Profilbild von Lesefee2305

Lesefee2305

Lesejury Star
offline

Lesefee2305 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesefee2305 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2022

Seelenheimat

Mittsommernachtsküsse
0

„Liebe ist immer kompliziert, sonst wäre es nämlich keine Liebe.“

„Mittsommernachtsküsse“ ist der erste Band der „Liebe auf Shetland“-Dilogie von Cornelia Engel. Er erschien im Oktober 2022 im Montlake ...

„Liebe ist immer kompliziert, sonst wäre es nämlich keine Liebe.“

„Mittsommernachtsküsse“ ist der erste Band der „Liebe auf Shetland“-Dilogie von Cornelia Engel. Er erschien im Oktober 2022 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Mara erbt unverhofft eine kleine Pension auf Shetland. Kurzerhand fliegt sie auf die Insel, um die Pension auf Vordermann zu bringen und eine Leitung für diese zu suchen. Auf Shetland angekommen trifft sie jedoch auf ihre Jugendliebe Gavin und schnell werden ihre ursprünglichen Pläne durcheinandergewirbelt…

Der neue Roman von Cornelia Engel begann für mich irgendwie etwas zäh und wenig emotional. Ich habe mich zunächst sehr schwergetan, in die Geschichte zu finden und mich auf die Figuren einzulassen. Auch der Schreibstil war zunächst etwas abgehackt und gerade das Wort „Aufriss“ (von jemanden „aufreißen“) tauchte mir einmal zu oft auf und störte mich irgendwie sehr. Glücklicherweise gab sich dies aber im Laufe der Handlung vollständig. Der Schreibstil wurde flüssiger, die Handlung spannender und auch die Emotionen waren mehr und mehr greifbar.
Mara habe ich zunächst als eher unsicher und träumerisch empfunden, sie freut sich zwar, Shetland wiederzusehen, richtig zu freuen scheint sie sich aber nicht. Dabei hat die Insel so einiges zu bieten und alleine landschaftlich muss man sich einfach sofort in das wunderschöne Land verlieben. Mit der Zeit gewinnt sie aber an Selbstbewusstsein, lässt ihre Gefühle zu und ergreift die Chancen, die sich ihr bieten. Dennoch steht ihr aber die größte Entscheidung für ihre Zukunft noch bevor: Soll sie ihre Zelte in München abbrechen und auf Shetland bleiben oder den ursprünglichen Plan weiterverfolgen und langfristig nach München zurückkehren?
Die Inselbewohner sind unglaublich freundlich und offen, man fühlt sich schnell zu Hause und in die Gemeinschaft aufgenommen. „Wir halten zusammen“ ist das gängige Motto und wo eine helfende Hand gebraucht wird, ist diese auch nicht weit…
Wenn da nicht Marjoleen wäre, die Mutter von Gavin und gleichzeitig diejenige, der das Nachbarhotel zu Maras Pension gehört. Entgegen dem allgemeinen Charme der Inselbewohner ist Marjoleen kalt und gehässig, gerade Mara gegenüber kommt eine wahre Hexe ans Tageslicht. Der Grund dafür liegt zum einen in der gemeinsamen Vergangenheit, aber es scheint auch noch mehr dahinter zu stecken, denn auch Agnes, die Vorbesitzerin der Pension, hatte Probleme mit Marjoleen…
Insgesamt habe ich aber alle Figuren sehr ins Herz geschlossen, sie sind niedlich charakterisiert und absolut authentisch dargestellt. Gerade Lowrie mag ich sehr gern.
Das letzte Drittel des Romans hat mir dann schließlich unglaublich gut gefallen. Die Spannung wird hier sehr gut aufgebaut und enthält einen sehr guten Plottwist. Ich habe spätestens hier wirklich mit Mara mitgefiebert und so sehr auf ein Happy End gehofft – ob es eins gibt? Tja, dafür müsst ihr den Roman wohl selber lesen...
Ich freue mich nun sehr auf den nächsten Band der Reihe, denn man bekommt bereits eine Idee, um wen es in diesem Teil gehen könnte…

Mein Fazit: Nach einem etwas schwierigen Einstieg konnte mich der Roman vollständig überzeugen und mitreißen. Ich habe mich in die Figuren und das Setting verliebt und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2022

Hochzeit und Freiheit

Ulla und die Wege der Liebe
0

„Ich will kein ruhiges Leben – doch, schon. Aber kein Leben, das fremdbestimmt wäre. Ich will ich sein.“

„Ulla und die Wege der Liebe“ ist der dritte Band der Familiensaga „Eine Familie in Berlin“ von ...

„Ich will kein ruhiges Leben – doch, schon. Aber kein Leben, das fremdbestimmt wäre. Ich will ich sein.“

„Ulla und die Wege der Liebe“ ist der dritte Band der Familiensaga „Eine Familie in Berlin“ von Ulrike Renk. Der Roman kann grundsätzlich unabhängig von den ersten beiden Teilen gelesen werden, ich würde dies aber eher nicht empfehlen. Er erschien im August 2022 im Aufbau Verlag.
Hamburg, 1919 – Der Krieg ist zu Ende, Heinrich endlich zurück. Doch er ist nicht mehr derselbe wie zuvor und auch Ulla ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie ihn wirklich heiraten möchte. Schließlich will sie auch Künstlerin bleiben und ist man in einer Ehe nicht eher Ehefrau und Mutter als Künstlerin…?

Ulla ist nach wie vor ein Freigeist und etwas Besonderes. Sie liebt die Kunst, muss immer Zeichnen und geht vollständig in Farben auf. Gleichzeitig ist sie aber auch unglaublich empathisch und verständnisvoll. Sie kann die Gefühle anderer gut einschätzen und verstehen, was ihr gerade in der komplizierten Dehmel-Familie immer wieder zugutekommt und ihr die Rolle des Vermittlers einbringt. Ich bewundere sie für diese ruhige und besonnene Art.
Immer noch ist sie eng mit Vera Dehmel befreundet und steht auch dem Rest der Dehmel-Familie nahe. Auch mit Richard Dehmel hat sie mittlerweile keine Berührungsängste mehr und als absehbar ist, dass er sterben wird, steht sie ihm und seiner Frau Ida eng mehr zur Seite. Dabei hat sie eigentlich eigene Sorgen, denn Heinrich ist verändert aus dem Krieg zurückgekehrt. Die Gefühle zueinander sind anders als zuvor und auch die Frage, ob Ulla nach einer Hochzeit überhaupt noch Künstlerin sein kann, beschäftigt sie sehr.
Im dritten Band der Familiensaga stehen Heinrich und Ulla im Fokus, wobei auch gerade der Tod von Richard Dehmel eine zentrale Rolle einnimmt. Der Roman gibt die Ereignisse von 1919 bis 1924 wieder, wobei die ersten drei Jahre sehr eingängig und fast schon langatmig beschrieben werden, die letzten zwei Jahre dann aber plötzlich in großen Zeitsprüngen abrupt abgehandelt werden. Dies fand ich ein bisschen schade, denn es wirkte fast so, als ob das Buch nun endlich zu Ende sein sollte und viele wichtige Punkte zu Heinrich und Ulla werden in diese Seiten fast schon lieblos heruntergerattert.
Der Rest des Romans ist deutlich langsamer und ausführlicher, wobei es trotzdem nicht langweilig wird. Ulrike Renk schafft es, die Szenen und die herrschende Atmosphäre äußerst bildlich darzustellen. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und leicht, die Ereignisse plätschern teilweise etwas langsam vor sich hin, gelangweilt habe ich mich aber zu keiner Zeit.
Durch die personale Erzählperspektive aus Ursulas Sicht erfahren wir ihre persönlichen Ansichten zu den Ereignissen und Situationen und können mir ihr als Protagonistin sehr gut mitfühlen. Insgesamt werden Figuren und Ereignisse authentisch dargestellt und gut in den historischen Kontext eingearbeitet. Das sehr persönlich Nachwort der Autorin rundet die Geschichte, die auf der wahren Familienchronik der Familie Dehmel basiert, vollends ab und hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Mein Fazit: Für diesen Band der Buchreihe gibt es von mir 4,5 von 5 Sternen. Ich freue mich auf die nächsten Teile!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.07.2022

Schicksalsland

Morgan's Hall
0

„Für ein tapferes Herz ist nichts unmöglich.“

„Morgan’s Hall – Schicksalsland“ ist der fünfte Band der Morgan-Saga von Emilia Flynn. Er erschien im Juni 2022 im Kampenwand Verlag. Die einzelnen Bände ...

„Für ein tapferes Herz ist nichts unmöglich.“

„Morgan’s Hall – Schicksalsland“ ist der fünfte Band der Morgan-Saga von Emilia Flynn. Er erschien im Juni 2022 im Kampenwand Verlag. Die einzelnen Bände der Reihe sollten nicht unabhängig voneinander oder in der falschen Reihenfolge gelesen werden, da sie sehr aufeinander aufbauen.

[Spoiler, wenn die vorherigen Bände noch unbekannt sind]

Endlich können James und Elizabeth gemeinsam die Morgan’s Company leiten und zusammenleben. Doch was so glücklich zu sein scheint, wird getrübt von dunklen Wolken, die am Horizont auftauchen und mit James‘ Noch-Ehefrau Olivia in Zusammenhang stehen. Können James und Liz ein weiteres Mal stark genug für ihre Liebe sein…?

Endlich beginnt ein Roman der Morgan’s-Hall-Reihe mal nicht mit unglaublich negativen Gedanken und Gefühlen, sondern mit viel Hoffnung und einer langersehnten glücklichen Entwicklung. James und Liz leiten endlich gemeinsam die Morgan’s Company und warten nur noch auf die Scheidung mit Olivia, um endlich offiziell ein Paar sein zu können.
Isabelle beginnt nach John’s Tod ebenfalls langsam ins Leben zurückzufinden, wobei sie sehr unerwartet eine neue und dennoch komplizierte Liebe findet.
Die vollkommen glücklich anmutende Zeit zieht jedoch schnell vorüber und erneut hängen Haussegen und Glück der Familie Morgan am seidenen Faden. Was jetzt negativ klingt, ist aber genau der Aspekt, der die Buchreihe von Emilia Flynn für mich so überzeugend und authentisch macht. Es gibt kein „Friede-Freude-Eierkuchen“ Happy End, sondern realistische Handlungsabläufe, echte Gefühle und hochemotionale Szenen. Hass, Liebe, Eifersucht, Freundschaft und Familienzusammenhalt wechseln sich ab und unterhalten den Leser von Seite zu Seite. Die Figuren überraschen einen jedes Mal wieder und immer, wenn man denkt, „dich mag ich“ oder „dich mag ich nicht“ geschieht etwas, das einen die gerade gebildete Meinung wieder überdenken lässt.
Tristan bekommt in diesem Teil der Reihe erstmals eine größere Rolle und ich bin überrascht, wie sehr er mir als Figur doch gefällt. Auch der Ausflug an einen neuen Handlungsort mit ihm belebt die Geschichte sehr. Ebenso gefallen haben mir die Abschnitte von Olivia, die nochmal ein ganz anderes Licht auf sie und ihre Familie werfen.
Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den verschiedenen Personen und gibt so einen guten Einblick in Gedanken und Gefühle der Figuren.
An Spannung mangelt es erneut nicht, es gibt Momente zum Lachen, zum Weinen und zum „an den Fingernägeln knabbern“. Zügiges Lesen ist also garantiert und wird durch einen flüssigen und mitreißenden Schreibstil zusätzlich unterstützt.
Der einzige, klitzekleine Wehmutstropfen für mich ist, dass mich die Handlung insgesamt nicht ganz so fesseln konnte wie in den vorherigen Bänden. Die immer wieder auftretenden Konflikte ähneln den bereits bekannten Streitigkeiten und eine gewisse „Gewöhnung“ an schockierende Ereignisse tritt ein. Langweilig wird es dadurch nicht, aber der Überraschungseffekt geht ein wenig verloren und die Spannungskurve flacht, im Vergleich zu den ersten Teilen einfach ein wenig ab. Nichtsdestotrotz macht es aber einfach Spaß die Geschichte der Familie Morgan weiterzulesen. Die offenbleibenden Handlungsstränge sowie der Cliffhanger am Ende lassen einen dann auch wünschen, direkt weiterlesen zu können…!
Gefallen haben mir zudem die im Roman aufgegriffenen historischen und politischen Themen, welche sehr gut in die Handlung eingewoben werden. Dadurch werden sie dem Leser anschaulich dargestellt, ohne sachlich oder belehrend zu wirken.

Mein Fazit: Alles in allem habe ich den Roman wieder unglaublich gern gelesen und freue mich riesig aufs Weiterlesen! Trotzdem konnte er mich insgesamt nicht zu 100 % packen, weshalb ich einen halben Stern abziehe und 4,5 von 5 Sternen vergebe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2022

Geister der Vergangenheit

Die Rückkehr zum Horizont
0

„Sehnsucht ist eine Krankheit, die dir schlimmer zusetzt als das schwerste Fieber, denn sie zehrt an deiner Seele.“

„Die Rückkehr zum Horizont“ ist der zweite Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra ...

„Sehnsucht ist eine Krankheit, die dir schlimmer zusetzt als das schwerste Fieber, denn sie zehrt an deiner Seele.“

„Die Rückkehr zum Horizont“ ist der zweite Band der „Die von Bahlow Saga“ von Alexandra Fischer. Er erschien im Mai 2022 im Selfpublishing bei Books on Demand.
1924: Martha, Helene und ihre Familien leben seit einiger Zeit wieder in Deutschland. Allerdings ist das es auch in der Heimat nicht immer leicht und die Sehnsucht nach Samoa zum Teil groß, weshalb es gerade Martha und Siegfried zurückzieht. Auf Samoa angekommen übernehmen sie schließlich die ehemalige Plantage der Eltern und beginnen sich erneut ein Leben auf der Insel aufzubauen…
Doch wird es Martha und Helen gelingen, allen Widrigkeiten zum Trotz, die Familie auf Samoa zusammenzuhalten oder wird die Vergangenheit die Familie erneut einholen?

Weiter geht es mit den „von Bahlows“… Zuletzt mussten sie zurück nach Deutschland fliehen und den ersten Weltkrieg überstehen. Doch nun, 1924, beginnen Martha und Siegfried ungeduldig zu werden. Es zieht sie zurück nach Samoa, denn dort liegen Zukunft und Hoffnung vor ihnen. Lediglich Helene möchte keinesfalls zurück auf die Insel, die der Familie so viel Leid und Hass gebracht hat, doch durchsetzen kann sie sich nicht.
So geht es zurück nach Samoa, wo sie allerdings ebenfalls nicht gerade einfache Lebensbedingungen vorfinden. Die Neuseeländer, die seit dem ersten Weltkrieg auf der Insel regieren, haben nämlich nichts für die Deutschen übrig und stehen ihnen sehr argwöhnisch gegenüber. Außerdem brodelt es bei den Samoanern und die Stimmung auf der Insel ist mehr als angespannt…
Die Bahlow-Frauen haben sich verändert. Martha ist weniger egoistisch, sich aber dennoch irgendwie treu. Obwohl sie die Dinge mittlerweile sachlicher betrachten kann und auch die Gefühle der anderen mehr wahrnimmt, handelt sie so, wie sie es für richtig hält. Sie setzt ihren Willen meistens durch und durchdenkt die Konsequenzen nicht immer vollständig. Aber sie ist stark und pfeift auf Konventionen, womit sie auch Helene die notwendige Unterstützung geben kann. Diese hat sich ebenfalls stark verändert. Sie ist nicht mehr die stille Frau, die Anordnungen entgegennimmt. Nein, sie ist selbstbewusster, entscheidungsfähiger und stärker als früher. Obwohl sie große Angst vor den Geistern der Vergangenheit hat, stellt sie sich der neuen alten Heimat und kämpft für die Plantage und ihren Leben. Schließlich wird sie sogar glücklich und das hat sie sich einfach mehr als verdient!
Außerdem wird die nächste Generation der Familie erwachsen und mit steigendem Alter der Kinder, bilden sich leider auch Konflikte, die denen der Vergangenheit ähneln. Hass beginnt die Familie zu entzweien und birgt große Gefahren und Dramen…
Innerhalb kürzester Zeit hatte Alexandra Fischer es so auch diesmal geschafft, mich regelrecht in ihre Geschichte einzusaugen. Obwohl dieser Band der Buchreihe für mich insgesamt fröhlicher und hoffnungsvoller war als der erste Teil, bietet er viel Spannung, überraschende Wendungen, ein unerwartetes Wiedersehen und schockierende Ereignisse.
Historische Ereignisse werden gut in die Handlung eingewoben, damalige Lebensumstände sowie die Kultur und die Unterdrückung der Samoaner sehr gut dargestellt.
Durch den mitreißenden und flüssigen Schreibstil liest sich der Roman leicht und unkompliziert, die wechselnden Perspektiven vermitteln einen vielschichtigen und mehrdimensionalen Eindruck der Situationen und Ereignisse. Die Figuren sind authentisch und gut charakterisiert: Manche hasst man, manche mag man weniger, andere kann man plötzlich unerwartet gut leiden. Wie schon in Band 1 gab es für mich einen absoluten Hasscharakter, der mich schon wütend macht, wenn er bloß auf der Buchseite erwähnt wird. Gerade dies macht für mich aber diese Buchreihe aus und das Ausbleiben der „Friede-Freude-Eierkuchenstimmung“ und die extrem realistischen Darstellungen überzeugen mich vollständig.
Das Ende ist offen und lässt mich auf eine schnelle Fortsetzung hoffen…

Mein Fazit: Wieder einmal bin ich von der Geschichte von Alexandra Fischer begeistert. Mit ihrer Familiensaga schafft sie eine Welt, die gleichzeitig wunderschön und ebenso grausam ist. Ich bin fasziniert und schockiert, aber definitiv begeistert. Von mir gibt es für diesen Band 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung für die Romanreihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2022

Gefühle

Mehr, als du denkst
0

„Ich verstehe gar nichts, doch jetzt lächelt Nik nur für mich, und in meiner Brust beginnt es zu kribbeln, als hätte sich dort ein ganzes Bienenvolk eingenistet.“

„Mehr, als du denkst“ ist ein Liebesroman ...

„Ich verstehe gar nichts, doch jetzt lächelt Nik nur für mich, und in meiner Brust beginnt es zu kribbeln, als hätte sich dort ein ganzes Bienenvolk eingenistet.“

„Mehr, als du denkst“ ist ein Liebesroman von Maja Overbeck. Er erschien im Mai 2022 im Kampenwand Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Marie hat Geburtstag. Doch entgegen ihrer romantischen Vorstellung, mit ihrem Mann ein gemeinsames Wochenende zu zweit zu verbringen, hat dieser ein Wochenende im Kreis der Familie geplant. Als Überraschungsgast taucht dann auch noch Nik, ein alter Freund von Marie und Leo, auf und als ob das nicht alles schon genug wäre, muss Leo auch noch überstürzt wieder abreisen. Marie bleibt also mit ihren Gästen und vielen verwirrenden Gefühlen allein zurück…

Der Einstieg in Maja Overbecks neusten Roman gelingt dank einem lockeren und leichten Schreibstil sowie einer guten Prise Humor sehr einfach. Ich konnte mich sehr schnell in die Handlung einfinden und habe die Seiten dann auch nur so verschlungen.
Marie als Protagonistin wirkte auf mich zunächst sehr steif und irgendwie spießig, ein wenig unnahbar. Im Verlauf der Geschichte konnte ich mich dann aber immer besser mir ihr anfreunden und habe sie schließlich auch in mein Herz geschlossen. Gerade die Vergangenheits-Marie war mir sehr sympathisch. Sie ist eine Frau, die eigentlich weiß was sie will, gleichzeitig aber auch schnell aufgibt und sich häufig nicht durch Schwierigkeiten „durchbeißt“. An der Seite ihres Mannes Leo managt sie mittlerweile Familienleben und Alltag, hat aber ansonsten nichts, für was sie wirklich brennt. Leider hat auch die Liebe zu Leo in den letzten Jahren irgendwie nachgelassen und das Feuer ihrer Beziehung ist scheinbar erloschen. Vielmehr herrschen Missgunst und Streitigkeiten vor und die von Leo geplante Überraschungsfeier ist für Marie eher eine große Enttäuschung. Daher verwundert es natürlich auch nicht, dass der überraschend auftauchende Nik Maries Gefühle völlig durcheinander bringt…
Zunächst dachte ich, dass die Handlung wie ein klassischer Liebesroman verlaufen würde und malte mir sehr schnell aus, wie das Ende wohl aussehen würde. Dann überraschte mich die Handlung aber doch und überzeugte mit einer Bodenständigkeit und Authentizität, die mich wirklich begeistert hat! Die wirklich flüssige und zu Herzen gehende Geschichte kommt ohne große Dramen daher und das, obwohl sie so einige pikante Themen anschneidet. Alte Liebe, Fremdgehen, Trennung – doch alles ohne Überdramatisieren, ohne übertriebenen Streit oder gar Hass und dadurch mit einer wichtigen Botschaft: Wenn man über die Dinge spricht, an Freundschaften festhält, auf sein Herz hört und vielleicht noch verzeihen kann, dann kann einen das viel weiterbringen als Egoismus und Eifersucht.
Dies hat mir sehr gefallen, denn hiermit folgt Maja Overbeck keinesfalls den klassischen Verläufen vergleichbarerer Romane und erzählt eine besonnene, gefühlvolle und für mich authentische Liebesgeschichte, die mir sehr gefallen hat.
Durch zwei wechselnde, verschiedene Zeitebenen - damals und heute - lernt man die Figuren zu unterschiedlichen Lebensphasen kennen und versteht nach und nach, welche Gefühle der Einzelne mit sich herumträgt. Die Handlungen der Figuren sind durch die wechselnde personale Erzählperspektive gut nachvollziehbar dargestellt.
Die Geschichte in der Vergangenheit hat mir insgesamt ein wenig besser gefallen, insgesamt passiert hier aber auch irgendwie mehr und die Story ist, passend zum Alter der Figuren, auch irgendwie aufregender. Obwohl mir aber die Vergangenheit ein wenig besser gefallen hat, besticht gerade die Gegenwart durch die solide und unaufgeregte, dabei aber keinesfalls langweilige Handlung!
Etwas anstrengend fand ich die regelmäßig eingebauten englischen Begriffe –„What?!“ – die für mich, obwohl sie zum Handlungsort der Vergangenheit passen, irgendwie nicht in einen deutschen Roman gehören. Dieses Denglisch stört mich aber auch im normalen Sprachgebrauch und ist wohl einfach Geschmackssache.

Mein Fazit: Für mich ist „Mehr, als du denkst“ eine sehr besonnene, aber keinesfalls langweilige Liebesgeschichte! Der Roman lässt sich wunderbar lesen und ist sehr gefühlvoll, ohne dabei ins Klischee eines typischen Liebesromans zu verfallen. Ich habe den neusten Roman von Maja Overbeck sehr gerne gelesen und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere