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Veröffentlicht am 15.12.2022

Unna Oabba

Das Leuchten der Rentiere
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Elsa ist gerade erst neun Jahre alt, als sie einen Mann dabei erwischt, wie er ein Rentier tötet. Ihr Rentier, um genau zu sein. Doch er bedroht sie unmissverständlich und sie wagt es nicht, darüber zu ...

Elsa ist gerade erst neun Jahre alt, als sie einen Mann dabei erwischt, wie er ein Rentier tötet. Ihr Rentier, um genau zu sein. Doch er bedroht sie unmissverständlich und sie wagt es nicht, darüber zu reden. Denn Elsa gehört zu den Sami, den indigenen Ureinwohnern am Nordpolarkreis, und diese werden auch heutzutage noch viel zu oft als Menschen zweiter Klasse angesehen. Rassismus und Diskriminierung stehen bei ihnen an der Tagesordnung und wenn jemand Verbrechen gegen sie begeht, zum Beispiel ihre Rentiere umbringt, wird das - wenn überhaupt - als Diebstahl behandelt und das Verfahren schnell eingestellt. Und so schweigt Elsa verängstigt, jahrelang, und kämpft mit einem schlechten Gewissen. Doch 2018, zehn Jahre später, ist sie eine junge Frau und sie beschließt, sich zu wehren. Sie geht zur Presse und sieht sich plötzlich nicht nur verbalen Drohungen des Täters gegenüber ...

Das hier ist kein Krimi, auch wenn das Buch Verbrechensanteile enthält. Es ist die Sozial- und Milieustudie eines Volkes, das mitten in Europa, in Nordeuropa um genau zu sein, lebt und viel zu wenige Stimmen hat, die sich für sie erheben. Mit dieser Handlung taucht man tief in ihr Leben ein und was man erfährt, macht wütend und traurig und fassungslos. Das Problem ist leider, dass sich auch die Sami untereinander nicht einig sind. Wer nicht zum eigenen Sameby - dem eigenen Zusammenschluss von Rentierzüchtern gehört, ist nie wirklich ein Teil der Gemeinschaft. Trotzdem ist das kein Grund oder gar eine Entschuldigung der Behörden und des Staates, Verbrechen gegen sie nicht zu untersuchen oder überhaupt aufklären zu wollen. All diese Sachen erfahren wir aus Elsas Sicht: zuerst als sie ein kleines Kind ist, das noch nicht alles versteht, was vorgeht, später als eine emanzipierte junge Frau, die ihren eigenen Weg finden will. Wirklich schlimm fand ich zusätzlich zu all den Dingen, die den Sami angetan werden, dass unter ihnen, gerade den jungen Menschen, eine sehr hohe Suizidrate besteht, weil sie einfach depressiv werden und ihnen nicht einmal psychische Unterstützung angeboten wird. Mich hat dieses Buch sehr berührt und wird mich wohl auch noch eine lange Zeit beschäftigen.

Veröffentlicht am 27.11.2022

Schattendunkel

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
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Vor fünf Jahren verschwand Wendy Darling mit ihren beiden Brüdern im Wald hinterm Haus und tauchte erst ein halbes Jahr später wieder auf. Allein. Ohne Gedächtnis, ohne zu wissen, was damals passiert ist ...

Vor fünf Jahren verschwand Wendy Darling mit ihren beiden Brüdern im Wald hinterm Haus und tauchte erst ein halbes Jahr später wieder auf. Allein. Ohne Gedächtnis, ohne zu wissen, was damals passiert ist und wo sie so lange war. Seitdem ist ihre Familie zerbrochen. Ihre Mutter arbeitet fast nur noch, ihr Vater hat sich von ihnen zurückgezogen und trinkt allein in seinem Zimmer. Wendy arbeitet freiwillig im Krankenhaus auf der Kinderstation, wo sie den Kleinen Märchen von Peter Pan erzählt - einer Figur, die ihre Mutter vor vielen Jahren erfunden hat. Doch dann fällt ihr eines Tages ein fremder Junge vors Auto und er kennt ihren Namen. Er behauptet, Peter Pan zu sein und sie, Wendy, müsse ihm helfen, seinen Schatten einzufangen. Dann würden auch die Kinder der Nachbarschaft, die in letzter Zeit verschwunden sind, gefunden werden.

Ich kannte den Autor schon von Cemetery Boys, das ich ziemlich cool fand. Ehrlich gesagt, hatte ich ein bisschen Queerness erwartet, aber da passierte nichts. Trotzdem war das eine interessante Interpretation von Peter Pan, vermischt ein bisschen mit dem Rattenfänger von Hameln. Wer sich ein wenig mit dem Original-Pan auskennt, hat zum Schluss auch eine Ahnung, was mit Wendys Brüdern passiert ist, aber das tut dem Buch keinen Abbruch. Es gab ein paar Längen zwischendrin und das Ende war mir ein bisschen zu happy und einfach für Wendy, aber alles in allem habe ich es gern gelesen.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Eine dunkle Zeit

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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1933: Jakob, ein Buchhändler, wurde soeben nach dreimonatiger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er hat einen Schutzmann verprügelt, der seine Tochter misshandelt hat, weil sie gern in Jakobs Laden stöbert. ...

1933: Jakob, ein Buchhändler, wurde soeben nach dreimonatiger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er hat einen Schutzmann verprügelt, der seine Tochter misshandelt hat, weil sie gern in Jakobs Laden stöbert. Er lernt die geheimnisvolle Juli kennen, die ihm ein ebenso geheimnisvolles Buch anvertrauen möchte.

1943: Bombenhagel über Leipzig. Ein Junge entkommt während des Infernos aus seinem Bücherzimmer, in dem er sein ganzes Leben lang festgehalten wurde. Auch hier geht es um ein geheimnisvolles Buch, das ein Gasmaske tragender Mann unbedingt unter Lebensgefahr haben möchte und bei dem ihm der Junge hilft.

1971: Aus dem Jungen ist ein Mann geworfen, Robert. Als ihn seine Kollegin Marie darüber informiert, dass sie alte, wertvolle Bücher gefunden hat, die mit seiner unbekannten Familie zu tun haben, macht er sich mit ihr zusammen auf Spurensuche ...

Der Autor bleibt nicht bei der linearen Erzählweise, sondern springt zwischen den Zeiten hin und her, was manchmal, wenn man gerade so richtig schön in einer Zeit drin ist, frustriert, gleichzeitig aber auch fesselt. Im Gegensatz zu seinen Fantasybüchern, mit denen ich nie warm geworden bin, schafft es Meyer hier, mich sowohl in der Handlung als auch mit seinem Personal mitzunehmen. Robert war manchmal ein bisschen komisch, aber wenn man bedenkt, wie er die ersten zehn Jahre aufgewachsen ist, vielleicht verständlich. Im Mittelteil war es mal kurz langatmig, aber das legte sich wieder. Hier geht es um Geheimnisse, die aufgedeckt werden müssen, und viele offene Fragen und ein bildhafter Schreibstil halten bei der Stange.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Schritt-Tack! Schritt-Tack!

Teufelskreuz
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Der Teufel kommt nach Ursprung. Ach, Verzeihung, natürlich nicht. Der neue Pfarrer kommt nach Ursprung, einer 69-Seelen-Gemeinde irgendwo im Nirgendwo, die immerhin über einen Billa, eine Bank, einen Polizeip(f)osten ...

Der Teufel kommt nach Ursprung. Ach, Verzeihung, natürlich nicht. Der neue Pfarrer kommt nach Ursprung, einer 69-Seelen-Gemeinde irgendwo im Nirgendwo, die immerhin über einen Billa, eine Bank, einen Polizeip(f)osten und einen Förster (ehrenhalber) verfügt. Und der neue Pfarrer - Mano Urian - ist einer von den modernen, könnte man meinen. Er lässt in der Kirche nicht singen, er haut seinen Schäfchen Zwei-Satz-Predigten um die Ohren, er geht in die Kneipe, raucht und trinkt schon mal einen. Und er hat ein feines Gespür für die miesen kleinen Existenzen dieser Gemeinde, denen er die Fähigkeit verleiht, noch mieser und kleiner zu sein. Aber geht hier wirklich alles mit g öttlichen Dingen zu?

Oh, ich habe diese schräge, kleine, bitterböse, schwarzhumorige Krimikomödie wirklich genossen. Vielleicht ist es hilfreich, eh skeptisch der Kirche gegenüber zu stehen. Vielleicht ist es auch hilfreich, mit dem morbiden österreichischen Humor vertraut zu sein. Oder vielleicht muss man sich auch einfach mal auf etwas anderes einlassen können oder wollen. Klar, es ist manchmal derb, manchmal sogar eklig, manchmal grausam. Und dennoch macht es Spaß. Es ist ein Querschnitt der heutigen Gesellschaft, überspitzt, hochkonzentriert, die Essenz dessen, was uns ausmacht. Manchmal braucht's halt einfach mal den Teufel, der uns den Spiegel vorhält.

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Veröffentlicht am 09.11.2022

Back to Arkham

Arkham Horror: Dunkle Ursprünge 1
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In diesem Buch sind vier Novellen von Autoren versammelt, die sich mit Lovecrafts Chulhu-Mythos beschäftigen und dazu professionelle Fanfictions schreiben. Sie kehren damit zurück nach Arkham und Innsmouth; ...

In diesem Buch sind vier Novellen von Autoren versammelt, die sich mit Lovecrafts Chulhu-Mythos beschäftigen und dazu professionelle Fanfictions schreiben. Sie kehren damit zurück nach Arkham und Innsmouth; Orte, die irgendwo in Maine liegen und dunkle Geheimnisse bergen. Irgendwo dort existieren die Großen Alten in ihren dunklen Träumen und wir werden in diese dunklen Träume reingezogen.

1. Die Stunde der Jägerin von Dave Gross: Jenny Barnes, eine junge moderne Frau, sucht während der Zeit der Prohibition in Arkham nach ihrer verschwundenen Schwester. Dabei lernt sie nicht nur neue Freunde kennen, sondern auch einen unheimlichen Kult, dem sie sich entgegenstellen muss. Die Spätzwanziger des 20. Jahrhunderts fand ich gut festgehalten, auch gefiel mir die Badass-Protagonistin. Es hätte allerdings mehr Cthulhu sein dürfen.

2. Das Klagelied der Vernunft von Graeme Davis: Der Bundesagent Roland Banks muss die seltsame Explosion eines Hauses und damit einhergehend den Tod von 31 Menschen klären. Doch was, wenn es keine natürliche Erklärung gibt? Wieder gute Darstellung der Prohibitionszeit und der Charaktere, aber zwischendurch mit Längen.

3. Der Zorn der Leere von Richard Lee Byres: Als der Universitätsgelehrte Norman Whithers mit einem jungen deutschen Kollegen Unregelmäßigkeiten rund um Arkham erforscht, werden sie nicht nur von seltsamen Kreaturen beobachtet, sondern sogar angegriffen. Norman muss über sich hinauswachsen, um diese Bedrohung zu bekämpfen. Hier fehlte mir trotz gelegentlicher Gänsehautmomente der durchgehende Spannungsbogen.

4. Das Tor in der Tiefe von Chris A. Jackson: Silas Marsh, Captain eines eigenen kleines Kutters, kehrt zurück nach Innsmouth, um zusammen mit einer jungen Bibliothekarin nicht nur seine eigenen Verwandten, sondern etwas viel Schlimmeres aus dem Meer zu bekämpfen. Spannend und melancholisch.

Aus welchen Gründen auch immer ist im Ebook das vierte Buch im Inhaltsverzeichnis nicht angegeben. Ob es einfach Schlamperei beim Setzen war oder einer der Großen Alten die Tentakel im Spiel hatte, vermag ich nicht zu sagen.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass es eine durchaus fesselnde Lektüre gerade für die jetzige Jahreszeit ist.