Der Roman beschreibt die berühmte Chansonnière Edith Piaf nach der deutschen Besetzung von Paris. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere fördert sie den aufstrebenden Künstler Yves Montand, mit dem sie auch eine Liebesbeziehung eingeht - und muss sich zudem gegen die Vorwürfe der Kollaboration wehren, die von der französischen Säuberungskommission gegen sie erhoben werden. In dieser Zeit entwickelt sie auch einen ihrer berühmtesten Chansons, la vie en rose.
Obwohl die Handlung sehr spannend und vielversprechend wirkte, konnte mich der Roman von Michelle Marly nicht richtig packen. Durch das Nachwort konnte ich die Motivation der Autorin verstehen, in dem sie Edith Piaf auf dem Höhepunkt ihrer Karriere darstellen wollte. Doch wenn das Nachwort den Leser mehr fasziniert als den eigentlichen Roman - so war es in meinem Fall - dann kann das Buch nicht überzeugen.
Positiv hervorzuheben ist, dass es Michelle Marly sehr gut gelingt, Edith Piafs Gefühlswelt darzustellen. Ich konnte mich zu fast jederzeit in den Charakter hineinversetzen. Zum Ende hin nimmt es ein bisschen ab, weil das Tempo der Geschichte stark zunimmt. Das ist ein wenig schade, weil besonders zum Ende hin viel passiert, was das Ende das Werks maßgeblich mitbestimmt.
Wer einen historischen Roman sucht, dem empfehle ich das Buch nicht. Das Buch gibt zwar einen Einblick in das Paris (und Frankreich) der Nachkriegszeit. Themen wie Unterversorgung, Lebensmittelknappheit, und den Umgang mit Kollaborateuren werden zwar am Rande berührt, sind mir aber für einen historischen Roman zu beiläufig. Wer hingegen auf der Suche nach einer Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen ist, ist bei "Madame Piaf und das Lied der Liebe" schon deutlich besser aufgehoben.
Natürlich ist der Roman aus der Sicht der Protagonistin Edith Piaf geschrieben. Dennoch hätte ich mir von Zeit zu Zeit, insbesondere am Ende, mehr Einblicke in die Gefühlswelt von Yves Montand gewünscht. Denn seine Handlungen Edith gegenüber, insbesondere am Ende des Buches, bleiben mir nach wie vor unklar.
Einige Spannungspotential wurden nicht genutzt. Der Kollaborationsvorwurf bleibt leider nur ein Nebenthema, obwohl hier wirklich Potential bestanden hätte, einen tollen Gegensatz zur glanzvollen Karriere zu zeichnen. Dass sich die Vorwürfe dann am Ende einfach in Luft auflösen, passt wiederum zur Nebensächlichkeit, mit der sie vorher beschrieben wurden.
Insgesamt war der Roman eine recht unterhaltsame Liebesgeschichte mit viel Einblick in Edith Piafs Gefühlswelt, der es jedoch nicht schafft, über ein Mittelmaß hinauszukommen.