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Veröffentlicht am 27.04.2023

Insgesamt etwas ernüchternd im Vergleich zum Auftakt

Der Dornenthron
1

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie ...

Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Wie auch schon das Cover des Auftakts gefällt mir dieses hier wieder sehr, und mit dem Dunkellila sieht es im Regal neben „Die Saphirkrone“ bestimmt auch sehr schön aus.
Die Farbgebung und auch der Titel sind vermutlich Anspielungen auf den Liladorn, der hier hin und wieder eine Rolle spielt, und jedenfalls die Farbe auch auf das Königreich Morta.


Meine Meinung:
Als Fan der „Splitterkrone“-Reihe habe ich mich sehr auf die Fortsetzung des Spin-Offs gefreut, zumal im Auftakt ja noch vieles ungeklärt und eindimensional blieb.
Da ich das Setting sehr mag und natürlich die Figuren, allen voran Leonidas, Gemma, Maeven und Grimley, hatte ich auch hier wieder viel Spaß beim Lesen.
Trotzdem hat es mir „Der Dornenthron“ zwischendurch dann aber doch nicht so leicht gemacht, und meine Erwartungen und Hoffnungen nach dem Auftakt konnte es auch nicht erfüllen.

Vor allem Gemmas Sturheit hat mich gerade in der zweiten Hälfte viele Nerven gekostet; wenn sie einfach mal über ihren Schatten springen und nicht ständig nur auf der Stelle treten würde, wäre einiges vermeidbar gewesen. Zum Ende hin ist sie dann aber glücklicherweise einsichtig und man geht doch noch mit einem positiven Gefühl aus der Geschichte.

Insgesamt etwas weniger negativ aufgefallen, aber doch schade ist in meinen Augen, dass die Autorin hier nicht gerade mit Originalität glänzt. Viele Motive und teilweise sogar ganze Plots werden immer wieder wiederholt, und zwar nicht nur im Vergleich zu dem Auftakt, sondern auch zur Hauptreihe.
Das ist besonders deshalb etwas enttäuschend, da ich diesen Aspekt ja bereits in meiner Rezension zur „Saphirkrone“ angesprochen habe und daher die Hoffnung hatte, dass die Autorin sich hier vielleicht ein bisschen etwas Neues einfallen lässt – zumal wir weder in der Haupttrilogie noch in „Die Saphirkrone“ ja besonders viel Zeit in Andvari verbracht haben, die Möglichkeit wäre also da gewesen.
Stattdessen fallen hier die Wiederholungen sogar noch stärker auf und die Unterschiede insbesondere zur Hauptreihe werden immer weniger. Man hat fast dauerhaft das Gefühl, die Geschichte schonmal gelesen zu haben, und irgendwann merkt man dann: Hat man ja auch. Dadurch wird das Buch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ein bisschen obsolet.

Ebenfalls kritisiert hatte ich in meiner Rezension zum Auftakt die Oberflächlichkeit der Nebenfiguren und des Worldbuildings. Auch hier lassen die Beschreibungen der Umgebung Andvaris zu Wünschen übrig, wohingegen die Mahlzeiten, die Gemma zu sich nimmt, immer bis ins letzte Detail beschrieben werden. Vielleicht sollte die Autorin mal ein Kochbuch veröffentlichen?
Aber auch die Figuren, allen voran Leonidas, scheinen kaum mehr Tiefe bekommen zu haben. Über ihn weiß man nach wie vor nicht viel mehr, als dass er der Prinz des verfeindeten Königreichs, ein mächtiger Mentalmagier und super sexy ist. Der Geschichte würde es wirklich guttun, wenn man ein paar Kapitel auch aus seiner Sicht lesen könnte.


Das alles ist wirklich schade, da die Reihe so einerseits etwas stagniert und andererseits aufgrund ihrer erheblichen Ähnlichkeiten zur „Splitterkrone“-Reihe an Eigenständigkeit und Bedeutung verliert. Nichtsdestotrotz habe ich auch „Der Dornenthron“ wieder sehr gerne gelesen und ich werde auch den Abschluss der „Gargoyle Queen“-Trilogie lesen. Das liegt aber vermutlich eher daran, dass ich mich auf dem Kontinent nach fünf Büchern mit seinen Bewohnern einfach wohl fühle, als dass ich im nächsten Band noch irgendwelche Neuerungen erwarten würde.


Fazit:
Meine Erwartungen nach dem Auftakt konnte „Der Dornenthron“ nicht erfüllen. Es gibt den Figuren nicht mehr Tiefe und auch das Worldbuilding bleibt weiterhin oberflächlich. Dazu fallen hier auch die Parallelen sowohl zum Auftakt als auch vor allem zur Hauptreihe noch stärker auf, sodass man sich zwischendurch fragt, ob man hier wirklich ein eigenständiges Spin-Off liest.
Trotzdem hatte ich meinen Spaß mit der Geschichte, was einfach daran liegt, dass ich mich in diesem Universum nach fünf Büchern mittlerweile wohlfühle und mir auch die Figuren (trotz fehlender Tiefe) sehr ans Herz gewachsen sind. Einzig Gemma raubt einem hier zwischendurch den letzten Nerv, aber das legt sich auch wieder.
Insgesamt bin ich zwar also ein bisschen enttäuscht, aber den Abschluss der „Gargoyle Queen“-Reihe werde ich trotzdem lesen.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2023

Gute Idee, aber insgesamt zu oberflächlich

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
1

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Ueberreuter-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Meine Meinung:
„Das verborgene ...

Vielen lieben Dank an NetGalley und den Ueberreuter-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Meine ehrliche Meinung wird davon selbstverständlich nicht beeinflusst.

Meine Meinung:
„Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ ist mein erstes Buch des Autors, ich bin also mit einer eher neutralen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen. Im Nachhinein ist das dem Buch wohl auch zugutegekommen, denn ich kann mir vorstellen, dass ich ansonsten unter Umständen enttäuscht gewesen wäre – ehrlicherweise liegt das aber gar nicht mal unbedingt am Buch selbst, sondern vielmehr daran, dass ich mittlerweile vermutlich zu alt für den Inhalt bin. Vor 10 Jahren hätte mir „Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ nämlich bestimmt super gefallen!

Das liegt vor allem an dem jugendlichen Schreibstil des Autors, der sehr authentisch wirkt und gut zu dem 16-jährigen Protagonisten Colin passt. Colin selbst handelt genau so, wie man es von einem 16-Jährigen erwartet: Impulsiv, ein wenig unbesonnen, aber trotzdem darauf bedacht, das richtige zu tun, auch wenn er oft nicht genau weiß, was das eigentlich ist. Gleichzeitig ist er für sein Alter sehr reif, sodass auch ich keine Schwierigkeiten hatte, mich in ihn hineinzuversetzen, auch wenn ich 7 Jahre älter bin und in vielen Momenten ganz anders gehandelt hätte als er.
Handel trifft stets den richtigen Erzählton und schafft es dadurch, seinem Protagonisten so viel Leben einzuhauchen, dass er greifbar und nahbar wird.

Inhaltlich klingt „Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ nach einem spannenden Urban Fantasy-Jugendroman mit Krimi-Elementen mit einem Twist, der einem sonst üblicherweise so nicht begegnet: Der Protagonist stirbt bereits ziemlich früh in der Handlung und muss dann herausfinden, wer ihn weshalb umgebracht hat, um es zurück in die Welt der Lebenden zu schaffen. Dabei begibt er sich zugleich auf die Suche nach einem verborgenen Zimmer, von dessen Existenz er nur durch Erzählungen der anderen Geister, die ihn auf seiner Suche begleiten, erfahren hat.
All das hat der Autor auf sehr clevere, raffinierte Weise umgesetzt und auch wenn nicht alle Fragen in Bezug auf das Zimmer und die Magie dahinter beantwortet werden, geht man dennoch zufrieden gestellt aus dem Buch heraus.
Interessant fand ich, wie der Autor die Geschichte um „Alice aus dem Wunderland“ mit in sein Werk einbezogen hat. Damit habe ich gar nicht gerechnet, als ich zu dem Buch gegriffen habe, ich war also positiv überrascht.

Negativ ist mir dagegen vor allem das Pacing in der ersten Hälfte des Buches aufgefallen. Auch wenn dort bereits einiges passiert – Colin kommt auf Thornhill Hall an, lernt die Familie und die Bediensteten seiner Mutter kennen und wird schließlich ermordet –, hat man trotzdem nicht das Gefühl, dass es irgendwie in der Geschichte vorangeht. Das liegt, denke ich, hauptsächlich daran, dass sich der Autor viel damit aufhält, die einzelnen Figuren einzuführen und die Umgebung zu beschreiben. Ich glaube, hier hätte er ruhig einige Dinge kürzen und sich etwas früher den Fantasy- und Krimi-Elementen des Buches widmen können.
Darüber hinaus bleiben dadurch, dass Colin ab seinem Tod keinen direkten Kontakt mehr zu den Lebenden hat sondern nur noch beobachten kann, die Konflikte rund um seine Familie mütterlicherseits eher am Rande. Hier ist es dem Autor meines Erachtens nicht so gut gelungen, die verschiedenen Handlungsstränge nicht aus den Augen zu verlieren. Auch die Beziehung zwischen Colin und Teddy war mir zum einen etwas zu oberflächlich, zum anderen entwickelte sie sich in meinen Augen auch zu schnell, wenn die beiden auch sehr süß zusammen waren.

Noch einmal: Ich kann mir gut vorstellen, dass jüngere LeserInnen hiermit viel mehr Spaß haben und dass auch ich vor ~10 Jahren der Geschichte sicher eine höhere Bewertung gegeben hätte. Jetzt ging es mir allerdings zuerst nicht schnell genug und zweitens auch nicht genug in die Tiefe, als dass ich „Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ eine höhere Bewertung geben könnte. Die Idee dahinter hat mir nichtsdestotrotz super gefallen.


Fazit:
Die Verbindung von Fantasy- und Krimi-Elementen in „Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ und die Suche des Protagonisten nach seinem Mörder sowie dem verborgenen Zimmer hat der Autor hier sehr clever umgesetzt.
Der Einstieg in die Geschichte hat sich für mich aber etwas zu sehr gezogen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Handel weniger Zeit auf die Einführung und Beschreibung der Figuren und des Anwesens aufwendet und stattdessen schneller zum Wesentlichen kommt. Darüber hinaus ging er für meinen Geschmack sowohl hinsichtlich der Geheimnisse von Thornhill Hall als auch hinsichtlich der Beziehungen des Protagonisten zu seiner Mutter sowie zu Teddy nicht genug in die Tiefe.
Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass ich für die Geschichte einfach schon zu alt bin und sie deshalb jüngere LeserInnen noch mehr begeistern wird.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2023

Durchaus gruselig, aber verschenktes Potenzial in Charakterentwicklung und Wordlbuilding

Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters
1

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die Aufmachung von „Die Legende von Sleepy Hollow: Im Bann des kopflosen Reiters“ fügt sich wunderbar neben die anderen Bücher der Autorin ins Regal ein. Wie auch schon bei ihren „Dunklen Chroniken“ steht im Fokus des Covers die Person bzw. das Wesen, um die es in der Geschichte geht, hier eben der kopflose Reiter von Sleepy Hollow. Am Rand und auf dem Buchschnitt sieht man Details wie knorrige Äste oder (auf dem Schnitt) Hufeisen, die auf den Reiter und den Wald, in dem er unterwegs ist, Bezug nehmen und daher das Bild schön abrunden.
Das Buch ist ein Horror-Retelling, was anhand der Farbgebung (schwarz mit roten Details) und Kleinigkeiten wie Spritzer am Schwert des Reiters und seinem Pferd erkennt.


Meine Meinung:
Ich habe von der Autorin bereits ihr Arielle-Retelling sowie ihre Rotkäppchen-Neuerzählung gelesen. Dabei hat mir erstere nur begrenzt gefallen, was hauptsächlich an dem sehr langatmigen Erzählstil lag, der viele Seiten gebraucht hat, bis überhaupt mal etwas passierte, während ich die Rotkäppchen-Adaption mit ihrer bedrückenden Grundstimmung nahezu durchweg mit angehaltenem Atem gelesen habe.
Ich hatte nun also zwei völlig unterschiedliche Erfahrungen mit der Autorin, weshalb ich an „Die Legende von Sleepy Hollow“ zwar vorsichtig, aber durchaus gespannt herangegangen bin. Rückblickend ist mein Eindruck vom Buch ähnlich gemischt.

Vorab muss ich dazu sagen, dass ich die Geschichte rund um den kopflosen Reiter nicht genau genug kenne, um beurteilen zu können, wie viel hier aus Henrys eigener Feder stammt und wo sie ihr Werk am Original angelehnt hat. Ich habe allerdings mitbekommen, dass die Geschichte rund um Brom, Katrina und Ichabod Crane dem Original entnommen ist – diese Figuren sind hier nun etwa 30 Jahre älter und es dreht sich um Broms Enkelkind Ben.


Ben ist die Figur, die ich hier am interessantesten fand, wobei mich die Umsetzung ihrer persönlichen Geschichte an einigen Stellen nicht überzeugen konnte.

Kleiner Spoiler:
Ben ist ein Junge, der als Mädchen geboren wurde, was in einem konservativen US-amerikanischen Dorf des 18. Jahrhunderts natürlich für Aufregung sorgt.
Während ich es grundsätzlich schön umgesetzt von der Autorin finde, dass man gerade zu Anfang nicht merkt, dass Ben kein cis-Junge ist, fand ich die Art, auf die sie mit dem Konflikt seines Genders im Dorf umgegangen ist, weniger geschickt. Ben wird – wie in der Umgebung zu erwarten ist – konstant misgendert. Anstatt aber sich das Dorf und auch Ben entwickeln zu lassen, liest man immer wieder das gleiche: Ben ärgert sich darüber und die gleichen Figuren behalten ihr Verhalten bei, und gegen Ende hat Ben sich einfach damit abgefunden. In meinen Augen verschenkt Henry hier viel Potenzial in der Charakterentwicklung nicht nur ihres Protagonisten sondern auch der Dorfbewohner, die so in der Hinsicht während der gesamten Handlung auf der Stelle treten.
Das ist nicht nur schade, sondern sorgt auch dafür, dass der Fakt, dass Ben transgender ist, quasi bedeutungslos nur nebenher läuft und nicht wirklich in die Geschichte mit einbezogen wird.
Spoiler Ende.


Aber insbesondere auch bei Katrina und Brom wird viel Potenzial verschenkt. Während Broms Entwicklung gegen Ende sich wenigstens ein wenig im Verlauf der Geschichte abgezeichnet hat – vor allem auch während eines schönen Gespräches mit Ben –, durchlebt Katrina an einer Stelle im Buch urplötzlich eine 180°-Wende, durch die sie wie ausgewechselt wirkt und die sich vorher in keinster Weise angekündigt hat. Dadurch wird ihr Charakter unglaubwürdig und unnahbar.


Ähnlich verhält es sich mit dem Plot.
Dabei muss ich der „Legende von Sleepy Hollow“ zugutehalten, dass die Grundstimmung ähnlich wie auch im Rotkäppchen-Retelling durchweg düster und angespannt ist, was vor allem daher rührt, dass die Gefahr, die vom Wald ausgeht, stets präsent ist, und man auch nie weiß, woher das Böse kommt und wann es auftaucht.
Das Ungewisse, das dem Unheimlichen innewohnt ist zwar natürlich ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die Spannung über das Buch hält. Dennoch – und hier komme ich zu meinem Kritikpunkt – hätte ich mir allerspätestens in der Auflösung am Ende einige Erklärungen gewünscht. Wo kommt das Böse her? Wie funktioniert seine Magie? Vieles bleibt unbeantwortet und hinterlässt ein unzufriedenes Gefühl. Selbstverständlich macht der Reiz solcher Geschichten gerade aus, dass man am Ende einige offene Fragen hat, die man mit der eigenen Fantasie ausfüllen kann. Daher wünsche ich mir bei diesen Geschichten auch nicht, dass ich alle Antworten bekomme. Wenn ich aber am Ende das Gefühl habe, dass sich die Handlung nur wenig entwickelt hat und dann am Ende einfach nur aufgelöst wurde, ohne dass ich die Hintergründe wenigstens etwas nachvollziehen konnte, bin ich enttäuscht.

Das ist in meinen Augen die größte Schwäche des Buches und der Grund dafür, weshalb ich es nicht so genossen habe, wie ich es gerne gewollt hätte:
Sowohl im Hinblick auf Bens Hintergrundgeschichte als auch die Charakterentwicklungen von Katrina, Brom und den anderen Dorfbewohnern wie zuletzt auch der Plot an sich hat „Die Legende von Sleepy Hollow“ zwar sehr viel Potenzial, das dann letztlich aber leider nicht ausgeschöpft wird. In allen genannten Aspekten wird hier nur an der Oberfläche gekratzt, sodass der Leser trotz der durchaus hohen Spannungsdichte am Ende minimal enttäuscht aus dem Buch herausgeht. Für ein bisschen Grusel gerade zur dunklen Jahreszeit eignet sich „Die Legende von Sleepy Hollow“ hervorragend, man darf eben nur nicht zu viel erwarten.


Fazit:
„Die Legende von Sleepy Hollow“ bietet durch das Ungewisse des Unheimlichen einige spannende Lesestunden, die durchaus gut unterhalten können.
Vor allem Bens Charakter, aber auch die Legenden an sich sowie die anderen Dorfbewohner haben viel Potenzial. Leider wird in all diesen Aspekten aber nur an der Oberfläche gekratzt und das Potenzial nicht ansatzweise ausgeschöpft, sodass der Leser trotz der durchaus hohen Spannungsdichte letztlich doch minimal enttäuscht aus dem Buch herausgeht. Für ein bisschen Grusel gerade zur dunklen Jahreszeit eignet sich „Die Legende von Sleepy Hollow“ hervorragend, man darf eben nur nicht zu viel erwarten.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.01.2023

Nur für Piratenfans mit viel Geduld (3,5 Sterne)

Jack Bannister - Herr der Karibik
1

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich bin ein bisschen ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich bin ein bisschen verliebt in die Aufmachung! Bereits das Cover weist mit den verschiedenen Waffen um den Anker herum im Zentrum zwischen der Zeichnung zweier Schiffe, eins davon durch den Jolly Roger eindeutig als Piratenschiff erkennbar, eindeutig darauf hin, dass es sich hierbei um einen Piratenroman handelt. Auch die beige Farbgebung des Covers mit den schwarzen Rändern wirken wie eine alte Karte, was ebenfalls zur Thematik passt.
Darüber hinaus ist in der vorderen Innenklappe eine Karte der Karibik des 17. Jahrhunderts abgebildet, in der hinteren eine von Europa und Afrika derselben Zeit. So kann man beim Lesen immer nachverfolgen, wo sich Jack Bannister und seine Crew gerade befinden!
Die Abbildung der Segel eines Schiffs im 17. Jahrhunderts sowie das Personenregister vorne und das Glossar hinten helfen dazu beim Verständnis.


Meine Meinung:
Tatsächlich fällt mir diese Rezension viel schwerer, als ich zunächst gedacht hatte.
Ich liebe Piratengeschichten und alles, was auf dem Meer spielt, vor allem, wenn das Ganze noch einen historischen Hintergrund hat. Von daher war klar, dass ich das Buch unbedingt lesen muss!
Als ich mit dem Lesen angefangen habe, wurde mir aber schnell bewusst, dass ich trotz des spannenden Themas vermutlich nicht so schnell durch das Buch kommen würde, was einzig und allein am Schreibstil lag.

Zwar begrüße ich es gerade bei historischen Romanen, wenn sich der Erzählstil des Autors einer etwas altertümlichen Sprechweise der Figuren anpasst. Das hilft mir oftmals dabei, mich fallen- und auf die andere Zeit einzulassen.
Hier muss ich aber doch sagen, dass ich Lornes Stil die meiste Zeit als zu gezwungen empfunden habe. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass die Figuren im 17. Jahrhundert sich wirklich so ausdrücken würden, sondern dass stattdessen der Autor der Meinung ist, die Figuren würden sich so ausdrücken. Also natürlich gehe ich davon aus, dass Lorne mehr Ahnung von dem Thema hat als ich und seine Ansicht schon richtig sein wird, aber beim Lesen möchte ich natürlich auch davon überzeugt werden und nicht stets das Bewusstsein beibehalten, gerade ein Buch zu lesen. Ich möchte mich eben fallenlassen, und das hat mir der Stil hier schwergemacht.
Das liegt aber nicht nur an der etwas gewöhnungsbedürftigen Ausdrucksweise, über die alleine ich noch hätte hinwegsehen können, sondern vor allem an der Langatmigkeit Lornes Stils und seinem Hang dazu, Alles und Jeden in der größtmöglichen Breite zu erklären und zu beschreiben.

Während ich es noch toll fand, dass man hier unglaublich viel über Galeonen und Schifffahrt im Allgemeinen im 17. Jahrhundert erfährt, dass lang und breit erklärt wird, wie die „Golden Fleece“ aufgebaut ist und all die richtigen Fachbegriffe verwendet werden, sodass man sich schon fast selbst wie ein Seemann fühlt, haben mich alle Beschreibungen, die darüber hinaus gingen, vor allem alles, was bei Marie-Claire und Nicholas Crispe in London passiert, doch eher gelangweilt.
Das lag hauptsächlich daran, dass ich in dem Punkt einfach in meinen Erwartungen enttäuscht wurde. Dabei finde ich nicht, dass man die Kapitel mit den Geschehnissen in London ganz streichen sollte, da sie durchaus Sinn machen und sehr viel zu Lornes Interpretation von Bannisters Entwicklung beitragen.
Allerdings hatte ich bei den Beschreibungen der Bälle, bei Marie-Claires ellenlangen Monologen ihrer Rechtfertigungen ihrer Taten und Crispes Pläneschmiederei oft das Gefühl, der Autor verliere hier ein wenig den Blick für das Wesentliche. Immerhin geht es in dem Buch ja um Jack Bannisters Leben, und natürlich könnte es sich so zugetragen haben, wie Lorne es hier schildert (man weiß ja gerade nicht, weshalb Bannister vom angesehenen Captain der Company zum Piraten geworden ist, der englische Schiffe überfallen hat), allerdings glaube ich, hätte es dem Buch gutgetan, wenn er nicht alles lang und breit erzählt, sondern den Leser ebenso wie Jack ein wenig im Ungewissen gelassen hätte.
So weiß man bereits im Vorfeld ziemlich genau, was wieso passieren wird, und während das bei einem auktorialen Erzähler im Normalfall gerade dafür sorgt, dass sich die Spannung steigert, hatte es hier genau den gegenteiligen Effekt.
Bereits kurz nach Beginn, noch bevor Jack im Buch überhaupt Captain geworden ist, konnte ich nämlich genau vorhersehen, was passieren würde, dass er sich schließlich dazu entscheidet, sich gegen die Company zu wenden und Pirat zu werden.
Das ist aber ja gerade die große Frage seines Lebens, weshalb ich finde, dass der Autor daraus ruhig ein größeres Geheimnis hätte machen können.
Stattdessen verrät er dem Leser viel zu viel und das mit seinen etwas über 600 Seiten ohnehin schon dicke Buch zieht sich unnötig in die Länge, sodass das Lesen anstrengend wird.

Dabei hilft es dann auch nicht, wenn immer mal wieder Dinge oder ganze Phrasen wiederholt werden, die an anderer Stelle bereits aufgetaucht sind und die dem Leser eigentlich nicht noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden müssen. Selbst wenn man von Schiffen und den Fachbegriffen nicht groß Ahnung hat, findet man sich doch irgendwann damit zurecht, sodass das Buch nicht großartig komplex ist oder einem das Folgen schwerfallen dürfte.


Ich möchte aber ja nicht nur meckern, denn abgesehen davon fand ich das Buch wirklich gut.
Zwar schadet der Autor mit seinem ausholenden Erzählstil in meinen Augen dem Buch größtenteils, aber gerade in Bezug auf die maritimen Aspekte habe ich mich dann doch darüber gefreut. Man lernt hier praktisch nebenbei unglaublich viel über die Schifffahrt und Piraterie des 17. Jahrhunderts sowie die Dreiecksroute des Sklavenhandels hinzu, wobei gerade bei Letzterem nichts beschönigt wird.

Wer wie ich Schifffahrt und Piraterie unglaublich spannend findet, kommt hier also auf jeden Fall auf seine Kosten; auch die zahlreichen Seegefechte und Kampfszenen liefern genau das, was man bei einem Buch wie diesem erwartet!
Hätte es der Autor mit seinen ausschweifenden Beschreibungen in diesen Bereichen belassen, hätte ich ihn für seinen Schreibstil sogar gelohnt, denn das ist ja gerade das, was ich lesen will, wenn ich zu so einem Buch greife.


Schließlich hat mir auch die Charakterisierung des Piraten Jack Bannister hier sehr gut gefallen. Bei historischer Fiktion, die sich um einen Menschen handelt, der tatsächlich gelebt hat, finde ich es immer interessant, wie der Stempel aussieht, den der Autor ihm aufdrückt. Natürlich muss man sich bei so etwas immer in Erinnerung rufen, dass nicht wenig davon auf die Interpretation des Autors von historischen Quellen und ggf. auch auf seine eigene Fantasie zurückzuführen ist. Hier schafft Lorne es, aus einer historischen Figur eine greifbare Person zu machen.

„Keine der Wachen und vor allem niemand von der ausgelassenen Gesellschaft, die nur ihren Vergnügungen frönte, ahnte, dass soeben ein Mann geboren worden war, vor dem bald die ganze bekannte Welt zittern sollte und der bereit war, selbst einem Königreich und dessen gefürchteter Flotte den Krieg zu erklären.“ (S. 310/624)

Zwar wusste ich im Vorfeld nicht allzu viel über Jack Bannister, sodass ich beim Lesen nicht beurteilen konnte, wie viel von dem Geschilderten sich tatsächlich so zugetragen haben könnte und was der Autor eventuell hinzugedichtet hat, aber die Art und Weise, wie er ihn dargestellt hat, seine Handlungen und Überzeugungen wirkten so realistisch, dass ich ihm geglaubt habe. In seinem Nachwort geht der Autor dann noch einmal darauf ein, was man tatsächlich über Jack Bannister weiß und was er sich ausgedacht hat. Man erfährt auch, wie es mit dem berüchtigten Piraten zuende ging, was aus anderen relevanten Figuren geworden ist und welche anderen Gegebenheiten Lorne zu diesem Roman inspiriert haben.
Insgesamt erweckt sein Werk so einen fundierten, gut recherchierten Eindruck, bei dessen Lesen man an viel Wissen dazu gewinnt und gleichzeitig unterhalten wird. Ich habe während dieser 600+ Seiten richtig Lust bekommen, noch viel mehr über Piraten zu lesen und zu erfahren und mir direkt eine Liste mit Titeln angelegt, die ich mir einmal näher ansehen möchte!


Fazit:
Wer wie ich Schifffahrt und Piraterie unglaublich spannend findet, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten; auch die zahlreichen Seegefechte und Kampfszenen liefern genau das, was man bei einem Buch wie diesem erwartet!
Die Charakterisierung des Piraten Jack Bannister hat mir hier sehr gut gefallen, der Autor schafft es, aus einer historischen Figur eine greifbare Person zu machen.
Allerdings habe ich den Schreibstil als sehr anstrengend empfunden. Es wird viel wiederholt, der Autor holt sehr weit aus und viele Beschreibungen kann man in meinen Augen auch einfach streichen, ohne dass es dem Buch schaden würde. Das schmälert den Lesespaß dann doch wieder erheblich, sodass ich letztlich 1,5 Punkte abziehen muss und „Jack Bannister: Herr der Karibik“ nur denjenigen unter euch empfehlen kann, die eingefleischte Piratenfans sind und ein wenig Geduld mitbringen. Wer nur oberflächliches Interesse aufbringt, wird hiervon vermutlich schnell gelangweilt sein.
3,5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2022

Sehr unterhaltsam, aber auch genauso repetitiv

The Secret Book Club – Kein Weihnachten ohne Liebesroman
1

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe ...

Vielen lieben Dank an den Kyss-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Bei dieser Reihe mag ich es sehr gerne, dass sich die Cover alle nur in der Farbe und in dem im Titel hervorgehobenen Wort unterscheiden. Man hat bei Romance ja ohnehin meistens nur die Möglichkeit, echte Personen aufs Cover zu legen oder nichtssagende Pastellfarben zu wählen. Der Kyss-Verlag hat sich hier (zum Glück) für Letzteres entschieden, wobei die Cover durch diesen abgerissenen Papierstreifen, hinter dem sich immer ein Wort des Titels verbirgt, nicht nur einen großen Wiedererkennungswert bekommen, sondern auch einen Bezug zum Secret Book Club bekommen. Es ist zwar gerade bei den farblich sehr ähnlichen Büchern (insbesondere Band 2 und 3, die grün bzw. blau sind) sehr schwierig, die einzelnen Bände auseinanderzuhalten, aber entsprechend gut passen sie natürlich auch zusammen.
Bei diesem Band haben wir aber das kleine besondere Detail, dass unter dem abgerissenen Papierstreifen mehrere kleine stilisierte Schneeflocken abgebildet sind, die thematisch natürlich zum Winter und zu Weihnachten passen, ebenso wie die Farbwahl.
Darüber hinaus wirkt das Buch durch das mattglänzende Cover und den haptisch hervorgehobenen Titel sehr hochwertig verarbeitet.


Meine Meinung:
Band 1-3 habe ich mit sehr großer Freude gelesen bzw. gehört, wobei mir besonders der zweite und dritte Teil viel Spaß bereitet haben. Der vierte war nicht so ganz mein Fall, weshalb ich zu Beginn von diesem Buch durchaus ein wenig die Befürchtung hatte, dass ich in Bezug auf diese Reihe möglicherweise etwas übersättigt bin. Wenn es sich rückblickend auch als wahr herausgestellt hat, dass die Geschichte des Buchclubs nun vielleicht auserzählt ist, hatte ich mit Colton und Gretchen aber doch wieder mehr Spaß als mit Vlad und Elena, zumindest in der ersten Hälfte des Buches.


Vor allem Colton trägt einen großen Teil dazu bei.
Wer meine Beiträge schon ein wenig länger verfolgt, weiß, dass ich eine Schwäche für freche, großspurige Sunnyboys mit viel Liebe in ihrem großen Herzen haben, und genau so eine Figur ist Countrystar Colton Wheeler. Dabei ist es der Autorin hier besonders gut gelungen, die Figur Colton, die wir bereits in den vier Vorgängerbänden kennengelernt haben, beizubehalten und sogar ein klein wenig weiterzuentwickeln, was sie (vor allem bei Vlad) nicht immer geschafft hat.

Aber auch wenn er hier meine Lieblingsfigur war, bin ich insgesamt ein klitzekleines bisschen enttäuscht davon, was letztlich aus ihm geworden ist. Man lernt ihn als Playboy kennen, der aber augenscheinlich viel mehr im Herzen hat, als es nach außen zunächst den Anschein macht.
Man merkt, dass der Playboy also nur eine Fassade ist, um sich selbst zu schützen. Wovor er sich schützen möchte und was dazu geführt hat, dass er eine Mauer um sich herum errichtet hat, erfährt man allerdings nicht so richtig. Zwar wird durchaus erwähnt, dass seine Familie es in der Vergangenheit schwer hatte, aber wirklich darauf eingegangen wird nicht, geschweige denn, dass dies tatsächlich in seinen Charakter eingebaut wird und zu seiner Entwicklung beiträgt.
Während Colton also durchaus sehr gut unterhalten kann und einem schnell ans Herz wächst, bleibt er objektiv betrachtet doch eine eher oberflächliche Figur, deren Potenzial nicht im Ansatz ausgeschöpft wurde. Das hat die Autorin mit ihren anderen Jungs teilweise besser hinbekommen, Dass sie es gerade bei Colton nicht geschafft hat, ihm einen soliden, vielschichtigen Charakter zu geben, ist angesichts dessen, dass er ein Liebling ist, durchaus sehr schade.


Mit dem zweiten Teil des Paars, Gretchen, hatte ich gerade in den letzten 200 Seiten des Buches aber noch mehr Probleme.
Während der ersten Hälfte war sie mir noch sehr sympathisch. Sie ist ein Workaholic, dem ihre Mandanten und deren Schicksal wichtiger sind als ihr eigenes Leben. Mit entsprechend viel Herzblut geht sie an ihre Arbeit heran, ohne (unabsichtlich) auf irgendjemandes Gefühle Rücksicht zu nehmen, und wirkt dadurch vielleicht engstirniger, strenger und unnahbarer als sie es sein könnte. Das mag dazu führen, dass sie für so manchen Leser vielleicht von vornherein zu kühl ist, als dass man sich in sie hineinversetzen könnte, ich fand hingegen, dass sie gerade diese Eigenschaft, nämlich dass ihr die Arbeit so wichtig ist, sehr nachvollziehbar und menschlich macht. Sie kommt aus einer sehr reichen Familie und fühlt sich deshalb schuldig gegenüber den Menschen, die nicht so viel Glück haben wie sie. Dass sie sich mit Eifer für diese Menschen einsetzt und dabei ihr eigenes Glück hintanstellt, ist logisch für sie und lässt sie in meinen Augen stark wirken.

Leider bleibt es während der gesamten ~410 Seiten bei diesem einzigen Charakterzug. Sie durchlebt unzählige Momente, von denen sie lernen und an denen sie über sich hinauswachsen könnte, aber sie bleibt 95% des Buches dieselbe eingefahrene Einwanderungsanwältin, die vor sich selbst davonläuft, die man im ersten Kapitel kennenlernt. Ihr Charakter bleibt die gesamte Handlung über viel zu starr und eindimensional, lediglich am Ende legt sie gefühlt eine 180°-Wende hin, auf die im Vorfeld auf keinster Weise hingearbeitet wurde und die so letztlich völlig unglaubwürdig wirkt.
Gretchens Charakter bekommt mit ihren Schuldgefühlen, ihrer Familie und ihrer Kindheit ein starkes Fundament, auf das die Autorin aber leider nicht aufbaut. Sie gibt Gretchen keine Gelegenheit, aus ihren Fehlern zu lernen, sich gegenüber ihren Gegenspielern zu behaupten oder das Trauma ihrer Kindheit zu verarbeiten.
In einem noch stärkeren Maße als Colton bleibt Gretchen also eine eindimensionale, blasse Figur, mit der man zum Schluss aufgrund ihrer mangelnden Entwicklung noch nicht einmal mehr sympathisieren kann.


Auch mit dem Stil der Autorin hatte ich zunehmend Schwierigkeiten. Zwar ist „The Secret Book Club“ vom ersten Band an keine besonders tiefgründige Geschichte gewesen, aber unterhalten konnte sie dennoch sehr.
Hier ist mir dann aber beim Lesen besonders stark aufgefallen, dass alle fünf Geschichten im Prinzip eigentlich genau gleich aufgebaut sind, bis hin zu Szenen die sogar 1:1 identisch sind. Nur um ein Beispiel zu nennen: In jedem der Bücher kommt es zu einem Punkt, an dem sich der männliche Protagonist praktisch bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, weil er alle Hoffnung verloren hat. Dann wird er von den anderen Jungs geweckt, die über dem Bett/ der Couch zusammenstehen und auf den Protagonisten herabschauen, ihn aufpeppeln und für die große Geste wecken, die dann letztlich zu einem Wendepunkt führt. Genau das passiert in jedem Buch der Reihe.
Zwar bin ich durchaus auch ein Fan von wiederkehrenden Motiven, Easter Eggs oder Anspielungen auf vorangegangene Bücher, aber dabei erwarte ich natürlich etwas Originalität. Hier hat man aber nicht nur das Gefühl, die Geschichte bereits vier Mal gelesen zu haben, es ist auch tatsächlich so. Die eben geschilderte Szene war nur ein Beispiel.
Auch bei dem Rest des Buches drängt sich einem der Eindruck auf, die Autorin hätte eine Blaupause der Handlung, in die sie dann jedes Mal nur neue Namen und einen etwas anderen Subplot einfügt – hier ist es die Sache mit dem Einwanderungsrecht, das aber auch nur allenfalls oberflächlich angeschnitten und nicht wirklich thematisiert wird, sowie Gretchens Konflikt mit ihrer Familie, der aber auch nicht besonders ausgereift oder originell, sondern wie aus einem amerikanischen Hallmark-Weihnachtsfilm übernommen wirkte (die auch alle gleich sind, daher kein Fan).

Entsprechend vorhersehbar ist dann der Plot. Nochmal: Ich erwarte nicht von jedem Buch, dass es besonders tiefgründig ist, gerade Liebesromane dürfen auch gerne mal oberflächlich sein oder nur aus Fluff/ Smut bestehen. Aber nichtsdestotrotz wünsche ich mir natürlich trotzdem etwas, das das Buch von anderen unterscheidet, und das fehlt hier; selbst innerhalb der Reihe gleicht sich der Inhalt so stark, dass man im Prinzip fünf Mal die gleiche Handlung liest.
Auch hier gibt es im Übrigen wieder die für den Fortlauf der Handlung absolut unnötigen Kommunikationsschwierigkeiten, von denen ich ohnehin kein Fan bin und die ich auch schon in allen Vorgängerbänden bemängelt habe. Ich hatte damit deshalb zwar auch hier schon gerechnet, aber nervig ist es natürlich trotzdem, wenn mit immer gleichen Problemen und immer gleichen Lösungen aufgewartet wird – vor allem bei einer Reihe: Wenn man ohnehin alle Figuren die gleiche Geschichte bekommen, kann man es auch bei einer belassen.


Der Aspekt, der die Reihe eigentlich gerade von anderen Romance-Büchern abhebt, nämlich der Buchclub, kommt hier meiner Meinung nach auch zu kurz. Die Treffen, Besprechungen und Tipps fanden schon immer eher am Rande statt, denn der Buchclub war natürlich in erster Linie als Comic Relief und dazu da, die Beziehung der Protagonisten voranzubringen.
Abgesehen von derselben Leier, die die Jungs, vor allem Malcolm und Mack bei jedem Zusammentreffen von sich geben, und die letztlich nur dazu führen, dass auch sie zu statischen Nebenfiguren ohne Charakter degradiert werden, hat der Buchclub hier aber tatsächlich kaum Bedeutung. Die Buchclub-Jungs sind mittlerweile keine eigenständigen Figuren mehr, sondern muten wie NPCs in Computerspielen an, die sich nur innerhalb ihrer Programmierung bewegen und immer nur denselben Dialog abspielen können, wenn man sie anspricht. Das ist natürlich gerade deshalb sehr schade, weil so ihre eigenen Geschichten an Bedeutung verlieren und auch der Buchclub nur noch ein bedeutungsloses Detail wird, das genauso gut weggelassen werden könnte.
Denn anders als insbesondere im ersten Band, als das Buchclub-Buch noch eine Bedeutung für die Handlung hatte und es Gavin tatsächlich geholfen hat, seine Frau besser zu verstehen, existiert das Buchclub-Buch in diesem Teil einfach nur, ohne jemals wirklich in die Handlung integriert zu werden. Zwar gibt es auch hier Parallelen zwischen dem Buch und dem Buch im Buch, aber ähnlich wie der Buchclub selbst ist es für den Plot eigentlich völlig irrelevant.


Nun will ich aber nicht nur meckern, ansonsten passt meine abschließende Bewertung objektiv ja überhaupt nicht zu dem Inhalt meiner Rezension. Aber vielleicht wisst ihr ja, wie das ist: Kritik lässt sich oftmals viel leichter und vor allem ausführlicher äußern wie Lob. :D
Denn das habe ich nämlich auf jeden Fall auch zu vergeben; die guten Aspekte überwiegen letztlich nämlich trotz meines vorangegangenen Rants, der einen völlig anderen Eindruck erweckt, erheblich!

Vor allem in der ersten Hälfte hat mir nämlich die Beziehung zwischen Colton und Gretchen trotz aller Oberflächlichkeit der Figuren mit Ausnahme von Mack und Liv aus der gesamten Reihe am besten gefallen!

„‚Ist es immer so, wenn dir eine Idee für einen Song kommt?‘
‚Nein.‘ Er schüttelte den Kopf. ‚Das heißt, es war lange nicht mehr so.‘ Er nahm sie bei den Schultern und gab ihr einen Kuss zum Niederknien auf die Lippen. ‚Ich glaube, du bist meine Muse.‘“ (S. 169/416)

Wer ein paar meiner Lieblingsbücher selbst kennt, wird feststellen, dass viele davon eines gemeinsam haben: enemies to lovers. Zwar sind Colton und Gretchen keine enemies to lovers, aber das, was ich an diesem Trope so liebe, nämlich die Schlagabtausche zwischen den Protagonisten, die mit den Händen praktisch greifbare (sexuelle) Spannung und die intensiven Gefühle haben auch Colton und Gretchen. Beide sind sehr clevere, schlagfertige Figuren mit großem Selbstbewusstsein, die zwar unterschiedlicher nicht sein könnten – das Grumpy (oder in dem Fall eher Grinch :D) x Sunshine-Trope setzt Adams hier äußerst mitreißend um! –, entsprechend unterhaltsam ist das Hin und Her hier also! Und auch an sexueller Spannung mangelt es den beiden nicht. 😉
Zwar hat es mir hintenraus nicht so gut gefallen, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt (oder eben nicht, es passiert, wie gesagt, gegen Ende alles sehr plötzlich, ohne dass darauf hingearbeitet wird), aber der Anfang und der Mittelteil sind umso heißer; vor allem die eine spicy Szene hat mir sehr gut gefallen, hehe. ;)))


Fazit:
In der zweiten Hälfte vom fünften Band der „The Secret Book Club“-Reihe werden nicht nur die Schwächen der aktuellen Protagonisten, sondern auch die der gesamten Reihe besonders deutlich.
Sowohl Colton als auch Gretchen sind beides Figuren, die trotz ihres Potenzials leider sehr eindimensional und flach bleiben, wobei Colton aufgrund seiner Großspurigkeit und seines Charmes trotzdem noch in hohem Maße unterhalten kann.
Der große Knackpunkt der Reihe ist dabei aber, dass es sich im Prinzip fünfmal um die gleiche Geschichte mit teilweise identischen Szenen handelt, die sich, abgesehen von unterschiedlichen Namen und mal mehr, mal (wie hier) weniger intensiv behandelten Subplots in allen wesentlichen Punkten entsprechen. Auch die Rolle des Buchclubs und des Buches, das die Jungs gemeinsam besprechen, die ursprünglich ja gerade die Aspekte sind, die die Reihe von anderen Romance-Titeln unterscheidet, nimmt zunehmend ab und ist in diesem Band praktisch völlig irrelevant.
Nichtsdestotrotz konnte mich die Umsetzung des Grumpy/ Grinch x Sunshine-Tropes hier vor allem in der ersten Hälfte komplett überzeugen, die Schlagabtausche zwischen Colton und Gretchen sind absolut unterhaltsam und die (sexuelle) Spannung ist mit Händen greifbar.
Nicht mein liebster Teil der Reihe, aber doch mein zweitliebstes Pärchen (auf gleicher Stufe mit Noah und Alexis)! 😊
3,5/5 Lesehasen.

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