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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2022

Skurril

Kafka und der Tote am Seil
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Es ist keine Fantasy sondern ein ziemlich handfester Krimi. Mit Kafka, der wider Erwarten nicht gestorben ist sondern zusammen mit seiner Figur Samsa ermittelt.

Wer Murakamis Romane gerne liest, kommt ...

Es ist keine Fantasy sondern ein ziemlich handfester Krimi. Mit Kafka, der wider Erwarten nicht gestorben ist sondern zusammen mit seiner Figur Samsa ermittelt.

Wer Murakamis Romane gerne liest, kommt hier voll auf seine Kosten – es ist ein Lesegenuss. Einzig das Ende schwächelt, der Krimi löst sich zu rasch und zu einfach auf, vor allem für diejenigen, die bisher miträtselten. Kafka lebt also, Samsa saß an seinem Bett nachdem er seine Tuberkulose überstanden hat. Und ein echter Inspektor bittet um seine Mithilfe bei der Suche nach einem Serienmörder.
Es kommen viele skurrile Szenen vor, Abgründe tun sich auf und fantastisch wird es auch – auf jede erdenkliche Weise. Dabei bleibt der Krimi ein anständiger Krimi mit hohem Lesevergnügen-Potential. Es gibt einen mysteriösen Hauptverdächtigen und viele Möglichkeiten. Dazu Anspielungen auf Kafkas Leben und „Gregor Samsa“ mischt vieles auf und unter. Herrlich skurril und wunderbar!

Veröffentlicht am 08.12.2022

Lesenswert und melancholisch

Andere Sterne
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Eine Novelle, kurz und ein wenig an Andersens Märchen "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" erinnernd. Allerdings in der Gegenwart handelnd, mit drei modernen Weisen, die einander nicht kennen, Ronja ist ...

Eine Novelle, kurz und ein wenig an Andersens Märchen "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" erinnernd. Allerdings in der Gegenwart handelnd, mit drei modernen Weisen, die einander nicht kennen, Ronja ist zehn Jahre alt und ihre Schwester Melissa um die sechzehn Jahre alt. Sie haben nur noch ihren Vater, der oft arbeitslos ist, weil er säuft. Ein netter Vater, aber der Alkohol und seine Freundin Sonja haben ihn fester im Griff als die Sorge um seine Töchter. Denen hängt die Angst vor dem Jugendamt im Nacken, denn sie wollen trotz allem lieber bei ihrem Vater bleiben. Eines Tages bekommt der Vater Auftrieb und einen Job auf dem Weihnachtsbaummarkt. Aber der Alkohol... so übernimmt Melissa seine Arbeit und Ronja läuft irgendwie mit.

Beide Schwestern sind sehr tough. Beide sorgen sich um ihren Vater und sein Auskommen, sind sehr reif. Ronja träumt viel und unterhält sich mit dem Hausmeister der Schule, einer der Weisen. Dann lernt sie ihren älteren Nachbarn kennen, der sich auch kümmert Die Enttäuschung und die Liebe zu ihrem Vater zieht sich durch. Die Novelle ist melancholisch und aufmuntert zugleich, was vor allem an der Figur von Ronja liegt. Auf jeden Fall eine lesenswerte Geschichte.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Gewitzt

Sternenmeer
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Es ist der sechste Band dieser Krimireihe und mein erster. Aber die ersten drei Bände habe ich schon geordert, denn das „Sternenmeer“ überzeugte durch ein gewitztes Ermittlerteam, jede Menge Sackgassen ...

Es ist der sechste Band dieser Krimireihe und mein erster. Aber die ersten drei Bände habe ich schon geordert, denn das „Sternenmeer“ überzeugte durch ein gewitztes Ermittlerteam, jede Menge Sackgassen und landschaftlichen Beschreibungen. Nicht zu vergessen die Sterne 🙂

Luc Verlain hat mir seiner Freundin Anouk mittlerweile ein gemeinsames Baby. Eigentlich genießen sie ihren Strandurlaub irgendwo an der Atlantikküste südlich von Bordeaux. Aber es passiert ein Todesfall, der es in sich hat. Ein Gourmetkritiker fällt scheinbar vergiftet in einem Sternerestaurant vom Stuhl. Eigentlich wollte Starkoch Fontaine mit seinem letzten dritten Stern abtreten, aber doch nicht so!

Es ist alles anders als man denkt. Und man darf mitraten, es bleibt einem eigentlich auch nichts anderes übrig. Die Fallen sind gut aufgestellt, es gibt weder zu wenig noch zu viele Nebenfiguren und sehr viele kulinarische Genüsse zu entdecken. Lucs bräsiger Chef kommt unzeitig aus der Reha zurück und mischt auch noch alles auf, das Krankenhaus gewinnt andere Schlüsse als erhofft und es wird zwischenzeitlich actionreich. Anouk wird zwar vom Dienst entzogen, aber sie mischt samt Kinderwagen und brilliantem Verstand dennoch mit. Ganz nebenbei lernt man etwas über Foie gras und das es in dieser Region mittlerweile ein Kulturerbe ist. Und das Département Landes der Region Aquitanien scheint sich auch für Urlaube ungeheuer gut zu eignen. Dank Lucs Interessen lernt man es leicht kennen.

Veröffentlicht am 01.12.2022

Gesucht: Lebendig oder Tot

Königsmörder
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Die Geschichte Englands in der Zeit Cromwells. Die Monarchie bekam damals einen ziemlich Dämpfer und rappelte sich doch wieder hoch.

Zwei Vogelfreie hetzen durch England, auf sie ist ein Kopfgeld gesetzt ...

Die Geschichte Englands in der Zeit Cromwells. Die Monarchie bekam damals einen ziemlich Dämpfer und rappelte sich doch wieder hoch.

Zwei Vogelfreie hetzen durch England, auf sie ist ein Kopfgeld gesetzt von damals unerhörten hundert Pfund. Viel Geld. Die Zeit rund um den Tod von Charles I aus dem Haus Stuart, König von England, Schottland und Wales, und seinen Henker Cromwell zeigt nicht nur die sehr kurze republikanische Zeit der Insel auf. Sie ist auch eine Zeit der Gewalt, des Aufruhrs und bietet durchaus Parallelen zur Gegenwart. Harris erzählt in seiner typischen Manier sehr sachlich und sehr spannend, nie langweilig von Cromwells Sieg und Niedergang. Hauptfigur ist dabei der fiktive Kopfjäger Richard Nayler, der ziemlich fanatisch seiner Aufgabe nachgeht und die beiden Flüchtigen quer durch das Land verfolgt. Es ist keine rein sachliche Darstellung, wie meistens bei Harris. Manchmal ist seine Erzählung ziemlich weitschweifig, dabei allerdings immer sehr anregend zum Dranbleiben motivierend.
England war im 17. Jahrhundert noch eine Weltmacht, das Empire, nach dem sich viele heutige Brexiteers zu sehnen scheinen, war damals normal. Dazu kommen spezielle Rituale der Kirche, der Monarchie und des bürgerlichen Standes sowie die puritanische Anbetung Gottes. Das alles zeigt Harris reflektiert auf. Einerseits ein wahrhaftiger Schmöker, aber alles in allem auch sehr unbarmherzige Verhältnisse beschreibend.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Schmöker - einfach super

Winterspuren in Arrowwood
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Nicky ist Trickreiterin und arbeitet normalerweise von Calgary aus. Durch einen Unfall stirbt ihr Pferd und sie muss sich auskurieren. Das tut sie bei ihrer Großmutter mitten im Nirgendwo am Rand des Jasper ...

Nicky ist Trickreiterin und arbeitet normalerweise von Calgary aus. Durch einen Unfall stirbt ihr Pferd und sie muss sich auskurieren. Das tut sie bei ihrer Großmutter mitten im Nirgendwo am Rand des Jasper Nationalparks – auf einem Gnadenhof für ehemalige Rodeopferde.

Ihre Großmutter freut sich auf und über ihren Besuch, sie kann Hilfe gut gebrauchen. Im nahe gelegenen Dorf leben unter anderem ein preisgekrönter Sattler, der spezielle Aufträge erhält, und den Geheimnisse umwehen. Ebenso erhält man Einblicke in das Leben der Cree, die das Dorf bereichern, und eine intakte Dorfgemeinschaft. Nicky selbst kommt gerade zu Anfang sehr schlecht mit ihrer neuen Situation klar. Sie vermisst ihr Pferd und ihre bisherige Art zu leben. Aber es kommen andere Dinge und Menschen in ihr Leben. Es ändert sich so Einiges.

Der Roman ist vielschichtig und sehr gut anschaulich verfasst, kommt ohne weitschweifige Beschreibungen aus und doch kann man sich alles sehr gut vorstellen. Keine der Hauptfiguren ist einseitig, alle können mehr als man anfänglich denkt und sie werden so eingeführt als ob sich eine Serie daraus entwickeln würde. Es wäre übrigens wunderbar, wenn das so wäre, denn diese Geschichte macht spätestens nach dem ersten Viertel süchtig. Man lernt etwas über die heutige Lebensweise der Native Nation Cree. Mit Blake und seiner Schwester sowie einer Ältesten des Stammes schummeln sich immer mehr Details hinein. Weder aufgesetzt noch belehrend sondern immer genau zur Geschichte passend, als könne sie sich nur so und nicht anders entwickeln. Dazu kommen gut gesetzte Spannungsbögen, weil auch auf dem wirklich ländlich gelegenen Dorf nicht die heile Welt herrscht. Kein Mord und Totschlag sondern das Leben an sich: Schuldgefühle bei dem einen, beginnende Demenz bei der anderen, spezielle Geheimnisse und die Liebe, die spielt auch auf die ein und die andere Weise hinein. Pferde spielen Nebenrollen. Es ist also kein reiner Pferderoman für Erwachsene, aber sie bereichern die Geschichte im positiven Sinn.
Ich hoffe auf einen zweiten Band rund um die Sleeping Lake Ranch 🙂

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