchten und ausbauen konnte. Nur leider… geschah das dann in meinen Augen nur sehr bedingt.
Sowohl der Kampf um das Überleben an sich als auch die emotionalen Verstrickungen und moralischen Zwiespälte wurden meiner Meinung nach nur oberflächlich beleuchtet. Die Handlung packte mich nicht wirklich, wirkte auf mich fahrig und durchscheinend. Abseits der Atmosphäre und des Settings hinterließen bei mir nur wenige Szenen einen bleibenden Eindruck. Es war nicht direkt langweilig – aber eben auch nicht wirklich spannend. Und ganz ehrlich? Das habe ich bei solch einem imposanten, erschreckenden Thema nicht erwartet.
Mein größtes Problem war aber wohl schließlich, dass mir VIEL zu wenig beleuchtet und erklärt wurde. Das Ende war in meinen Augen unheimlich unbefriedigend und hat mich das ganze Buch nochmal in Frage stellen lassen. Für mich wirkte es schließlich beinahe so, als hätte Rory Power zwar eine tolle Idee für ein grundlegendes Geschehen gehabt, aber dieses nicht weiter ausgebaut. Unheimlich schade, denn eigentlich hat diese Geschichte so wahnsinnig viel Potenzial. Ich bin immer noch etwas wehmütig, weil ich viel mehr erwartet habe und auch beim Lesen gemerkt habe, dass da mehr hätte sein können. Die Ansätze waren alle da. Die Stimmung war da. Aber… irgendwie nicht mehr.

Veröffentlicht am 20.07.2022

Manchmal sind Vergleiche schwierig. :)

Der Geschichtenbäcker
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Im letzten Jahr habe ich „Der Buchspazierer“ von Carsten Henn gelesen und geliebt. Bis heute empfehle ich es immer wieder aus ganzem Herzen oder verschenke es auch gern selbst - weshalb mir klar war, dass ...

Im letzten Jahr habe ich „Der Buchspazierer“ von Carsten Henn gelesen und geliebt. Bis heute empfehle ich es immer wieder aus ganzem Herzen oder verschenke es auch gern selbst - weshalb mir klar war, dass ich auch „Der Geschichtenbäcker“ lesen muss! Obwohl die beiden Bücher nicht aufeinander aufbauen, sind sie durch die ähnliche Gestaltung des Covers, die vergleichbare nachdenkliche Grundstimmung sowie kleinere inhaltliche Aspekte miteinander verbunden. Natürlich habe ich da unweigerlich angefangen, die beiden Bücher zu vergleichen.
„Der Geschichtenbäcker“ trumpft erneut mit einer metaphorischen Sprache, die gleichermaßen zum Einkuscheln und Nachdenken anregt. Das Setting der Bäckerei war dafür in meinen Augen auch unheimlich gut gewählt – die Beschreibungen ließen mich träumen: Von dem Duft frisch gebackenen Brots, einem leidenschaftlichen Bäcker und einer gefrusteten Tänzerin. Die verschiedenen Welten, die Carsten Henn hier aufeinanderprallen lässt, funktionieren schlichtweg. Sie harmonieren miteinander, obwohl sie so unterschiedlich sind und bringen immer wieder Worte mit, die Markierungen wert sind. Obwohl ich nicht einmal behaupten kann, mit der Protagonistin Sophie sonderlich warm geworden zu sein. Natürlich hätte das mein Leseerlebnis noch verschönert, aber auch so hat es mir Freude bereitet, ihre Geschichte und Entwicklung zu verfolgen.
Fakt ist aber, dass sich für mich nicht derselbe Wohlfühleffekt einstellte, wie bei „Der Buchspazierer“. Ich habe darauf gewartet und hatte das Gefühl, dass dies auch wirklich das Ziel Henns war – nur für mich persönlich hat er es leider nicht erreicht. Speziell eine Szene im Buch war in meinen Augen dafür auch einfach zu einschneidend und hätte tatsächlich sogar eine Triggerwarnung verdient. Allgemein wirkte diese Geschichte auf mich auch etwas zu bemüht, ein wenig zu erzwungen. Für mich war „Der Geschichtenbäcker“ dementsprechend ein nettes Buch, das meinen Erwartungen aber nicht ganz standhalten konnte und das vor allem nicht an „Der Buchspazierer“ herankam. 3 Sterne!