Eine mitreißende, epische, sexy und humorvolle High-Fantasy-Geschichte!
Nachdem die mitreißende, epische, sexy und humorvolle Blood-and-Ash-Saga um Poppy und Hawke sehr gut unterhalten hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie es im ersten Teil von Jennifer L. Armentrouts ...
Nachdem die mitreißende, epische, sexy und humorvolle Blood-and-Ash-Saga um Poppy und Hawke sehr gut unterhalten hat, war ich natürlich sehr gespannt, wie es im ersten Teil von Jennifer L. Armentrouts Spin-Off-Reihe um Ash und Sera weitergehen wird. Unterm Strich hat Jennifer L. Armentrout auch in "Shadow and Ember" ohne Probleme an den Charme ihrer ersten Reihen wie "Dark Elements" oder "Obsidian" anknüpfen können und mir abermals schöne Lesestunden bereitet, an einigen Stellen sehe ich aber noch viel Verbesserungspotential!
Schon die Gestaltung verspricht ein dynamisches und atmosphärisches High-Fantasy-Abenteuer. Zusehen ist eine schwarze Mondsichel vor grauen Wurzeln und blutroten Blättern. Verworren, magisch und sexy - das sind Assoziationen, die mir beim Betrachten des Covers einfallen und diese passen auch ganz wunderbar zur Geschichte. Ich liebe es also, dass der Verlag den Titel und die Covergestaltung der Originalausgabe beibehalten und den Look sehr ähnlich zu den Covers der Hauptreihe gehalten hat. Aber was bitte soll dieser nichtssagende schwülstige Untertitel? Schon bei "Wicked" habe ich über den deutschen Untertitel "Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit" nur schmunzeln können und die Hauptreihe ist mit "Liebe kennt keine Grenzen" ebenfalls sehr kitschig und trivial unterwegs. Und jetzt "Eine Liebe im Schatten"? - Mal im Ernst, Heyne Verlag, welches Genie denkt sich bei Euch die Untertitel aus? Doch bevor ich mich noch zu sehr in die Gestaltung vertiefe, weiter zum Inhalt.
Erster Satz: "Du wirst uns heute nicht enttäuschen, Sera."
Da ich mit von der Hauptreihe geschürte hohe Erwartungen an die Geschichte herangetreten bin, waren die ersten 200 Seiten leider enttäuschend für mich. Zunächst kommt die Handlung nur sehr langsam in Gang, während wir den Königshof von Lasania sowie unsere Hauptfigur Sera besser kennenlernen. Das ist so weit noch nicht schlimm. Als recht unspektakulär und streckenweise zäh habe ich den Einstieg nur empfunden, da es so viele Parallelen zwischen Seras Geschichte und der von Poppy aus Band 1 der Hauptreihe gab. Eine jungfräuliche Auserwählte, die ungeliebt und vernachlässigt in einem Palast wohnt, von einer Vaterfigur kämpfen beigebracht bekommt, sich in einen geheimnisvollen Unbekannten verliebt, dessen Identität sich wenig überraschend als mächtiger Anführer entpuppt, der sie in eine neue Welt einführt...? Da sind doch wirklich viele Parallelen zu finden. Kombiniert man dieses bekannte Konzept und das langsame Erzähltempo nun noch mit einem komplexen, teilweise verwirrenden Worldbuilding und vielen, sehr langen Dialogen, bekommt man leider einen zunächst sehr schleppenden Eindruck der Geschichte.
"Ich umfasste den Dolch fester und dachte daran, wie er mich genannt hatte. Eine Kriegerin. Vielleicht hatte er recht damit, aber ich war auch noch etwas anderes. Eine Märtyrerin. Denn wenn der Primar des Todes mich holte, spielte es keine Rolle, ob ich meine Aufgabe erfüllen konnte oder nicht. Ich würde nicht überleben."
Erst als Sera in die Schattenwelt übertritt, wird das Erzähltempo ein wenig rasanter und durch spannende Wendungen, tolle Actionszenen und prickelnder Anziehungskraft kann die Geschichte ihren gewohnten Zauber entfalten. Denn auch hier kann man wieder in jeder Zeile die typische JLA-Handschrift erkennen: "Shadow and Ember" bringt mit humorvollen Anspielungen zum Lachen, mit prickelnder Liebe zum Schmachten, mit epischen Kämpfen zum Mitfiebern und mit schockierenden Wendungen und Cliffhangern zum Fluchen. Auch der schlimmste Mord und Totschlag hält Jennifer L. Armentrout nicht davon ab, uns mit einem humorvollen Unterton ab und zu zum Lachen zu bringen. Zwischen all den romantischen, actionreichen und erschreckenden Szenen nimmt sie mit ihrem treffenden Humor vielen Problemen die Spitze und macht die Geschichte trotz des eher handlungsarmen Beginns unglaublich unterhaltsam. Wortgewandt, witzig, dabei voller Andeutungen, Metaphern und mit grandiosen Beschreibungen von Gegebenheiten, Ereignissen, Emotionen und magischen Elementen führt sie uns durch die Geschichte, sodass die knapp 800 Seiten wie im Flug vergehen.
"Was bedeutet Liessa?" Der Gott ließ sich mit der Antwort sehr viel Zeit. "Es hat viele Bedeutungen für verschiedene Leute." Der Äther pulsierte in seinen Augen und wirbelte erneut durch das Silber. "Aber alle bezeichnen etwas Wunderschönes und Mächtiges."
Auch die beiden Hauptfiguren haben mir hier grundsätzlich wieder sehr gut gefallen. Sera hat mich mit ihrer hitzigen, vorlauten Art sofort für sich eingenommen und bietet viel Raum für Identifikation. Ash erschien mir auf den ersten Blick eine sehr oberflächliche Figur zu sein, ist mir vor allem in der zweiten Hälfte der Geschichte aber doch noch ans Herz gewachsen und hat sich als deutlich sensibler und verletzlicher entpuppt als ursprünglich gedacht. Meine Wahrnehmung seines Charakters hat auch meine Meinung zur Liebesgeschichte stark beeinflusst. Während ich die Beziehung der beiden, die zu Beginn auf einer Art Insta-Love mit schon früh viel körperlicher Nähe beruht, zunächst leider gar nicht gefühlt habe, ist der Funken in der zweiten Hälfte (vor allem nach der - leider ja nicht ganz so überraschenden - Enthüllung von Ashs Identität) doch noch übergesprungen.
"Seine Finger glitten über meine Wangen. "Eines weiß ich mit Sicherheit, Liessa: Einem Ungeheuer ist es egal, ob es ein Ungeheuer ist oder nicht."
Die Nebenfiguren weisen leider ebenfalls sehr viele Parallelen zur Hauptreihe auf und könnten noch etwas eindrucksstarker gezeichnet sein, mir gefällt alles in allem aber sehr gut, dass wir durch sie einen Einblick in die Welt jenseits der Nyktos-Berge erhalten und mehr über das Iliseeum, Primaren, Götter und Gottheiten erfahren. An einigen Stellen wird dabei sehr subtil der Bogen zur Hauptreihe geschlagen - das geschieht aber so beiläufig, dass man diese nicht vorher gelesen haben muss. Ob man diese Spin-Off-Reihe braucht, um den bald erscheinenden Band 4 der Blood-and-Ash-Reihe "War and Queens" zu verstehen, wird sich noch zeigen. Bislang denke ich, dass wir hier zwar einen sehr guten Eindruck von den Hintergründen der Handlung, der Geschichte des Landes und der Primaren erhalten, die Informationen aber nicht zwingend für Band 4 benötigen. Falls Nyktos und Sera in diesem Band jedoch auftauchen sollten, wäre es natürlich besser, man hätte "Shadow and Ember" ebenfalls gelesen.
"Du bist ein Wunder, Sera. Ganz egal, was die anderen sagen oder glauben, du bist ein Wunder. Das warst du schon immer. Vergiss das nie."
Fazit:
In "Shadow and Ember" überzeugt Jennifer L. Armentrout erneut mit sympathischen Figuren, einem magischen Schreibstil und erzählt somit eine mitreißende, epische, sexy und humorvolle High-Fantasy-Geschichte. Kritisieren muss ich allerdings, dass es doch viele Parallelen in der Handlung zur Hauptreihe gibt, mir das Erzähltempo zu Beginn zu langsam war und die Dialoge zu lang, sodass sich der Einstieg recht schleppend liest.