Profilbild von stefan182

stefan182

Lesejury Star
offline

stefan182 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefan182 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2022

Ein spannender Krimi mit lebendig gezeichneten Figuren

Kalt und still
0

Inhalt: In kürzester Zeit steht das Leben der Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander völlig Kopf: Zuerst wird sie von ihrem Chef suspendiert – völlig zu Unrecht, denn sie hat sich für die restlose Aufklärung ...

Inhalt: In kürzester Zeit steht das Leben der Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander völlig Kopf: Zuerst wird sie von ihrem Chef suspendiert – völlig zu Unrecht, denn sie hat sich für die restlose Aufklärung eines Falls stark gemacht, der von ihren Kollegen unter den Teppich gekehrt wurde. Dann macht plötzlich ihr langjähriger Partner Schluss, der sie zudem nun drängt, aus der gemeinsamen Wohnung zu ziehen. Um etwas Abstand zu gewinnen, begibt Hanna sich nach Åre, in das Ferienhaus ihrer Schwester. Kurz nach Hannas Ankunft verschwindet in dem Ort eine junge Frau – mitten in der Nacht bei 20 Grad Minus. Hannas Ermittlerinstinkt ist geweckt.

Inhalt: „Kalt und still“ ist ein Kriminalroman von Viveca Sten. Es handelt sich um den Auftakt einer neuen Reihe rund um die Ermittlerin Hanna Ahlander. Erzählt wird die Handlung aus einer Vielzahl verschiedener personaler Erzählperspektiven. So werden neben Hannas Sicht auch die Perspektiven von Daniel Lindskog (der leitende Ermittler in Åre), Amanda (das verschwundene Mädchen), Edda (eine Freundin von Amanda) und Amandas Eltern eingenommen. Durch die verschiedenen Perspektivierungen ergeben sich immer wieder neue Mosaiksteinchen, die nach und nach ein Gesamtbild des Falles ergeben. Trotz der häufigen Perspektivwechsel und den eher kurzen Kapiteln des Krimis entfaltet sich die Handlung eher behutsam. Das fand ich aber gar nicht schlecht: Man bekommt Zeit, die handelnden Figuren (mit ihren authentisch dargestellten privaten Problemen und psychischen Belastungen) kennenzulernen, wodurch der weitere Handlungsverlauf eine größere Wucht erhält. Auch bleibt Zeit, sich stärker im Ort Åre zu orientieren, der mit seinem immerwährenden Schnee atmosphärisch beschrieben wird. Die Spannung innerhalb der Handlung steigert sich stetig: Während zunächst noch von einem Unglück ausgegangen wird, steht schnell fest, dass es sich bei Amandas Verschwinden um ein Verbrechen handelt. Die Frage nach der Täterfigur ist dabei gar nicht so einfach zu beantworten: Häufig werden falsche Fährten gelegt und es existieren mehrere Verdächtige, die ein potentielles Motiv haben und denen man nicht zwangsläufig trauen kann. Der Schreibstil von Viveca Sten lässt sich sehr flüssig lesen und ist eingängig. Insgesamt ist „Kalt und still“ ein spannender Kriminalroman mit einer tragischen Handlung und interessanten, lebendig gezeichneten Figuren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2022

Ein liebevoll gestaltetes und humorvoll erzähltes Kinderbuch

Der Weihnachtosaurus und die böse Liste
0

Inhalt: Als der Weihnachtsmann die Liste der artigen Kinder mit derjenigen der unartigen aufwiegt, glaubt er seinen Augen kaum. Nicht nur wiegt die Liste der unartigen Kinder schwer, sondern zugleich findet ...

Inhalt: Als der Weihnachtsmann die Liste der artigen Kinder mit derjenigen der unartigen aufwiegt, glaubt er seinen Augen kaum. Nicht nur wiegt die Liste der unartigen Kinder schwer, sondern zugleich findet sich ein Name auf der Liste, mit dem keiner gerechnet hätte: William Trudel, der Weihnachten in den vergangenen Jahren gleich zweimal gerettet hatte. Dem Weihnachtsmann sind die Hände gebunden; er darf nicht in den Listen rumpfuschen. Wie gut, dass es den Weihnachtosaurus gibt, der der Sache auf den Grund gehen kann…

Persönliche Meinung: „Der Weihnachtosaurus und die böse Liste“ ist ein weihnachtliches Kinderbuch von Tom Fletcher. Es handelt sich um den dritten Band der Weihnachtosaurus-Reihe. Da man mit allen nötigen Informationen ausgestattet wird und der Band nicht direkt auf die ersten beiden aufbaut (William, der in Band 1 und 2 eine Hauptrolle spielte, tritt im dritten Band kaum auf), kann „Der Weihnachtosaurus und die böse Liste“ auch unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden. Der Plot des dritten Bandes dreht sich um die Mission des Weihnachtosaurus‘: Es werden unterschiedliche Kinder, die auf der Unartig-Liste stehen, aufgesucht; der Weihnachtosaurus hilft ihnen dabei, auf die Liste der artigen Kinder zu kommen (für besondere Spannung sorgt dabei, dass William auf der Liste der unartigen Kinder steht, da dies vor dem Hintergrund der ersten beiden Bände wirklich überraschend ist und man sich ständig fragt, wie dies passieren konnte). Jedes Kind ist aus einem anderen Grund auf der bösen Liste, sodass auch die Hilfestellungen des Weihnachtosaurus von Kind zu Kind unterschiedlich sind. Dadurch ist die Handlung insgesamt abwechslungsreich. Schön ist auch die Botschaft, die mit dem Kinderbuch vermittelt wird: Jede*r hat eine zweite Chance verdient. Erzählt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler, der die Reise des Weihnachtosaurus‘ begleitet und zwischendurch das Erzählte humorvoll kommentiert. Die Wortwahl und der Satzbau sind dabei eher umgangssprachlich, sodass auch jüngere Lesende das Buch eigenständig lesen und verstehen können. Eine Besonderheit des Textbildes ist zudem, dass einzelne Wörter/Sätze typographisch hervorgehoben sind (z.B. Groß- oder Schrägdruck), sodass der Text allein optisch schon Lust macht, ihn zu lesen. Umrahmt wird der Text außerdem von vielen liebevollen schwarz-weiß Illustrationen aus der Feder von Shane DeVries. Insgesamt ist „Der Weihnachtosaurus und die böse Liste“ ein liebevoll gestaltetes und humorvoll erzähltes Kinderbuch mit einer schönen Botschaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.11.2022

Eine erfrischend locker geschriebene Literaturgeschichte, die sich mit dem interessanten Feld "Emotionen" beschäftigt

Zeitreisende - Deutsche Literatur für Entdecker
0

„Zeitreisende – Deutsche Literatur für Entdecker“ von Eva Mühlbacher ist eine (bislang) zwei Bände umfassende Reihe zur deutschen Literaturgeschichte. Während Band 1 sich mit der deutschen Literatur von ...

„Zeitreisende – Deutsche Literatur für Entdecker“ von Eva Mühlbacher ist eine (bislang) zwei Bände umfassende Reihe zur deutschen Literaturgeschichte. Während Band 1 sich mit der deutschen Literatur von der Romantik bis zum 1. Weltkrieg beschäftigt, setzt sich der vorliegende Band 2 mit dem Zeitraum von der Frühen Neuzeit bis zum Tod Goethes auseinander. Eva Mühlbacher nimmt in ihrer Literaturgeschichte einen interessanten Blickwinkel ein: Im Fokus stehen die Emotionen, die in klassischen Texten behandelt und diskutiert werden. So arbeitet Mühlbacher die in den Klassikern auftretenden Konzepte von Glauben, Freundschaft, Liebe, Sinn/Nicht-Sinn des Lebens und Gerechtigkeit heraus. Dafür zieht sie unterschiedliche Texte heran. Neben Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“, Lessings „Emilia Galotti“ und Goethes „Faust“ (also den Klassikern, um die man einfach nicht drumherum kommt) finden sich dabei auch weniger bekannte Texte (z.B. „Der Ackermann aus Böhmen“ von Johannes von Tepl oder die Theaterstücke von Ferdinand Raimund), sodass sich eine breite Grundlage zur Analyse ergibt. Bei ihrer Analyse zitiert Mühlbacher ausführlich aus den zugrundeliegenden Werken, wodurch ihre Interpretationen leicht nachvollzogen werden können. Zur besseren historischen Einordnung werden die Werke außerdem in den historischen Kontext ihrer Entstehungszeit eingeordnet. Abschließend geht Mühlbacher zudem exkursartig auf gegenwärtige Fernsehserien (wie „Bridgerton“ oder „Haus des Geldes“) ein: Diese setzt sie in Beziehung zu den analysierten klassischen Texten, um epochenübergreifende Motive/Gedanken in Sachen „Emotionen“ ausfindig zu machen. Bei allem schreibt Mühlbacher locker, verständlich und auch mal persönlicher, sodass ihre Literaturgeschichte der Emotionen keine trockene Angelegenheit ist. Insgesamt ist „Zeitreisende – Deutsche Literatur für Entdecker“ eine locker und schön geschriebene Literaturgeschichte, die mit dem Schwerpunkt auf Emotionen einen spannenden Blickwinkel einnimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.11.2022

Ein fesselnder und rasant erzählter Agententhriller

Stille Kommunikation
0

Inhalt: Das FBI fängt zwei unzustellbare Briefe ab, deren Inhalt Fragen aufwirft. Beide enthalten jeweils ein einzelnes Stück Papier, auf dem sich eine handgeschriebene Zahlenfolge befindet. Der Absender ...

Inhalt: Das FBI fängt zwei unzustellbare Briefe ab, deren Inhalt Fragen aufwirft. Beide enthalten jeweils ein einzelnes Stück Papier, auf dem sich eine handgeschriebene Zahlenfolge befindet. Der Absender fehlt. Auch Fingerabdrücke sowie DNA-Spuren gibt es keine. Das Team um den FBI-Agent Steve Cobbs beginnt zu ermitteln und kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der Zahlenfolge nur um eine Koordinate handeln kann, die ein mögliches Ziel für einen Terroranschlag markiert. Wann der potentielle Anschlag erfolgen soll: unklar. Für Cobbs und sein Team beginnt ein Rennen gegen die Zeit.

Persönliche Meinung: „Stille Kommunikation“ ist ein Agententhriller von Marcel Pieles. Die Handlung von „Stille Kommunikation“ setzt sich aus zwei größeren Teilen zusammen. Beide besitzen eine spezifische Spannungskurve: Im ersten Teil zielt die Handlung countdownartig auf einen rätselhaften Tag X, dessen genaue Tragweite sukzessiv entfaltet wird. Agent Cobbs und sein Team treten auch im ersten Teil schon auf, allerdings rücken ihre Ermittlungen eher in den Hintergrund. Die Ermittlungen werden im zweiten Teil stärker fokussiert: Hier versuchen die FBI-Agents, den Verantwortlichen für Tag X ausfindig zu machen (was übrigens mit einem interessanten Schluss endet). Zwar ist der Roman mit seinen knapp 260 Seiten vergleichsweise kurz, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Es passiert handlungstechnisch mehr, als die reine Seitenanzahl vermuten lässt (was genau, wird natürlich nicht gespoilert 😀). So wird der Roman einerseits aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass man immer einen anderen Blickwinkel auf den „Fall“ erhält: Neben den Perspektiven von Steve Cobbs und einzelnen seiner Teammitglieder werden auch die Perspektiven der Täterfigur sowie deren Unterhändler eingenommen. Die Protagonisten sind außerdem auf der ganzen Welt verstreut (u.a. Deutschland, die USA, Frankreich und Brasilien), wodurch es mehrfach zu Wechseln des Handlungsortes kommt. Durch die häufigen Wechsel des Handlungsortes und der Perspektive erhält der Thriller ein hohes Tempo und eine schöne Dynamik. Der Schreibstil von Marcel Pieles ist sehr deutlich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Stille Kommunikation“ ein fesselnder und rasant erzählter Agententhriller, dessen Handlung klug durchdacht ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2022

Ein literarischer Roman, der zwischen Coming of Age und Magischem Realismus changiert

Anderes kenne ich nicht
0

Inhalt: Die 19-jährige Lea kennt nichts anderes als ihr Dorf – mit ihrer Mutter, die ebenfalls Lea heißt, ihrer Freundin Catalina, die beständig weint, Javier, den sie liebt, und einem Wald, der jede Person ...

Inhalt: Die 19-jährige Lea kennt nichts anderes als ihr Dorf – mit ihrer Mutter, die ebenfalls Lea heißt, ihrer Freundin Catalina, die beständig weint, Javier, den sie liebt, und einem Wald, der jede Person verschluckt, die ihn zu durchqueren sucht. Doch ein Brennen regt sich in Leas Bauch und es wird immer stärker: Sie will das Dorf hinter sich lassen.

Persönliche Meinung: „Anderes kenne ich nicht“ ist ein Roman der spanischen Autorin Elisa Levi. Erzählt wird der Roman aus der Perspektive von Lea in Form eines Monologs: Lea trifft am Rande des Waldes einen Señor, der auf der Suche nach seinem Hund ist. Um den Señor, davon abzuhalten, sich im Wald zu verirren, erzählt Lea ihm ihre Lebensgeschichte. Und diese hat es, obwohl Lea erst 19 Jahre alt ist, in sich: So erzählt Lea vom dörflichen Mikrokosmos, in dem man Neuem gegenüber verschlossen ist, wo keine Privatsphäre existiert und sie sich von Enge und Engstirnigkeit erdrückt fühlt. Sie berichtet von ihren Freunden, dem, was sie für ihre erste große Liebe hält, und dem Leben in ihrer Familie, das von Schicksalsschlägen geprägt ist. Ihre Erzählung ist mal traurig und melancholisch, mal hoffnungsvoll und euphorisch. Innerhalb Leas Narrativ werden außerdem immer wieder Überlegungen angestellt und Fragen aufgeworfen, die die menschliche Existenz betreffen. Dabei löst Lea sich stellenweise von ihrem Monolog und tendiert zu einem leichten Bewusstseinsstrom. Zwischendurch finden sich auch mehrfach Elemente des Magischen Realismus, wie bspw. der verschluckende Wald oder das Schicksal einzelner Dorfbewohner. Der Erzählstil von „Anderes kenne ich nicht“ ist ruhig, aber nicht zäh: Durch eine poetische Wortwahl und einen hypotaktischen Satzbau strahlt er einen besonderen Sog aus, sodass man das Buch schwer aus der Hand legen kann. Insgesamt ist „Anderes kenne ich nicht“ ein literarischer Roman über das Leben eines jungen Menschen in einem abgeschiedenen Ort, der zwischen Coming of Age und Magischem Realismus changiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere