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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2023

Ein Leben ist zerstört

Macht
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Der erste Eindruck, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt, hat nicht zugetroffen. Jedenfalls nicht im langläufigen Sinn. Für unsere Protagonistin hat sich der Horror schon vor langer Zeit vollzogen. ...

Der erste Eindruck, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt, hat nicht zugetroffen. Jedenfalls nicht im langläufigen Sinn. Für unsere Protagonistin hat sich der Horror schon vor langer Zeit vollzogen. Sie wurde vergewaltigt. Obwohl nie genau auf dieses Ereignis eingegangen wird, bleibt für den Leser das Gefühl, ein solches Erlebnis kann nie ganz verarbeitet werden. Gleichgültig ob psychologische Betreuung erfolgt oder nicht. Unser Opfer ist Mitte dreißig, Altenpflegerin, scheinbar recht hübsch, sehr auf ihr Erscheinungsbild bedacht und Mutter zweier Kinder. Ihr Mann erfährt erst im Laufe der Handlung von dem schrecklichen Erlebnis, das Liv in ihrer Jugend hatte. Sie versucht ständig, das Erlebte zu verdrängen. Analysiert den Ablauf jedoch immerzu von verschiedenen Seiten. Kämpft mit sich, ob sie ihrem Vergewaltiger offen gegenübertreten soll, um ihn zu brüskieren, verwirft diese Möglichkeit immer wieder. Die Erniedrigung, in dieser Nacht jede Macht über sich verloren und die Gestaltung ihres weiteren Lebens verloren zu haben, macht Liv angreifbar. Sie gibt sich selbst die Schuld, gibt dem Mann die Schuld und kann sich so nicht befreien. Ständig wird sie durch irgendwelche Banalitäten im Alltag an dieses Erlebnis erinnert. Sie kämpft. Am Ende unternimmt sie mit einer Freundin eine Reise nach Italien. Dort scheint sie für kurze Zeit zu entspannen. Ob diese Zeit reicht? Der Roman ist definitiv keine leichte Literatur. Der Leser muss sich einfühlen, kann nur so die Tragweite des Erlebnisses einer Vergewaltigung nachvollziehen. Wie viele Leben von Frauen auf diese Weise wohl vergiftet sind. Ich wage gar nicht darüber nachzudenken. Das Buch kommt als kleines Werk mit nur 173 Seiten daher. Das Cover in unaufdringlicher Farbe mit dem Titel „MACHT“ und Scherben eines Lebens (was erst nach Ende des Lesens klar wird) ist absolut treffend. Der Stil ist teilweise etwas verwirrend und kompliziert. Die Seiten am Anfang und Ende der Handlung mit der jungen Frau, der Schusswaffe und dem chaotischen Umfeld, zeigen genau den seelischen Zustand von Liv. Ganz tolle Darstellung!

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Thriller mit asiatischen Tönen

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
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Der große Eisenbahnbau im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist der Ausgangspunkt der Handlung. Tausende asiatische Arbeiter schufteten unter unmenschlichen Bedingungen für einen Hungerlohn. Nicht wenige ...

Der große Eisenbahnbau im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist der Ausgangspunkt der Handlung. Tausende asiatische Arbeiter schufteten unter unmenschlichen Bedingungen für einen Hungerlohn. Nicht wenige starben durch Unfälle, Krankheiten oder einfach an den menschenunwürdigen Bedingungen, die durch herrschsüchtige Vorarbeiter noch verschlimmert werden. Ein chinesischer Junge, der in seiner Kindheit von einem gewalttätigen Mann sozusagen adoptiert und erzogen wurde, bekommt diese Diskriminierungen hart zu spüren und wehrt sich. Er ist ein eiskalter Killer. Nun muss ich zur Handlung sagen: Sie ist stark durch asiatische Denkweisen, den Glauben an alte Mächte, Sitten und Verhaltensweisen geprägt. Ein alter Prophet, der in die Zukunft sehen kann. ja er steht nach seinem Tod sogar in Gestalt eines vollkommen anderen Menschen von den Toten wieder auf. Eine Gruppe Gaukler in einer Art Wanderzirkus mit übernatürlichen Kräften, an die ich nicht recht glauben kann, erweist sich als freundschaftliche Wegbegleitung für unseren Protagonisten. Auch hier scheinen mir die zwischenmenschlichen Beziehungen kaum nachvollziehbar. Sie könnten aber der Zeit geschuldet zu sein und der Hilflosigkeit, der diese Menschen allein ausgesetzt wären. Lange Schilderungen der Anstrengungen auf der Reise dieser Gruppe durch den Kontinent Nordamerika bestimmen einen Großteil der Handlung. Oftmals wird diese Eintönigkeit ganz plötzlich von einem unverhofften Ereignis unterbrochen, bei dem es zu Schießereien mit Todesfolgen kommt. Es geschehen Morde, ohne dass unser Protagonist Ming Tsu auch nur den geringsten Skrupel hat. Er hat auch eine Art Ehrenkodex, der vom Leser erst verstanden werden muss. Das ist nicht einfach. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass Ming Tsu trotz all++ seiner Verbrechen, aus diesem Teufelskreis ausbricht und mit einer jungen Frau aus der Zirkusgruppe glücklich wird. Der Stil ist, nachdem man sich eingelesen hat, durchaus angenehm. Das Cover trifft genau die Stimmung des Thrillers. Jeder Leser, der nicht nur oberflächliche Entspannung sucht, hat sicher Freude an Ming Tsu`s Geschichte.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Menschen und Italien in den siebziger Jahren

Der letzte Sommer in der Stadt
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Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ein Roman derart widersprüchliche Gefühle in mir ausgelöst hat. Der Stil des Autors ist nicht mein Geschmack. Das Handlungsumfeld mit seinen für mich nicht ...


Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ein Roman derart widersprüchliche Gefühle in mir ausgelöst hat. Der Stil des Autors ist nicht mein Geschmack. Das Handlungsumfeld mit seinen für mich nicht nachvollziehbaren Lebensauffassungen seiner Protagonisten – insbesondere von Leo – entziehen sich komplett meinem Verständnis von Leben. Ob dies der Mentalität der Italiener geschuldet ist und sich mit der Zeit Anfang der siebziger Jahre multipliziert, ist des Nachdenkens wert. Womit sich die zweite Seite für mich bei der Bewertung der Handlung in den Vordergrund stellt. Oberflächlichkeit, Schlampigkeit, Gleichgültigkeit in vielen Lebensbereichen und das Gefühl der Protagonisten, dass das Wichtigste in ihrem Leben das Vergnügen ist, können nicht von Dauer sein. Jeder muss erwachsen werden. Hier muss Leo schweres Lehrgeld zahlen. Seine große Liebe, die in ihrer Lebensart ihm in jeder Weise gleichkommt, geht den Kompromiss ein, lieber ein Leben in Sicherheit zu führen als sich an ihre wirkliche Liebe Leo fest zu binden. Dass dieser am Romanende allerdings komplett kapituliert ist überraschend. Es zeigt aber auch, dass Leo nicht ganz so oberflächlich ist wie angenommen. Insgesamt ist der Roman nicht einfach irgendein Lesestoff sondern tiefgehende Lektüre.
Das Cover gefällt mir nicht, zeigt auf den zweiten Blick jedoch viel vom Inhalt des Buches.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Hirams Talente

Der Wassertänzer
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Sklaverei mit ihren unmenschlichen Gepflogenheiten ist das Thema dieses Romans.
Der Besitzer hat mit einer seiner Sklavinnen einen Sohn. Das soll ja keine Seltenheit gewesen sein. Diese Sklavin war nach ...

Sklaverei mit ihren unmenschlichen Gepflogenheiten ist das Thema dieses Romans.
Der Besitzer hat mit einer seiner Sklavinnen einen Sohn. Das soll ja keine Seltenheit gewesen sein. Diese Sklavin war nach meiner Vermutung eine Schönheit mit einer großen tänzerischen Begabung. Dieses Können hat sie ihrem Sohn nicht vererbt. Er kann singen, sich jede Melodie sofort merken und Texte sind für ihn kein Problem. Sein Vater hat seine Begabung bemerkt und holt ihn ins Herrenhaus. Man könnte glauben, dass dies positiv für den Jungen sein könnte. Der Leser wird sehen! Die Mutter des Jungen wurde kurzerhand verkauft. Zum Ende der Leseprobe hat unser junger Protagonist einen Unfall. Er und sein Halbbruder stürzen in einen Fluss. Beide kämpfen um ihr Leben! Die Gefühle und Ängste in dieser lebensgefährlichen Situation werden ausführlich und durchaus anschaulich dargelegt.
Allein vom Thema der Handlung her würde mich vermuten, dass der Roman für unterhaltsame Lesestunden sorgt.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

So viele tote Mädchen

Das Böse im Herzen
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Diesmal ermitteln Kriminalistinnen nach einem Fund von zwei bereits weitestgehend verwesten Leichen. Die beiden Frauen sind gut aufeinander eingespielt. Doch in dem alten Haus, indem durch Zufall die beiden ...

Diesmal ermitteln Kriminalistinnen nach einem Fund von zwei bereits weitestgehend verwesten Leichen. Die beiden Frauen sind gut aufeinander eingespielt. Doch in dem alten Haus, indem durch Zufall die beiden Toten gefunden wurden, tauchen immer mehr Leichen auf. Alle Toten waren junge Mädchen. Alles läuft wie am Schnürchen - eben Alltag für routinierte Kriminalbeamte. Nun treffen auch die Kollegen der forensischen Anthropologie, unter Leitung von Dr. Garnet DeWinter ein. Sie ist neu im Team und das Bild einer attraktiven Frau. Für die ermittelnden Kolleginnen und Kollegen ist dieses Erscheinungsbild sowie ihr Auftreten erst noch gewöhnungsbedürftig. In einem Punkt sind sich alle Anwesenden jedoch einig: Was hier geschehen ist, kann nur als abartig bezeichnet werden. Es bedarf aller nur möglichen Anstrengungen, um die Mordfälle aufzuklären. Wenn auch nicht auf dem höchsten Spannungslevel so liest sich die Leseprobe absolut gut.

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