Schonungsloses, intensives Debüt
„𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘥𝘪𝘦 𝘝𝘰𝘳𝘥𝘦𝘳𝘴𝘦𝘪𝘵𝘦 𝘷𝘰𝘳 𝘮𝘪𝘳: 𝘉𝘦𝘳𝘨𝘦, 𝘩𝘦𝘭𝘭𝘣𝘭𝘢𝘶𝘦𝘳 𝘏𝘪𝘮𝘮𝘦𝘭, 𝘨𝘭𝘪𝘵𝘻𝘦𝘳𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘚𝘤𝘩𝘯𝘦𝘦. 𝘚𝘤𝘩𝘰̈𝘯𝘦 𝘛𝘢𝘨𝘦 𝘪𝘮 𝘒𝘭𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘦. 𝘋𝘢𝘴 𝘱𝘦𝘳𝘧𝘦𝘬𝘵𝘦 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯. 𝘋𝘢𝘻𝘶 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘪𝘮 𝘒𝘰𝘯𝘵𝘳𝘢𝘴𝘵.“ (𝘚. 29)
Niklas hat vor nicht allzu langer Zeit ...
„𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘥𝘪𝘦 𝘝𝘰𝘳𝘥𝘦𝘳𝘴𝘦𝘪𝘵𝘦 𝘷𝘰𝘳 𝘮𝘪𝘳: 𝘉𝘦𝘳𝘨𝘦, 𝘩𝘦𝘭𝘭𝘣𝘭𝘢𝘶𝘦𝘳 𝘏𝘪𝘮𝘮𝘦𝘭, 𝘨𝘭𝘪𝘵𝘻𝘦𝘳𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘚𝘤𝘩𝘯𝘦𝘦. 𝘚𝘤𝘩𝘰̈𝘯𝘦 𝘛𝘢𝘨𝘦 𝘪𝘮 𝘒𝘭𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘦. 𝘋𝘢𝘴 𝘱𝘦𝘳𝘧𝘦𝘬𝘵𝘦 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯. 𝘋𝘢𝘻𝘶 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘪𝘮 𝘒𝘰𝘯𝘵𝘳𝘢𝘴𝘵.“ (𝘚. 29)
Niklas hat vor nicht allzu langer Zeit seine Eltern bei einem Autounfall verloren. Er selbst saß mit im Auto, hat überlebt und ist seitdem mehr Hülle als alles andere. Von seiner Familie ist nur Nora, seine Schwester und seine demenzkranke Oma, um die er sich versucht zu kümmern, übrig.
Eines Tages trifft er auf Lou, schöpft neuen Lebensmut, sieht wieder einen Sinn. Für sie will er weiterleben, nur hat Lou selbst ein großes Päckchen zu tragen und sieht das ein bisschen anders als Niklas.
„𝘚𝘪𝘦 𝘯𝘪𝘤𝘬𝘵, 𝘩𝘢̈𝘭𝘵 𝘪𝘯𝘯𝘦, 𝘴𝘤𝘩𝘦𝘪𝘯𝘵 𝘻𝘶 𝘶̈𝘣𝘦𝘳𝘭𝘦𝘨𝘦𝘯, 𝘥𝘢𝘯𝘯 𝘧𝘭𝘶̈𝘴𝘵𝘦𝘳𝘵 𝘴𝘪𝘦: »𝘑𝘢, 𝘢𝘣𝘦𝘳 𝘪𝘤𝘩 𝘨𝘭𝘢𝘶𝘣𝘦, 𝘦𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘣𝘦𝘴𝘴𝘦𝘳, 𝘦𝘴 𝘨𝘦𝘳𝘢𝘥𝘦 𝘥𝘢𝘯𝘯 𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘦𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘰̈𝘯 𝘪𝘴𝘵. 𝘈𝘮 𝘌𝘯𝘥𝘦 𝘴𝘰𝘭𝘭𝘵𝘦 𝘦𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘰̈𝘯 𝘴𝘦𝘪𝘯.«“ (𝘚. 242)
Berthe Obermanns Roman ist unglaublich dicht und intensiv. Thematisch wird wahnsinnig viel bearbeitet. Von Trauerbewältigung, über Missbrauch, Selbstverletzung, Depression, Pflege von Angehörigen und Essstörungen, von allem ist ein bisschen was dabei.
Als ich erste Rezensionen dazu gelesen habe, dachte ich mir: Klingt zwar gut, aber ist es möglich, so viele Themen auf tiefe Art und Weise einzubauen auf gerade mal 260 Seiten? Die Antwort lautet klar: Ja, ist es!
Obermanns ist es in ihrem Debüt gelungen ohne Umschweife und emotionale Ausbrüche auf verschiedene Problematiken einzugehen. Teilweise sehr nüchtern leitet sie durch die Geschichte.
Ob nun die Überforderung durch die Pflege der Oma, die unverarbeitete Trauer um die Eltern, Nora’s Esstörung, die unerwähnt bleiben soll oder Lou‘s Verhalten auf Grund von Traumata… alles ist realistisch beschrieben, nichts wirkt zu viel, es ist einfach eine unglaublich gelungene Geschichte.
Selten schafft es ein Buch, dass ich erstmal inne halte und kein neues zur Hand nehmen will. Dieses hier hatte den Effekt. Ich lag, wie Lou, erstmal 10 Minuten da, hab die Decke angestiert…
Im Fazit ein großartiges Buch, ohne viel Schnickschnack, einfach auf den Punkt. Große Empfehlung von mir.