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Veröffentlicht am 16.12.2022

Von allem viel!

Gotteszahl
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Kommissar Yngwar Stubo von der Kripo in Oslo hat es mit einer Mordserie zu tun, die kurz vor Weihnachten beginnt. Zuerst wird eine Leiche, die mindestens einen Monat lang im Wasser gelegen hat, entdeckt.

Dann ...

Kommissar Yngwar Stubo von der Kripo in Oslo hat es mit einer Mordserie zu tun, die kurz vor Weihnachten beginnt. Zuerst wird eine Leiche, die mindestens einen Monat lang im Wasser gelegen hat, entdeckt.

Dann wird genau an Heiligabend die Bischöfin Eva Karin Lysgaard ermordet, als sie nachts einen Spaziergang macht. Doch damit ist die Arbeit für Stubo noch lange nicht zu Ende… es geht weiter und die Mordserie zieht sich bis in den Januar hinein.








Ich denke, ich habe noch nie einen Krimi gelesen, mit so vielen kriminalistischen Fällen und Verfehlungen.

Gleich kapitelweise und manchmal schon nach 2 oder 3 Seiten, hat man es als Leser mit einem neuen Fall zu tun.

Ein 15-jähriger, der als Stricher arbeitet und dealt, mehrere Mordfälle, ein Toter in einem Hotel, die versuchte Entführung eines Kindes, die tote Bischöfin, ein Toter im Fluss … all das wird auf 462 Seiten aufgeklärt. Dabei wurde ich meinen Verdacht nicht los, dass die Autorin, mit einer überbordenten Handlung versucht den langatmigen Schreibstil zu kaschieren. Sehr emotions- und spannungslos schildert sie zum Beispiel das Auffinden einer Leiche oder die Angst einer Mutter, als das eigene Kind plötzlich verschwindet.

Oft wähnte ich mich in einem Buch mit Kurzgeschichten, die wahllos durcheinandergewürfelt wurden. Erkennbar war ein roter Faden nicht immer. Diese vielen Fälle verknüpfen sich zum Schluss zu einer einzigen Geschichte mit einer gut gemachten Verbindung.



Der ermittelnde Beamte Kommissar Yngvar Stubo wäre sicher eine interessante Figur, wenn er eine Chance bekommen hätte, Präsenz zu zeigen. Denn kapitelweise wird er von Anne Holt ins Nirgendwo verbannt. So konnten mich seine Ermittlungen, auf den wenigen Seiten, auf denen er ermitteln darf, nicht überzeugen.

Dafür wird in den Nebenfiguren aus dem Vollen geschöpft und zahlreich eingesetzt. Und hier kam mir auch wieder der Verdacht auf, dass mit einem überkompensieren in der Menge dürftige Charakterisierung zu kaschieren versucht wird. Als unnötig empfand ich zum Beispiel auch, dass Anne Holt ihre Ermittlerin aus einer anderen Reihe ein kurzes Gastspiel in diesem Buch hat geben lassen.

«Gotteszahl» ist der vierte Band in der Kommissar Yngvar Stubo Reihe. Ich habe die vorderen Bände nicht gelesen und hatte keinerlei Verständigungsprobleme.

Etliche Male war ich versucht, das Buch abzubrechen. Irgendwann hat mich dann die Neugier gepackt und ich wollte wissen, wer all diese vielen Verbrechen zu verschulden hat.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Kein Psychothriller!

Das Gift deiner Lügen
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Severn Oaks ist eine Villensiedlung, die zur Gemeinde Severndale in Cheshire gehört. Die Bewohner sind gut betucht und leben abgeschirmt in ihren Villen. Deshalb ist der Schock gross, als Erica Spencer ...

Severn Oaks ist eine Villensiedlung, die zur Gemeinde Severndale in Cheshire gehört. Die Bewohner sind gut betucht und leben abgeschirmt in ihren Villen. Deshalb ist der Schock gross, als Erica Spencer nach der Halloweenparty tot unter dem Baumhaus liegt.

Der tragische Unfall hat die Siedlung erschüttert und kaum sind die Menschen darüber hinweg, wird ein Podcast online gestellt. Darin räumt ein anonymer Erzähler mit der Nachbarschaft auf. Der Podcast, der wöchentlich gesendet wird, nennt sich « Der Mord an Erica Spencer». Dann verschwindet Marie-Beth King, die ehemals beste Freundin der Toten und bringt Aufruhr in die Siedlung.


Ein mehr als kryptischer Prolog, in der eine Tote Gehör bekommt, hat mir so richtig Lust auf diese Geschichte gemacht.

Als Leser bekommt man schnell Einblick in die verschiedenen Häuser der Bewohner in der Villensiedlung. Zugang zu den Figuren habe ich jedoch lange keinen gefunden. Die vielen Nachbarn verschwimmen irgendwann mal zu einem Figurenbrei und ich habe mich ständig gefragt, welcher Mann, denn nun zu welcher Frau und welches Kind zu welchem Paar gehört. Um es dem Leser besonders schwer zu machen, wechseln die Nachbarn auch mal die Partner und zwei Kinder wachsen vaterlos auf. Die Gerüchte und Vermutungen kursieren jedoch, dass einer der Nachbarn der Vater ist. Mir war das, ehrlich gesagt, zu viel hin und her, um dauerhaft den Ueberblick zu behalten.

Als Psychothriller sehe ich *Das Gift deiner Lügen» nicht an. Denn die Spannung, die doch vorhanden war durch die Frage, ob und wer Erica umgebracht hat, verliert sich oft in langatmigen Passagen, in denen getratscht wird. Solche Passagen gibt es viele. Passagen, in denen zwei Nachbarinnen über die Nachbarschaft herziehen oder Pärchen das Geschehen erörtern.

Vieles ist reine Fassade in der Villensiedlung. Als Leser erfährt man in den kursiv geschriebenen Podcasts, was wirklich abgeht in den Häusern und Familien in Severn Oaks. Mehr schein als Sein. Das hatte für mich etwas von Scheinheiligkeit. Etwas, was mir sehr zuwider ist. Was wohl auch der Grund war, warum ich mit keiner der Figuren so wirklich mitgefühlt habe.

Drei Fragen haben mich durch das Buch getragen. « Wer hat Erica ermordet», wer ist der Erzähler der Podcasts» und « wohin ist Ericas beste Freundin Marie-Beth verschwunden»? Für jede dieser Fragen habe ich eine zufriedenstellende Antworten bekommen.

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Veröffentlicht am 03.12.2022

...Fortsetzung folgt...

Der Strand: Vermisst
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Lilli Sternberg hat sich am Weststrand mit ihrer Freundin Fabienne verabredet. Fabienne wartet jedoch vergebens auf die 19-Jährige. Lilli kommt nicht zum verabredeten Treffpunkt und bleibt spurlos verschwunden.

Die ...

Lilli Sternberg hat sich am Weststrand mit ihrer Freundin Fabienne verabredet. Fabienne wartet jedoch vergebens auf die 19-Jährige. Lilli kommt nicht zum verabredeten Treffpunkt und bleibt spurlos verschwunden.

Die Sorge ist bei ihren Grosseltern und Freunden gross, denn Lilli ist gehörlos und ihre Mutter wurde genau an diesem Strand vor vielen Jahren getötet. Eine kryptische Botschaft, von Lilli kurz vor ihrem Verschwinden verfasst, beschäftigt das Ermittlerteam und die Kryptologin Mascha Krieger wird beigezogen.






Dieses Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie mit Verbrechen, die in dem kleinen Ort Sellnitz auf dem Darß handeln. Ein Ort, an dem sich normalerweise Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und nie was los ist. Und genau deswegen hat sich Tom Engelhardt zu der örtlichen Polizei versetzen lassen. Damit er als alleinerziehender Vater Zeit für seine 5- jährige Tochter findet und beruflich eine ruhige Kugel schieben kann.

Doch diese Hoffnung erfüllt sich nicht, denn Lilli Sternberg verschwindet. Da ab und zu kurze Einspieler verraten, dass Lilli noch lebt, hat das leider eine Menge an Spannung genommen. Mir hätte es besser gefallen, wenn diese Einspieler weggelassen worden wären. Denn dann wäre der Rätselfaktor höher gewesen, was mit Lilli ist. Da dieses Buch der erste Teil der Trilogie ist, war es für mich klar, dass die Handlung keinen Abschluss findet. Trotzdem war ich überrascht, wie abrupt diese Handlung endet.

Die Autorin hat es geschafft, das Setting gut rüberzubringen. Der Fall ist logisch aufgebaut und ich habe mich oft gefragt, welche Figur ein falsches Spiel treibt.

Ab und zu waren mir die Betreuungsprobleme, die Tom Engelhardt mit seiner kleinen Tochter hat, zu ergiebig. Ich frage mich wirklich, wie er sich das vorgestellt hat, neben der Betreuung seine Arbeit zu erledigen? Als Polizeibeamter weiss man ja, dass man nicht 08/15 Arbeitszeiten hat, alles andere ist doch sehr kurzfristig gedacht. So kommt mir die Figur auch vor. Tom Engelhardt stolpert in den Ermittlungen herum und versucht krampfhaft Oberhand zu gewinnen. Im Fall um die verschwundene Lilli und der Betreuung seiner Tochter.

Nun ist es leider so, dass es rund 2 Monate dauert, bis Teil 2 erscheint. Ein Grund, weshalb ich normalerweise keine Trilogien oder Serien mit mehreren Bänden lese. Denn bis der nächste Teil erscheint, ist die Handlung vom vorderen Teil nicht mehr so präsent, dass uneingeschränkt weitergelesen werden kann.

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Veröffentlicht am 01.12.2022

War nicht meins...

Die letzte Party
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Rhys Lloyd hat in der Nähe des Dorfes Cwm Coed in Nordwales eine Feriensiedlung aus dem Boden gestampft. The Shore umfasst mittlerweile 5 Lodges und eine Silvesterparty, die er veranstaltet, endet feuchtfröhlich. ...

Rhys Lloyd hat in der Nähe des Dorfes Cwm Coed in Nordwales eine Feriensiedlung aus dem Boden gestampft. The Shore umfasst mittlerweile 5 Lodges und eine Silvesterparty, die er veranstaltet, endet feuchtfröhlich. Nach der Party ist Rhys Lloyd tot! Beim Silvesterschwimmen treibt seine Leiche im Meer und Leo Brady von der Cheshire Crime Unit und Ffion Morgan von der North Wales Police müssen erst einmal klären, wer für die Aufklärung verantwortlich ist.



Für diesen Krimi musste ich eine grosse Portion Durchhaltewillen mobilisieren. Der Fall an sich ist einfach gehalten und ganz nach dem Schema « unsympathischer und reicher Mann wird getötet und überall gibt es potenzielle Täter». Eine Herausforderung waren die vielen Figuren in der Feriensiedlung The Shore, sowie im nahe gelegenen Dorf Cwm Coed. Irgendwann hat mir der Kopf geschwirrt und ich wusste, ehrlich gesagt, nicht immer, wo ich die Figur zuordnen muss. Dafür waren es zu viele Figuren und einige davon zu blass charakterisiert. Die Beziehungen untereinander waren echt schwierig zu sortieren, denn die diversen Liebeleien, Fremdgehen und damit verbundene «Bäumchen wechsle dich – Aktionen» haben mir das Leben schwer gemacht. Irgendwann konnte buchstäblich jeder etwas mit dem Mord zu tun haben und die ganze Sache hat sich so gezogen, dass, wenn ich ehrlich bin, mich die Auflösung nur noch mässig interessiert hat.

Ansonsten mochte ich den Schreibstil, der oft eine Prise Humor in die Geschichte sickern lässt. Ab und zu sind walisische Brocken eingestreut, was ich prinzipiell nie mag. Dialekt ist so eine Sache in Büchern. Entweder man versteht ihn oder man liest grosszügig darüber, da man kein Wort versteht. Bei mir war es letzteres und ich fand es schade, dass nicht gleich eine Übersetzung als Fussnote nachgeliefert wird.

Die Bewohner des walisischen Dorfes sind mit einer Prise englischen Verschrobenheit charakterisiert. Es geht ziemlich engstirnig zu und man wehrt sich mit Händen und Füssen gegen die neumodische Feriensiedlung. Was ich irgendwo auch verstehen kann, denn diese Bewohner, die ihren Urlaub dort verbringen, sind teilweise echte Snobs. Sympathisch war mir eigentlich niemand. Die Ermittler am ehesten. Ffion Morgan setzt sich für ihren Kollegen ein, der vom Vorgesetzten übelst gemobbt wird. Warum ein erwachsener Mann sich nicht einfach wehrt oder die Konsequenzen zieht, verstehe ich nicht. Doch das ist ja meist so bei Mobbingopfern.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Recherchen?

Wintersterben
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Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde ...

Valeria Ravelli von Interpol in Zürich bekommt von ihrem Chef Konrad Tanner von der Einheit 11 den Auftrag einen Leichenfund zu untersuchen.

In den Walliser Alpen, im abgelegenen Dorf Steinberg, wurde in einer Höhle oberhalb des Dorfes ein toter Mann gefunden. Die folgenden Untersuchungen ergeben, dass der Tote schon fast ein Jahr dort liegt.




Nach « Waldeskälte « ist «Wintersterben» der zweite Fall mit Valeria Ravelli und handelt im tiefsten Winkel der Walliser Berge. Die Stimmung in dem kleinen Dorf ist sehr atmosphärisch und es gruselt einen schon mal in dem behäbigen und undurchschaubaren Dorfklima. Jeder scheint etwas zu wissen und niemand traut der Polizistin aus Zürich so richtig über den Weg.

Mit diesem Buch hat der Autor einen weiteren Thriller hingelegt, der in der Schweizer Bergwelt handelt. Gewagt, da Martin Krüger in Deutschland lebt. Leider verirrt er sich in einigen Details. So heisst zum Beispiel die «Christliche Zuflucht» in der Schweiz «Heilsarmee» und ein «Stadtviertel» nennt man «Quartier». Braunbären gibt es in der Schweiz, vor allem im Kanton Graubünden. Im Wallis wurde 2019 ein Bär gesichtet, von mehreren Braunbären im Wallis zu sprechen, wie der Autor suggeriert, ist jedoch verwegen. Hier habe ich sorgfältige Recherchen vermisst.

Gelungen finde ich, dass Martin Krüger fiktive Dörfer in seinen Bücher auferstehen lässt und ein Händchen für stimmungsvolle Beschreibungen hat. Dabei hat er es auch nicht nötig, mit besonders grausigen oder blutigen Details, Stimmung zu machen. Die gespenstische und gruselige Atmosphäre gelingt ihm auch so.

Die Handlung empfand ich, in der Mitte des Buches, als leicht monoton. Mir fehlten Passagen mit brenzligen und spannenden Szenen. Spannung taucht erst die letzten 30 Seiten auf, als Valeria in die Fänge der Steinberger Bösen gerät. Gegen Mitte war mir jedoch leider schon klar, wie die Geschichte zusammenhängt, Ueberraschungen gab es da leider keine mehr.

Gelungen sind die kursiv geschrieben Gedanken Valerias. So sieht man als Leser, was sie denkt und fühlt. Sie tauscht sich auch regelmässig mit ihrem Partner aus, der an einer anderen Front ermittelt. Mit diesem Nebenstrang wird immer wieder Valerias Perspektive unterbrochen, was einerseits eine gute Ergänzung war und andererseits Abwechslung brachte.

Insgesamt hat mir dieses zweite Buch weniger gefallen als sein Vorgänger.

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