Der Meister des Todes
Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna (Die Henkerstochter-Saga 9)
Eigentlich will der ehemalige Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl zusammen mit seinem Enkel Paul die Familie in München besuchen – seine Tochter Magdalena, deren Mann Simon und ihre Tochter Sophia. Doch ...
Eigentlich will der ehemalige Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl zusammen mit seinem Enkel Paul die Familie in München besuchen – seine Tochter Magdalena, deren Mann Simon und ihre Tochter Sophia. Doch dann kommt auch Pauls Bruder Peter, der in Ingolstadt Medizin studiert, überraschend nach Hause. Kurfürst Max Emanuel hat ihn zu sich befohlen. Peter soll ihm als Pilger (und Spion) nach Altötting folgen, wo sich der Kurfürst mit dem deutschen Kaiser treffen wird, um zusammen zur Schwarzen Madonna zu beten und sich gegen die Türken zu verbünden. Außerdem soll Simon ihn als Kurfürstlicher Hofmedicus begleiten. Also macht sich die komplette Familie Kuisl auf nach Altötting. Dort sterben bald zwei Personen aus dem Umkreis der Herrscher. Was aus Familienausflug begann, wird schnell zur atemlosen Mörderjagd und die Kusils geraten selbst in Gefahr, weil der Attentäter bemerkt, dass sie ihm dicht auf den Fersen sind. „Ein Attentat auf den Kaiser und den Kurfürsten… Und ich dachte, wir machen einfach mal eine schöne Reise zusammen.“ (S 153)
Als Fan der ersten Stunde habe ich mich sehr über den inzwischen 9. Band der Reihe um den Scharfrichter Jakob Kusil und seine Tochter Magdalena gefreut. Inzwischen ermittelt die gesamte Familie, selbst die erst zehnjährige Sophia scheint ganz nach ihrer Mutter und ihrem Großvater zu kommen. Und das ist auch gut so, denn dem alten Scharfrichter geht es in letzter Zeit nicht gut, seine Hände zittern oft und er vergisst Wörter – er braucht also würdige Nachfolger. Paul, der gerade das Henkershandwerk bei seinem Onkel erlernt, scheint ungeeignet zu sein. Er kann seine Wut oft nicht kontrollieren, fügt anderen gerne Schmerzen zu und trinkt zu viel. Und er fühlt sich in der Familie nicht willkommen: „Ich war immer auf der anderen Seite, ich bin einer von denen, keiner von euch …“ (S. 269) Jakob Kuisl hat eine Ahnung, warum das so ist, weiß aber nicht, ob und wie er mit Magdalena darüber reden soll.
„Die Henkerstochter und die schwarze Madonna“ ist ein extrem persönlicher Fall für die Kusils, an dem die Familie zu zerbrechen droht. Neben der Mörderjagd müssen sie sich vor allem mit dem aus der Art geschlagenen Paul auseinandersetzen, der sich immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Bald müssen sie sich die Frage stellen: „Was ist uns unser Sohn wert? Würden wir für ihn auch morden?“ (S. 461) Und auch der alte Henker bringt sich mehr als einmal in die Bredouille, sei es durch sein loses Mundwerk oder sein „überschäumendes“ Temperament.
Was Paul mit Gewalt erreichen will, versuchen Peter und Simon durch ihren Verstand zu klären, leider kommen sie dadurch manchmal fast zu spät auf die Lösung, was vor allem Magdalena aufregt. Es geht heiß her und die kleine Sophia kocht unbeobachtet von allen ihr eigenes Süppchen.
Die Geschehnisse werden abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder geschildert, dadurch wechseln der Handlungsstrang und -ort immer wieder, trotzdem bleibt es bis zum Ende spannend. Außerdem hat sich Oliver Pötzsch hier für sehr interessante Verdächtige entschieden, die ich aus Gründen der Spannung natürlich nicht verrate, und historische und medizinische Fakten geschickt mit der Handlung verwoben. Trotzdem kommt es für mich nicht ganz an die Vorgängerbände heran. Aber nach den dramatischen Ereignissen um Jakob und Peter bin ich sehr gespannt, wie die Reihe weitergeht.