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Veröffentlicht am 15.02.2023

wunderschön, liebevoll, humoristisch

Das Glück hat acht Arme
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„Im Allgemeinen mag ich Löcher. Das Loch oben in meinem Becken bringt mich in die Freiheit.
Aber das Loch im Herzen dieser Frau gefällt mir nicht. Sie hat nur ein Herz, nicht drei wie ich.
Tovas Herz.
Ich ...

„Im Allgemeinen mag ich Löcher. Das Loch oben in meinem Becken bringt mich in die Freiheit.
Aber das Loch im Herzen dieser Frau gefällt mir nicht. Sie hat nur ein Herz, nicht drei wie ich.
Tovas Herz.
Ich werde alles tun, was ich kann, um es zu flicken.“ (S. 306)

Dieses Buch ist definitiv ein Jahreshöhepunkt. Marcellus ist so ein faszinierender Charakter, der die Geschichte ebenso bereichert, wie das Leben von Tova und Cameron.
Marcellus ist ein Riesenkraken in einem Aquarium, der nicht nur drei Herzen hat, sondern auch einen außergewöhnlichen Verstand. „Ich besitze eine halbe Milliarde Neuronen, verteilt auf acht Fangarme. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich in einem einzigen Tentakel mehr Intelligenz besitze als ein Mensch in seinem gesamten Schädel.“ (S. 100) Der Verschluß an seinem Aquarium hindert ihn nicht daran, seinen Speiseplan selbstständig zu erweitern.
Tova Sullivan ist 70 Jahre alt und arbeitet abends, wenn alle Besucher verschwunden sind, in dem Aquarium. Sie kümmert sich nicht nur um die Reinheit der Böden, sondern auch um die Fingerabdrücke an den Aquarien. Dabei redet sie mit allen Bewohnern. Eines Abends ertappt sie den Riesenkraken auf einem seiner Streifzüge und rettet ihm das Leben. Es entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft.

„Menschen. Meistens sind sie stumpfsinnig und tollpatschig. Doch hin und wieder sind sie erstaunlich kluge Geschöpfe.“ (S. 453)

Cameron ist 30 Jahre alt und hatte im Leben nicht besonders viel Glück. Er war neun, als seine Mutter ihn bei seiner Tante gelassen hat; als er jetzt schon wieder seine Arbeit verliert, wirft seine Freundin Katie ihn kurzerhand raus. Er beschließt, endlich seinen Vater zu suchen, fährt nach Norden und kommt in eine kleine Stadt, in der er vorerst Arbeit in einem Aquarium findet. Dort begegnet er nicht nur Tova, sondern auch dem Kraken Marcellus.

Marcellus ist ein wirklich phantastischer Charakter, der der Geschichte so viel Gefühl, Humor und Tiefe gibt. Ohne ihn wäre sie nur halb so liebevoll und spannend. Die beiden menschlichen Charaktere könnten kaum unterschiedlicher sein, und ohne Marcellus wären sie einfach nur eine alte Frau und ein hoffnungsloser 30jähriger. Ich kann kaum in Worte fassen, wie wundervoll dieses Buch ist, ohne alles zu verraten. Auf Seite 286 hatte ich eine Eingebung, wer der Vater von Cameron sein könnte. Bis dahin habe ich immer hin und her überlegt, wer es sein könnte, ob sein Verdacht stimmt und war überrascht, wie es am Ende ausgegangen ist.
So eine wundervolle und schöne Geschichte um einen Riesenkranken in Gefangenschaft.

„12299. Tag in Gefangenschaft [...]

Ich muss darauf hinweisen, dass unsere gemeinsame Zeit nur von kurzer Dauer ist. Auf dem Schild findet sich auch eine weitere Information: die durchschnittliche Lebensdauer eines Pazifischen Riesenkraken. Vier Jahre.
Das sind 1461 Tage.
Wenn das zutrifft, werde ich hier sterben, in diesem Becken. Noch einhunderteinundsechzig Tage, dann ist mein Strafmaß voll.“ (S. 8)

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Veröffentlicht am 30.01.2023

traumhaft

Strange the Dreamer
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„»Schau mich bloß nicht so an«, sagte Ruza.
»Wie denn?«
»Als ob ich ein besonders prächtiges Buch wäre, das du aufschlagen und in einem Rutsch durchlesen willst. Ich sehe doch deine lüsternen, irre funkelnden ...

„»Schau mich bloß nicht so an«, sagte Ruza.
»Wie denn?«
»Als ob ich ein besonders prächtiges Buch wäre, das du aufschlagen und in einem Rutsch durchlesen willst. Ich sehe doch deine lüsternen, irre funkelnden Augen.“ (S. 254)

Klappentexte! Wer hat sich den Kram bloß ausgedacht? Lazlo klingt im Klappentext wie ein Bücherwurm, der mal die Welt sehen will. Doch Lazlo Strange ist viel mehr als ein Bibliothekar, wobei er nicht mal das ist, sondern ein Lehrling in einer Bibliothek. Aber das sind wohl Kleinigkeiten.

Lazlo Strange wächst die ersten Jahre seines Lebens in einem Kloster auf, in dem er auch seinen Namen erhalten hat. Denn alle Waisen werden in die Klöster gebracht und heißen mit Nachnamen Strange.
„»Keiner von uns ist Mönch geworden, um als Amme zu enden.« […]
»Und keiner von uns ist geboren worden, um als Waise zu enden.«“ (S. 14)
Mit dreizehn Jahren erledigt Lazlo einen Botengang zur Bibliothek und verläßt sie nicht mehr. „Die Bibliothek hat ihren eigenen Willen […]. Wenn sie einen Jungen stibitzt, sollte sie ihn behalten.“ (S. 28). Und so ist Lazlo zum Bibliothekslehrling geworden.

Lazlos Faszination mit der Verborgenen Stadt begann schon in jungen Jahren im Kloster, als er die Geschichten über diese unglaubliche Stadt in der Wüste hörte, mit Kreaturen, die so wundervoll klingen wie ihre Namen, und Kriegern, die die stärksten sind. Doch mit fünf Jahren, tief in ein Spiel vertieft, spürte er Magie. Sie hat den Namen der Stadt gestohlen und so hieß sie für alle nur noch Weep. Lazlo begann darauf hin, alle Geschichten über diese Stadt zu sammeln und hegte den Traum, sie irgendwann (wieder) zu finden. Bis eines Tages diese berüchtigten Krieger in seine Bibliothek kamen. „Die schimmernde Unglaublichkeit dieses Moments ließ Lazlo schwindeln. Als hätte sich sein Traum, des Wartens überdrüssig, einfach auf den Weg gemacht und ihn gefunden.“ (S. 88)
Es werden nicht nur Freiwillige gesucht, die in die Stadt reisen wollen. Es werden Gelehrte gebraucht, die bereit sind das letzte bestehende Problem zu lösen. Doch woraus dieses Problem besteht, erklärt der Gesandte der Verborgenen Stadt nicht. Und zu Lazlos Leid sind Bibliothekare und ihre Lehrlinge keine Gelehrten, sodaß er nicht zum Gesandten vorgelassen wird. „Qualifikation. Das Wort wirkte auf Lazlo so niederschmetternd, als hätte sich plötzlich die Schwerkraft verdoppelt und würde ihn zu Boden drücken. Man musste ihm nicht erst sagen, dass Träumen sich schlecht als Qualifikation eignete.“ (S. 99)

Strange the Dreamer – Der Junge, der träumte ist der Beginn einer wundervollen Reise in eine magische Stadt, die verspricht ein Abenteuer zu werden. Laini Taylor findet Worte, die wie Schokolade klingen und malt in den schönsten Farben: „Zum ersten Mal hörte er die Verborgene Sprache aus dem Mund eines Einheimischen, und sie klang genauso, wie er es sich vorgestellt hatte: Kalligraphie, mit einer in Honig getunkten Feder.“ (S. 91)
Ich bin traurig, den zweiten Teil nicht direkt im Anschluß lesen zu können und verweile einfach vorerst in Lazlos Träumen von der Verborgenen Stadt. Vielleicht kommt ihr uns dort ja besuchen.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Spoannend, unterhaltsam und auf jedne Fall zu empfehlen

Das Lied der Krähen
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„Sechs Menschen, aber eintausend Möglichkeiten, wie dieser wahnwitzige Plan schiefgehen konnte.“ (S. 452)

„Ein Spieler, ein Sträfling, ein missratener Sohn, eine verlorene Grisha, ein Suli-Mädchen, das ...

„Sechs Menschen, aber eintausend Möglichkeiten, wie dieser wahnwitzige Plan schiefgehen konnte.“ (S. 452)

„Ein Spieler, ein Sträfling, ein missratener Sohn, eine verlorene Grisha, ein Suli-Mädchen, das zu einer Mörderin geworden war, und ein Junge aus dem Barrel, der noch Schlimmeres geworden war.“ (S. 423) Diese sechs haben einen kaum durchführbaren Auftrag: Sie sollen einen Gefangenen aus dem Eistribunal, der Hochburg der Fjerdal und das best gesicherte Gefängnis der Welt, befreien und zurück nach Ketterdam bringen.
Doch Kaz Brekker wäre nicht er selbst, wenn er diese Herausforderung nicht annehmen würde. Er ist nicht ohne Grund mit seinen 17 Jahren der meist gefürchtete Kriminelle in den Barrels und wird Dirtyhands genannt. Zahlreiche Gerüchte ranken sich um ihn, doch eines ist klar: es gab bisher kein Schloß, was nicht von ihm geöffnet werden konnte.

Dieses Buch hat mich in 2022 verfolgt und ich konnte seinen Ruf nicht ignorieren. Darüber bin ich sehr froh, denn die Geschichte hat es in sich. Die Welt von Kaz ist dreckig, voller Diebe und Manipulationen. Aber sie ist auch voller interessanter Charaktere, allen voran Dirtyhands selbst, und voller Schicksale, die es zu entdecken gibt.
Dieser Auftrag scheint nicht durchführbar, doch Kaz ist mit seinen Ideen einzigartig. Seine Mannschaft ist vielschichtig, und jeder hat seinen Platz. Auch wenn es bei einigen so wirkt, als wären sie völlig nutzlos, schütteln sie geheime Talente aus der Hosentasche und retten den Tag. Bis zum Ende hat mich das Buch gefesselt und ich würde am liebsten nicht nur den Folgeband sofort lesen, sondern auch die anderen Bücher aus diesem ominösen Grishaverse.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

winterlich und romantisch

Winterträume in den Fallbury Hills (Herzklopfen in Schottland)
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„»Also haben wir einen Deal? […] Auf ein Jahr ohne Männerdramen?«
»Ein Jahr ohne Bettgeschichten […].«
»Ein Jahr ohne Herzschmerz[…].«“ (S. 31)

Grace liebt ihre Eltern, ihre Freundinnen Phoebe und Ivy, ...

„»Also haben wir einen Deal? […] Auf ein Jahr ohne Männerdramen?«
»Ein Jahr ohne Bettgeschichten […].«
»Ein Jahr ohne Herzschmerz[…].«“ (S. 31)

Grace liebt ihre Eltern, ihre Freundinnen Phoebe und Ivy, und die Sonnenaufgänge auf den Klippen von Fallbury. Wenn der Wind um sie weht, kann sie ihre Gedanken ordnen und ihren Geist auf den Tag vorbereiten. Sie ist 30 Jahre alt und hofft auf die große Liebe, so wie Ellie und Graham sie gefunden haben (die beiden kennt man bereits aus dem Vorgänger „Sehnsucht nach Rose Cottage“), oder wie ihre Freundin Ivy und ihr Mann Alan. Doch als sich herausstellt, daß Alan gar nicht der Traummann ist, für den die drei Frauen ihn gehalten hatten, schließen sie einen Pakt. Sie wollen ein Jahr lang auf Männergeschichten verzichten und sich auf ihre Träume konzentrieren. Phoebe möchte Touristik studieren, Ivy möchte ihr Leben wieder in den Griff kriegen und Grace wollte schon immer einen Hofladen mit ihrer Familie aufbauen.
Doch mit dem turbulenten Erscheinen des neuen Arztes Noah Parker gerät Grace ein wenig aus dem Tritt. Er bringt nicht nur ihre Gedanken und Gefühle durcheinander, sondern scheucht das gesamte Dorf Fallbury auf.

Winterträume in den Fallbury Hills ist ein ebenso schöner Liebesroman, wie der Vorgänger. Wer Drama zwischen Grace und Noah vermutet, ein typisches Szenario, in dem einfache Kommunikation die Lösung aller Probleme wäre, wird enttäuscht. Die beiden sind nicht nur sehr niedlich zusammen, sondern reden auch über alles. Trotzdem wird es spannend, denn der Konflikt kommt ganz anders zustande.
Ich habe die Geschichte von Grace und Noah an einem Tag durchgelesen und fühlte mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch berührt von dieser Dorfgemeinschaft.
Ein Besuch in Fallbury lohnt sich!

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Fesselnd

Nordblut 1
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„Wenn die Götter mit dir spielen,
dann senke demütig dein Haupt.“ (S.8)

Nachdem ich nun in die Welt von Nordblut eingetaucht bin, frage ich mich, warum ich so lange die Bücher von Mira Valentin nicht ...

„Wenn die Götter mit dir spielen,
dann senke demütig dein Haupt.“ (S.8)

Nachdem ich nun in die Welt von Nordblut eingetaucht bin, frage ich mich, warum ich so lange die Bücher von Mira Valentin nicht beachtet habe. Auf der anderen Seite erscheint bald der fünfte Teil der Nordblut-Saga und damit auch ein Schuber und die Bücher mit wunderschönem Farbschnitt. Vielleicht habe ich deswegen so lange mit dem Lesen gewartet.

Schon auf den ersten Seiten hatte mich die Geschichte der Wölfe mit ihren bildgewaltigen Ausführungen in ihren Bann gezogen. Es sind nicht nur die Beschreibungen der Menschen, sondern auch der Umgebung, der Bräuche und Traditionen. Ich hatte das Gefühl, direkt in Island im Langhaus der Familie der Wölfe zu sitzen und den Sagas über die Götter zu lauschen.
Die Geschichte wird aus Sicht von wechselnden Personen erzählt, deren Schicksale durch das Spiel der Götter miteinander verwoben sind. Am Ende wissen alle Spielfiguren voneinander, doch von den Plänen der Götter wissen sie nichts.
Zusätzlich zu der Einmischung der nordischen Götter, gibt es in dem Buch auch einen religiösen Konflikt mit dem Christentum, der sich zu dieser Zeit ausgebreitet hat, sowie eine Fehde zwischen den Wölfen und den Drachen.

Alles in allem ist Wölfe wie wir ein starker Auftakt und meine Erwartungen an die Folgebände sind enorm. Die Hintergründe, sowohl mythologisch, religiös als auch geschichtlich, wirken gut recherchiert, auch wenn ich das weder nachweisen noch wissen kann. Aber die Beschreibungen der Umstände und das Verhalten der Personen wirkt authentisch, sodaß ich mir vorstellen kann, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Ich bin absolut begeistert von dem ersten Buch und freue mich schon sehr auf die nächsten Teile.

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