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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2022

Emotional und bedrückend

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
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The Boy who steals Houses und ich hatten eine sehr emotionale Lesezeit. Mir war klar, dass diese Geschichte nichts für schwache Nerven wird und ich gefühlstechnisch stark involviert werde. Dass ich aber ...

The Boy who steals Houses und ich hatten eine sehr emotionale Lesezeit. Mir war klar, dass diese Geschichte nichts für schwache Nerven wird und ich gefühlstechnisch stark involviert werde. Dass ich aber derart mitfühlen und leiden, sowie auch lachen und hoffen würde, hätte ich nicht gedacht.

Sam ist einer dieser Protagonisten, die man für ihrem Mut und ihr Durchhaltevermögen nur bewundern kann. Er ist erst 15 Jahre alt, aber besitzt so viel Herz und Stärke, dass mir mehr als nur einmal vor Staunen der Mund offen stand. Er tut, was getan werden muss, um ihm und seinem Bruder das Überleben zu ermöglichen, eine Lage, die sich viele von uns nur schwer vorstellen können. Daher habe ich von vornherein auf ein Happy End gehofft, die beiden hätten es sich zu 100% verdient. Auch wenn Sam ein Dieb ist, da gibt es nichts zu beschönigen, sein Beschützerinstinkt seinem Bruder gegenüber macht ihn derart sympathisch, dass ich gar nicht anders konnte, als ihm jede Tat zu verzeihen.

Es werden viele ernste Themen behandelt im Laufe der Geschichte. Sei es die finanzielle und auch materielle Not der Geschwister, Gewalt an Kindern, Verlust. Doch all die bedrückenden Aspekte hielten sich mit den aufmunternden Szenen die Waage, sodass man die Hoffnung nicht verliert.
Dank des fesselnden Schreibstils hing ich gebannt an den Seiten, musste mir aber ab und zu Pausen verordnen, da mich die Gefühle sonst überwältigt hätten. Man sollte während des Lesens auf sich aufpassen und einen Schlussstrich ziehen, wenn man den Themen nicht gewachsen ist.

Mein Fazit:
Alles in allem habe ich das Buch sehr genossen. Es war traurig, aber auch hoffnungsvoll, bedrückend aber auch aufbauend. Knapp vorbei an einem Highlight, aber 4,5 Sterne bekommt es dennoch. Zudem hätte ich eine Warnung bezüglich eventuell triggernder Inhalte gut gefunden.

Veröffentlicht am 10.10.2022

Sehr coole Dystopie

Spring Storm 1: Blühender Verrat
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Queere Figuren in Dystopien oder Urban Fantasy traf ich bisher nur sehr selten. Meist begegnen sie mir bei Romance, daher habe ich mich umso mehr über Cora und King gefreut. Ich war als kleines Cover-Opfer ...

Queere Figuren in Dystopien oder Urban Fantasy traf ich bisher nur sehr selten. Meist begegnen sie mir bei Romance, daher habe ich mich umso mehr über Cora und King gefreut. Ich war als kleines Cover-Opfer schon im Vorfeld unheimlich neugierig auf die Geschichte und war dann sehr erleichtert, dass ich mich dem Hype anschließen konnte.

Cora hat einfach Glück im Leben. Ich hatte anfangs noch befürchtet, das würde irgendwann anstrengend und unrealistisch werden, zu viel des Guten, allerdings fand ich ganz im Gegenteil, dass sich das erstaunlich natürlich und passend in die Story eingefügt hat. Denn trotz Coras Glück entwickelt sich ein packender Spannungsbogen, dem ich bald schon verfallen war. Die Figuren geraten in Kämpfe und brenzlige Situationen, in denen ich oft mit angehaltenem Atem dasaß und hoffte, sie würden es schaffen, dort heil wieder rauszukommen.

Die Protagonisten Cora und King haben beide ihre eigene Erzählperspektive, obwohl King sehr viel seltener zu Wort kommt. Ich bin ehrlich, meine Sympathie musste sie sich hart erarbeiten und daher hätte ich auch gut auf die paar kleinen Kapitel aus ihrer Sicht verzichten können. Es war zwar nett, auch mal in ihren Kopf schauen zu können, aber so viel Mehrwert hat es mir nicht gegeben.
Mit Cora konnte ich mich sehr gut anfreunden. Sie ist liebenswert, mutig und empathisch, eine unglaublich sympathische Figur, mit der ich sehr gern mitgefiebert habe. Durch einige Rückblenden in die Vergangenheit erfahren wir stetig mehr über ihre Hintergründe, was die Lesenden sie immer besser verstehen und durchschauen lässt.
King dagegen verhält sich schon von Beginn an abweisend, ohne dass ich zunächst einen genauen Grund erkennen konnte. Die Wandlung zum Love Interest ging mir dann zu schnell, gefühlt direkt von Hass zu Zuneigung in kürzester Zeit, und das konnte ich nicht nachvollziehen.

Die Zukunft, in der die Geschichte spielt, konnte ich allerdings extrem gut leiden. Ich mochte die Vorstellung der äußeren Gebiete, in denen sich alles verändert hat, der mutierten Pflanzen und Tiere und natürlich der Cosmic Powers. Die Kräfte, die die Studierenden an der Akademie haben, sind teilweise echt beeindruckend. Ich bin generell ein großer Fan von Academy-Geschichten und mochte das Setting daher sehr gern, die Atmosphäre gefällt mir einfach.

Auch politische Aspekte bleiben hier nicht unerwähnt. Es gibt große Ungleichheiten zwischen Menschen ohne Kräften und Cosmics und wo so eine Kluft herrscht, sind Hass und Debatten meist nicht weit weg. In diese Richtung gibt es besonders für die Fortsetzung noch großes Potenzial!

Mein Fazit:
Mich hat Spring Storm sehr gut unterhalten. King und ich wurden nur sehr langsam Freunde, aber der Rest der Geschichte gefiel mir unheimlich gut. Daher vergebe ich sehr wohlwollende 4,5 von 5 Sternen und freue mich auf den Folgeband. Für alle Dystopie-Fans wird Spring Storm ein spannendes Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 10.10.2022

Sehr spannend!

Night of Lies
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Night of Lies hat mich stellenweise echt an meine Grenzen gebracht. Ich bin ein sehr zartes Püppchen beim Lesen und muss teils schon bei Jugendthrillern kapitulieren, so auch beinahe hier. Aber die Geschichte ...

Night of Lies hat mich stellenweise echt an meine Grenzen gebracht. Ich bin ein sehr zartes Püppchen beim Lesen und muss teils schon bei Jugendthrillern kapitulieren, so auch beinahe hier. Aber die Geschichte hat mich so extrem gefesselt, dass ich dem Grusel und der Spannung schon bald verfallen war.

Die Protagonistin Leah berichtet aus ihrer Ich-Perspektive, wie es für sie auf Elm Castle zugeht. Zusammen mit ihr entdeckt man das Gelände, lernt die Bewohner kennen und stellt fest, dass alle irgendein dunkles Geheimnis hüten. Im Ernst, es gibt gefühlt kaum „normale“ Menschen dort, wenn man das so überspitzt sagen kann. Leah ist eine rebellische, schlagfertige Person, die auch gern mal austeilt und sich nichts sagen lässt. Ihr Stolz ist ihre Schwäche, wenn man sie als Feigling bezeichnet, nervt sie das extrem, und so ist es kein Wunder, dass um sie herum bald die Fetzen fliegen. Sie hat das Leben auf Elm Castle ordentlich aufgemischt und das hat sehr viel Spaß gemacht zu lesen.

Es ist auch in den ruhigeren Phasen nie langweilig geworden, weil ständig neue Geheimnisse auftauchten, die einer Aufklärung bedurften. Dazu kam der flüssige Schreibstil, der mir ein müheloses Leseerlebnis ermöglichte und mich zuverlässig von Kapitel zu Kapitel führte, die nebenbei bemerkt übrigens mit sehr coolen Vignetten verziert sind. Mit so etwas kriegt man mich immer!

Die anderen Figuren neben Leah gaben mir allesamt Rätsel auf. Man wusste nie, wem kann man trauen, wer meint es gut mit ihr, wer will ihr an den Kragen und wem ist sie so lange egal, bis sie den Mund öffnet. Und selbst als ich mir sicher zu sein glaubte, des Rätsels Lösung erraten zu haben, wurden meine Theorien wieder komplett zerstört und über den Haufen geworfen.
Das fand ich einerseits sehr aufregend, weil es den Spannungsbogen bis zuletzt greifbar gemacht hat. Aber ein wenig durcheinander war ich schon.

Mein Fazit:
Insgesamt bin ich mit dem Buch sehr happy, auch wenn ich zugeben muss, dass Teile des letzten Abschnittes wieder Verwirrung aufgeworfen haben, wo eigentlich für mich schon Klarheit herrschte. Das finde ich etwas schade, aber insgesamt war das Leseerlebnis wirklich haarsträubend spannend und ich habe es sehr genossen zu rätseln, wer mit wem unter einer Decke steckt, wer es gut meint und wer nicht. Fans von Jugendthrillern kann ich diese Geschichte 100% weiterempfehlen! Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 27.09.2022

Wunderschöne queere Geschichte mit leichten Startschwierigkeiten

we fell in love in october
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I fell in love in October ist eine der intensivsten queeren Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe. Obwohl das Buch eigentlich gar nicht so dick ist, hatte ich das Gefühl, die Protagonistin Lisa nicht ...

I fell in love in October ist eine der intensivsten queeren Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe. Obwohl das Buch eigentlich gar nicht so dick ist, hatte ich das Gefühl, die Protagonistin Lisa nicht nur über Monate, sondern direkt über Jahre begleitet zu haben. Und das meine ich nicht auf eine langweilige, „das Buch hat sich gezogen“-Art und Weise, sondern durch und durch positiv.

Ich muss aber zunächst gestehen, dass ich anfangs extrem Probleme mit Lisa und ihrer weltfremden Art hatte. Ja, sie lebte ihr komplettes Leben in einem kleinen Provinzkaff in Bayern, wo ungekämmte Haare auf der Straße direkt von den neugierigen Nachbarn hinter der Gardine abgespeichert und beim nächsten Kaffeekränzchen ausgiebig belästert werden. Und dennoch erwarte ich von einer 18-Jährigen, dass ihr der Begriff queer zumindest grob geläufig ist oder sie immerhin nicht in eine Schockstarre verfällt, wenn sie dann plötzlich in der Großstadt in einer FLINTA*-Bar zwei Frauen sieht, die sich küssen. Lisa denkt so derart verbohrt und steckt in ihren Gewohnheiten fest, dass sie gefühlt ständig von einem schrägen Kommentar zur nächsten unsensiblen Frage stolpert.

Aber! Und das ist das, was ich ihr hoch anrechne: Sie lernt schnell und wird stetig offener. Man kann sich nicht von heute auf morgen aus dem befreien, was einem viele Jahre lang vorgelebt wurde, das ist ganz klar. Vor allem nicht, wenn man selbst nicht weiß, wer man eigentlich sein möchte. Und dafür durchläuft Lisa im Laufe des Buches eine enorme Entwicklung.
Der Vorteil, der besteht, weil Lisa so unerfahren ist, ist, dass die Lesenden Stück für Stück zusammen mit ihr in das Thema LGBTQIA+ eingeführt werden. Nicht alle haben sich schon intensiv damit auseinandergesetzt und hier fallen relativ viele Begrifflichkeiten, die vielleicht Fragen aufwerfen könnte.

Lisas Reise vom Kaff nach Köln konnte man dank ihrer Ich-Perspektive direkt aus der ersten Reihe miterleben. Sie hat am Ende eine aufregende 360 Grad Wendung hinter sich, lernt sich komplett neu kennen, sodass ich sie nur bewundern kann. Meine anfängliche Skepsis ihr gegenüber wich dank der authentischen Ausführungen ihrer Gefühle bald, seien sie manchmal auch noch so kompliziert.
Durch diverse Rückblicke erhält man Zugang zu ihrer Vergangenheit, die Lisa jahrelang selbst sehr erfolgreich unterdrückt hat, man lernt sie besser zu verstehen. In ihr kämpfen Sicherheit und Gewohnheit gegen Selbstbestimmung und -verwirklichung, zwei Aspekte, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Gepusht wird wieder Zwiespalt noch zusätzlich durch Lisas unerträgliche Mutter sowie den emotionslosen Freund, der zuhause auf sie wartet.

Die WG dagegen, die Lisa in Köln aufnimmt, ist ein wunderbarer bunter Haufen. Maja entpuppt sich bald als wertvolle Freundin und Karla löst Gefühle in Lisa aus, die sie zunächst kaum einzuordnen weiß. Karla war mit Abstand die spannendste Figur, ich habe in Büchern noch nie jemanden wie sie getroffen. Mutig, sarkastisch, taff und er weiß, was er will, genau das Gegenteil von Lisas Unsicherheiten.

Die Beziehung von Karla und Lisa ist einzigartig. Ein Zusammenspiel wie das der zwei ist mir noch nie begegnet, allerdings ist auch hier nicht alles frei von Drama. Lisa verhält sich manchmal unheimlich egoistisch. Selbstfindung rechtfertigt keinesfalls das Spielen mit dem Gefühlen anderer, sei es bewusst oder aus Nachlässigkeit. Allerdings war es mir zu keinem Zeitpunkt zu viel Streit, sondern hielt ein gesundes Maß ein.

Mein Fazit:
Eine sehr emotionale Geschichte mit Protagonisten, die eine enorme Entwicklung im Verlauf durchmachen, selbst wenn Lisa zu Beginn nicht gerade viele Sympathiepunkte gewinnt. Viel Gefühl, ein bisschen Drama, eine Menge Aufklärungsarbeit. Einfach super!

Veröffentlicht am 22.09.2022

Sehr berührend

Neun Wünsche für Archie
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Archie Crumb ist ein bemerkenswerter Junge. Seine Geschichte klingt nicht nur auf den ersten Blick im Klappentext tragisch und aufregend zugleich, sie ist es auch von der ersten bis zur letzten Seite. ...

Archie Crumb ist ein bemerkenswerter Junge. Seine Geschichte klingt nicht nur auf den ersten Blick im Klappentext tragisch und aufregend zugleich, sie ist es auch von der ersten bis zur letzten Seite. Ich habe mit ihm mitgefiebert, habe gehofft, dass sein Leben sich wandeln kann, habe geweint und habe gelacht. So ein herzzerreißendes und trotzdem humorvolles, fantasievolles Kinderbuch zu schreiben, das muss man erst einmal schaffen.

Archie hat es in keiner Beziehung leicht. Seine Eltern sind geschieden, die Familie seines Vaters scheint ihn nicht zu wollen, seine Mutter ist zu traurig, um sich um den Haushalt zu kümmern, sodass alles an Archie hängen bleibt. In der Schule wird er gemobbt und abgesehen von seiner besten Freundin Maus hat er niemanden, der sich um ihn schert. Die Lehrenden kümmern sich nicht, befreundete Eltern kümmern sich kaum, Nachbarn sind zwar neugierig, aber eingreifen will keiner. Niemand scheint Archies Elend zu sehen, was ich im Nachhinein betrachtet eine schwierige Message finde. Kinder sollten generell nicht damit allein gelassen werden.

Dafür kommen dann die Wünsche, die Archie frei hat, sehr gelegen. Natürlich gehen auch ein paar für typisch materielle Dinge wie Pizza drauf, wie Kinder halt so sind. Aber man merkt bei Archie auch eine zögerliche Veränderung. Er wird selbstbewusster und lernt stetig, dass er nicht allein ist und dass es okay ist, für sich einzustehen. Dass man den Erwachsenen sagen darf und manchmal sogar sagen muss, wie man sich fühlt.

Das Buch strotzt nur so vor Emotionen. Archie sagt oft unheimlich bedrückende Dinge in so einem lapidaren Ton, als gehörten sie für ihn schon zum Alltag, und das ist mit Abstand das traurigste an der ganzen Sache. Dass er sein Schicksal angenommen hat, dass all diese schlimmen Dinge für ihn selbstverständlich scheinen.. dafür möchte man ihn einfach nur umarmen und ihm sagen, dass man für ihn da ist. Ihm sagen, dass es nicht so sein muss.

Mein Fazit:
Eine fesselnde und zutiefst berührende Geschichte. Mir fehlt ein wenig die Bereitschaft der Erwachsenen, sich für Archie einzusetzen, daher ziehe ich einen halben Stern ab. Aber dennoch war das Buch ein Highlight für mich!