Ein starkes Porträt zweier Frauen, die sich nicht unähnlich sind!
Die Anstalt für ungehorsame viktorianische MädchenZum Buch: Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch landet Emilie in der geschlossenen Abteilung in einer Psychiatrie. Dort findet sie Briefe einer gewissen Emily, die im viktorianischen England in eine ...
Zum Buch: Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch landet Emilie in der geschlossenen Abteilung in einer Psychiatrie. Dort findet sie Briefe einer gewissen Emily, die im viktorianischen England in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde. Die beiden haben mehr gemein als man glauben mag…
Meine Meinung: Im ersten Teil lernt der Leser Emilie kennen. Man kann ganz gut erkennen, in welche Mühlen man gerät, wenn man erst einmal in der geschlossenen Abteilung sitzt. Man ist quasi seiner persönlichen Rechte enthoben. Das geht der Emily aus der Vergangenheit natürlich ganz genauso. Man spürt als Leser die völlige Hilflosigkeit, der die Insassen ausgesetzt sind. Die sogenannten Ärzte können mit ihren Patienten eigentlich machen, was sie wollen, denn für die Gesellschaft draußen existieren diese Personen quasi nicht mehr.
Die Emily aus der Vergangenheit ist mir stark ans Herz gewachsen! Total mutig im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten, starke Schulter auch für andere Insassinnen und eine unglaublich starke Persönlichkeit ist sie! Der Leser bekommt mit, was die vielen Jahre ihrer Gefangenschaft mit ihr und den anderen machen. Und wenn man dann denkt, dass das nur in der Vergangenheit so gewesen ist, wird man wieder in die Neuzeit zu Emilie katapultiert, um festzustellen, dass sich gar nicht so viel verändert hat!
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, denn die Kapitel sind alle kurz und sind halt als Brief oder Notiz der beiden Frauen gekennzeichnet. Beide Charaktere sowie die der Ärzte und Pfleger konnten gut herübergebracht werden!
Am Ende bleibt man als Leser doch ziemlich nachdenklich zurück, auch wenn die Krankheit der manischen Depression mir hier recht fremd geblieben ist.
Mein Fazit: Ein starkes Portrait einer Leidensgeschichte, die sich leider in den vielen Jahren seit des 19. Jahrhunderts nur in manchen Methoden geändert hat… Das hat mich schon beeindruckt und ich vergebe hier gute 4 Sterne!