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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eindrucksvolle und lebendige Geschichte über eine starke Frau, die für ihre Ideale kämpft - eine dramatische und spannende Lebens- und Liebesgeschichte.

Der Ruf des Eisvogels
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Olga Blume kommt am 1. April 1925 in Ginsterburg in der Uckermark zur Welt. Ihre Mutter stirbt bei der Geburt und so wird der Eisvogel symbolisch zur Mutter, die auf Olga aufpasst. Tatsächlich kümmert ...

Olga Blume kommt am 1. April 1925 in Ginsterburg in der Uckermark zur Welt. Ihre Mutter stirbt bei der Geburt und so wird der Eisvogel symbolisch zur Mutter, die auf Olga aufpasst. Tatsächlich kümmert sich ihr Großvater, liebevoll "Pa" genannt, um seine Enkeltochter, nachdem sich der Vater aus einer Mischung aus Wut, Trauer und Schuld von der Familie abgewandt hat. Von Papa, einem praktizierenden Arzt, lernt die wissbegierige Olga alles was sie über Medizin und Naturheilkunde wissen muss. Das erworbene Wissen kann sie während des Zweiten Weltkrieges anwenden, um vor allem Frauen bei gewollten und ungewollten Schwangerschaften zu helfen, bis Olga selbst in den 1950er-Jahren Ärztin wird.
Ihr Wunsch nach Autonomie und Freiheit sowie ihre Tätigkeit als Medizinerin steht ihrem privaten Glück mehrfach im Wege. Freundschaften zerbrechen, Herzen werden gebrochen. Olga ist alleinerziehende Mutter bis sie einen Kommilitonen heiratet, der mit ihr eine eigene Familie gründen möchte. Sie möchte ihre Berufung nicht aufgeben und ihr Herz hängt noch immer an ihrer ersten Liebe. Diese verschweigt sie ihrer Tochter und Enkeltochter bis sie 1991 bei einem gemeinsamen Ausflug mit beiden zurück in ihre Heimat Ginsterburg gelangt.

"Der Ruf des Eisvogels" erzählt die Lebensgeschichte einer kämpferischen Frau und Gynäkologin aus Berufung. Der Roman beginnt im Jahr 1925 und handelt mit mehreren Zeitsprüngen auf zwei Erzählebenen, wobei der Schwerpunkt auf der Vergangenheit liegt und die Gegenwart im Jahr 1991 im Wesentlichen der Wahrheitsfindung umd Versöhnung dient.

Neben ihrem Wunsch als Ärztin zu praktizieren, war es Olga, die selbst mutterlos aufgewachsen ist, stets ein Anliegen für ihre Tochter da zu sein und sie zu beschützen. Zur Erreichung ihrer Ziele musste sie schon in jungen Jahren einiges auf sich nehmen, kompromisslos handeln und sich als Frau und Mutter immer wieder neu beweisen. Dabei hat sie andere, ihr wichtige Menschen vor den Kopf gestoßen und auf ein Leben mit ihrer großen Liebe verzichtet.

Olgas Geschichte ist eindrücklich und emotional geschildert. Es fällt leicht, sich in die junge Frau hineinzuversetzen und ihre Träume und Wünsche nachzuvollziehen. Die Gräueltaten während und nach des Zweiten Weltkrieges sind aus Sicht der angehenden Ärztin schockierend und prägend Olgas weiteren Lebensweg. Frauen zu helfen, zu heilen und zu ihrem Recht zu verhelfen, wird zu ihrer Lebensaufgabe, was für einen Mann nur schwer auszuhalten ist. Olga war ihrer Zeit voraus und immer wieder gezwungen zu kämpfen. Selbstbewusst geht sie ihren Weg, verschweigt und verdrängt jedoch Belastendes und ist ihrer Tochter nicht ehrlich gegenüber. Auch die Lügen und der Schutz ihrer Geheimnisse bestimmen ihr Leben.

Der Roman ist neben der bewegenden emotionalen Seite spannend aufgebaut, denn einzelne Andeutungen und Details aus Olgas Leben werden erst an späterer Stelle wieder aufgenommen und offenbaren mehr. Die Zeitsprünge und Rückblenden erfordern Konzentration und ergeben zusammen mit dem Gegenwartsstrang ein schlüssiges Bild.

"Der Ruf des Eisvogels" ist eine eindrucksvolle und lebendige Geschichte über eine starke Frau, die für ihre Ideale kämpft. Es ist eine Geschichte über Mutterliebe, Selbstverwirklichung, Emanzipation, Liebe und Freundschaft, über Gleichberechtigung und Ambitionen, die anschaulich mit den Lebensumständen der 1940er- und 1950er verwoben wird, authentisch ein Stück deutsche Zeitgeschichte einfängt und neben der oftmals bildhaften Sprache Wissen aus Medizin und Naturheilkunde vermittelt.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Wendungsreicher, spannender Kriminalfall; bodenständiger, aber auch unaufgeregter als Band 1 und 2. Im nächsten Teil hoffentlich wieder mehr von Jessica Niemi

Feindesopfer
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Der Firmeninhaber Eliel Zetterborg wird erstochen in seiner Wohnung in Helsinki aufgefunden, nachdem er zuvor Einsparungsmaßnahmen und Entlassungen von Mitarbeitern angekündigt hatte. Ein Mord aus Vergeltung ...

Der Firmeninhaber Eliel Zetterborg wird erstochen in seiner Wohnung in Helsinki aufgefunden, nachdem er zuvor Einsparungsmaßnahmen und Entlassungen von Mitarbeitern angekündigt hatte. Ein Mord aus Vergeltung erscheint offensichtlich und die Anzahl mutmaßlicher Täter unüberschaubar. Jusuf Pepple wird erstmals zum Hauptermittler im Dezernat für Schwerverbrechen ernannt, da seine erfahrene Kollegin Jessica Niemi sich nach ihrem letzten Fall eine Auszeit genommen hat.
Bei der Spurensicherung in Zetterborgs akribisch aufgeräumter Wohnung wird ein ungelöstes Puzzle mit Tausenden von Teilen und ein verstecktes Foto gefunden, auf dem Zetterborg in jüngeren Jahren mit weiteren Männern abgebildet ist, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden sind. Unklar ist, ob der Täter damit weitere Morde ankündigt oder ob das Foto auf ein anderes Motiv hindeutet. Jusuf sucht sich Unterstützung bei Jessica, doch diese hat mit ihren eigenen Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen.

"Feindesopfer" ist nach "Hexenjäger" und "Teufelsnetz" Band 3 der Reihe um die Kriminalhauptkommissarin Jessica Niemi, die durch Flashbacks und Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit psychisch belastet ist. In diesem Band stellt möchte sich ihrer Vergangenheit stellen und hat deshalb bei der Aufklärung des Kriminalfalls nur eine untergeordnete Rolle, während Jusuf, der aus den letzten Bänden als ihr Partner bekannt ist, die Leitung der Ermittlungen übernimmt.

"Feindesopfer" wird in kurzen Kapiteln erzählt, die sehr dynamisch sind, da der Fall innerhalb von 24 Stunden mit der Verhaftung von zwei Tatverdächtigen als gelöst gilt. Daneben gibt es Rückblenden in den Winter 1990, die der/ dem Leser*in einen Wissensvorsprung geben, wodurch die Handlung jedoch nichts an ihrer Spannung einbüßt.
Dazu trägt auch der zweite Handlungsstrang um Jessica Niemi bei, die sich mit einem alten Fall konfrontiert sieht. Darüber hinaus sorgt ihre Vergangenheit mit ihren toten Angehörigen weiterhin für Rätselraten, seit Band 1 immer wieder angedeutet wurde. Auch wenn es zur Lösung des Kriminalfalls nicht nötig ist die beiden Vorgängerbände zu kennen, bieten sie doch wichtiges Hintergrundwissen, um Jessicas Tun besser einordnen zu können.

Der Kriminalfall ist durch Wendungen und Rückblenden in die Vergangenheit abwechslungsreich, die Ermittlungen wie die handelnden Personen authentisch. Insbesondere in Jusuf, der zum ersten Mal Verantwortung übernehmen muss und immer wieder mit dem Druck der Verantwortung zu kämpfen, wirkt nahbar und seine Gefühle nachvollziehbar.
Band 3 ist ist aufgrund des leichter durchschaubaren Plots greifbarer und auch bodenständiger als Band 1 und 2, jedoch auch unaufgeregter und weniger ein Thriller.

Dennoch ist die Aufklärung des Falls aufgrund mehrerer Verdächtiger, Motive und unvorhersehbarer Ereignisse spannend bis zur endgültigen Sicherheit über die Identität des Täters. Da Jessica immer noch ein Mysterium bleibt, freue ich mich, dass die Reihe, die als Trilogie angelegt war, fortgesetzt wird und darin hoffentlich Jessica und ihr genialer Instinkt wieder eine größere Rolle spielen werden.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Spannende und warmherzige Geschichte, die sich von einem Familiendrama und einer Liebesgeschichte bis zu einem Thriller entwickelt.

Ein Nest voller Träume
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Nachdem Joanna ihre Mutter an den Krebs verloren hat und selbst eine Brustkrebserkrankung überstanden hat, setzt sie nach zwei Jahren ihre Promotion fort. Als Ornithologin betreibt sie Feldforschung in ...

Nachdem Joanna ihre Mutter an den Krebs verloren hat und selbst eine Brustkrebserkrankung überstanden hat, setzt sie nach zwei Jahren ihre Promotion fort. Als Ornithologin betreibt sie Feldforschung in Illinois, wo sie die Hütte eines Professors angemietet hat und einsam die Nester der Indigofinken aufsucht. Ihre Routine wird durch ein kleines Mädchen unterbrochen, das eines Tages vor ihrer Tür steht und behauptet, von den Sternen zu kommen und in den Körper eines toten Mädchens geschlüpft zu sein, um fünf Wunder auf der Erde zu erleben. Joanna glaubt der Kleinen, die sich Ursa Major nennt, kein Wort und macht sich Sorgen wegen ihres Zustandes, der schmutzigen Kleidung und der blauen Flecken. Der von ihr gerufene Sherif handelt nicht und so sucht sich Jo Unterstützung ihrem Nachbarn Gabe, den sie als Eierverkäufer von der Straße kennt. Die beiden versuchen das Vertrauen von Ursa zu gewinnen, um herauszufinden, wo sie herkommt und was der Grund für ihre offensichtliche Flucht ist. Während Ursa ihre Wunder erlebt, bewirkt sie selbst ein kleines Wunder, indem sie Jo und Gabe, die beide ihre Narben tragen und sich in die Einsamkeit zurückgezogen haben, zusammenbringt. Sie verbringen zu dritt viel Zeit gemeinsam in der freien Natur und verdrängen dabei, dass sie bis zum Ende von Jos Aufenthalt eine Entscheidung getroffen haben müssen.

Das Buch beginnt mysteriös mit dem Erscheinen des Mädchens, das sehr überzeugend seine Geschichte darlegt. Jo nimmt sich ihrer gezwungenermaßen an, möchte sie beschützen und knüpft dabei ein immer engeres Band. Sie integriert den kleinen Alien in ihren Alltag, ohne mehr über ihre wahre Herkunft zu erfahren und nähert sich dabei ihrem Nachbarn an, der auch unschlüssig ist, was sie mit Ursa unternehmen sollen.

Die Geschichte driftet im weiteren Verlauf der Handlung weg von der Frage nach Ursas Herkunft und legt den Fokus verstärkt auf Jo und Gabe, die Entwicklung ihrer Beziehung, aber insbesondere auch auf die Schicksalsschläge, die sie erlebt haben und die seelische und körperliche Narben hinterlassen haben.

Die persönlichen Dramen bewegen und erklären die Zurückgezogenheit der Charaktere. Sie nähern sich einander an und beginnen sich zu öffnen, wobei Ursa weiterhin verschlossen bleibt und sich allerhöchstens durch ihre Zeichnungen ausdrückt.

Der Roman ist spannend und emotional und entwickelt sich von einem Familiendrama und Liebesgeschichte hin zu einem Thriller, als die Schwierigkeiten von Ursa, die so lange ausgeblendet wurden, zu einer Gefahr für alle drei werden.

Obgleich der Mystik, die das kleine Mädchen umgibt, ist die Geschichte nicht wirklichkeitsfremd, sondern originell. Authentisch wird beschrieben, wie sich die gebrochenen Charaktere einander annähern und eine Einheit bilden und sich mit den Problemen der Vergangenheit auseinandersetzen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und Liebe, die herzerwärmend und magisch erzählt wird, Hoffnung schenkt und an Wunder glauben lässt. Sie zeigt, dass Menschen trotz schlimmer Erfahrungen Stärke zeigen können und den Mut haben, auf ihr Herz zu hören, um schier unbezwingbare Hürden zu überwinden. Ohne kitschig oder rührselig zu werden, findet die Geschichte ein rundes Ende.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Spannendes Familiendrama mit emotionalen Momenten und Sachinformationen zum Asperger Syndrom.

In den Augen der anderen
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Jacob Hunt ist 18 Jahre alt, überdurchschnittlich intelligent und beschäftigt sich in seiner Freizeit am liebsten mit Forensik, Tatorten und Fingerabdrücken. Sein Leben ist streng getaktet, um 16:30 Uhr ...

Jacob Hunt ist 18 Jahre alt, überdurchschnittlich intelligent und beschäftigt sich in seiner Freizeit am liebsten mit Forensik, Tatorten und Fingerabdrücken. Sein Leben ist streng getaktet, um 16:30 Uhr muss er seine Lieblingsserie gucken, um 18 Uhr gibt es Abendessen, wobei das Essen stets dem Wochentag entsprechend eine bestimmte Farbe haben muss, genau wie die Kleidung, die er trägt. Dies sind nur einige wenige Eigenheiten, denn Jacob leidet unter Asperger-Syndrom. Sein jüngerer Bruder Theo fühlt sich deshalb vernachlässigt, denn Jacob steht bei seiner Mutter Emma stets im Mittelpunkt, der Vater hat die Familie bereits vor Jahren verlassen, da er mit der Diagnose nicht umgehen konnte.
Emma wollte Schriftstellerin werden und arbeitet in zwischen als "Kummerkastentante" für eine Zeitung. Sie hat keine engen Freunde, da sich alle befremdet von dem autistischen Jacob abwenden, um den sich immer alles dreht. Emma kommt zurecht, liebt ihr Söhne über alles, hatte sich ihr Leben aber anders vorgestellt.
Als Jacobs Tutorin tagelang verschwunden ist und letztlich tot aufgefunden wird, gerät Jacob unter Tatverdacht, da er den Tatort arrangiert hat und wird des Mordes angeklagt. Aufgrund seiner unkontrollierten Anfälle und seinem eigenartigen Verhalten trauen Polizei und Staatsanwaltschaft Jacob ein Gewaltverbrechen zu. Emma ist zwar verunsichert, glaubt aber an die Unschuld ihres Sohnes und kämpft zusammen mit dem unerfahrenen Anwalt Oliver Bond für Gerechtigkeit.

Der Roman wird abwechselnd aus der Perspektive der fünf handelnden Personen geschildert, so dass man sowohl tiefe Einblicke in die Familie erhält, aber auch in die Ermittlungen der Polizei eingebunden ist und die Taktik des einfallsreichen Junganwalts verfolgen kann.

Bevor die Studentin Jess verschwindet, wird der Fokus auf das familiäre Zusammenleben der Hunts gelenkt. Jacob gilt als "Freak", der von manchen ausgelacht wird und anderen Angst einjagt. Er hat keinen Sinn für Empathie, tut sich schwer im Umgang und der Kommunikation mit anderen und rastet aus, wenn etwas von seinen Gewohnheiten abweicht. Auch der 15-jährige Theo hat dadurch keine Freunde, musste als kleiner Bruder schon früh auf den Älteren aufpassen und sucht sich den Kick bei Wohnungseinbrüchen und kleinen Diebstählen, während er von einem normalen Familienleben träumt.
Emma führt ein anstrengendes Leben, kümmert sich 24/7 um ihren ältesten Sohn, ist dabei jedoch beneidenswert geduldig. Sie ist eine starke Frau, die alles allein managt und ihre Mutterliebe ist trotz aller Schwierigkeiten unerschütterlich und spürbar.

Die Geschichte ist bittersüß, denn manche skurrile Szene liest sich humorvoll, auch wenn stets die Krankheit Jacobs der Auslöser ist, die über allem steht und das Leben der gesamten Familie nachhaltig beeinträchtigt. Jeder Protagonist ist ein Unikat, wirkt authentisch und nahbar. Durch die wechselnden Perspektiven fällt es leicht, sich in jeden von ihnen hineinzuversetzen.
Neben den aufwühlenden, emotionalen Momenten, ist die Geschichte spannend, denn die Schuldfrage am Mord von Jess bleibt lange im Unklaren, wobei die Frage der Schuldfähigkeit noch viel bedeutsamer ist.
Der Prozess und der Kampf um Jacobs Rechte im Vorfeld und währenddessen sind abwechslungsreich geschildert, was insbesondere an dem jungen und unerfahrenen Rechtsanwalt Oliver liegt, der intuitiv handelt und sich mehr zunächst persönlich als professionell für die Hunts einsetzt.

"In den Augen der anderen" ist ein beeindruckendes, aufwändig recherchiertes Buch, das informativ ist und viele Sachinformationen zum Asperger-Syndrom enthält, gleichzeitig aber auch unkompliziert unterhaltsam ist und ein bewegendes Familiendrama erzählt.

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Veröffentlicht am 03.12.2022

Wendungsreicher Kriminalfall mit einem Dorf voller Geheimnisse und unkonventionellen Ermittlern - spannender und unterhaltsamer Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht

Die letzte Party
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Am Neujahrsmorgen wird die Leiche von Rhys Lloyd, einem ehemals erfolgreichen Opernsänger und Mitinhaber der umstrittenen Lodge-Reihe The Shore im Grenzgebiet Wales/ England, im See aufgefunden. Noch vor ...

Am Neujahrsmorgen wird die Leiche von Rhys Lloyd, einem ehemals erfolgreichen Opernsänger und Mitinhaber der umstrittenen Lodge-Reihe The Shore im Grenzgebiet Wales/ England, im See aufgefunden. Noch vor wenigen Stunden hatten die Bewohner der Lodges zusammen mit den eingeladenen Einheimischen ausgelassen Silvester gefeiert.
Die Waliserin DC Ffion Morgan, die in dem Dorf am Rand des Sees aufgewachsen ist, soll zusammen mit dem Engländer DC Leo Brady von der Cheshire Major Crime Unit die Ermittlungen durchführen. Bald ist klar, dass Rhys Lloyd keines natürlichen Todes gestorben ist und die Liste der Mordverdächtigen ist lang, schließlich hat sich Rhys Lloyd mit dem Bau der Luxus-Lodges Feinde im Dorfe gemacht und auch aus seinem persönlichen Umfeld gibt es mehrere Menschen, die ein Motiv haben. Selbst Ffion, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, macht sich gegenüber Leo verdächtig.

"Die letzte Party" ist der erste Band der ersten Krimireihe von Clare Mackintosh, die bisher durch Thriller bekannt war. Hauptfigur Ffion Morgan ist dabei ein interessanter Charakter, die mit ihrer unkonventionellen Art und ihrer Ruppigkeit im krassen Gegensatz zum dem sensiblen wenig durchsetzungsstarken englischen Ermittler Leo Brady ist. Beide haben ihr persönlichen Probleme, wobei die von Ffion zunächst im Verborgenen bleiben, während Leo sich im Sorgerechtsstreit mit seiner Exfrau befindet.
Die Ermittlungen in dem Mordfall gestalten die sich durch zahlreiche Verdächtige, Motive und Geheimnisse der Bewohner der Lodges und der Dorfbewohner schwierig. Ffion und Leo arbeiten weitgehend Hand in Hand, wobei Ffion immer wieder ihre Mentalität als Lone Ranger beweist und sich von Leo nicht in die Karten schauen lassen möchte. Ihre sehr selbstbewusste und brachiale Art zwischen Genie und Wahnsinn sorgt für Ungläubigkeit bei Leo und für so manchen unterhaltsamen Dialog zwischen den beiden Hauptfiguren.

Der Krimi wird abwechselnd in der Gegenwart in den ersten beiden Januarwochen aus den Perspektiven von Ffion und Leo erzählt. Daneben gibt es eine Vielzahl an Kapiteln aus der Sicht weiterer handelnder Personen, insbesondere Verdächtiger, und Rückblenden in die Zeit der Vorbereitungen der Silvester-Party ab Weihnachten bis in den Sommer. Durch diese Schilderungen, die die Ermittlungen und die Handlung in der Gegenwart bald überlagern, tun sich ungeahnte Verbindungen und Abgründe über die Nebencharaktere auf, wodurch deutlich wird, wie viele Feinde sich Rhys Lloyd im Lauf seines Lebens gemacht hat und wie viele Menschen nach Vergeltung sinnen müssen.
Trotz der Vielzahl der Personen fand ich die Handlung nicht verwirrend, denn die Personen sind in ihrem auffälligen, exzentrischen und versnobten Verhaltensweisen so plastisch dargestellt, dass es nicht schwerfällt, sie zu unterscheiden und den Überblick zu behalten. Ergänzend hilft eine Karte zu Beginn des Buches, auf der das Dorf sowie die Lodges und ihre Bewohner eingetragen sind.

Der Krimi im Stil einer Locked Room Mystery ist trotz der zähen Ermittlungen durch Wendungen und die Geheimnisse, die sich nach und nach über die Bewohner der Lodges und die Einheimischen offenbaren, spannend und bis zum Schluss wendungsreich durch zahlreiche Twists & Turns. Zudem überzeugt die Handlung im englisch-walisischen Grenzgebiet durch ihre eigenwilligen Charaktere, insbesondere Ffion und Leo, und macht damit neugierig auf weitere Bände der Krimireihe.

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