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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2022

Griechische Mythologie erneuert

Ich, Ariadne
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Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Ariadne, Tochter von König Minos, Schwester des Minotaurus und der Phädra? Ariadne, die sich in Theseus verliebt und ihm das Wollknäuel in die Hand drückt, damit ...

Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Ariadne, Tochter von König Minos, Schwester des Minotaurus und der Phädra? Ariadne, die sich in Theseus verliebt und ihm das Wollknäuel in die Hand drückt, damit er, nachdem er den Minotauraus unschädlich gemacht hat, aus dem Labyrinth fliehen kann? Ariadne, die eine Entscheidung zwischen Gewissen und Liebe treffen muss? Die von Theseus verlassen, einsam auf der Insel Naxos lebt?

Meine Meinung:

Anders als in den griechischen Sagen wird der Minotaurus nicht ausschließlich als Monster dargestellt, sondern als bedauernswertes Produkt des rachsüchtigen Gottes Poseidon und somit Spielball der Götter. Sein eigentlicher Name Asterion wird nur von Ariadne und ihrer Schwester genannt.

Die Autorin hat die Geschichte rund um die kretischen Königskinder in eine moderne Fassung gebracht. Das gelingt mit der feministischen Betrachtungsweise durch Ariadne und Phädra. Wie so häufig in der griechischen Mythologie, müssen auch hier sterbliche Frauen (und Göttinen) die intriganten Allmachts- und Rachefantasien der Männer/Götter ausbaden.

Theseus, der Retter, erweist sich als ebenso machtgierig, kocht sein eigenes Süppchen und überlässt Ariadne, nachdem er sie in vielerlei Hinsicht benutzt hat, ihrem Schicksal auf Naxos.

Der Schreibstil ist - auch wegen der guten Übersetzung - leicht und locker.

Fazit:

Eine interessante Modernisierung des alten Stoffes, der mir gut gefallen hat und 4 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 07.12.2022

Ein mystischer MIttelalterkrimi

Die Kräutersammlerin und der junge Flößer
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In dieser Fortsetzung der Geschichte rund um die Kräutersammlerin Johanna und den Flößer Lukas im 14. Jahrhundert, bekommen wir es mit einem historischen Krimi zu tun.

Johanna lebt in einer Hütte nicht ...

In dieser Fortsetzung der Geschichte rund um die Kräutersammlerin Johanna und den Flößer Lukas im 14. Jahrhundert, bekommen wir es mit einem historischen Krimi zu tun.

Johanna lebt in einer Hütte nicht nur am Rande des Städtles sonders auch am Rande der Gesellschaft. Man holt sich Kräuter und so manchen medizinischen Rat, sieht aber die junge Frau, die ohne Mann, aber dafür mit einem Waisenmädchen zusammenlebt, scheel an.

Als die schwangere Schankmagd des Wirtshauses ermordet aufgefunden wird und der Wirt über seltsame Geräusche im Haus klagt, kann es Johanna nicht lassen, ihre Erkundigungen einzuziehen. Unterstützt wird sie dabei von Lukas, einem jungen Flößer, der Johanna gerne heiraten möchte, aber von Johanna doch etwas hingehalten wird.
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Meine Meinung:

Bei diesem Roman bin ich ein wenig zwiegespalten. Auf der einen Seite sind die Lebensbedingungen der Menschen von anno 1344 gut recherchiert. Aber auf der anderen Seite wird Johanna viel zu modern und selbstbewusst dargestellt.
Dass sie beim Hirsch-Wirt ein „Nervenleiden“ diagnostiziert, erscheint unwahrscheinlich. Den Begriff „Nerven“ gibt es im Mittelalter nicht. Es herrscht noch die Säftelehre. Gut gefällt mir, dass sie überlegt, welches Kraut gegen welches Leiden helfen könnte.

Gut herausgearbeitet ist auch die tiefe Gottgläubigkeit und die Abhängigkeit von Pfarrern, die uns Lesern der Gegenwart doch seltsam anmutet.

Der Schreibstil ist angenehm ruhig, aber trotzdem kommt Spannung auf. Als geübte Krimileserin hatte ich natürlich recht bald einen Verdacht, der sich bestätigt hat. Man muss nur dem „Cui bono?“ folgen.

Die zwischendurch eingestreuten Hinweise auf die Vorgeschichte machen neugierig.

Fazit:

Für Fans von historischen Krimis, die im Mittelalter spielen, eine gute Lektüre. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 05.12.2022

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Die Tochter der Hungergräfin
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Dieser historische Roman basiert auf der wahren Geschichte der Gräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gelebt hat. Als ihr Sohn, der Erbgraf, im Alter ...

Dieser historische Roman basiert auf der wahren Geschichte der Gräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gelebt hat. Als ihr Sohn, der Erbgraf, im Alter von nur 7 Jahren stirbt, erlischt die männliche Linie. Die Gräfin und ihre beiden Töchter Ernestine und Johannette sehen sich vielen Feinden gegenüber. Alle, egal ob Verwandtschaft oder die Kurfürsten, strecken gierig ihre Hände nach der Grafschaft aus.

Selbst ein Bischof versucht, um die Grafschaft unter seine Regentschaft zu bringen, die Gräfin und ihre Töchter auf deren Schloss zu belagern und auszuhungern.

Die Flucht gelingt und dann beginnt ein zermürbender juristischer Kampf umd das Erbe ihrer Töchter.

Ein Bischof versucht sogar sie auf ihrem Schloss auszuhungern und bald befindet sich die Gräfin mit ihren Töchtern auf der Flucht. Als sie endlich einen sicheren Ort gefunden haben, beginnt die Gräfin einen beispiellosen Kampf um das Erbe ihrer Töchter.

Meine Meinung:

Das Buch wird aus der Sicht von Ernestine, der ältesten Tochter der Gräfin, erzählt.

In vier Teilen wird die Geschichte, die zwischen 1636 und 1652 spielt, erzählt. Der Roman zeigt deutlich, wie gering Frauen und Töchter geschätzt wurden und wie leicht es in dieser von Männern dominierten Männer war, rechtmäßige Ansprüche durch Waffengewalt zu unterlaufen. Auch die Kirche hat da ihre Finger im Spiel und ist um kein Jota besser als die anderen Herrscher.

Autorin Annette Spratte hat penibel recherchiert und zahlreich Dokumenten aus diversen Staats- und Landesarchiven eingesehen.

Im Epilog werden die nachfolgenden Lebensjahre der drei Frauen kurz angerissen.

Fazit:

Eine gelungener historischer Roman rund um eine kämpferische Frau. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.11.2022

Ein gelungener Reihenauftakt

Mord und Limoncello
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Das Abendessen, das Charlotte und Jens Stutz anlässlich ihres 20. Hochzeitstages im Luxushotel Bianchi am Gardasee einnehmen, endet ganz anders als geplant: Jens, ein äußerst korrekter, um nicht zu sagen ...

Das Abendessen, das Charlotte und Jens Stutz anlässlich ihres 20. Hochzeitstages im Luxushotel Bianchi am Gardasee einnehmen, endet ganz anders als geplant: Jens, ein äußerst korrekter, um nicht zu sagen pingeliger, Kriminalbeamter liegt erschossen im Keller des Hotels.

Charlotte muss erkennen, dass der Aufenthalt in Limone nicht ausschließlich einem Urlaub gedient hat, sondern einer geheimnisvollen Recherche.

Ist Jens hier jemandem zu nahe gekommen? Nicht nur Charlotte stellt sich diese Frage, sondern auch Commissario Fabio Angelotti, der von den grünen Augen der Witwe hingerissen ist ...

Meine Meinung:

Ich habe schon einige Krimis gelesen, die rund um den Gardasee spielen. Dieser hier hat mir am besten gefallen. Zwar ist es nicht ganz glaubwürdig, dass sich der Commissario und die Witwe über die Ergebnisse der Ermittlungen austauschen, aber es ist ja nur ein Kriminalroman.

Die Figuren sind sehr gut angelegt. Man kann sogar dem Täter nicht wirklich böse sein.
Der Schreibstil ist locker und leicht, so wie es sich für einen Urlaubskrimi gehört. Hin und wieder blitzt ein wenig schwarze Humor durch:

Am nächsten Tag probiert Charlotte in einer Boutique ein schwarzes Kleid, weil sie ja nur bunte Kleidung im Urlaubskoffer hat. Die Verläuferin berät und meint:

„Si Signora, die Form ist gut für Sie. Ist Kleid für Frau mit bella figura, aber Schwarz? Nein wirklich“ Sie sind eine Frau, die Farbe braucht. Frohe Farben. Da ihre Bluse, die ist gut.“

„Aber ich bin Witwe“ Nun hatte sie das schreckliche Wort wirklich gesagt. „Ich kann nicht herumlaufen wie ein Papagei“

Oh, sie sind so jung! Wie lange schon?“

„Seit gestern Abend gegen 22 Uhr“

Gut gefällt mir, das der Commissario kein Macho ist, sondern seine junge Kollegin fördert. Außerdem mag ich es, wenn historische Tatsachen und/oder Ereignisse in einen Krimi eingeflochten sind, die Auswirkungen in die Gegenwart haben.

Wir erfahren auch einiges aus Angelottis Privatleben, das nach einer Enttäuschung wenig Aufregendes zu bieten hat. Schmunzeln musste ich auch, als der Commissario seiner ehemaligen Lehrerin einen Besuch abgestattet hat und sich dabei wieder in seine Schulzeit zurückversetzt gefühlt hat.

Ein krönender Abschluss ist das Rezept von Mamma Angelottis Spaghetti Carbonara.

Fazit:

Ein gelungener Reihenauftakt in schöner Umgebung, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 27.11.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Mordsradau in Bad Vöslau
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Der, im sogenannten Speckgürtel von Wien liegende Kurort Bad Vöslau, bekannt durch sein Sauerwasser und den Rotwein, ist, gemeinsam mit Baden und Perchtoldsdorf, wieder Schauplatz diverser Scharmützel ...

Der, im sogenannten Speckgürtel von Wien liegende Kurort Bad Vöslau, bekannt durch sein Sauerwasser und den Rotwein, ist, gemeinsam mit Baden und Perchtoldsdorf, wieder Schauplatz diverser Scharmützel zwischen dem Ehepaar Pokorny und der Chefermittlerin Ottilia Wehli.

Worum geht’s?

Vorerst geht es um zwei tödliche Unfälle, deren Opfer ausgerechnet Mitglieder eines Immobilienkonsortiums sind, das das Gelände der ehemaligen Martinek-Kaserne in Baden möglichst gewinnbringend „entwickeln“ wollen.

Willi und Toni Pokorny werden von Mochacek, einem weiteren Mitglied der illustren Immobilienmakler, engagiert, etwas über die eigenartigen Unfälle herauszufinden. Ein Tagsatz von Euro 500 sowie die Aussicht auf ein weiteres Schnüffelabenteuer lassen das Ehepaar Pokorny zusagen.

Doch es wird nicht bei den beiden Toten bleiben. Der nächste Tote ist dann auch eindeutig ermordet worden, was die Polizei in Person von Chefinspektorin und Intimfeindin Ottilia Wehli, von allen nur „Oh-Weh“ genannt, auf den Plan ruft.

Es kommt, wie es kommen muss: Die Pokornys kreuzen wieder die Pfade - oder soll man besser sagen die Klingen? - der unerbittlichen Chefinspektorin. Auch Gruppeninspektor Sprengnagel, ein Schulfreund von Willi Pokorny sowie die alte Katzinger leiden unter den Launen der Oh-Weh.

Nur mit tatkräftiger und bisweilen nicht ungefährlicher Mithilfe der Pokornys und der Katzinger, gelingt es in einem Showdown den Täter zu entlarven.


Meine Meinung:

Der Krimi lebt von den skurrilen, manchmal sehr überzeichneten Charakteren.
Beginnen wir bei den Pokornys: er arbeitslos, den leiblichen Genüssen sehr zugetan, liebt seinen Telefonierknochen von Nokia und wirkt ein wenig rückständig. Sie, quirlig mit einem Teilzeitjob in der Stadtbibliothek, versucht ihren Liebsten zu einer gesünderen Lebensweise zu bekehren, was zu ihrem Leidwesen nur in homöopathischen Dosen gelingt. Tja, die Verlockungen von Käsespätzle, Schnitzel, Torten und Wien sind einfach stärker. Die Familie wird mangelt eigener Kinder durch Beagle-Dame Maxime ergänzt, die alles frisst, was man ihr zusteckt.

Daneben gibt es zahlreiche andere Charaktere wie die alte Frau Katzinger und Gruppeninspektor Friedrich „Sprengi“ Sprengnagel sowie die Oh-Weh, die für zahlreiche kuriose Situationen sorgen. Im echten Leben hätten Sprengi und Oh-Weh allerdings keine Chance. Der eine verrät ständig Details der Ermittlungen und die andere will zwanghaft die Karriereleiter hinaufklettern und tappt von einer Panne in die nächste.

Der Showdown ist gut gelungen. Ich hatte bald einen Verdacht, der sich dann auch wirklich bestätigt hat.

Der Schreibstil ist humorvoll und der Krimi lässt sich leicht und locker lesen. Die spritzigen Dialoge im richtigen Dialekt passen gut zum Speckgürtel südlich von Wien.

Schmunzeln musste ich über die Empfehlung von „Tod in Baden“, einem Krimi von Beate Maly. Die mehrmalige Erwähnung eines Pharmakonzerns hätte es allerdings nicht gebraucht. In meinen Augen ist das Schleichwerbung.

Fazit:

Wer einen humorvollen Regionalkrimi mit skurrilen Charakteren lesen will, darf sich diesen Lesespaß nicht entgehen lassen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.