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Veröffentlicht am 15.12.2022

Mutiger schwarzer Kater sucht das gute Leben

Nero Corleone
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Worum geht es?
Ein kleiner schwarzer Kater mit einer weißen Pfote kommt auf einem italienischen Bauernhof auf die Welt. Nero genannt. Und weil er so mutig ist: Corleone, d.h. Löwenherz. Ein deutsches Urlauberpaar ...

Worum geht es?
Ein kleiner schwarzer Kater mit einer weißen Pfote kommt auf einem italienischen Bauernhof auf die Welt. Nero genannt. Und weil er so mutig ist: Corleone, d.h. Löwenherz. Ein deutsches Urlauberpaar verliebt sich in ihn und seine Schwester Rosa und nimmt die Kätzchen mit nach Köln, wo er sich rasch mit den Nachbarskatzen anfreundet. Doch die Sehnsucht nach Italien bleibt.

„Nero Corleone“ von Elke Heidenreich erschien erstmals 1995, wurde ein Megaerfolg, in 28 Sprachen übersetzt. Das Buch wurde von Quint Buchholz illustriert. Im Übrigen gab es tatsächlich einen schwarzen Kater, einen Nero, im Leben der Autorin.

Obwohl es sich um ein Kinderbuch handelt, ist der Schreibstil zwar locker, leicht, aber sprachlich nicht speziell für Kinder adaptiert. Detaillierte Beschreibungen bringen das Treiben am Bauernhof, ebenso wie später jenes in der Großstadt sehr anschaulich zum Ausdruck. Die hie und da eingestreuten italienischen Worte unterstreichen das italienische Ambiente.

Im Mittelpunkt steht Nero Corleone, der schwarze Kater mit der weißen Pfote, der Schwarze und Mutige, denn Corleone bedeutet Löwenherz, der selbstbewusst, furchtlos und keck, gleichermaßen auch irgendwie charmant, Tiere und Menschen nach seiner Pfeife tanzen lässt. Er setzt sich überall durch, stibitzt allerlei Leckereien, teilt aber durchaus fürsorglich seine Beute - ob mit seiner tapsigen Schwester Rosa oder mit dem Straßenkater Karlheinz.

Man durchlebt in dieser Geschichte eine ganze Skala von Emotionen. Man ist voller Zuneigung zu diesem Kater, schmunzelt über seine Gedanken und Äußerungen, was er über die Menschen denkt, lacht über seine Streiche, trauert mit ihm und seinem Frauchen, wenn es ans Abschiednehmen geht. Man sagt ja, eine Katze sucht sich ihr Zuhause selber. Auch Nero zieht es nach Jahren des Wohlbehagens in Deutschland doch wieder in seine Heimat Italien.

Es ist eine bezaubernde Katzengeschichte, berührend, voller Liebe, aber es steckt auch das Kummervolle, das das Leben mit sich bringt, dahinter wie Trennungen und Tod.

Es war wunderschön, dieses gefühlvolle Buch zu lesen!

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Mordfälle erschüttern ein Schweizer Bergdorf

Wer hat Heidi getötet?
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Wer hat Heidi getötet“ von Marc Voltenauer, ist ein faszinierendes Konglomerat Schweizer Beschaulichkeit, tiefgründiger Charaktere und verbrecherischer Machenschaften.

Inhalt laut Klappentext:
Das beschauliche ...

Wer hat Heidi getötet“ von Marc Voltenauer, ist ein faszinierendes Konglomerat Schweizer Beschaulichkeit, tiefgründiger Charaktere und verbrecherischer Machenschaften.

Inhalt laut Klappentext:
Das beschauliche Bergdorf Gryon wird von einer Serie verstörender Ereignisse erschüttert. Ein Auftragskiller, der kurz zuvor einen Mord an einem Politiker begangen hat, zieht in ein Luxus-Chalet in der Nachbarschaft. Die Kuh eines Dorfbauern wird regelrecht hingerichtet. Eine Frau aus der Region verschwindet, kurz darauf wird eine weitere tot aufgefunden. Und mittendrin Kommissar Andreas Auer, der versucht, die Fäden zu entwirren – und dabei riskiert, alles zu verlieren.

Die Originalausgabe erschien bereits 2017 unter dem Titel „Qui a tué Heidi?“, die deutsche Fassung 2022. Die kurz gehaltenen Kapitel sind mit Datumsangaben versehen, jedoch ohne Jahreszahl. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Monate, meines Erachtens im Frühjahr 2013 - jedenfalls fiel der 23. Februar, der Tag, an dem alles begann, in diesem Jahr (wie angegeben) an einen Samstag.

Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft. Ohne langatmig zu werden beschreibt der Autor sehr anschaulich und detailliert die verschiedenen Orte der Handlung, ob in der Schweiz oder im Ausland. Insbesondere wird das Schweizer Ambiente gut vermittelt - die Schweizer Landschaft, die Atmosphäre des kleinen Bergdorfes, das bäuerliche Leben und Brauchtum. Dadurch kommt man sehr gut in die Geschichte hinein und kann sich das Umfeld ausgezeichnet vorstellen.

Es handelt sich bereits um den zweiten Band der Reihe, der grundsätzlich, jedenfalls was den Kriminalfall anbelangt, ohne Vorkenntnisse problemlos verständlich ist. Möchte man allerdings, wie ich, die Entwicklung der Protagonisten ganz genau nachvollziehen können, dann sollte man mit Band 1 beginnen. Ich werde ihn nun eben nachlesen.

Der Spannungsbogen steigert sich kontinuierlich, in dem man zunächst die diversen handelnden Personen kennenlernt, sich die verschiedenen Handlungsstränge zunächst immer mehr ineinander verknoten, um sich letztlich in einem dramatischen Showdown wieder schlüssig zu lösen. Die Zusammenhänge der einzelnen Fälle erschließen sich erst so nach und nach, der Kreis der Verdächtigen sowie ihre mysteriösen Handlungsweisen geben reichlich Stoff für eigene Vermutungen. Die Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich.

Was diesen Krimi auszeichnet, ist die psychologisch ausgefeilte Charakterisierung der agierenden Personen. Insbesondere durch die Szenen aus dem Blickwinkel der Täter und Opfer, natürlich auch aus Sicht des Kommissars, erhält man tiefe Einblicke in deren Gedanken, psychische Probleme, Ängste, Wünsche, Intentionen. Hinter der Fassade der Normalität verbirgt sich vieles, was zutage kommt – vom im Unterbewusstsein begrabenen Trauma, über Schuldgefühle, Ängste bis zu psychopathischen Verhalten. Durchwegs Menschen mit vielen Ecken und Kanten. Was mir generell fehlte, war etwas mehr Leichtigkeit des Seins. Es gab nur wenige Momente des Glücks und der Fröhlichkeit. In diesem Krimi dominiert nicht nur das Verbrechen, sondern sehr viel Tragisches, viel seelisch Belastendes, sogar bei Kommissar Auer.

„Wer hat Heidi getötet?“ war für mich ein Pageturner mit faszinierenden facettenreichen Charakteren, tiefgründig und mitreißend. Sicher lese ich Band 1 noch und natürlich fiebere ich der Fortsetzung entgegen!

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Veröffentlicht am 11.12.2022

Atemraubende Jagd nach einem Serienmörder

WattenZorn
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„Wattenzorn“ von Andreas Schmidt ist ein spannungsgeladener Küstenkrim mit Lokalkolorit und einem sympathischen Ermittler-Duo.

Worum geht es?
Ein Serienmörder positioniert seine Opfer an Sehenswürdigkeiten. ...

„Wattenzorn“ von Andreas Schmidt ist ein spannungsgeladener Küstenkrim mit Lokalkolorit und einem sympathischen Ermittler-Duo.

Worum geht es?
Ein Serienmörder positioniert seine Opfer an Sehenswürdigkeiten. Die Kripo Nordfriesland steht vor einem Rätsel. Was bezweckt der Mörder? Wo liegt das Motiv? Wurden die Opfer willkürlich gewählt? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Bereits das Cover vermittelt richtiges Nordseeflair. Der berühmte Leuchtturm Westerheversand, umgeben von düsterer, rauer Landschaft, umgarnt von einer Drahtschlinge.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind mit Orts- und Zeitangaben versehen. Das Buch erschien 2022, die Handlung spielt in der nicht näher beschriebenen Gegenwart (Corona wird nicht erwähnt). Die polizeilichen Ermittlungen erstrecken sich lediglich über drei Tage, von Mittwoch bis Freitag.

Obwohl es sich bereits um den 5. Band der Serie handelt, hatte ich als Neueinsteigerin nicht das Gefühl, dass mir Kenntnisse aus Vorgängerbänden fehlten. Ich kam nicht nur in den Fall selber problemlos hinein, sondern überschaute auch den relevanten Personenkreis relativ rasch.

Die Spannung hält sich kontinuierlich während des gesamten Romans. Dazu tragen nicht nur Szenenwechsel sowie die immer wieder eingeschobenen Rückblenden zu einige Wochen zurückliegenden Geschehnissen bei, sondern im Speziellen auch die Perspektivenwechsel. Man verfolgt einerseits die Ermittlungsarbeit der Kriminalbeamten, andererseits die Vorbereitungen und Überlegungen des Täters, ebenso den Ablauf der Tat, die Empfindungen der Opfer. Man kann sich hervorragend mit den Opfern fürchten, leidet mit ihnen, und wird – trotz Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern – wie diese auf so manch in die Irre führende Fährte gelenkt.

Die Charaktere – sowohl der Ermittler, als auch der diversen verdächtigen Personen - sind gut vorstellbar gezeichnet; trotz der unter Zeitdruck stehenden, sich nur über drei Tage hinziehenden Ermittlungen ist Raum für ein paar Einblicke ins Privatleben der Protagonisten, inklusive einer sich leicht anbahnenden Liebesbeziehung.

In die Handlung wurde auch Lokalkolorit sehr gut verwoben. Durch anschauliche, recht detaillierte Schilderungen der involvierten Ortschaften, der typischen Häuser, Naturbeschreibungen, der herbstlichen Stimmung, sowie einiger Legenden, die sich um Sehenswürdigkeiten ranken. Sporadisch vorkommende Dialektausdrücke verstärken die norddeutsche Atmosphäre. Ein Glossar typischer norddeutscher Ausdrücke hätte ich geschätzt.

„Wattenzorn“ ist ein Krimi voll prickelnder Spannung, fast ein Thriller, den man kaum aus der Hand legen mag. Dies war mein erster Krimi aus der Feder dieses Autors, aber unter Garantie nicht mein letzter. Ich habe nicht nur Lust auf weitere Bände bekommen, sondern aufgrund der anschaulichen regionalen Beschreibungen würde ich Friedrichstadt, Husum, etc. gerne einmal bereisen.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Auch der Weihnachtsmann kann ausgelassen sein

Als beim Weihnachtsmann Remmidemmi war
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„Als beim Weihnachtsmann Remmidemmi war“ von Ulli Soak ist ein ganz entzückendes Kinderbuch, wunderschön illustriert von Roy Schmidt.

Inhalt lt. Cover:
Was passiert, wenn der Weihnachtsmann mit seinem ...

„Als beim Weihnachtsmann Remmidemmi war“ von Ulli Soak ist ein ganz entzückendes Kinderbuch, wunderschön illustriert von Roy Schmidt.

Inhalt lt. Cover:
Was passiert, wenn der Weihnachtsmann mit seinem großen Geschenkeschlitten am Heiligen Abend nicht losfahren kann, weil seine Rentiere völlig außer Rand und Band sind? Und kann es gut ausgehen, wenn der Weihnachtsmann selbst so gestresst und müde ist, dass er alles um sich her vergisst und mitmacht bei dieser Toberei? Dies ist eine lang verheimlichte Geschichte, nämlich: was damals passierte, als beim Weihnachtsmann Remmidemmi war.

Bereits das Cover des rund 25 Seiten umfassenden Büchleins mit den durch die Luft fliegenden, lachenden Rentieren stimmt auf das Kommende ein. Roy Schmidt illustrierte das Buch sehr stimmungsvoll mit winterlichen Landschaften, dem ausgelassenen Treiben der Rentiere. Seine Zeichnungen sind eher stilvoll-schön; sie sind nicht so herzig-kindlich wie ich erwartet habe.

Nun, den Weihnachtsmann kennt doch jedes Kind (und Erwachsene sowieso). Er wird stets als gütiger, seriös wirkender alter Mann mit weißem Bart, mit roter Mütze und Mantel dargestellt. Die Betonung liegt auf seriös. Kann man ihn sich anders vorstellen als ernsthaft? Nicht streng, nicht grimmig, aber eben einfach ernsthaft.

Wie es seinen Rentieren gelingt, den Weihnachtsmann mit ihrem Übermut anzustecken, ist äußerst amüsant zu lesen. Am liebsten würde man mitmachen bei dem närrischen Treiben. Ich musste direkt schmunzeln, als ich mir die Szene bildlich vorstellte.

Mir gefiel die Idee der Geschichte, sie ist schwungvoll und kindgerecht verfasst, erfrischend unterhaltsam, und es bereitet Kindern (und nicht nur diesen) sicherlich Spaß, den Weihnachtsmann so von einer ganz anderen Seite zu erleben.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Phyllida brillant wie einst Miss Marple und Hercule Poirot

Die Dreitagemordgesellschaft
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„Die Dreitagemordgesellschaft“ von Colleen Cambridge ist ein typischer Whodunit-Wohlfühl-Krimi, wunderbar very british – à la Miss Marple bzw. Hercule Poirot.

Worum geht es?
Phyllida ist Haushälterin ...

„Die Dreitagemordgesellschaft“ von Colleen Cambridge ist ein typischer Whodunit-Wohlfühl-Krimi, wunderbar very british – à la Miss Marple bzw. Hercule Poirot.

Worum geht es?
Phyllida ist Haushälterin in Mallowan Hall, im Anwesen von Agatha Christie, wo für einige Tage einige Bekannte zu Gast sind. Als einer der Gäste in der Bibliothek ermordet aufgefunden wird, begibt sich Phyllida aktiv auf Spurensuche.

Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel „Murder at Mallowan Hall“, die deutschsprachige Version 2022. Es ist eine sehr schön ausgeführte Hardcover-Ausgabe, mit hellem Leineneinband und einem bunten Schutzumschlag. Der Roman ist in kurze Kapitel unterteilt, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Anfangs hätte ich ob des vielköpfigen Personals und Gästeschar eine Personenliste begrüßt, doch je länger man liest, desto besser überblickt man den Personenkreis.

Der Schreibstil, die Art und Weise wie die britische Atmosphäre zu Lebezeiten von Agatha Christie beschrieben wird, ähnelt derart frappierend Agatha Christie, dass man den Roman durchaus dieser bedeutenden Krimiautorin zuordnen könnte. Das Buch liest sich locker und flüssig, auch sprachlich der Zeit angepasst. Humorvolle Szenen, launige Dialoge lockern das Krimigeschehen auf. Detailreiche Beschreibungen des Interieurs, der Abläufe in einem hochherrschaftlichen Haushalt, ebenso wie des Umfelds, lassen einen als Leser so richtig hinein versinken in die damalige Zeit. Die Ereignisse sind – bis aus wenige Ausnahmen - aus Phyllidas Sicht dargestellt, man erlebt mit, was sie denkt, was ihr auffällt, was sie vermutet. Die Autorin hat mit der ermittelnden Haushälterin Phyllida eine Protagonistin geschaffen, die sich mit Miss Marple und Hercule Poirot messen kann. Sie ist originell, schlagfertig und schlau, loyal und tüchtig, behandelt das ihr unterstellte Personal streng aber menschlich, ist selbstbewusst, mutig bis leichtsinnig und natürlich unsagbar neugierig. Aber auch die übrigen handelnden Personen sind markant, mit Ecken und Kanten, lebendig und gut vorstellbar charakterisiert.

Der Mordfall erweist sich als komplexer als gedacht. Durch die Recherchen ergeben sich unerwartete Wendungen und überraschende Erkenntnisse. Eine Herausforderung für Phyllida, die letztlich mit anerkennenswerter Kombinationsgabe, ein wenig auch mit Hilfe des Chauffeurs Bradford, die Zusammenhänge klärt und den wahren Täter entlarvt.

Wer Agatha-Christie-Krimis liebt, der wird von „Die Dreitagemordgesellschaft“ ebenso begeistert sein wie ich. Dieser Roman stellt den vielversprechenden Auftakt für eine neue Serie dar. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung und bin gespannt, wie sich das Duo Phyllida-Bradford weiterentwickeln wird.

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