Familiengeschichte mit einigen Schwächen
MalvenflugDie Familie Prochazka lebt verteilt in Graz, Brünn und der Schweiz. Mutter Emma ist getrennt vom Vater ihrer Kinder und arbeitet in der Schweiz als Köchin, um von dort aus die Familie zu unterstützen und ...
Die Familie Prochazka lebt verteilt in Graz, Brünn und der Schweiz. Mutter Emma ist getrennt vom Vater ihrer Kinder und arbeitet in der Schweiz als Köchin, um von dort aus die Familie zu unterstützen und mit dem verdienten Geld Schulden abzuzahlen.
Ihre Kinder verbleiben derweil bei den Großeltern und wachsen in der Kriegszeit auf. Sie erleben diese Zeit alle sehr unterschiedlich. Über allem schwebt aber auch die Hoffnung und die Sehnsucht, bald wieder eine komplette Familie sein zu können.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil schildern die einzelnen Personen aus der Familie Episoden aus den Jahren von 1940 bis 1945. Diese Episoden hängen nicht zwangsläufig miteinander zusammen, sondern sind eher lose Erlebnisse. Als Leser hat man hier die Möglichkeit sich einen Eindruck von den Figuren zu machen. Die Schwierigkeiten in der voranschreitenden Kriegszeit werden deutlich, die Figuren bleiben mir aber leider immer etwas fremd. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich als Leser Anteil haben „darf“ an ihrer Geschichte. Ich bleibe ein ferner Beobachter.
Im zweiten Teil kommt dann die älteste Tochter Helga zu Wort. Sie erzählt, wie es den einzelnen Familienmitgliedern nach dem Krieg erging. Hier wird eher Helgas Geschichte erzählt, die weiteren Lebensstationen der Geschwister und weiterer Familienmitglieder werden leider nur sehr kurz angerissen.
Es fällt mir gar nicht so leicht, das Buch eindeutig zu bewerten. Grundsätzlich mochte ich es gerne lesen. Mir gefällt der Erzählstil, der schnörkellos und gut zu lesen ist. Ich habe versucht mit den Figuren mitzufühlen, was mir als Leser nicht immer so leicht gemacht wurde. Gleichzeitig hat mir aber auch vieles gefehlt. Ich hätte z.B. mehr über die Beweggründe Emmas gewusst, ihre Kinder in Graz zurückzulassen. Viele Situationen werden leider nur angerissen und nicht weiterverfolgt. Auch die Lebensgeschichten nach dem Krieg bleiben für mich unvollständig. Das finde ich sehr schade, da hätten dem Buch aus meiner Sicht ein paar mehr Seiten durchaus gut getan, um etwas detailreicher zu erzählen.