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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2023

Ungewöhnlich und besonders

Chich
1

In diesem außergewöhnlichen Roman von Jonas R. Kairies trifft man als Leser auf einen Erzähler, der in einer postapokalyptischen Welt lebt und versucht, dieser in seinen Träumen zu entfliehen. In seinem ...

In diesem außergewöhnlichen Roman von Jonas R. Kairies trifft man als Leser auf einen Erzähler, der in einer postapokalyptischen Welt lebt und versucht, dieser in seinen Träumen zu entfliehen. In seinem trostlosen, düsteren Alltag gefangen, träumt er sich bewusst immer wieder in eine vormittelalterliche Welt, die so ganz anders ist, als die reale. Dort schlüpft er in die Gestalt eines anderen, streift durch bunte Landschaften und trifft sowohl auf einen Jungen, als auch auf eine Frau, die beide im weiteren Verlauf noch eine große Rolle spielen.

Mich hat dieses Buch begeistert. Es ist sicher keines, das man mal schnell nebenbei durchliest. Ich glaube, dann würde man das Beste verpassen. Manches muss man sogar zweimal lesen, um die Intention dahinter zu erkennen.
Aber genau dieses „sich mit dem Buch beschäftigen müssen“ macht es für mich zu so einer interessanten Lektüre.
Das Thema „Klarträume“ war für mich neu, sehr spannend und auch verlockend. Wer würde nicht manchmal gern der Realität entfliehen und sich seine eigene, wenn auch nur erträumte, Welt zu schaffen. Im weiteren Verlauf der Handlung wird allerdings deutlich, welche Tücken diese Träume in Bezug auf Realitäts-/Identitätsverlust haben können.
Vom Schreibstil her ist das Buch locker und schön zu lesen.
„Chich“ ist der zweite Teil einer Trilogie und ich bin sehr gespannt auf den nächsten.

Fazit:
Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich auf eine besondere Reise einlassen möchte und sich für Ungewöhnliches begeistern kann.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Einfach großartig

Blüte der Zeit
2

Blüte der Zeit“ war für mich der erste historische Roman von Sabine Weiß und er hat alles, was ein Buch dieses Genres braucht; sehr gut recherchierte Fakten, starke Charaktere und eine wunderbar bildhafte ...

Blüte der Zeit“ war für mich der erste historische Roman von Sabine Weiß und er hat alles, was ein Buch dieses Genres braucht; sehr gut recherchierte Fakten, starke Charaktere und eine wunderbar bildhafte Schreibweise.

Über die niederländische Geschichte hatte ich bis jetzt noch nichts gelesen und so musste ich mich erstmal vertraut machen mit Wilhelm III. in seinen Anfängen und dem, wie die Niederländer es nennen, Katastrophenjahr 1672.
Das wurde mir dann auch sehr leicht gemacht, denn historische Fakten lässt die Autorin so geschickt in die Geschichte einfließen, dass einem erst später bewusst wird, was man eigentlich alles dazugelernt hat. Nie wird man mit trockenen Informationen überfrachtet, sondern Geschichtliches wird anschaulich erzählt.

Wie in den meisten historischen Romanen gibt es auch in „Blüte der Zeit“ viele Protagonisten. Sich hier zurechtzufinden fällt allerdings Dank des Personenverzeichnisses und der wunderbaren Ausarbeitung der Hauptpersonen nicht schwer.
Einige Charaktere sind mir besonders ans Herz gewachsen.
Da ist zum Beispiel Paulus, der immer ein wenig hin und hergerissen scheint zwischen seiner Treue Wilhelms gegenüber und seinen Zweifeln an der Richtigkeit seines Handelns. Auch Elvina, die Tochter des Apothekers und natürlich Max, der leidenschaftliche Gärtner,hatten es mir angetan.

Die Anmerkungen zum Schluss mit Verweis auf tiefergreifende Literatur zu den historischen und gartengestalterischen Themen fand ich sehr hilfreich.

Ich konnte diesen Roman tatsächlich nur schwer aus der Hand legen, so sehr habe ich mit Max, Paulus, Elvina u.a. mitgefiebert und mitgelitten.

Fazit:
Ein absolutes Muss für Liebhaber historischer Romane.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Absolutes Lesevergnügen

Im Sternbild der Hydra
0

Der Debütroman von Marc Friedrich versetzt den Leser zurück ins Jahr 2001, wo die 19 jährige Polly alles in Bewegung setzt, um ihren Traum von einem Studium in einer Großstadt zu verwirklichen. Um das ...

Der Debütroman von Marc Friedrich versetzt den Leser zurück ins Jahr 2001, wo die 19 jährige Polly alles in Bewegung setzt, um ihren Traum von einem Studium in einer Großstadt zu verwirklichen. Um das zu finanzieren schreibt sie einen Artikel nach dem anderen für die Lokalzeitung und fertigt nebenbei Raubkopien von Filmen und Computerspielen an.
Bei einem Termin für die Zeitung findet sie die Leiche eines Mannes, der sich angeblich erhängt hat. Als sie allerdings erfährt, dass die Polizei von Mord ausgeht, beginnt sie, auf eigene Faust zu ermitteln.

Polly ist eine sehr facettenreiche junge Frau,die mir auf Anhieb sehr sympathisch war. Sie hat ein klares Ziel vor Augen und tut alles dafür, es zu erreichen, wenn auch nicht immer mit ganz legalen Mitteln.
Aber auch viele andere Charaktere im Buch fand ich unglaublich ansprechend, weil sie einfach so witzig und authentisch dargestellt werden. Atmosphärisch hab ich mich komplett wiedergefunden im heißen Sommer 2001, als es noch Videotheken gab, Bridget Jones im Kino lief und Trainingshosen aus Nylon mit Knöpfen angesagt waren.


Fazit:
Ich hatte großen Spaß beim Lesen dieses Buches, kann es nur absolut weiterempfehlen und hoffe sehr, dass Polly noch den ein oder anderen Fall „übernehmen“ wird.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Eine herrlich verrückte Geschichte

Nicht aus der Welt
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Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich dieses Buch von Anfang bis Ende begeistert hat.

In ihrer Danksagung schreibt Anne Köhler, dass der Roman in turbulenten Zeiten entstanden sei und nun für eine ...

Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich dieses Buch von Anfang bis Ende begeistert hat.

In ihrer Danksagung schreibt Anne Köhler, dass der Roman in turbulenten Zeiten entstanden sei und nun für eine Weile ein Schlupfloch für die Lesenden sein solle.
Das fand ich sehr passend, denn genauso habe ich es empfunden. Man taucht als Leser in eine skurrile, ja teilweise absurde Welt ein und wenn man wieder auftaucht, ist man um einige vergnügliche Lesestunden reicher.

Im Mittelpunkt steht ein Hotel, das Menschen Zuflucht gewährt, die einfach mal eine Pause von ihrem Leben brauchen oder die sich so verrannt haben, dass sie keinen Ausweg mehr finden.
Dorthin gelangt der sehr hilflos wirkende Hempel ganz unverhofft, als er eigentlich gerade auf dem Weg nach Amerika ist, um dort am New York Marathon teilzunehmen. Der Marathon, Hempels erfundener Lebenstraum, dient ausschließlich dazu, seine Freundin Elfie zu beeindrucken. Er hat nicht die Absicht wirklich teilzunehmen, jedoch hat sich die Lüge Elfie gegenüber so verselbstständigt, dass er keinen Weg zurück zur Wahrheit findet.
Ähnlich ergeht es Friederike, die mit Mitte Vierzig ihr erstes Kind bekommt, obwohl sie eigentlich keine Muttergefühle verspürt. Gefangen in Erwartungen, die das Umfeld an sie hat, unterdrückt sie ihre Abneigung gegen das Muttersein und versucht erfolglos, ihr neues Leben unter Kontrolle zu bringen.


Diese, sowie alle anderen Protagonisten mit ihren ganzen jeweiligen Eigenarten sind trotz ihrer Tragik so amüsant und sympathisch, dass ich mir wünschte, zu erfahren wie es mit ihnen weitergeht.

Fazit:
„Nicht aus der Welt“ zeigt, welche Konsequenzen es hat, wenn man nicht miteinander redet und seine wahren Gedanken und Gefühle nicht ausdrückt. Man verheddert sich immer mehr, nur um fremden Erwartungen zu entsprechen bis man irgendwann keinen Ausweg mehr findet.

Fünf Sterne für dieses intelligente Buch mit skurrilen Charakteren und witzigen Dialogen.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Lesenswert

Weltfrieden
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Weltfrieden heißt der ehemalige Kindergarten auf dem Gelände des verlassenen Fermentationswerkes in einem kleinen brandenburgischen Dorf. Zehn Jahre nach der Wende soll das Gebäude verkauft werden, mit ...

Weltfrieden heißt der ehemalige Kindergarten auf dem Gelände des verlassenen Fermentationswerkes in einem kleinen brandenburgischen Dorf. Zehn Jahre nach der Wende soll das Gebäude verkauft werden, mit dem die Bewohner des Dorfes so viele Erinnerungen verbinden. Erika und Hermann Grüning, die wie so viele andere Dorfbewohner nach Schließung des Werks erstmal arbeitslos waren, haben sich mit Putz- und Hausmeistertätigkeiten in Ferienhäusern am See eine neue Existenz aufgebaut. Als sie den Auftrag bekommen, das Grundstück des ehemaligen Kindergartens zu entrümpeln, machen sie zufällig eine Entdeckung, die nahelegt, dass bei der Treuhandabwicklung damals nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Bis jetzt hatte ich noch wenig Berührungspunkte mit den Themen, die im Buch angesprochen werden, und doch konnte ich gleich eintauchen in diese ganz eigene Atmosphäre irgendwo zwischen Resignation, Melancholie und Aufbruch.
Dabei geholfen hat ganz klar die Fähigkeit der Autorin, den durchweg interessanten Charakteren Leben einzuhauchen. Ob es die ordnungsliebende Erika war oder der schweigende Joppe; Erikas Tochter Kikki, deren Hintergrund erst im Laufe des Buches ans Licht kommt oder die aufbrausende Nachbarin Martina - ich habe sie alle beim Lesen lieb gewonnen.
Auch als nicht von der Wende direkt Betroffener, bekommt man einen guten Eindruck davon, wie sie das Leben dieser unterschiedlichen Menschen verändert hat.

Fazit:
Berührend, wunderbar geschrieben, absolut lesenswert.

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