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Veröffentlicht am 25.12.2022

Absolut lesenswert!

Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna (Die Henkerstochter-Saga 9)
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Nach Altötting zieht es die Kuisls, in den Wallfahrtsort. Eigentlich wollte der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl Magdalena, seine Tochter und ihre Familie, in München besuchen, die Umstände haben sie ...

Nach Altötting zieht es die Kuisls, in den Wallfahrtsort. Eigentlich wollte der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl Magdalena, seine Tochter und ihre Familie, in München besuchen, die Umstände haben sie nach Altötting weiterreisen lassen. Zwei hochrangige Persönlichkeiten werden dort erwartet: Kaiser Leopold I. von Österreich und der bayerische Kurfürst Max Emanual. Simon, Jakobs Schwiegersohn, wird zum kurfürstlichen Hofmedicus ernannt, wenngleich dieser Titel nur für die Wallfahrt gilt. Magdalena sowie Jakobs Enkel Peter, Paul und Sophia vervollständigen die Familie, sie alle werden in Neuötting untergebracht, der Wallfahrtsort ist komplett ausgebucht.

Es ist tatsächlich meine erste Begegnung mit der Henkerstocher. Auch wenn ich Oliver Pötzschs Totengräber-Bücher kenne und sehr schätze, so ist mir diese Serie schlichtweg entgangen. Der neunte Band ist ausgelesen und mein Entschluss steht fest: Die Vorgängerbücher muss ich unbedingt nachlesen. Eine so ganz andere Welt tut sich vor mir auf, Georg, Jakobs Sohn, ist nun städtischer Scharfrichter zu Schongau, sein Neffe Paul ist Henkerslehrling.

Der Prolog ist so spannend wie unheimlich. Welch finstere Gestalt wird hier vorgestellt und wie tritt diese im Buch dann auf? Ein Mann ohne Namen…

In Altötting dann tritt Jakobs feiner Instinkt zutage, er ist ein exzellenter Beobachter. Er sieht genau hin, ein Schatten verfolgt ihn, es geschehen unerklärliche Dinge. Nicht nur ein Mord will aufgeklärt werden, es werden rund um die Orte des Glaubens Tote gefunden, der Täter hinterlässt immer ein Zeichen, beinahe unsichtbar. Auch die Familie kommt nicht ungeschoren davon, nicht nur Paul in seiner ungestümen Art gerät in enorme Schwierigkeiten.

Oliver Pötzsch versteht es, seine Leser auf falsche Fährten zu locken. Natürlich habe auch ich mich von so mancher Figur blenden lassen. Habe in einigen viel Hinterhältiges gesehen, andere wiederum waren mir sofort sympathisch. Und nicht immer hat mein Gespür mir recht gegeben. Dieser ominöse Schatten – auf wen hat er es abgesehen? Sind Kaiser und Kurfürst in Gefahr? Die so unterschiedlichen Geschwister Peter, Paul und die kleine Sophia mischen kräftig mit, jeder auf seine Weise.

Der Autor versteht sein Handwerk, Historisches und Fiktives ergänzen sich perfekt, seine Bücher sind wie Magneten. Einmal aufgeschlagen, kurz hineingelesen, lassen sie einen nicht mehr los. Sein Nachwort und sein kleiner Zeitreiseführer durch den Roman, durch die Orte des Geschehens, sind kleine Leckerbissen zum Schluss. Die Wallfahrt ist zu Ende, ich bin schon gespannt auf das nächste Abenteuer rund um den alten Henker. Bis dahin werden mir die Vorgängerbände rund um die Henkerstochter kurzweilige Lesestunden bereiten.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Herrlich, witzig, schräg

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Volker Klüpfel und Michael Kobr sind weitergereist. Vom Allgäu – Kluftinger haben sie derweil in den Urlaub geschickt, er hatte in den letzten Jahren genug zu tun und hat eine kleine Verschnaufpause schon ...

Volker Klüpfel und Michael Kobr sind weitergereist. Vom Allgäu – Kluftinger haben sie derweil in den Urlaub geschickt, er hatte in den letzten Jahren genug zu tun und hat eine kleine Verschnaufpause schon verdient - direkt an die Côte d’Azur in das beschauliche Örtchen Port Grimaud und hier haben sie so einiges zu berichten vom großen Coup des Monsieur Lipaire.

„Die Unverbesserlichen“ ist der Einstieg in eine neue Reihe, eine Gaunerkomödie vom Feinsten. Und es kommt noch besser: Axel Prahl ist die Erzählstimme, das ungekürzte Hörbuch hat mich bestens unterhalten. Ja, auch als Hörbuchsprecher ist er Spitze, nicht nur seine in die Jahre gekommene Lizzy Schindler mitsamt ihrem Pudel Louis bringt er quicklebendig und ein wenig schräg, aber immer charmant und reizend rüber, auch die anderen Freizeitgauner sind Figuren wie direkt aus dem Leben gegriffen.

Guillaume Lipaire – was für ein schön klingender Name – ist Deutscher, hat sich aber gut angepasst. Er hält die Häuser für diejenigen, die nicht immer hier wohnen, intakt. Als er wieder mal für den anreisenden Besitzer dessen Haus herrichten soll - sein Freund Karim hilft ihm dabei - entdecken sie eine Leiche...

Die beiden Autoren haben sich wieder mal was herrlich Schräges einfallen lassen. Eine Leiche und die zuweilen dilettantische Suche nach einem Schatz scheint nicht immer so ganz lebensnah zu sein und doch oder gerade deshalb ist sie gelungen. Bald haben auch andere den großen Coup und viel Geld gewittert und so bleibt es nicht aus, dass sich zu Guillaume und Karim noch so einige dazugesellen. Alle sind sie im Grunde genommen ehrliche Typen, nur manchmal machen sie halt einen kleinen Umweg um die Legalität. Wer sollte ihnen das auch übel nehmen! Sie kommen schon vorwärts, sie machen ihre Sache gut, ein Kommissar wäre hier direkt fehl am Platze. „Die Unverbesserlichen“ haben sie sich irgendwann genannt, ein treffender Name. Der erste Coup ist ihnen schon mal gelungen. Fortsetzung folgt. Ich freu mich drauf.

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Veröffentlicht am 16.12.2022

Rache!

Die Blutliste
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Quereinsteiger bin ich sozusagen, habe Martin Abel, seines Zeichens Fallanalytiker, erst jetzt für mich entdeckt. Und was für eine Entdeckung das ist, mein Thriller-Herz jubiliert. Zur Einstimmung in die ...

Quereinsteiger bin ich sozusagen, habe Martin Abel, seines Zeichens Fallanalytiker, erst jetzt für mich entdeckt. Und was für eine Entdeckung das ist, mein Thriller-Herz jubiliert. Zur Einstimmung in die „Blutliste“ lande ich direkt auf dem Friedhof. Irgendwelche Eindringliche sollen hier eine Party feiern, zumindest wird es so an den Friedhofswärter weitergegeben. Dieser macht sich natürlich sofort auf den Weg, es ist finstere Nacht, der Regen lässt um ein frisch ausgehobenes Grab die Erde absinken. Und da – das Grauen nimmt seinen Anfang.

Rainer Löffler gehört definitiv zur ersten Riege der Thriller-Autoren. Sein Schreibstil ist absolut fesselnd und - man braucht Nerven wie Drahtseile. Wenn man die aber hat, saugt es einen direkt in die Story. Mit jeder Zeile, mit jedem Wort. Diese „Blutliste“ ist wieder eines der Bücher, die ich am Stück verschlungen habe, ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen, zu spannend war Abels nicht ganz alltägliche, aber im Endeffekt sehr effektive Herangehensweise.

„Nicht ist dunkler als die menschliche Seele.“ Wie wahr! Rainer Löffler lässt seine Leser an den Foltermethoden teilhaben, beschreibt sie detailliert. Abels Recherchen führen bis zu Dracula, diesem sadistischen Tyrannen. Ja, es geht heftig zur Sache. Und Abel will wissen, wie dieser brutale, unbarmherzige Täter tickt. Abels Methoden sind so ausgefallen wie zielführend.

In mehreren Akten gewährt der Unbekannte Einblick in das Warum. Warum ist er auf Rachefeldzug, verfolgt in einer Unerbittlichkeit sein Ziel. Und das kann für ihn nur heißen: Töten. Auf bestialische Weise töten. „Serienmörder werden nicht geboren, sie werden gemacht.“ Wer immer es auch sein mag. Ich bin bei ihm. Kann seinen Gram, seine Wut, seine unendliche Sehnsucht, seine Liebe nachvollziehen. Und dann auch wieder so gar nicht. Wie wurde er zu dem, der er ist?

Ein absolut faszinierendes Buch, ein Thriller vom Feinsten. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, es gibt nicht eine langatmige Szene. Natürlich werde ich die beiden Vorgängerbände lesen. Rainer Löffler ist ein Meister seines Fachs.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Die Stewardessen wünschen einen angenehmen Flug

Die Stewardessen. Bis zum Horizont
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„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue ...

„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue Freiheit“ habe ich sie begleitet und sie in ihrer frisch-forschen Art ins Herz geschlossen. Es ging aufwärts, die Lufthansa nahm den Flugbetrieb wieder auf, sie bildete Stewardessen aus, Margot gehörte zu den ersten, die ihre Fluggäste hoch oben in den Wolken verwöhnen durfte. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1957, auf sie warten neue Herausforderungen.

So lange musste ich zwar nicht auf den Folgeband warten und doch habe ich ihn herbeigesehnt. Endlich! Die Stewardessen haben mich wieder! Der erste Band ist in sich abgeschlossen und auch dieser zweite Band kann unabhängig vom ersten gelesen werden, alle relevanten Begebenheiten sind hier gut eingearbeitet und doch war und ist es nicht nur informativ, von den Anfängen der Lufthansa nach dem Krieg zu lesen, es ist auch sehr unterhaltsam.

Die Lufthansa erwartet von ihren Flugbegleiterinnen einen einwandfreien Leumund, auch wird die Ehelosigkeit vorausgesetzt, sie sind schließlich das Aushängeschild des Unternehmens. Sie sind junge Frauen, so manche Liebelei und auch mehr bleibt trotzdem nicht aus. Wir sind in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Engstirnigkeit und der Mief dieser Zeit sind schon noch spürbar. Von der Rolle der Frau, die noch weit entfernt von Gleichberechtigung war, hat Margot sich weitgehend emanzipiert, auch ist der politische und gesellschaftliche Hintergrund in die Story geschickt mit eingebunden. Fiktion und der geschichtliche Hintergrund bilden eine gut lesbare, homogene Einheit.

Margot bereist die halbe Welt, sie begleitet auf ihren Flügen bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Showbiz von damals, deren Namen uns auch heute noch durchaus vertraut sind. Neben dem Alltag einer Stewardess hat Svea Lenz immer wieder kleine Anekdoten eingeflochten, die einfach zu schön sind, um nicht wahr zu sein. Diese Leckerbissen zwischendurch habe ich sehr genossen, sie mir auf der Zunge zergehen lassen. Auch finde ich die mit Songtiteln von anno dazumal überschriebenen Kapitel eine super Ergänzung, sie runden die Story perfekt ab – gute Laune inklusive.

Von Hamburg geht es über den großen Teich, PanAm, die feudale Fluggesellschaft, ist ein formidabler Aufstieg. Es gilt, noch einmal alles von der Pike auf neu zu lernen. Die Umsiedelung nach New York ist ein gewagter Schritt, hier genieße ich unter anderem die West Side Story, die gekonnt ins Geschehen mit einfließt. Auch Almuth und Thea, die einst mit Margot einen der begehrten Ausbildungsplätze erhielten und schon lange beste Freundinnen sind, sind im übertragenen Sinne wieder mit an Bord. Und mit ihnen auch die Piloten Claus und Klaus und so manch andere lieb gewordene Figur.

Eine sehr unterhaltsame Reise, ein Blick zurück in eine Zeit des Aufbruchs, des Neubeginns ist zu Ende. Der Zeitgeist war gut spürbar, die Autorin hat hervorragend recherchiert, sie hat mir viel Wissenswertes von damals erzählt. Nun bin ich sicher gelandet im Hier und Heute. Es war ein angenehmer Flug mit so etlichen Turbulenzen. Schade, dass es vorüber ist. Schön, dass ich dabei sein durfte. Ein großartiges Buch mit vielen interessanten Zusatzinformationen, das ich sehr gerne empfehle. Ein packender Schreibstil mit glaubhaften Charakteren, eine interessante Story inbegriffen. Einfach lesen – es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Kurzgeschichten zum Wegträumen

Dolce Vita
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Schon das liebevoll gestaltete Cover lädt ein, die literarische Rundreise durch Italien, das DOLCE VITA, zu genießen. Bevor ich zu lesen anfange, sehe ich auf den ersten Seiten den „Stiefel“ mit den einzelnen ...

Schon das liebevoll gestaltete Cover lädt ein, die literarische Rundreise durch Italien, das DOLCE VITA, zu genießen. Bevor ich zu lesen anfange, sehe ich auf den ersten Seiten den „Stiefel“ mit den einzelnen Stationen, die Vorfreude ist groß. Und am Ende des Buches stellt sich jede Autorin in einer Kurzvita vor.

Für diese ganz besondere Reise habe ich mir Zeit gelassen. Es sind 16 Aufenthalte, jeder einzelne steht für eine Geschichte, die das Leben schreibt. Unterhaltsam und lebensklug, zuweilen traurig. Ganz und gar unterschiedlich kommen sie daher. Die italienische Lebensart habe ich hier mit allen Sinnen gespürt. Die Autorinnen bitten zu Tisch, kredenzen Vino und Amore, so mancher Charakter hat eine kriminalistische Ader, es wird angedeutet und doch weiß man, was die Autorin sagen will.

Jede dieser Geschichten ist einzigartig mit überraschendem Ende. Sie kommen mehr oder weniger heiter daher, so nach dem Motto Sommer, Sonne, Urlaub. Italien von seiner schönsten Seite. Und doch verbirgt sich so viel mehr dahinter.

Als absoluter Italien-Fan kenne ich viele der Aufenthalte, beim Lesen wurde so manche Erinnerung wach. Anderes muss ich unbedingt noch bereisen, die Geschichten machen neugierig auf mehr.

Die Genusslichter-Projekte waren mit bis dato nicht bekannt. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Sehnsuchts-Orte literarisch vorzustellen, deren zweite Reise nach Schottland führt, es wird aber noch etwas dauern. Ein Geheimtipp, um das Land noch ein kleines Stückchen besser kennenzulernen. Einfach mal wegträumen, dieses Buch macht es möglich.

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