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Veröffentlicht am 03.12.2022

Dystopischer Roman mit Realitätsnähe

Unsre verschwundenen Herzen
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"Unsre verschwundenen Herzen" ist eine dystopische, aufwühlende Familiengeschichte der Autorin Celeste Ng .

Die Schriftstellerin Margaret Miu ist die Mutter des zwölfjährigen Bird, den sie bei seinem ...

"Unsre verschwundenen Herzen" ist eine dystopische, aufwühlende Familiengeschichte der Autorin Celeste Ng .

Die Schriftstellerin Margaret Miu ist die Mutter des zwölfjährigen Bird, den sie bei seinem Vater - einem Bibliothekar - zurückgelassen hat, da sie nur das Beste für ihren Sohn möchte. Margaret hat asiatische Vorfahren und asiatische Menschen werden per Gesetz diskriminiert. Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Dieser versucht ihn zu schützen und möchte, dass Bird stets vorsichtig ist, um mit seinem Aussehen nicht aufzufallen. Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er will verstehen warum sie ihn und seinen Vater verlassen hat. In den Bibliotheken endeckt Bird einen Ort, in dem sich Widerstände gegen das System regen.​ Celeste Ng gelingt es innerhalb kürzester Zeit eine beängstigende, bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Die USA sucht nach Gründen für die wirtschaftliche Krise und sieht diese in den Mitbürgern mit asiatischen Wurzeln. Alles was nicht amerikanisch ist, ist verdächtig und unerwünscht.

Es geht um Diskriminierung, Einschüchterung, Verfolgung und Ausgrenzung von Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Auch wenn es sich hier um eine Dystopie handelt, ist zu spüren, dass die Gegenwart hier mitschwingt. Neben der düsteren Grundstimmung gibt es aber auch einige Lichtblicke, durch Menschen, die helfen und heimlich Botschaften weiterreichen.

Das Buch lässt sich nicht leicht lesen, es ist eher schwere Kost, die ein wenig Zeit benötigt, was ich aber für das Thema als angemessen empfinde. Es ist eine erschreckende Dystopie, die berührt, erschreckt und auch zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Ruhig und kraftvoll zugleich

Auf Bewährung
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"Auf Bewährung" ist ein unngewöhnlicher , ruhiger und zugleich kraftvoller Roman des in Kopenhagen lebenden Autors Jonas T. Bengtsson 

Es geht um die drei Freunde Danny, Christian und Malik, die ...

"Auf Bewährung" ist ein unngewöhnlicher , ruhiger und zugleich kraftvoller Roman des in Kopenhagen lebenden Autors Jonas T. Bengtsson 

Es geht um die drei Freunde Danny, Christian und Malik, die sich im Laufe der Jahre aus den Augen verloren haben. Nachdem Danny eine Gefängnisstrafe verbüßt hat, ist Malik verschwunden und er verspricht dessen Familie diesen zu finden. 

Für mich ist dies das erste Buch von Jonas T. Bengtsson, aber sicherlich nicht das letzte. Sein Schreibstil ist schon sehr besonders, ruhig und kraftvoll zugleich, ohne große Action aber dennoch spannend und fesselnd. Kurze Sätze und kurze Kapitel mit zahlreichen Dialogen machen die Ereignisse lebendig.

Die Story wird im Wechsel aus der Perspektive der drei Freunde Danny, Christian und Malik erzählt. Dannys Ziel ist es Malik zu finden. Wer nun mit spannenden Ermittlungsarbeiten rechnet, wird enttäuscht werden. Viel mehr fließt die Geschichte so wie das Leben. Die Darstellung der Charaktere ist keineswegs nur positiv, dafür aber äußerst authentisch. Insbesondere Danny ist ein Mensch, zu dem ich durch sein brutales Verhalten nur schwer Zugang finden konnte. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang, dass der Autor sehr objektiv berichtet und zu keinem Zeitpunkt versucht seine Leser in irgendeine Richtung zu beeinflussen.

„Auf Bewährung“ ist ein intensiver Roman, der durch seine nüchterne Sprache ein ungewöhnliches Leseerlebnis bietet. Es ist sicherlich kein Mainstreambuch und genau deswegen hat es mich gefesselt.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Nichts ist wie es scheint

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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„Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum“ ist ein dramatischer Thriller der schwedischen Autorin Malin Stehn.

Die Handlung beginnt Silvester 2018. Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena feiern ...

„Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum“ ist ein dramatischer Thriller der schwedischen Autorin Malin Stehn.

Die Handlung beginnt Silvester 2018. Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena feiern den Jahresabschluß schon seit der Schulzeit zusammen. Damals waren sie unzertrennlich, inzwischen ist die Bindung weniger eng, aber Silvester treffen sie sich gemeinsam mit ihren Partnern. In diesem Jahr findet der Jahreswechsel bei Lollo und ihrem Mann Max statt. Ihre 17-jährige Tochter Jennifer will gemeinsam mit Smilla – der Tochter von Nina und Frederik – in dessen Haus eine Party geben. Zunächst sieht alles nach einem ganz gewöhnlichen Silvesterabend aus. Allerdings streiten sich Smilla und Jennifer, Jennifer fährt vorzeitig nach Hause, kommt aber nie dort an.

Die Kapitel werden im Wechsel aus der Perspektive von Frederik, Nina und Lollo geschildert. Dadurch erhält man einen gute Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Sie wirken authentisch und ihr Handeln ist nachvollziehbar. Da man recht früh meint zu wissen, was vorgefallen ist, zog sich die Handlung ein wenig in die Länge. Die Grundstimmung ist beklemmend und kurze Rückblicke in die Vergangenheit scheinen Erklärungen zu bringen. Letztendlich hat es Malin Stehn dennoch geschafft mich zu überraschen. Auch die Darstellung der einzelnen Familien, die weniger intakt waren als im ersten Moment anzunehmen war, ist richtig gut gelungen.

Obwohl ich die Handlung zwischenzeitlich ein wenig zäh fand, war ich dennoch gefesselt, da ich unbedingt wissen wollte, wann bzw. wie Jennifer auftaucht und wie die Wahrheit ans Licht kommt. Das für mich nicht vorherzusehende Ende gefiel mir richtig gut, so dass ich gespannt auf weitere Werke der Autorin bin.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

80 Wörter kritisch hinterfragt

Kaputte Wörter?
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In seinem Buch „Kaputte Wörter?“ hinterfragt und erklärt der Journalist und Autor Matthias Heine 80 mehr oder weniger alltägliche Wörter.

Beim Anblick des Inhaltsverzeichnissees – welches sich ungewöhnlicherweise ...

In seinem Buch „Kaputte Wörter?“ hinterfragt und erklärt der Journalist und Autor Matthias Heine 80 mehr oder weniger alltägliche Wörter.

Beim Anblick des Inhaltsverzeichnissees – welches sich ungewöhnlicherweise im Buch ganz hinten befindet – war ich überrascht. Was soll an Wörtern wie z.B. Curry, Lappen oder Weihnachtsmarkt kaputt sein? Bei anderen Ausdrücke – Indianer, Mohrenkopf, Zigeuner, usw. - versteht es sich von selbst, dass man diese nicht mehr gebraucht.

Bereits im Vorwort habe ich einige interessante Fakten erfahren. Die folgenden Kapitel waren dann alle in gleicher Weise strukturiert, in den Ursprung, den Gebrauch, die Kritik und der Einschätzung des Autors.

Ich konnte die Kritik des Autors an den einzelnen Wörtern nachvollziehen, aber habe sie nicht immer geteilt. Es gibt auch Wörter, die mehr als eine Bedeutung haben - Teekesselchen kennt wohl jeder – und diese deswegen als kaputt zu deklarieren, erscheint mir ein wenig zu viel des Guten.

Insgesamt fand ich es interessant etwas über die Ursprünge und die Veränderungen der einzelnen Wörter zu erfahren. Ich denke, dass der Autor seine Leser im Umgang mit Wörtern sensibilisiert und finde, dass es sich bei einigen Wörtern durchaus lohnt einmal darüber nachzudenken, wo sie herkommen und was dahintersteckt. Stellenweise erschien mir die Kritik allerdings ein wenig zu weit hergeholt. Dennoch ist dieses Buch gut recherchiert und ich habe einiges Neues erfahren und dazugelernt.

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Einblicke in das Leben einer indischen Familie

Teen Couple Have Fun Outdoors
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„Teen Couple Have Fun Outdoors“ ist der Debütroman des indischen Autors Aravind Jayan.

Es geht um eine indische Familie. Den Eltern Appa und Amma sind Traditionen, ein guter Stand in der Gesellschaft ...

„Teen Couple Have Fun Outdoors“ ist der Debütroman des indischen Autors Aravind Jayan.

Es geht um eine indische Familie. Den Eltern Appa und Amma sind Traditionen, ein guter Stand in der Gesellschaft und was die Nachbarn sehen und denken sehr wichtig. Als von ihrem ältesten Sohn Sreenath und seiner Freundin Anita ein Video auf einer Pornoseite auftaucht, gleicht dies für Appa und Amma einer unerträglichen Katastrophe. Sreenath soll ausziehen und obwohl sein jüngerer Bruder sich bemüht zu vermitteln, eskaliert die Situation.

Konflikte über verschiedene Lebensvorstellungen zwischen Eltern und Kindern gab es schon immer und wird es immer geben. Aber die unterschiedlichen Moralvorstellungen zwischen den Generationen der indischen Gesellschaft scheinen deutlich größer und unüberwindbarer zu sein als man sich vorstellen mag.

Die Story wird aus der Ich-Perspektive von Sreenaths jüngerem Brüder erzählt. Dieser sieht und versteht die Lage seines Bruders ebenso wie die seiner Eltern. Die Situation ist recht verzwickt, die Eltern sind stur und Sreenaths Verständnis für seine Eltern, die Anstand und Moral eine ganz andere Bedeutung bemessen als er, ist gering. Dieser Kontrast wurde hier gut herausgearbeitet.

Die Handlung ist weder spannend, noch extrem lustig, sondern eine – aus meiner Sicht durchaus gut gelungene - Darstellung der Generationenkonflikte innerhalb der heutigen indischen Gesellschaft, die mir ansonsten bisher eher fremd war.

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