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Veröffentlicht am 10.12.2022

Ein süßer Tod

Bülent Rambichler und der verliebte Bulle
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Äußerlich betrachtet erscheint das Cover doch sehr tussenhaft. Dieses Rosa und dann noch der Bulle mit der Rose. Hm, kitschig, aber auch provinziel. Und da es sich um den dritten Band der Provinzkrimi-Reihe ...

Äußerlich betrachtet erscheint das Cover doch sehr tussenhaft. Dieses Rosa und dann noch der Bulle mit der Rose. Hm, kitschig, aber auch provinziel. Und da es sich um den dritten Band der Provinzkrimi-Reihe mit Hauptkommissar Bülent Rambichler handelt, dann auch wieder stimmig.

Mit "Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht von einem zu anderen, sie gibt uns alles, doch sie nimmt auch viel zu viel, die Liebe ist ein seltsames Spiel." (1. Satz -Seite 9) lädt die in München lebende Autorin, Anja Bogner, ihre Leser nach Strunzheim zum Fasching ein. Doch was war das? Eine Frau stürzt tot in Rambichlers Arme. Was war passiert? Wer war die Tote?

Nach dem ereignisreichen, aber auch fragenaufwerfenden Prolog, trifft der Leser schnell auf alte Bekannte. Damit verbindet die Autorin sehr gekonnt die beiden Vorgängerbände an das vorliegende Geschehen. 

Wir befinden uns als nun zum dritten Mal in Strunzheim, einem fränkischen Dorf, oder doch lieber Kleinstadt. Hier scheint jeder jeden zu kennen, und auch deren Eigenarten. Da waren zum Beispiel die Walder-Zwillinge, von denen man sagte, dass ihr Mundwerk präziser schoss als die Waffe von John Wayne  und sie hörten die Nachtigall furzen, bevor die überhaupt wusste, dass sie Blähungen hatte. (Seite 16)

Aber natürlich darf auch der Hauptprotagonist Bülent Rambichler nicht fehlen. Er gilt im Allgemeinen eher als faul, und war in den vorangegangenen Fällen lieber hinter seinem Schreibstisch zu finden. Dieses Mal hatte die Autorin ihm jedoch mehr Aktionismus zugeschrieben. Wer Bülent noch nicht kennt, hier ein kurzer Überblick. Er trinkt gerne Kaba mit viiiel Pulver, vornehmlich aus einer Batman-Tasse (Seite 32), ist in Strunzheim aufgewachsen und hat ein sehr inniges Verhältnis zu seinen Eltern. Leider hat es bei der Liebe noch nicht so richtig gefunkt. Astrid, in die er zwar verliebt ist, hat ihn gerade verlassen. "Sie ist halt Veganerin, und das geht schon rein kühlschranktechnisch nicht zusammen." (Seite 36)

Ich wusste beim Lesen oft nicht, ob es sich nun hauptsächlich um einen Krimi handelte, oder ob die Liebesgeschichte im Vordergrund stand. Die Autorin wollte bestimmt beides vermischen, aber leider war das Mischungsverhältnis nicht ganz stimmig, so dass gerade im Mittelteil die Geschichte mit Astrid im Vordergrund stand.  Der Krimianteil liegt bei etwa zweidrittel. Aber nichtsdestotrotz war es eine witzige Fortsetzung mit sehr gelungenen Sprüchen und Weisheiten. "Man sollte wirklich einen Menschen nicht nach seinem Verhalten beurteilen, denn man weiß nie, was für ein Schicksal dahintersteckt." (Seite 112)

Und so endet dieser dritte Band mit einem Happy End. Ob wir noch weitere Geschichten von Rambichlers erfahren werden? Das bleibt zu hoffen! 

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Tolle Fortsetzung

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Äußerlich betrachtet fügt sich dieses Cover in die Reihe perfekt ein. Während auf dem Cover des ersten Bandes nur ein kleiner Junge und auf dem zweiten Band ein kleines Mädchen  im Vordergrund zu sehen ...

Äußerlich betrachtet fügt sich dieses Cover in die Reihe perfekt ein. Während auf dem Cover des ersten Bandes nur ein kleiner Junge und auf dem zweiten Band ein kleines Mädchen  im Vordergrund zu sehen war, erkennt man nun ein Junge und ein Mädchen, die auch älter sind. Das Kinderkrankenhaus im Hintergrund hat sich ebenfalls entwickelt und zeitgemäß auch verändert. Noch immer finde ich das Cover sehr ansprechend und auch farblich stimmig. 

Mit ​"Es war einer dieser letzten Sommertage mit besonders weichem Licht, das Marlenes Gesicht streichelte und angenehm wärmte." (1. Satz Seite 5) lädt die Autorin, deren Namen ein Pseudonym eines deutschen Geschwisterpaares ist, ihre Leser wieder nach Lübars ein. Der Prolog spielt Ende September 1919 und beschreibt das Wiedersehen der beiden Schwestern, Marlene und Emma, mit ihrem Vater. Es werden viele Fragen aufgeworfen wie zum Beispiel, wo Joseph solange war, weshalb sich die Mutter von ihm getrennt hatte usw. Auf jeden Fall ein spannender Einstieg, der jedoch als Voraussetzung hat, dass man die beiden Vorgängerbände und somit auch den Werdegang der beiden Frauen kennt.

In 31 Kapiteln umreist die Autorin die Zeit vom 1. Oktober 1929 bis zum 24. Dezember 1931. Die Hauptprotagonisten  haben sich weiterentwickelt, sowohl beruflich als auch privat. Emma ist inzwischen Oberschwester in der Kinderklinik und wird mit Arbeit überhäuft. Marlene ist Ärztin und bereitet sich auf ihre Habilitation vor. Sie führt ein luxuriöses Leben mit schicker Villa, teurem Auto, jedoch zeigt sich ihr Kinderwunsch unerfüllt. Auch Maximilian sehnt sich nach Nachwuchs. Beide verstecken ihre Gefühle in der Arbeit, bis ein Unfall dann eine Kehrwende in den Gedanken beschert. Wie in den Vorgängerbänden, so ist es der Autorin auch hier wieder gelungen, die Stimmung der damaligen Zeit sehr gut umzusetzen. Kleine politische Szenen, die jedoch den Plot keinesfalls unterbrechen, sondern nur der Zeit entsprechen, wurden eingeflochten. 

Interessant fand ich auch die Beschreibungen der Operationen, hier die Mandelentzündung, sowie die Heilmethoden. 

Wer sich fragt, woher der Titel " Tage des Lichts" kommt, wird auf Seite 67 fündig werden.

Abschließend kann ich sagen, dass mir auch dieser dritte Band sehr gut gefallen hat. Sowohl Spannung als auch Unterhaltung wurden weiter fortgeführt, so dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, zu Gast zu sein. Ich freue mich schon auf eine weitere Fortsetzung und bin gespannt, wie sich die Kinder entwickelt haben und ob sie in die Fußstapfen der beiden Schwestern getreten sind bzw. treten werden.

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Der Kampf um Anerkennung

Die Tochter der Hungergräfin
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Da ich bereits "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte gelesen, nein, geradezu verschlungen habe, war ich ziemlich gespannt, was sich unter diesem Roman nicht verbergen würde.
In bildhaften Beschreibungen ...

Da ich bereits "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte gelesen, nein, geradezu verschlungen habe, war ich ziemlich gespannt, was sich unter diesem Roman nicht verbergen würde.
In bildhaften Beschreibungen (z.B. wie ein Rest Schnee in einem Moosbett) treibt die Autorin den Prolog voran. Man spürt, dass etwas unbeschreibliches geschehen war: Der Erbgraf war im Alter von nur sieben Jahren gestorben. Was sollte nun aus allen werden? Denn von nun an gab es nur noch Frauen im Grafhaus zu Sayn.
Der erste Abschnitt des historischen Roman spielt in der Zeit von Juli 1636 bis August 1637 und umfasst somit ein komplettes Jahr. Auffällig ist auch die stilvolle Zeichnung der Burg Freusburg zu Beginn des ersten Kapitels, der den reißerischen Namen "Verrat" trägt und eine Fortsetzung des Prologs ist. Mit einfühlenden Worten beschreibt die Autorin nun die Beisetzung ihres geliebten Sohnes, neben seinem Vater. Man spürt die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Kaum kommt die Familie etwas zur Ruhe, kommt die unausweichliche Nachricht, dass der Kurfürst von Köln die Grafschaft Sayn zum erloschenen Lehen erklärt und sie Franz Wilhelm von Wartenberg, dem Bischof von Osnabrück, übertragen hat.
Der Roman wird aus Sicht von Ernestine Salentine, Tochter von Ernst Salentin geschildert.

Man erlebt die Ängste und Sorgen der Damen, hofft und bangt mit ihnen.
Wer historische Romane mag, wird hierin eine ansprechende Lektüre finden.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Bei Minus 20 Grad zählt jede Stunde

Kalt und still
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Äußerlich betrachtet lässt das Cover den Leser bereits beim Anblick zittern. Das winterliche Erscheinungsbild suggeriert Kälte, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit. Und genau dieses erleben Hanna und Amanda, ...

Äußerlich betrachtet lässt das Cover den Leser bereits beim Anblick zittern. Das winterliche Erscheinungsbild suggeriert Kälte, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit. Und genau dieses erleben Hanna und Amanda, aber jede aus anderen Gründen. Der Krimi ist durch seine Ausdrücke sehr nordisch gehalten, so dass man sich an Namen nicht stören sollte. 

Die Autorin widmet sich dieses Mal einem besonders heiklen Thema: Menschenhandel. Ein ausgeklügeltes Fall, der zugleich einen Reihenauftakt darstellt, und somit viel Spielraum lässt. Meines Erachtens wurde dieser Spielraum vollumfänglich genutzt. Kurze Kapitel, ein breitgefächerter Spannungsbogen und detailliert beschriebene Protagonisten runden den Polarkreis-Krimi ab. "Kalt und still" trägt mit Recht seinen Titel und verschafft dadurch seinem Leser eine Eiseskälte, die spürbar unter die Knochen geht. Ich würde mich über eine Fortsetzung mit Hanna Ahlander sehr freuen.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Fakt oder Fake?

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Äußerlich betrachtet, wäre mir das Cover in der Buchhandlung bei der Vielzahl der Thriller bestimmt nicht ins Auge gefallen. Mir fehlt hier ein bisschen etwas hervorstechendes, ein Eyecatcher. Dafür wird ...

Äußerlich betrachtet, wäre mir das Cover in der Buchhandlung bei der Vielzahl der Thriller bestimmt nicht ins Auge gefallen. Mir fehlt hier ein bisschen etwas hervorstechendes, ein Eyecatcher. Dafür wird man mit dem Prolog mehr als belohnt. Auf den ersten Seiten schon Nervenkitzel, da liegt die Messlatte für den Rest der Story sehr hoch.

Wir lernen Patrick kennen. Seine Gedanken sind kursiv gedruckt, somit ist immer klar, von welcher Position aus, die Geschichte betrachtet wird. Ich möchte nicht zuviel verraten, da dieser Thriller auf die Überraschungsmomente abzielt, von denen es zuhauf gibt. 


Erschreckend fand ich dass nach Recherche des Autors, im 2011 alleine in Bayern einhundertelf Personen unschuldig in Haft genommen wurden und für 10362 Hafttage entschädigt werden mussten. Man möge sich nur mal vorstellen, man wäre eine(r) derjenigen. Grauenhaften Gedanke.


Ich schließe mich der Aussage des Autors an: "Es ist angsteinflößend, wie leicht es ist, jemanden zu einem Verdächtigen zu machen." (Seite 130)


Aber ... manchmal kommt auch alles anders, als man denkt! Fakt oder Fake? 

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