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Veröffentlicht am 18.12.2022

Gelungener Auftakt einer humorvollen historischen Cosy Crime-Reihe

Die Dreitagemordgesellschaft
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MEINE MEINUNG
Mit „Die Dreitagemordgesellschaft - Agatha Christies Haushälterin ermittelt“ ist der britischen Autorin Colleen Cambridge ein äußerst unterhaltsamer Auftakt zu ihrer neuen historischen Wohlfühl-Krimi-Reihe ...

MEINE MEINUNG
Mit „Die Dreitagemordgesellschaft - Agatha Christies Haushälterin ermittelt“ ist der britischen Autorin Colleen Cambridge ein äußerst unterhaltsamer Auftakt zu ihrer neuen historischen Wohlfühl-Krimi-Reihe gelungen, der mir als typisch britischer Whodunit ganz im Stil von klassischen Agatha Christie-Kriminalromanen ein spannendes und abwechslungsreiches Lesevergnügen bereitet hat.
Allein schon die originelle Idee in diesem in den 1930er Jahren angesiedelten Cosy-Crime ausgerechnet die gewitzte Haushälterin der berühmten Krimiautorin und einzig wahren Queen of crime Agatha Christie ermitteln zu lassen, halte ich für genial. Auch das stattliche englische Landhaus Mallowan Hall, in dem Mrs. Max Mallowan alias Agatha Christie mit ihren zweiten Mann lebt, ist ein wundervolles, atmosphärisch dichtes Setting für diesen verzwickten und kuriosen Mordfall. Neben dem lebendigen, der damaligen Zeit angepassten Schreibstil, amüsanten Wortgefechten sowie netten humorvollen Episoden konnte mich vor allem die tolle Mischung aus Downtown Abbey-Flair und Reminiszenzen an alte Christie-Klassiker sehr begeistern.
Gekonnt fängt die Autorin mit anschaulichen, stimmungsvollen Beschreibungen die authentische Atmosphäre in dem prächtigen Herrenhaus ein, gewährt uns aufschlussreiche Einblicke in das herrschaftlich-stilvolle Ambiente der britischen Upper Class mit Bediensteten aber auch in den faszinierenden Mikrokosmos des im Hintergrund ablaufenden Haushalts. Mühelos konnte ich in die damalige Zeit abtauchen und wähnte mich als Zuschauerin inmitten der geladenen illustren Gästeschar.
Dieser Wohlfühl-Krimi lebt vor allem von seinen liebenswerten bis schrulligen Charakteren und bietet viel Stoff zu eigenen Miträtseln und Kombinieren. Wenn ich anfangs etwas Schwierigkeiten mit der Vielzahl der Figuren hatte und mir eine angehängte Zusammenstellung der beteiligten Personen und ihre Zuordnung gewünscht hätte, so dauert es nicht lange bis man einen Überblick über die angereisten Gäste nebst eigenen Personal und den Bediensteten auf Mallowan Hall erhält und ihre Beziehungen zueinander einordnen kann.
Insgesamt ist der Autorin eine vielschichtige Charakterzeichnung ihrer Figuren gelungen, die mit ihren verschiedenen Eigenheiten zwar einige Klischées verkörpern, aber dennoch sehr lebensnah und glaubwürdig sind. Ein besonderes Highlight dieses Romans ist aber die wundervolle, originelle Protagonistin Phyllida Bright, die als auf eigene Faust ermittelnde Haushälterin, ausgesprochener Hercule Poirot-Fan und langjährige Vertraute von Agatha mit ihren beeindruckenden Fähigkeiten eine absolut brillante Besetzung ist. Mit ihrer hervorragenden Beobachtungsgabe, Unerschrockenheit, Neugier, Cleverness und unerschütterlichen Hartnäckigkeit mischt sie sich von Beginn an in die Ermittlungen ein und ist den Ermittlern der Polizei bei der Aufklärung schließlich eine Nasenlänge voraus. Zudem bemüht sie sich nebenher ihre alltäglichen Aufgaben inklusive Sonderwünsche der anspruchsvollen Gäste im Haus unter einen Hut zu bringen. Selbstredend, dass die selbstbewusste, tüchtige Dame bisweilen übers Ziel hinausschießt, sich in leichtsinnige Aktionen verstrickt und auch nicht immer richtig liegt. Äußerst amüsant sind zudem Episoden mit internen Revierkämpfen in der Dienerschaft, sowie Phyllidas unterhaltsamen Interaktionen und Reibereien mit dem steifen Mr. Dobble und dem neuen mürrischen Chauffeur Joshua Bradford.
Der Autorin gelingt es hervorragend, die Spannung in diesem erstaunlich komplexen Mordfall durch einige falsche Fährten und unvorhersehbare Wendungen bis zum gelungenen Finale hoch zu halten. Dank ihrer besonderen Beobachtungsgabe und ihren messerscharfen Schlussfolgerungen darf die clevere Hobby-Ermittlerin Phyllida zum krönenden Abschluss - ganz im Christie-Stil- vor den versammelten Beteiligten ihre doch ziemlich überraschende Auflösung präsentieren und den Täter überführen. Die Aufklärung der Hintergründe und Tatmotiv sind in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit der cleveren, ermittelnden Haushälterin Phyllida weitergehen wird und freue mich schon auf einen neuen Fall!

FAZIT
Ein vielversprechender, unterhaltsamer Auftakt einer einfallsreichen neuen Cosy-Crime-Reihe mit einer originellen Hobbyermittlerin, tollem britischen Landhaus-Flair und einem fesselnden Kriminalfall und zudem sehr humorvoll geschrieben!
Für Cosy-Crime-Fans genau das Richtige!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 05.12.2022

Tolles Grundlagenbackbuch zum sofort Losbacken

Das große Brotbackbuch
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MEINE MEINUNG
In ihrem im Löwenzahn Verlag neu erschienenen Buch „Das große Brotbackbuch“ präsentiert uns die sympathische österreicherische Bäuerin, leidenschaftliche Foodbloggerin und erfolgreiche Backbuch-Autorin ...

MEINE MEINUNG
In ihrem im Löwenzahn Verlag neu erschienenen Buch „Das große Brotbackbuch“ präsentiert uns die sympathische österreicherische Bäuerin, leidenschaftliche Foodbloggerin und erfolgreiche Backbuch-Autorin Christina Bauer, die das Brotbacken vom Hobby inzwischen zu ihrer Berufung gemacht hat, eine hochinformative Einführung mit ausführlichen Tipps und Tricks in die spannende Welt des Brotbackens.
Dank der von Christina Bauer zusammengetragenen Basics zum Thema Brotbacken ist dieses äußerst gelungene Buch auch für weniger erfahrene Back-Neulinge geeignet. Aber auch für die fortgeschrittenen Backenden gibt es lehrreiches Hintergrundwissen, viele neue Anregungen und spannende Brotrezept-Variationen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden in der Zubereitung.
Ihre interessante Zusammenstellung von 128 unterschiedlichsten Rezepten für jeden Geschmack und Anlass lässt wirklich keine Wünsche offen. Neben Vorschlägen für den Anfang finden sich auch welche, die etwas Übung mehr erfordern bis hin zu aufwändigeren Rezepten, die schon ein wenig Backerfahrung erfordern. Von vielfältigen Brot- und Brötchenrezepten über süße Gebäck-Verführungen bis hin zu originellen Snackideen für Zwischendurch oder für Partys – die Auswahl an köstlichen, alltagstauglichen Rezepten ist wirklich überwältigend, so dass hier jeder etwas Passendes findet, das einfach hervorragend schmeckt und auch ganz sicher gelingen wird.
Ob man sich nun für knusprige Frühstücksbrötchen, klassisches Krustenbrot, aromatische Sauerteig- und Vollkornbrote oder für spezielle Varianten mit wenig Hefe und Über-Nacht-Gare entscheidet – für jeden Geschmack hat Christina ein Rezept parat.
Das immerhin 351 Seiten umfassende Brotbackbuch umfasst neben einem übersichtlich gestalteten Inhaltsverzeichnis und einem interessanten Vorwort der Autorin, den Hauptteil mit ausführlichem Basisteil, den eigentlichen Rezepten, Hilfestellungen bei „Teigpannen“, hilfreichem Glossar sowie ein alphabetisches Rezeptregister.
Da man ein gutes Brot nicht ohne gewisse Grundkenntnisse backen kann und auch wichtige Begrifflichkeiten kennen sollte, um den Überblick zu bewahren und einige fatale Fehler beim Brotbacken zu vermeiden, gibt es zunächst von einen sehr informativen Brotback-Basics-Abschnitt. Mal ehrlich, wer kennt sich schon aus mit Rastzeiten, Falttechniken oder dem undurchdringlichen Mehlsortendschungel inklusive der länderspezifischen Type-Bezeichnungen?
So erläutert Christina gut verständlich, was man so alles wissen sollte und gibt zahlreiche Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Grundzutaten, der Ausstattung und nützlichem Zubehör oder Gewürzen. Basierend auf ihren Erfahrungen vermittelt sie uns die wichtigsten Methoden und Techniken rund ums Kneten, Formen und Brotbacken und stellt uns vier einfache Grundteige als Basis vor inklusive toller Variationsmöglichkeiten. Schließlich darf auch der Sauerteig-Intensivkurs und Tipps für Lagerung und Haltbarmachen nicht fehlen. Toll finde ich auch, dass sie uns viele hilfreiche Hinweise und Kniffe mit auf den Weg gibt, denn während der vielen Schritte bei den Vorbereitungen und dem eigentlichen Backprozess tauchen immer wieder viele Unsicherheiten und Fragen auf.
Derart gut gerüstet können wir uns nun nach all den Grundlagen und dem Wissen um die richtige Technik ans Kneten, Formen und Backen unseres ersten köstlichen Knusperbrots begeben!
Der anschließende, sehr ansprechend und übersichtlich gestaltete Rezeptteil enthält eine abwechslungsreiche Vielfalt an tollen Brot- sowie süßen bis pikanten Gebäckrezepten mit Hefe und Sauerteig aus den unterschiedlichsten Mehlsorten.
Die Rezepte sind jeweils auf einer Doppelseite abgedruckt. Neben einem ansprechenden Farbfoto des Brots bzw. Gebäcks finden sich eine Auflistung der benötigten Zutaten, die Zubereitungs- bzw. Arbeitszeit sowie eine Angabe zur Backtemperatur und Backzeit. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind verständlich und nachvollziehbar beschrieben. Teilweise werden bestimmte Arbeitsschritte zudem mit zusätzlichen kleineren Fotos sehr gelungen veranschaulicht.
Neben leckeren klassischen Brotrezepten, knusprigen Frühstücksbrötchen, Pizza- und Fladenbroten für Feste und Partys gibt es natürlich auch köstliches, süßes Gebäck wie Brioche und Krapfen – bei dieser enormen Vielfalt ist es gar nicht so einfach sich zu entscheiden, was man als erstes ausprobieren möchte. Und zu Guter Letzt erfahren wir sogar noch, was man noch Leckeres aus Brotresten zaubern kann.
Das „gehaltvolle“ Hardcoverbuch ist ein echtes Grundlagenwerk rund ums Backen. Es ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und mit den vielen appetitanregenden, natürlich wirkenden Fotos von Nadja Hudovernik ein echter Blickfang, so dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt und darin blättert, um sich inspirieren zu lassen oder wichtiges Backwissen nachzuschlagen.

FAZIT
Ein empfehlenswertes und äußerst umfangreiches Grundlagenkochbuch rund ums Brotbacken - mit tollen, abwechslungsreichen Rezeptideen bis zum Abwinken, fundiertem Backwissen zum Nachschlagen und vielen detaillierten Tipps und hilfreichen Tricks!
Ein Must have für alle Brotverliebten und Backverrückten und für alle, die es noch werden wollen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2022

Empfehlenswertes Kochbuch

Tohrus Japan
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MEINE MEINUNG

In seinem im Gräfe und Unzer Verlag erschienenen neuen Kochbuch „Tohrus Japan - Alles außer Sushi“ bringt uns der äußerst sympathische Zwei-Sterne-Koch Tohru Nakamura nicht nur die exotische ...

MEINE MEINUNG

In seinem im Gräfe und Unzer Verlag erschienenen neuen Kochbuch „Tohrus Japan - Alles außer Sushi“ bringt uns der äußerst sympathische Zwei-Sterne-Koch Tohru Nakamura nicht nur die exotische Küche seiner zweiten Heimat Japan näher, sondern gibt uns zudem sehr aufschlussreiche und persönliche Einblicke in seinen spannenden Werdegang. Es ist ein hochinformatives und sehr überzeugendes Buch mit tollen bodenständigen Rezepten, das ich jedem an japanischer Küche Interessierten sehr ans Herz legen kann.

Bevor wir uns also im eigentlichen Rezeptteil auf eine fesselnde kulinarische Reise ins ferne Land seiner japanischen Vorfahren begeben und erfahren, wie die exotische Aromenwelt Japans mit typischen Zutaten auch unsere heimische Küche bereichern kann, gibt es zunächst eine hochinteressante Einleitung, in der Tohru Nakamura uns ermuntert, unbekannte Gerichte auszuprobieren und mit fremden Zutaten und Gewürzen zu experimentieren.

Der erfolgreiche Spitzenkoch, der inzwischen mit seinem Münchner Restaurant „Tohru in der Schreiberei“ einen Traum realisieren konnte, ist als Deutsch-Japaner mit zwei Kulturen, zwei Sprachen und zwei völlig verschiedenen Küchen aufgewachsen. So liegt es ihm auch am Herzen, eine Brücke zwischen japanischer und europäischer Küche zu schlagen, was beispielsweise sehr schön Niederschlag findet in seiner japanischen Interpretation von traditionellen Baden-Württembergischen Spezialitäten seiner Mutter und Oma wie Maultaschen oder Spätzle oder aber auch in seiner kreativen japanischen Version des bayerischen Obatzda.

Im Kapitel „Japan in Deutschland entdecken“ nimmt uns Tohru Nakamura mit auf eine spannende Entdeckungstour, auf der er uns Orte in Deutschland zeigt, wo wir ein Stück Japan ganz authentisch vor unserer eigenen Haustür erleben können. An seiner Seite besuchen wir den Japanischen Garten in Kaiserslautern, erleben LITTLE TOKYO in Düsseldorf oder die Kirschblüte in der Bonner Altstadt, erfahren, was es in Berlin mit WEDDING MIMIFERMENTS auf sich hat und gelangen schließlich nach München, Tohrus Heimatstadt, die auch einige interessante, japanisch geprägte Orte zu bieten hat wie beispielsweise eine Teezeremonie im japanischen Teehaus in München. Äußerst spannend fand ich auch die interessanten Schilderungen in „Von der Berufung zum Beruf" zu lesen. Hierin geht er sehr ausführlich auf seinen Werdegang ein - beginnend mit seinen zaghaften kulinarischen Anfängen, über die verschiedenen Stationen auf seinem weiteren Werdegang bis hin zu seinen Erfolgen als begnadeter Spitzenkoch – und gewährt uns zudem spannende Einblicke in seine bayerisch-japanische Seele.

Im Rezeptteil findet sich eine spannende Zusammenstellung von 60 alltagstauglichen Rezepten, deren Zubereitung sehr verständlich und Schritt für Schritt nachvollziehbar beschrieben werden, so dass auch Hobbyköche keine Probleme beim Nachkochen haben dürften. Zu jedem Rezept findet sich eine übersichtliche, für 4 Personen ausgelegte Zutatenliste und ein ganzseitiges, appetitanregendes Foto von den kreativ angerichteten Gerichten, wundervoll in Szene gesetzt vom Fotografen und Filmemacher Hoang Dang. Die Zubereitungen erfordern keine große Kocherfahrung und sind trotz ihrer Raffinesse sehr einfach und schlicht gehalten, so dass man mit wenigen Zutaten auskommt. So kommen gewisse Berührungsängste erst gar nicht auf und man kann es kaum abwarten, die ersten Rezepte zu japanischem Soulfood nachzukochen.

Ob nun Flammkuchen mit Shiitake-Pilzen, Compté und Miso, SPÄTZLE aus Ei , Butter & Tofu, SCHOKOLADEN-COOKIES mit weißer Schokolade, Walnuss & Kombu oder japanische Traditionsgerichte wie klassisches RAMEN, OKONOMIYAKI oder GESCHMORTER CHINAKOHL mit Dashi & Sesamsauce – die Auswahl an leichten, gesunden Rezepten ist äußerst vielfältig, die Zubereitung unkompliziert und die Resultate sind zudem absolut köstlich!

Sehr gelungen finde ich übrigens die etwas ungewöhnliche Einteilung, die sich nach den 10 Haupt-Zutaten richtet und die beginnend mit den Kapiteln SESAM, EI, KOJI, REIS über KATSUOBUSHI, UMEBOSHI, MISO, SHOYU, TOFU, ALGEN bis schließlich zu dem Kapitel BASICS reicht. Den eigentlichen Rezepten ist eine sehr informative Warenkunde vorangestellt, in der nicht nur viel Wissenswertes zur jeweiligen japanischen Grundzutat nachzulesen ist, sondern auch hilfreiche Tipps beispielsweise zu Alternativen und Variationen, persönliche Anmerkungen und kleine Anekdoten zu finden sind.

Am Ende des Buchs findet sich noch ein übersichtliches alphabetisches Glossar, in dem sich die vielen exotisch klingenden, japanischen Zutaten nachschlagen lassen und verständlich erklärt werden.
Hervorragend hat mir auch die übersichtliche und ansprechende Gestaltung des Buchs gefallen sowie die stimmungsvolle Bebilderung des einleitenden Teils und die natürlich wirkenden, Appetit-anregenden Fotos der einzelnen Gerichte.

FAZIT

Ein hochinformatives und rundum gelungenes Buch, das uns mitnimmt auf eine spannende kulinarische Reise in ein fernes Land! Wer sich für authentische japanische Gerichte interessiert, eine unendliche Geschmackvielfalt erkunden und kreative Gemeinsamkeiten mit der deutschen Küche entdecken möchte, sollte unbedingt Tohrus Japan zur Hand nehmen! Eine absolute Empfehlung von mir für Fans der japanischen Küche und alle die es noch werden wollen!

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Eindrucksvolles Debüt

Die Stimme meiner Schwester
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MEINE MEINUNG
In dem mehrfach ausgezeichneten Debütroman Torto Arado, der nun auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Die Stimme meiner Schwester“ erschienen ist, erzählt der brasilianische Schriftsteller ...

MEINE MEINUNG
In dem mehrfach ausgezeichneten Debütroman Torto Arado, der nun auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Die Stimme meiner Schwester“ erschienen ist, erzählt der brasilianische Schriftsteller Itamar Vieira Júnior eine faszinierende, fesselnde Geschichte über zwei durch ein tragisches Ereignis eng miteinander verbundene Schwestern, Belonísia und Bibiana, und die bewegende Lebensgeschichte ihrer Familie, die als „Quilombolas“ – Nachfahren geflüchteter Sklaven – im ländlichen Nirgendwo ihr leidvolles, entbehrungsreiches Dasein auf der Fazenda Água Negra fristen.
Gekonnt macht Itamar Vieira Júnior in seinem sehr eindrucksvollen und eindringlich geschilderten Roman auf die unfassbaren Nöte von Hunderttausenden Menschen aufmerksam, die auch 130 Jahre nach offizieller Abschaffung der Sklaverei in Brasilien weiterhin in unhaltbaren Abhängigkeiten als moderne Sklaven leben müssen. Mit seinem beeindruckenden und aufrüttelnden Debüt gibt der Autor all den unterdrückten und zum Schweigen gebrachten indigenen und afrobrasilianischen Gemeinschaften im ländlichen Nordosten des Landes, die seit Hunderten von Jahren für Freiheit und ihre Landrechte kämpfen, eine Stimme.
Mit seinem bildgewaltigen Erzählstil versteht es der Autor hervorragend, uns in das karge Alltagsleben der afrobrasilianischen Plantagenarbeiter und Nachfahren ehemaliger Sklaven eintauchen zu lassen und uns die alltäglichen Ungerechtigkeiten sowie die Perspektivlosigkeit und das von Willkür und Gewalt geprägte Umfeld insbesondere für die Frauen vor Augen zu führen. Die beklemmende Intensität der Schilderungen und tragische Schicksal der Familie lassen einen nicht mehr los. Zudem gibt uns der Autor neben interessanten Hintergrundinformationen zur Geschichte des Landes äußerst faszinierende Einblicke in die überlieferten mystischen Traditionen. In sehr eindrücklich geschilderten Szenen erleben wir beispielsweise Zeca Chapéu Grande, den Vater der beiden Schwestern auf der Fazenda, als Heiler und spirituelles Oberhaupt der afro-brasilianischen Religion Jarê. Die vom Autor in sehr stimmig die Handlung einfließenden Elemente aus dem magischen Realismus übten eine besondere Faszination auf mich aus und die sehr mystische Atmosphäre, die zwischen den Zeilen mitschwingt, haben mich sehr in den Bann gezogen. Der fesselnde, eindringliche Schreibstil des Autors ist sehr lebendig und ansprechend und lässt sich auch in der Übersetzung angenehm lesen.
Gegliedert ist der Roman in drei unterschiedliche Teile, die jeweils aus einer unterschiedlichen Perspektive erzählt werden. So kommt zunächst Bibiana zu Wort, im zweiten Teil erleben wir den Fortgang der Geschichte aus Sicht der jüngeren, stummen Schwester Belonísia und im letzten Teil fließt schließlich in die Handlung auch die Sicht der „Verzauberten“ Santa Rita ein.
Hervorragend ist dem Autor die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichung seiner unterschiedlichen Charaktere gelungen, die sehr authentisch und lebendig wirken, so dass man sich gut in ihre Handlungen hineinversetzen kann. Man erleidet ihre Nöte, Demütigungen und Ungerechtigkeiten hautnah mit und kann auch ihren Kampf für ein besseres Leben nachvollziehen. Sehr anschaulich hat er herausgearbeitet, wie durch die Willenskraft der beiden Schwestern und die Solidarität der Frauen untereinander es möglich wird, Widerstand zu leisten und schließlich ihrer Knechtschaft und den Fesseln ihrer alten Welt zu entrinnen.
FAZIT
Eine eindrucksvoll erzählte, bewegende Familiengeschichte und eine beeindruckende Hommage an die unterdrückten indigenen und afrobrasilianischen Gemeinschaften in Brasilien! Ein anspruchsvoller und sehr lesenswerter Roman, der mit seiner hochaktuellen, bedrückenden Thematik zum Nachdenken anregt und noch länger nachwirkt!

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Berührende Familiengeschichte

Isidor
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MEINE MEINUNG

In dem Roman „Isidor" erzählt uns die Autorin Shelly Kupferberg die bewegte Familiengeschichte und ausgesprochen bewegende Leidensgeschichte ihrer Vorfahren, die auf wahren Begebenheiten ...

MEINE MEINUNG

In dem Roman „Isidor" erzählt uns die Autorin Shelly Kupferberg die bewegte Familiengeschichte und ausgesprochen bewegende Leidensgeschichte ihrer Vorfahren, die auf wahren Begebenheiten beruht. Im Mittelpunkt des Romans steht die faszinierende und tragische Lebensgeschichte ihres jüdischen Urgroßonkels Isidor, der im Wien der 20er und 30er Jahre lebte und einen rasanten gesellschaftlichen Aufstieg hingelegt hatte, sowie sein trauriges Schicksal nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 in Österreich.
Die Autorin hat sich auf eine Spurensuche nach dem Urgroßonkel begeben und zeichnet anhand von noch erhaltenen Familienbriefen und Fotos sowie Archivfunden die Umrisse des ereignisreichen Lebens dieser höchst schillernden Figur nach. Darüber hinaus zeichnet sie aber auch ein sehr facettenreiches und stimmiges Bild der übrigen Familienmitglieder.
Ihre umfangreichen Rechercheergebnisse verdichtet die Autorin sehr sehr anschaulich und mitreißend zu einer berührenden Geschichte über diesen im Umgang nicht immer einfachen Macher, Genussmensch und wohlhabenden Lebemann, der als erfolgreicher Kommerzialrat in der Donaumetropole Wien den Luxus in vollen Zügen genoss, das Schöne, Literatur und die Künste schätzte und vor allem die Oper liebte. Mit seiner Weltoffenheit, ungebrochenem Ehrgeiz und Aufstiegswillen ist Isidor, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammte und eigentlich als Israel in einem kleinen Schtetl im hintersten Winkel Ostgaliziens aufwuchs, schließlich trotz seiner jüdischen Herkunft ganz oben in der Gesellschaft angekommen.
Anschaulich zeigt die Autorin in verschiedenen Episoden auf, wie Isidor die Zeichen der Zeit, den aufkommenden Antisemitismus und die immer drängenderen Warnungen in seinem Umfeld nicht ernst nahm und als angesehener Wiener Bürger und assimilierter Jude die düsteren Vorboten des Nationalsozialismus verkannte. Seine fatale Fehleinschätzung „Sie werden mir schon nichts tun." wurde ihm schließlich zum Verhängnis, unaufhaltsam die Demütigungen, sein bitterer sozialer und finanzieller Abstieg sowie sein früher Tod.
Mit ihren lebendigen Schilderungen gelingt es der Autorin hervorragend uns mitzunehmen in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts. Mühelos tauchen wir ein ins ärmliche, rückständige Galizien, folgen den Charakteren ins die pulsierende moderne Metropole Wien der 1930er Jahre und verfolgen fasziniert Isidors erstaunlichem Werdegang. Geschickt streut sie in die sehr abwechslungsreich erzählte Geschichte erste Vorboten einer heranziehenden Katastrophe, lässt die Atmosphäre schrittweise düsterer und bedrohlicher werden, bis die bedrückenden Ereignisse schließlich in einer großen Tragödie für die Familie münden.

FAZIT
Eine tragische und fesselnde Familiengeschichte, die aufrüttelt und zum Nachdenken anregt! Sehr lesenswert!

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