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FranziskaBo96

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Neues aus Ali Hazelwoods Wissenschaftswelt

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«
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Für Neurobiologin Bee geht ein Traum in Erfüllung: Sie darf an einem NASA-Projekt arbeiten. Doch die anfängliche Euphorie verschwindet schnell, als sie erfährt, dass auch Levi, ein alter Bekannter aus ...

Für Neurobiologin Bee geht ein Traum in Erfüllung: Sie darf an einem NASA-Projekt arbeiten. Doch die anfängliche Euphorie verschwindet schnell, als sie erfährt, dass auch Levi, ein alter Bekannter aus Doktoranten-Tagen, der sie überhaupt nicht leiden konnte, daran mitarbeitet. Doch Bee beißt in den sauren Apfel und stürzt sich in das Projekt - und merkt irgendwann, dass Levi vielleicht doch nicht schlimm ist, wie sie immer dachte...

Die größte Kritik, die immer wieder bei diesem Buch fällt - und das auch zurecht - ist, dass es extrem ähnlich zu Ali Hazelwoods anderem Hit, The Love Hypothesis ist. Die Charaktere und ihre Dynamiken zueinander sind so ziemlich 1:1 die gleichen und sogar die Handlung folgt einem extrem ähnlichen Muster. Das ist ein definitiv valider Kritikpunkt, der bei einer so gefeierten Autorin auch eigentlich nicht sein dürfte.

Aber ich bin ganz ehrlich - für mich (und scheinbar auch für viele andere) funktioniert dieses Schema einfach. Auch wenn die Handlung extrem vorausschaubar war, habe ich mitgefiebert, mitgeschmachtet und mitgelacht. Auch das Naturwissenschafts-Setting hat mir dieses Mal wieder gut gefallen. Ali Hazelwood weiß einfach, wie sie mich am Faden hält.

Das einzige, was mir wirklich nicht gefallen hat, war eine Entwicklung gegen Ende, die schon ziemlich absurd und überspitzt war.

Kurzum: Wer The Love Hypothesis liebte, wird auch dieses Buch lieben. Und wer mit Ali Hazelwood bisher nicht so richtig warm geworden ist, sollte dann vielleicht auch die Finger hiervon lassen.

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Veröffentlicht am 16.11.2022

Beeindruckender Einblick in ein anderes Leben

Schwarzes Herz
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TW: Auf der letzten Seite des Buches ist eine ausführliche Triggerwarnung, die ich allen vor dem Lesen ans Herz legen würde, die auf bestimmte Themen sensibel reagieren (v.a. Rassismus, häusliche Gewalt).

In ...

TW: Auf der letzten Seite des Buches ist eine ausführliche Triggerwarnung, die ich allen vor dem Lesen ans Herz legen würde, die auf bestimmte Themen sensibel reagieren (v.a. Rassismus, häusliche Gewalt).

In ihrem Roman "Schwarzes Herz" lässt die Autorin ihre namenlose schwarze Protagonistin von ihrem Leben erzählen. Schon als Kind leidet sie unter Rassismus, chronischer Krankheit und häuslicher Gewalt, später gerät sie selbst in eine Beziehung mit einem gewalttätigen Mann und versucht, aus dem Teufelskreis der Gewalt auszubrechen.

Mir ist bewusst, dass diese Handlungszusammenfassung etwas dürftig ist (der Klappentext macht hier meiner Meinung nach auch keinen besonders guten Job), es ist aber auch keine so ganz kohärente Handlung in dem Buch für mich erkennbar. Das könnte man jetzt durchaus als Kritik werten, ich fand diese sozusagen fiktive Biografie (in die sicher auch viele autobiografische Elemente der Autorin eingeflossen sind) aber sehr interessant und gab mir einen eindrucksvollen Blick in das Leben eines Menschen, der ganz andere Probleme hat als ich. Ich denke, gerade bei Themen wie Rassismus, wo viele Menschen immer noch Schwierigkeiten haben zu verstehen, wo genau das Problem liegt, sind solche Berichte unheimlich wichtig und helfen mir persönlich, mich besser mit den Thematiken auseinander zu setzen.

Mein einziger Kritikpunkt (und der Grund, weshalb ich hier vier statt fünf Sternen gebe) ist die etwas gewöhnungsbedürftige Struktur. Die Autorin springt zwischen mehreren Zeitlinien hin und her, gepaart mit teilweise sehr kurzen Kapiteln hat das manchmal dazu geführt, dass ich nicht sofort wusste, in welcher Zeit wir jetzt sind und ich wurde immer mal wieder aus der Handlung herausgeholt.

Trotzdem ist es ein sehr eindrucksvoll geschriebenes Buch, dass ich allen ans Herz legen möchte. Ich konnte die knapp 200 Seiten trotz der doch recht heftigen Thematik innerhalb eines Tages verschlingen, was ja eigentlich immer ein gutes Zeichen ist.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Auf dem Meer der Vergangenheit

Das Philosophenschiff
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Zum Anlass ihres 100. Geburtstag lädt Architektin Anouk Perleman-Jones einen Schriftsteller zum Gespräch ein, der eine Biografie über sie schreiben soll. Die beiden begeben sich nun auf Reise in die Vergangenheit, ...

Zum Anlass ihres 100. Geburtstag lädt Architektin Anouk Perleman-Jones einen Schriftsteller zum Gespräch ein, der eine Biografie über sie schreiben soll. Die beiden begeben sich nun auf Reise in die Vergangenheit, aber vor allem an Bord eines Schiffes, mit dem die junge Anouk und ihre Eltern in den 20ern aus Russland ins Exil reisen.

Was mich bei diesem kleinen, aber feinen Buch überzeugen konnte, war vor allem der Schreibstil, der mir auch schon bei vorherigen Werken Köhlmeiers gut gefallen hat. Der Autor schafft es, den erzählenden und überschweifenden Ton einer alten Dame extrem gut zu treffen. Besonders gut gefielen mir einige sehr schlaue Zitate, die immer wieder im Text auftauchten. Ich bin normalerweise niemand, der so etwas in Büchern markiert, hier war ich aber kurz davor, einiges herauszuschreiben.

Davon abgesehen ließ mich das Buch letztendlich aber eher verwirrt zurück. Die Geschichte der alten Frau ist zwar nicht unbedingt uninteressant, aber so ganz konnte ich nicht ganz herauslesen, was ich als Leser aus ihr herausnehmen sollte. Vielleicht fehlt mir hier auch einfach die gewisse Intelligenz, aber so ganz war mir nie klar, was das alles bei mir bewirken sollte.

Sicher wird so einigen dieses Buch besser gefallen, wer Köhlmeier mag, sollte auf jeden Fall mal reinlesen.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Eve in Hollywood

Eve
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Die kleine, aber feine Novelle "Eve" erzählt von Evelyn Ross, ihrer Ankunft in Los Angeles 1938 und wie sie ihren Weg in Hollywood findet.

Fans von Amor Towles kennt die Figur vielleicht schon aus seinem ...

Die kleine, aber feine Novelle "Eve" erzählt von Evelyn Ross, ihrer Ankunft in Los Angeles 1938 und wie sie ihren Weg in Hollywood findet.

Fans von Amor Towles kennt die Figur vielleicht schon aus seinem Debütroman "Eine Frage der Höflichkeit" - das ich leider noch nicht gelesen habe. Es handelt sich bei "Eve" also um eine Art Fortsetzung, was im offiziellen Klappentext an keiner Stelle erwähnt wird. Außerdem finde ich wichtig zu erwähnen, dass die englische Originalfassung bereits 2013, also vor seinen anderen Bestsellern, erschienen ist. Tatsächlich würde ich sagen, dass man das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen kann (wie ich es gemacht habe), trotzdem hatte ich schon das Gefühl, dass ich davon profitiert hätte, wenn ich Evelyns Figur bereits gekannt und gewusst hätte, was sie so besonders macht.

Denn tatsächlich hatte ich im ersten Drittel echt meine Probleme. Es werden ein Haufen Figuren eingeführt, die erstmal nur sehr vage miteinander verbunden sind. Lange war mir nicht so richtig klar, wohin die Handlung führt und so herrschte bei mir auch erstmal viel Verwirrung vor. Tatsächlich dachte ich auch darüber nach, das Buch abzubrechen.

Dieses Gefühl drehte sich aber um 180 Grad ab dem zweiten Drittel, als ein Krimi-Element eingeführt wird. Die cleveren und teilweise witzigen Wendungen und Perspektiven, die ich an Amor Towles Geschichten liebe, sind hier wieder komplett vorhanden und konnten mich mal wieder so richtig begeistern. Auch wenn man merkt, dass sein Schreibstil noch nicht ganz so perfektioniert war, wie bei seinen Hits "Ein Gentleman in Moskau" und "Lincoln Highway" verwandelte sich auch dieses Buch dann langsam in einen absoluten Pageturner.

4 Sterne sind vielleicht etwas großzügig dafür, wie viel Kritik ich für den Beginn des Buches habe, trotzdem drücke ich für den Spaß, den ich gegen Ende damit hatte, heute mal alle Augen zu.

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Allein über die Grenze

Solito
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In "Solito" erzählt Javier Zamora autobiografisch über seine illegale Immigration von El Salvador 1999. Aus Sicht des damals Neunjährigen erleben wir dubiose Schlepper, gefährliche Nächte in der Wüste ...

In "Solito" erzählt Javier Zamora autobiografisch über seine illegale Immigration von El Salvador 1999. Aus Sicht des damals Neunjährigen erleben wir dubiose Schlepper, gefährliche Nächte in der Wüste und Ungewissheit in mexikanischen Motels.

Dieses Buch fair zu rezensieren, fällt mir unheimlich schwer. Ich halte die Thematik und Javier Zamoras eigene Geschichte unheimlich wichtig und finde es toll, dass sie erzählt wird und auch so viel Aufmerksamkeit bekommt. Gerade im Angesicht der Flüchtlingsdebatten sowohl in den USA als auch in Europa, zeigt dieses Buch extrem gut, welche persönlichen Schicksale hinter diesem "Problem" stecken und dass wir diese Komponente bei der Diskussion auch vielleicht immer wieder vergessen.

Andererseits hat mir der Schreibstil vor allem zu Beginn unheimlich zu schaffen gemacht. Zamora versucht die Geschichte so zu erzählen, wie er es mit neun gemacht hätte. Das umfasst nicht nur Beschreibungen, die auf den erwachsenen Leser ziemlich unrelevant, absurd und manchmal auch unnötig ekelerregend wirken, sondern auch regelmäßige Einschübe von spanischen Wörtern oder auch ganzen Sätzen. Während ich verstehe, welche stilistische Funktion dieses Element haben soll, war das für mich, die kaum Spanisch kann, ziemlich störend. Zwar gab es auch ein Glossar am Ende des Buches, aber das Nachschlagen war ich irgendwann leid, ich denke, hier wären Fußnoten vielleicht eine bessere Idee gewesen.

Dass die Geschichte zeitweise repetitiv und vielleicht auch ein bisschen langweilig ist, kann man dem Autor nicht vorwerfen, schließlich ist es ja seine Lebensgeschichte bzw. ist das bei vielen Flüchtlingsschicksalen halt einfach der Fall. Trotzdem hätte man das glaube ich anders lösen können, indem man z.B. bestimmte Episoden gekürzt oder weggelassen hätte. Allgemein finde ich, dass das Buch mit 100 Seiten weniger auch gut ausgekommen wäre.

Nichtsdestotrotz finde ich, dass Zamoras Geschichte wichtig ist und ein guter Beitrag zu aktuellen Diskussionen leisten kann, auch wenn ich die Umsetzung an manchen Stellen etwas schwierig fand.

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