Kapitalismuskritik mit Cyberpunk Flair
Cixin Liu ist mir natürlich als Sci-Fi Autor ein Begriff und tatsächlich überlege ich schon seit längerem Mal etwas von ihm zu lesen. Bisher hat e sich dennoch noch nicht ergeben. Als ich dann entdeckte, ...
Cixin Liu ist mir natürlich als Sci-Fi Autor ein Begriff und tatsächlich überlege ich schon seit längerem Mal etwas von ihm zu lesen. Bisher hat e sich dennoch noch nicht ergeben. Als ich dann entdeckte, dass es im Splitter Verlag eine Graphic Novel Adaption seiner Kurzgeschichten gab, dachte ich mir, das ist doch der ideale Einstieg und setzte den neusten Band promt auf meine Leseliste.
Ein Profikiller mit Prinzipien
Zu der Handlung dieser Graphic Novel möchte ich eigentlich gar nicht viel mehr sagen, als im Inhaltstext steht, denn die Geschichte hält ein paar Plottwists bereit, die ich euch natürlich nicht verraten will. Überhaupt hat für mich ein großer Reiz beim Lesen dieses Comics ausgemacht, Stück für Stück die Hintergründe zu erfahren. Warum soll Auftragskiller Glattrohr bettelarme Menschen ermorden? Was hat es mit den ominösen Aliens auf sich, deren Schiff über der Erde schwebt? Fragen über Fragen und die Antworten darauf entfalten sich in einem erzählerisch sehr gut gemachten und actiongeladenem Abenteuer.
Begleiten tun wir Leserinnen dabei den Auftragskiller Glattrohr. Trotz seines zweifelhaften Berufs ist er bis zu einem gewissen Grad ein Mann mit Prinzipien und in mehreren Rückblenden erfahren wir auch, wie er zu dem Profikiller, geworden ist. Das heißt zwar nicht, dass man all seine Taten und Handlungen gut finden muss oder alles gerechtfertigt ist, trotzdem ist Glattrohr nicht völlig unsympathisch, zumindest ging es mir so. Durch die Rückblenden kann man gut nachvollziehen, was ihn bewegt hat, dies und jenes zu tun. Das machte ihn, trotz des beschränkten Rahmens einer 128 Seiten langen Graphic Novel zu einem authentischen und gut ausgearbeiteten Charakter.
Was ist Wohlstand?
Zurück zur Handlung. Darüber jetzt zu schreiben ist gar nicht so einfach, ohne zu spoilern, entschuldigt daher bitte, wenn dieser Part etwas kurz ausfällt. Erzählt wird die Geschichte auf mehreren Ebenen. Zum einen aus der Sicht Glattrohr auf der Erde und zum anderen aus der Sicht von Bewohnern eines weit entfernten Planeten. Was zunächst wie thematisch zwar zusammenhängend, aber sonst zwei sehr unabhängige Handlungsstränge wirkt, läuft am Ende gekonnt zusammen, wie genau ist eins der Dinge, die ich nicht sagen kann.
Das große Thema, dass beide Handlungsstränge bestimmt, ist der Kapitalismus und seine Folgen. Nun ist Kapitalismuskritik bez. Sozialkritik im Allgemeinen in der Sci-Fi nicht ungewöhnlich, nichtsdestotrotz sticht Cixin Lius in der Intensität, mit der diese Kritik in die Handlung eingewoben wird hervor. Lediglich das Ende hätte für meinen Geschmack noch etwas pointierter sein können. Da fehlte mir ein letzter “Knall” der noch lange nachhallt.
Cyperpunk Optik in satten Farben*
Zu guter Letzt möchte ich noch auf die Zeichnungen eingehen. Diese haben mir ausgesprochen gut gefallen. Besonders die Farben sind super gelungen. Das urbane Setting sticht in satten pink, lila, blau Tönen hervor, und vermitteln Cyperpunk Vibes, während im Kontrast dazu die Szenen auf dem fremden, ausgebeuteten Planeten in gedeckten Tönen gehalten sind. Aber auch darüber hinaus wird sich quasi de r gesamten Farbpalette bedient. Je nach Szene wechselt das Farbschema mitunter abrupt, passt aber immer erstaunlich gut zur Atmosphäre. Auf dem vom Splitter Verlag gewohntem hochwertigem Papier kommen all die satten Farben wunderbar zu Geltung und der Comic ist optisch wirklich ein Hochgenuss.
Fazit:
Meine erste Begegnung mit Cixin Lu in Form dieser Graphic Novel hat mir außerordentlich gut gefallen. Erzählerisch gekonnt präsentiert und optisch mit satten Farben super in Szene gesetzt, entfaltet sich eine Geschichte, die sowohl mit Action unterhalten kann, als auch mit ihrer Kritik am Kapitalismus zum Nachdenken anregt.