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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2022

Zwei Männer im Kampf um die Krone

Der eiserne Herzog
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Ich bin ein großer Fan historischer Romane, wobei ich die britische Geschichte sehr favorisiere. Da kam mir das neue Buch "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerade recht. Hier widmet sich der Autor dem ...

Ich bin ein großer Fan historischer Romane, wobei ich die britische Geschichte sehr favorisiere. Da kam mir das neue Buch "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerade recht. Hier widmet sich der Autor dem Normannen Wilhelm dem Eroberer und dessen großen Widersacher, nämlich Harold Godwinson, und dem Kampf dieser beiden Männer (sowie deren Familien und Gefolge) um die angel-sächsische Krone.

Vor ein paar Jahren habe ich "Herrscher des Nordens - Thors Hammer" von diesem Autor gelesen und war richtig begeistert. So war ich nun doch arg gespannt.

Der Klappentext hat mich zudem neugierig gemacht, denn an dem Schlachtfeld von Hastings habe ich bereits gestanden und in der Normandie auch schon Urlaub gemacht, so dass mir auch hier einige Orte durchaus bekannt waren.

Das Cover ist auffällig, trifft meinen Geschmack und zeigt deutlich, worum es gehen wird, sieht man doch die Kreidefelsen und einige Reiter, die sicher keinen banalen Ausritt vornehmen.

Besonders angenehm finde ich, dass die alten Ortsnamen und die handelnden Personen zu Beginn des Buches aufgeführt werden. Da kann man immer mal nachschauen, falls man im Machtgetümmel den Überblick verlieren sollte.

Ansonsten kommt Ulf Schiewe schnell zur Sache und man ist mittendrin in dieser spannenden Geschichte. Der flüssige, angenehme und bildhafte Schreibstil gefällt mir sehr und hat mich förmlich in das Geschehen eintauchen lassen.

Der Roman wurde in drei Hauptkapitel eingeteilt, so kann man als Leser:in gut den jeweiligen Zeitabschnitt nachvollziehen. Immer wieder ist zu merken, wie gut recherchiert worden ist. Nicht nur direkt um die wichtigen Personen, auch um die Lebensumstände jener Zeit. Und trotzdem kommt das Buch lebhaft und fesselnd rüber.

Mir hat dieser beeindruckende historische Roman absolut gut gefallen und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, wobei ich auch durchaus noch etwas Geschichte lernen konnte.
So empfehle ich "Der eiserne Herzog" von Ulf Schiewe gerne weiter und freue mich schon auf sein nächstes Werk.

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  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.11.2022

Unter schwierigen Bedingungen

Der Horror der frühen Chirurgie
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Da ich selbst in der medizinischen Branche arbeite, hat mich dieses Buch sehr interessiert. Vom Vorgänger, der sich allgemein mit der frühen Medizin befasst, habe ich bisher nur gehört (aber das wird sich ...

Da ich selbst in der medizinischen Branche arbeite, hat mich dieses Buch sehr interessiert. Vom Vorgänger, der sich allgemein mit der frühen Medizin befasst, habe ich bisher nur gehört (aber das wird sich ändern). Beide Cover sind sehr ähnlich, eines mit blauer, eines mit roter Schrift.

Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich schon ziemlich hohe Erwartungen und diese sollten auch nicht enttäuscht werden.

Lindsey Fitzharris, die Medizingeschichte studiert hat, beschreibt vorwiegend die Vita von dem Chirurgen Harold Gillies, der von 1882 bis 1960 gelebt hat. Er trat beim Ausbruch des ersten Weltkriegs dem Roten Kreuz bei und kam in die Abteilung für Kieferverletzungen. Solche Verletzungen wie Schießwunden im Gesicht waren Neuland in der Medizin.

Die Autorin hat zwar ein Sachbuch in 13 Kapitel geschrieben, es liest sich aber so lebhaft und spannend wie ein Krimi und hat mich absolut gefesselt. Teilweise waren die Schilderungen schockierend, so schockierend, wie diese Art der Verletzungen sein können.

Ich konnte extrem viel Lernen, ohne dabei auch nur ansatzweise gelangweilt zu sein. Somit kann ich das Buch jeden empfehlen, der sich allgemein für die Medizin und auch für die plastische Schönheitschirugie interessiert.

Sehr gern vergebe ich alle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Wenn die Lebensreise endet

Die sieben Schalen des Zorns
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Das Buch hat ein schlichtes, aber absolut passendes Cover. Mir gefällt es sehr.

Kurz nachdem ich das Buch bekommen hatte, gab es in meiner Familie einen Todesfall, weshalb ich teilweise nur langsam in ...

Das Buch hat ein schlichtes, aber absolut passendes Cover. Mir gefällt es sehr.

Kurz nachdem ich das Buch bekommen hatte, gab es in meiner Familie einen Todesfall, weshalb ich teilweise nur langsam in dem Buch voran gekommen bin. Das lag allerdings einzig und allein an den Themen: Leben, Sterbehilfe, Tod.

In dem bewegenden Roman gibt es vier Protagonisten. Da ist der fünfzigjährige Allgemeinmediziner Dr. Max Keller, die demente und schwer kranke Tante Maria und ihre Tochter Agnes sowie den Staatsanwalt Jonas.
Während Max mir durchaus sympatisch erscheint, eckt die sehr von Hass erfüllte Agnes bei mir eher an.

Die Geschichte wird in zwei Strängen erzählt, zum einen befinden wir uns in der Gegenwart um das Jahr 2021 und zum anderen in der Vergangenheit der handelnden Personen. Ich finde es als Orientierungshilfe ausgesprochen angenehm, dass der jeweilige Ort und die Zeit vor den Kapiteln angegeben werden.

Das Buch ist relativ sachlich geschrieben, was daran liegen mag, dass der Autor nicht nur Schriftsteller sondern auch Rechtsanwalt ist. So findet auch ein längerer Abschnitt im Gericht statt.
Trotz dieser Sachlichkeit entwickelt sich aber ein Sog, der mich schnell in das Geschehen hinein gezogen hat.

Markus Thiele spricht das schwierige, komlexe und aktuelle Thema des selbstbestimmten Sterbens absolut gelungen an. Er hinterfragt die in Deutschland derzeit geltenden Gesetze und bringt den Leser bzw. die Leserin dazu, sich eine eigene Meinung bilden zu können.

Mich haben die "Sieben Schalen des Zorns" zum einen spannend unterhalten, zum anderen aber auch sehr nachdenklich gemacht.

Gerne empfehle ich mit allen fünf Sternen dieses Buch jedem Menschen, der sich Gedanken um sein eigenes Ableben macht.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Wenn über Wesentliches nicht geredet wird

Was ich nie gesagt habe
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Ich war sehr überrascht, dass es ein weiteres Buch von Susanne Abel über die Kölner Familie Monderath gibt. Wenn es auch durchaus logisch ist, denn wurde in "Stay away from Gretchen" Greta und damit die ...

Ich war sehr überrascht, dass es ein weiteres Buch von Susanne Abel über die Kölner Familie Monderath gibt. Wenn es auch durchaus logisch ist, denn wurde in "Stay away from Gretchen" Greta und damit die Mutter von Tom vorgestellt, geht es nun um seinen Vater Konrad, genannt Conny.
So war ich wirklich gespannt auf "Was ich nie gesagt habe", denn Gretas Geschichte war für mich ein Lesehighlight in 2021.

Das Cover knüpft eine starke Verbindung zwischen den beiden Werken und auch der Untertitel "Gretchens Schicksals Familie" weist darauf hin.

Die Autorin schreibt auch hier in zwei Handlungssträngen, der eine beginnt mit Tom im Jahr 2016 und der andere befasst sich mit der Geschichte von Conny ab Mai 1933. Sie nehmen beide ungefähr den gleichen Umfang ein und ich finde diese Vorgehensweise hier absolut perfekt. In beide Stränge werden historische Ereignisse eingeflochten, was gelungen und gutrecherchiert wirkt.
In der Erzählung um Conny sind das beispielsweise die Reproduktionsmedizin und die Lebensborn-Heime des nationalsozialistischen Systems. In der näheren Gegenwart unter anderem der Absturz einer Boing 747 auf der Pazifikinsel Guam oder der Unfall von Lady Di.

Der Schreibstil von Susanne Abel ist ruhig, die Personen wirken lebendig und man sie sich bildlich vorstellen. War mir im ersten Buch Tom eher als eingebildeter Schnösel herüber gekommen, hat er sich zu seinem Vorteil verändert und nun weiß ich auch, warum die Figur der Jenny erschaffen wurde, die mir eim ersten Teil fast ein wenig überflüssig vorkam.

Die Geschichte von Toms Vater hat mich beeindruckt, die um Tom selbst war auf jeden Fall interessant. Sein Halbbruder Henk van Dongen ist ein netter Charakter, der der Handlung auch ein wenig Humor verpasst.

Man kann das Buch auch ohne Kenntnisse des ersten lesen, wird aber sicher dann neugierig auf Gretchens Erlebnisse werden. Und wenn ich so darüber nachdenke, werde ich wohl auch noch mal ihre Geschichte lesen, weil dann einiges sicher noch runder wird.

Ich vergebe 5 Sterne und empfehle diesen Roman allen, die gerne gut geschriebene, akribisch recherchierte Bücher mögen, die eine fiktive Handlung in historische Gegebenheiten einbinden.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Eierlikör - das trinken jetzt alle

Findelmädchen
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Das Cover verrät einiges vom Inhalt des Buches. Die Geschichte spielt in Köln und erzählt von zwei Mädchen.
So ist es dann auch. Das eine Mädchen ist Helga, die zusammen mit ihrem Bruder Jürgen, endlich ...

Das Cover verrät einiges vom Inhalt des Buches. Die Geschichte spielt in Köln und erzählt von zwei Mädchen.
So ist es dann auch. Das eine Mädchen ist Helga, die zusammen mit ihrem Bruder Jürgen, endlich wieder bei dem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater in Köln leben kann. Das kleine Mädchen ist Bärbel, ein Besatzerkind. Helga lernt Bärbel während eines Praktikums in einem Waisenhaus kennen.

Das Buch beginnt im Dezember 1954 in Frankreich. Lilly Bernstein schreibt so lebendig und packend, dass ich sofort ins Geschehen hinein gezogen worden bin. Ehrlich gesagt fiel es mir richtig schwer, das Lesen für die normalen Dinge des Alltags weg zu legen.

Die handelnden Personen werden sorgfältig und präzise beschrieben, so habe ich sie direkt vor mir gesehen. Besonders mochte ich die ehrliche Helga, die so sympatisch ist. Abstoßend dagegen war Tante Meta, mit ihrem schroffen Charakter.

Auch die Nachkriegszeit, das Leben als "Besatzerkind", die frauenfeindliche Lage und der Beginn des Wirtschaftswunder wurden gekonnt beschrieben. Hier hat die Autorin gut recherchiert und wohl auch aus Erzählungen ihrer Mutter schöpfen können.

In die gegenwärtige Geschichte von Helga und ihrem Bruder fließen auch immer mal wieder Tagebucheinträge von deren Mutter ein, die verschwunden ist. Das gibt dem Roman viel Spannung. Zudem warten auf die Leserschaft einige Überraschungen und unvorhersehbare Wendungen. So ist das Buch absolut kurzweilig und unterhaltend.

Sehr gern vergebe ich alle fünf Sterne und empfehle das Buch jedem, der emotionale und gut eruierte Unterhaltung schätzt.

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