Unterhaltsam
Fortunas Rache260 v. Chr.: Invita lebt als Sklavin im römischen Trier im Haus des Statthalters. Ihr Name bedeutet „Die Widerwillige“ - und das beschreibt ihren Charakter schon ganz gut, nicht dass sie widerwillig wäre, ...
260 v. Chr.: Invita lebt als Sklavin im römischen Trier im Haus des Statthalters. Ihr Name bedeutet „Die Widerwillige“ - und das beschreibt ihren Charakter schon ganz gut, nicht dass sie widerwillig wäre, die Arbeit zu tun, die man ihr aufgibt, es ist vielmehr so, dass sie lesen und schreiben kann, sich gerne mit den alten Philosophen beschäftigt und keine Gelegenheit auslässt, sich in Pergamentrollen zu vertiefen, nur ist ihr das nicht erlaubt. So stößt sie immer wieder an Grenzen und muss Strafen fürchten. Als eines Tages ein Mitsklave spurlos verschwindet, hat man schnell eine Schuldige im Blick: Sicher ist Invita darin verwickelt. Um ihre Unschuld zu beweisen, versucht sie den Schuldigen selbst zu finden und verstrickt sich immer mehr in Lügen und Intrigen.
Erzählt wird die Geschichte von Invita in Ich-Form, durchgehend nur aus ihrer Perspektive, so dass man als Leser nie mehr erfährt als die Protagonistin selbst. Die Erzählweise passt gut zur Geschichte. Eingeflochten werden immer wieder lateinische Begriffe, die meist auch direkt erklärt , aber auch in einem Glossar noch einmal aufgegriffen werden. Der Roman lässt sich sehr gut und spannend lesen.
Ein Ausflug ins römische Trier, darauf hatte ich große Lust, denn ich habe eine Zeit lang in Trier gelebt, sogar ganz in der Nähe der Basilika. Leider kommt mir Trier selbst ein wenig zu kurz, es fehlt an Lokalkolorit. Vielleicht ist das zu viel verlangt für einen Roman, der in römischer Zeit spielt, denn die Städte waren sich sicher sehr ähnlich, trotzdem hat es mich ein bisschen enttäuscht.
Sehr gut dagegen hat mir Invita gefallen. Römische Sklaven konnten durchaus Selbstbewusstsein haben und bei ihren Herren Ansehen erlangen. Invita ist zwar nur eine niedere Sklavin, aber sie kann Lesen und Schreiben und hat dadurch durchaus die Möglichkeit es zu etwas zu bringen. Als Findelkind kennt sie ihre Eltern nicht, was sie als Makel empfindet, es ergeben sich im Laufe des Geschehens aber Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich das ändern könnte.
Die anderen Charaktere, vorwiegend Mitsklaven, sind unterschiedlich gut gelungen, viele erscheinen etwas klischeehaft, am wenigsten gefiel mir Celsus, der Sklavenaufseher, der sehr eindimensional gezeichnet ist und dessen Grimm auf Invita mir nicht ganz verständlich erschien. Flavus, der frisch versklavte „Barbar“ und Marcella, die Tochter des Hauses, gefallen mir gut, bei beiden kann man Geheimnisse vermuten.
Der Kriminalfall steht meiner Meinung nach nicht im Zentrum der Handlung. Als Ermittlerin ist Invita auch weniger gut geeignet, sie hat zum Einen wenig Möglichkeiten, Spuren zu entdecken oder gar Befragungen durchzuführen, zum Anderen sind ihr viele Dinge fremd bzw. kann sie Vieles als Sklavin gar nicht wissen bzw. durchschauen. So wird der Fall am Ende auch eher am Rande durch sie selbst aufgelöst. Trotzdem bietet der Fall durchaus Möglichkeiten mitzurätseln und die Auflösung ist zufriedenstellend, alle offenen Fragen werden geklärt.
Neben dem Glossar gibt es noch eine Karte des römischen Trier sowie ein Nachwort der Autorin, die u. a. Alte Geschichte und Klassische Archäologie studiert hat und deshalb weiß, wovon sie erzählt. Im Nachwort geht sie auf die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe jener Zeit ein. Der Roman ist der erste einer Trilogie um Invita, auf die beiden anderen freue ich mich schon, den ich bin gespannt, wie es mit Invita, Flavus und Marcella weitergeht.
Die römische Zeit ist eine meiner liebsten Epochen, ich lese sehr gerne Romane, die zu dieser Zeit spielen. „Fortunas Rache“ hat mich gut unterhalten, ich vergebe knapp 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle, die sich gerne unterhaltsam in die römische Zeit entführen lassen wollen.