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Veröffentlicht am 27.11.2022

Zugereist

Bitterwasser
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Nachdem Carolin Halbach in Düsseldorf nicht ihren Wunschjob bekommen hat, ist sie offen für etwas neues. Das Jobangebot aus Bad Gastein in Österreich kommt da gerade recht. Flugs macht sich Carolin auf ...

Nachdem Carolin Halbach in Düsseldorf nicht ihren Wunschjob bekommen hat, ist sie offen für etwas neues. Das Jobangebot aus Bad Gastein in Österreich kommt da gerade recht. Flugs macht sich Carolin auf den Weg. Sie soll die neu gestaltete öffentliche Bibliothek, die im neuen Medienzentrum untergebracht ist, leiten. Der Hausmeister des Gebäudes holt sie vom Bahnhof ab und freundlich bietet er ihr an, sie könne ein Apartment in der Pension seiner Frau beziehen. Carolin fühlt sich in Bad Gastein schneller heimisch als gedacht. Ihre Wirte Peter und Rosi haben sie gleich adoptiert. Allerdings wird die Feier anläßlich der Eröffnung der Bibliothek von einem plötzlichen Todesfall überschattet.

Carolin würde nicht manchmal Miss Marple genannt, wenn sie sich nicht bei ihrem ersten Auftritt Gedanken über den Tod des Kurarztes. Schnell stellt sich heraus, dass die Todesursache Gift war und dies vermutlich in den Häppchen des Caterers eingearbeitet war. Die örtliche Polizei beginnt zu ermitteln. Carolins freundliche Tipps sind dabei nicht immer willkommen. Das ändert sich erst als der Polizist Valentin feststellt, dass Carolin mit ihren Vermutungen nicht falsch liegt. Dennoch bleibt erstmal unklar, wieso der allseits beliebte Arzt einem Giftanschlag zum Opfer fiel. Und es gibt weitere Vorfälle beim Umbau des Medienzentrums.

In Teilbereichen liest dieser Kriminalroman fast wie eine Tourismus-Werbung. Das macht neugierig und mal wieder hilft der Blick in Internet, um zu sehen, dass die Beschreibungen durchaus ihre Berechtigung haben. Die häufiger besprochenen grandiosen Aussichten gibt es tatsächlich. Auch wenn man Teile der Lösung des Fall schon etwas früher erahnt, so wiegen die tolle Location und sympathische Protagonisten das zur Gänze auf. Carolin Halbach und ihre Hauswirte wachsen einem schnell ans Herz. Und man amüsiert sich bestens über die Intrigen in dem nicht ganz so großen Ort. Von Carolin Halbach und ihrer neuen Wirkungsstätte möchte man gerne mehr lesen.

Ein schöner und lesenswerter Einstieg in eine Krimireihe mit ordentlich Lokalkolorit und auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Veröffentlicht am 25.11.2022

Zürich, ein Dorf

Waldinneres
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Der Inhaber des Kafi Glück Gottfried Messmer bekommt eine Einladung der Züricher Bank. Er sei als Erbe eines nachrichtenlosen Kontos ausgemacht worden. Messmer, der sich längere Zeit im Ausland aufgehalten ...

Der Inhaber des Kafi Glück Gottfried Messmer bekommt eine Einladung der Züricher Bank. Er sei als Erbe eines nachrichtenlosen Kontos ausgemacht worden. Messmer, der sich längere Zeit im Ausland aufgehalten hatte, weiß nichts von einem Konto. Seine Eltern waren einfache Menschen, die nichts zu vererben hatten. Neugierig geworden nimmt er das Erbe an. In dem Schließfach befindet sich ein Spazierstock. Und dafür hat er die Kontogebühren gezahlt. Bei genauerem Hinsehen entdeckt er, dass in dem Stock ein kleines Gemälde versteckt ist. Der Brief seines Vaters erklärt einige Hintergründe, aber das Rätsel, wer der wahre Erbe des Bildes ist, bleibt.

Was ist die Geschichte dieses kleinen Gemäldes, von dem sich herausstellt, das es sich um ein frühes Werk von Gustav Klimt handelt? Weniger bekannt zwar als die späteren Arbeiten, aber nach so langer Zeit doch von einigem Wert. Messmer, der sich mit Menschen manchmal schwer tut, hat von seinem Vater den Auftrag bekommen, den Eigentümer oder seine Erben zu finden, um ihm sein rechtmäßiges Eigentum zurückzugeben. Doch wie soll das gehen? Er kennt weder das Bild, noch kann er sich vorstellen, wo sich mögliche Erben aufhalten sollen. Deshalb hängt er das Bild erstmal in seinem Lokal auf. Erstaunlich, wie schnell sich Interessenten finden.

Das Bild, um das es geht, ist auf dem Cover abgebildet. Und eine kleine Recherche ergibt, dass dieses Gemälde wirklich von Klimt geschaffen wurde. Ein trotz des kleinen Formats sehr beeindruckendes Bild, mit dem das Innere eines Waldes präzise getroffen ist. Darum eine Geschichte zu spinnen, zeugt von großer Vorstellungskraft. Auch wenn es in diesem Dorf genannt Zürich etwas zu viele Zufülle gibt, so fesselt der Roman sehr. Vergangenheit, die in die Gegenwart hineinwirkt, bietet häufig einen packenden Rahmen für eine tolle Story über Menschen und ihre Lieben. Hier gelingt es, den handelnden Personen, ihre Identität zu finden, ihre Vorfahren besser kennenzulernen und lange gehegte Wünsche zu erfüllen. Auf fesselnde Weise wird aus der Familienerzählt zu einem spannenden Krimi.

Veröffentlicht am 20.11.2022

Klub der Spinnerinnen

Tea Time
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Sie haben alle eine kleine Marotte, deshalb könnten sich die sechs Freundinnen glatt Klub der Spinnerinnen nennen. Nina fotografiert zum Beispiel gerne kleine Unkräuter, die sie eigentlich lieber Kräuter ...

Sie haben alle eine kleine Marotte, deshalb könnten sich die sechs Freundinnen glatt Klub der Spinnerinnen nennen. Nina fotografiert zum Beispiel gerne kleine Unkräuter, die sie eigentlich lieber Kräuter nennen würde. In regelmäßigen Abständen treffen sie sich, um über ihre Spleens oder den neuesten Klatsch zu plaudern. Im Alltag stehen sie alle ihre Frau und doch gibt es auch mal kleine Probleme. Als Nina bei einem Spaziergang ihre Handtasche vergisst nimmt jedoch eine Art Unheil seinen Lauf. Denn ausgerechnet der unsympathische Ex-Mann von ihrer Klub-Freundin Jelena findet die Tasche und setzt alles daran, die Situation weidlich auszunutzen..

Recht ruhig verläuft das Leben der sechs Frauen um Nina, die in einer Apotheke arbeitet. Nina meint ihr Grüppchen ist in Paare aufgeteilt. Denn irgendwie haben sie sich paarweise zusammen gefunden. Franzi wohnt im gleichen Haus wie Nina und da bot es sich natürlich an. Und ähnlich ist es auch mit den anderen. Jelena ist die einzige von ihnen, die ihre Kinder alleine erzieht. Manchmal muss sie schon einiges organisieren, um an den Treffen teilnehmen zu können. Ihr Ex-Mann hat sich nach dem Verlust seiner Arbeit nicht zum Besseren verändert, deshalb ist er auch ein Ex.

Oberflächlich betrachtet wirken die Frauen etwas lieblich. Schnell merkt man jedoch, dass sie nicht zu unterschätzen sind. Schließlich stehen sie mit beiden Beinen im Leben und haben ihre speziellen Hobbys und geheimen Wünsche. Aus der Art, wie sie sich ausdrücken und wie sie beschrieben werden, würde man sie für ältlich und abgeklärt halten. Doch auch das erweist sich als Trugschluss. Spätestens wenn man das noch junge Alter von Jelenas Kindern bemerkt, kommt man auf den Gedanken, dass sie wohl eher um die Dreißig sind. So führt man sich selbst manchmal zu falschen Annahmen und darf sich alsbald von der Autorin eines Besseren belehren lassen. Und noch etwas: Diese nett dahin mäandernde Handlung ist doch manchmal ganz schön fies. Aus diesen Gegensätzen speist sich aus der Sicht der Leserin der Reiz dieses Romans, der sich kurzweilig liest und ob der freundlich geäußerten kleinen Gemeinheiten immer wieder überrascht und aufmerken lässt.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Hohe Politik

Die Erweiterung
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Bei der EU-Behörde in Brüssel bearbeiten einige der Beamten den Beitrittsprozess einiger Balkanstaaten. Allerdings geht es nicht so schnell voran wie von den Kandidaten insbesondere Albanien gewünscht. ...

Bei der EU-Behörde in Brüssel bearbeiten einige der Beamten den Beitrittsprozess einiger Balkanstaaten. Allerdings geht es nicht so schnell voran wie von den Kandidaten insbesondere Albanien gewünscht. Der Präsident Albaniens hat gewissermaßen die Schnauze voll. Er will doch derjenige sein, der sein Land nach Europa führt. Doch der Apparat ist so langsam und immer gibt es neue Forderungen. Der Pole Adam, der kurz bevor das sozialistische Regime in Polen viel im Widerstand war, hofft in seinem Freund Mateusz, der inzwischen Staatsführer von Polen ist, einen Verbündeten zu haben. Doch weit gefehlt. Mateusz verfolgt andere Ziele.

Mit diesem Roman hat der Autor eine Fortsetzung seines preisgekrönten Romans „Die Hauptstadt“ geschaffen. Und dieser Band ist für den Österreichischen Buchpreis nominiert. Man begibt sich erneuten in die Mühlen der Brüsseler Europapolitik. Strukturen, die nicht leicht zu durchschauen sind. Klare Worte spricht am ehesten der Präsident Albaniens, dem der Verhandlungsprozess zu langsam geht. Er muss seinem Volk etwas bieten. Welche Idee einer seiner Berater, ein Dichter, ein Quereinsteiger, hervorbringt, ist beinahe unglaublich und schräg und gerade damit einnehmend. Dass sich daraus ein Kriminalfall entwickeln kann, war wirklich nicht vorhersehbar. Die diplomatischen Kanäle laufen heiß und größerer Schaden muss abgewendet werden.

Vermutlich konnte der Autor beim Schreiben des Romans nicht wissen, welche Bedeutung die Beitrittsersuchen der Balkanstaaten inzwischen gewonnen haben. Es wäre einem beim Lesen sicher nicht so gegenwärtig gewesen, wie hingehalten sich die Staaten vorkommen, wenn es nicht in der derzeitigen politischen Situation noch einmal deutlich geworden wäre. Gerade deshalb ist die Lektüre von besonderem Interesse. Die Trägheit des Prozesses, die Eigenheiten der Beamten hier und dort, Ausschnitte aus der Geschichte Albaniens. Gerne liest man von ungewöhnlichen Persönlichkeiten. Intrigante Staatenlenker, denen wenigstens relativ aufrechte Beamte gegenüber stehen, die sich wie im wahren Leben meist nicht durchsetzen können. Besonders zu Beginn ist es eine Freude vom Aberwitz des Beamtenapparates zu lesen und so manches Mal zu schmunzeln. Ein wenig fraglich ist es allerdings, ob der weitere Verlauf so gelungen ist, denn auch da könnte die Entwicklung inzwischen weiter sein. Vielleicht könnte sich die Frage stellen, ob gewisse Absichten anderer Staaten hinter den Ereignissen liegen, nur ein vager Gedanke, der vielleicht etwas weit hergeholt ist. Unter dem Eindruck des gesamten Werkes handelt es sich jedoch um eine tolle Groteske über den Politikbetrieb, dessen Ausuferung sich irgendwie nicht wieder einfangen lässt.

Veröffentlicht am 12.11.2022

Nachbarn und andere

Kummer aller Art
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Frau Wiese kann nicht schlafen. Nicht einmal die Schafe, die auf grünen Wiesen über Zäune hüpfen, helfen. Herr Pohl braucht machmal Hilfe, damit sein Hund Lori an die Luft kommt. Er wünscht sich, die Beruhigungshalsbänder ...

Frau Wiese kann nicht schlafen. Nicht einmal die Schafe, die auf grünen Wiesen über Zäune hüpfen, helfen. Herr Pohl braucht machmal Hilfe, damit sein Hund Lori an die Luft kommt. Er wünscht sich, die Beruhigungshalsbänder für Hunde gäbe es auch für Menschen. Und das sind nur zwei der Nachbarn der Autorin, deren Verwandte viel mit Psychoanalyse zu tun haben und damit auch einige Schrullen aufzuweisen haben. Und es gibt natürlich auch die Nachbarschaft des Elternhaus, wo es schon etwas schockiert, wenn der Briefkasten der Kindheit nicht mehr da ist.

Mit dieser Sammlung kleiner Geschichten, die zuerst als Kolumnen in der Zeitschrift Psychologie Heute erschienen sind, gibt die Autorin einen kleinen Einblick in die Lebenswelt einer meist freundlichen Nachbarschaft. Obwohl das Verhältnis untereinander nicht unbedingt eng ist, so tauscht man sich doch aus. Auch bei kleinen Problemen, zum Beispiel der fehlende Zucker oder eben der Hund, der mal vor die Tür muss, hilft man sich. Die Erzählerin bewegt sich auch darüberhinaus, so hat sie gelernt, auf Lesereisen mit den Verspätungen der Bahn klarzukommen und sich auf Bahnhofstoiletten umzuziehen. Auch Begegnungen mit pubertierenden Teenagern können durchaus bereichern.

Ob man diese humorvollen und doch auch nachdenklich stimmenden kleinen Ausschnitte aus dem wirklichen Leben am Stück lesen möchte oder jeden für sich, muss man für sich entscheiden. So oder so wird man gut unterhalten, denkt, so ist es oder so würde man es sich wünschen würde. Die Geschichten sind manchmal so lebensnah, dass man hin und wieder meint, man könnte sich selbst daran erinnern oder zumindest an etwas ähnliches. Und so ist die Zeit, die man mit diesem Büchlein verbringt schnell verflogen, doch einzelne Geschichten oder Sätze, die man sofort unterschreiben würde, bleiben.