Erzählung - Exklusiv illustriert von Thomke Meyer | Der Pygmalion-Mythos – aufregend neu interpretiert von der Autorin des internationalen Bestsellers „Das Lied des Achill“. Exklusiv illustriert und mit Farbschnitt
Ursula C. Sturm (Übersetzer), Thomke Meyer (Illustrator)
Der Pygmalion-Mythos aufregend neu erzählt
Wunderschöne Ausgabe mit Illustrationen, Farbschnitt und Goldprägung
Ein Gefängnis hoch oben auf einer Klippe. Darin eine Frau, die Tag und Nacht von Ärzten und Schwestern überwacht wird.
Ein Mann, der sie immer wieder besucht. Wenn er kommt, erstarrt sie zu Stein – und wird unter seinen Händen wieder lebendig.
In dieser Erzählung führt Madeline Miller den berühmten Mythos von Pygmalion fort: Der Bildhauer erschafft eine Statue, die so makellos ist, dass er sich in sie verliebt: Galatea.
Die Göttin Venus erhört seine Gebete und erweckt Galatea zum Leben. Sie gebiert eine Tochter und ist zunächst glücklich in der Ehe mit Pygmalion – doch als sie beginnt, ihren eigenen Willen zu haben, und die Kontrollversuche und Eifersucht ihres Gatten nicht mehr ertragen kann, ereilt sie ein grausames Schicksal.
Galatea will Freiheit. Sie schmiedet einen Plan. Und kalt und hart wie Stein setzt sie ihn um.
Ein hinreißende Erzählung von der Autorin von "Ich bin Circe" mit hochwertigen Illustrationen, Goldprägung und Farbschnitt
Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!
Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser ...
Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!
Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser wie mich). Was mir hier jedoch auf round about 40 Seiten serviert wurde, war mehr als nur 'ne positive Überraschung. I'm hooked!
Hier geht's nämlich nicht nur um oben genannte Punkte, vielmehr wurden diese neu erzählt, mit aktuellen Themen wie Feminismus und Sexismus kombiniert, um dem Ganzen darüber hinaus noch einen völlig eigenwilligen Stempel aufzudrücken. Würde man mich fragen, womit ich GALATEA vergleiche, könnte ich die Frage nicht beantworten. Ich habe noch nie zuvor eine solch fabelhafte Erzählung genießen dürfen. Es ist erstaunlich, wie viel Ausdruck und Kraft in so wenige Seiten gelegt werden können. Das schaffen selbst die wirklich tiefgreifenden ErzählerInnen nicht immer, obwohl sie bedeutend mehr Platz zur Verfügung haben.
Ziemlich beeindruckend - Hauptprotagonistin und Storyline gleichermaßen.
Worum geht’s?
Fernab jeglicher Menschen lebt eine Frau in einem Gefängnis, rund um die Uhr bewacht, niemals wirklich allein und doch unglaublich einsam. Wenn ihr Mann sie besuchen kommt, spielt sie immer ...
Worum geht’s?
Fernab jeglicher Menschen lebt eine Frau in einem Gefängnis, rund um die Uhr bewacht, niemals wirklich allein und doch unglaublich einsam. Wenn ihr Mann sie besuchen kommt, spielt sie immer und immer wieder dieselbe Szene nach – bis sie der Gefangenschaft überdrüssig wird und einen Plan ins Rollen bringt, der nicht nur ihr eigenes Leben für immer verändern wird.
Meine Meinung
Der Name Madeline Miller ist zwar mittlerweile definitiv kein unbekannter mehr, ein Buch der Autorin habe ich bisher aber tatsächlich immer nur in der Hand gehabt und noch nicht gelesen. Diese Geschichte hat mich jetzt aber trotz ihrer extremen Kürze davon überzeugt, an diesem Umstand dringend etwas ändern zu müssen.
Besonders gut hat mir hier die feministische Perspektive auf eine in der Literaturgeschichte primär von Männern erzählte Figur der griechischen Sagenwelt. Der Bedeutungswechsel zwischen der im Original namenlosen und hier Galatea genannten Protagonistin und Pygmalion, der hier als namenloser Gatte auftaucht öffnet neue Deutungsmöglichkeiten für diesen Mythos, was ich persönlich spannend und wirklich gut gemacht fand.
Schade war dann allerdings, dass Vor- und Nachwort, die Übersetzung des griechischen Originaltextes und die wirklich gelungenen Illustrationen dann leider irgendwie den Großteil des Buches ausgemacht haben. Auch wenn die Aufmachung als Kurzgeschichte mit umfassender Einbettung beabsichtigt war, eine komplette Nacherzählung mit anschließender Deutung wie es das Nachwort hier präsentiert hätte man sich meiner Meinung nach definitiv sparen können, denn das Buch an sich habe ich schließlich Sekunden zuvor selbst gelesen.
Fazit
Wer die Autorin mag und einen neuen Blickwinkel auf griechische Mythen entdecken möchte, der liegt mit diesem Buch goldrichtig. Illustrationen und Erzählung an sich sind unglaublich gut gelungen, und die Umsetzung hat mir trotz ihrer geringen Länge wirklich Spaß gemacht. Auf das Nachwort hätte ich gerne verzichtet, davon aber einmal abgesehen ist diese Zusammenstellung literarisch, gesellschaftskritisch und formtechnisch betrachtet einfach ausgesprochen zufriedenstellend.
Die Autorin versucht, das Schicksal der zum Leben erweckten Statue des Pygmalion-Mythos aus Frauensicht zu thematisieren und somit der tragischen Figur das ihr zustehende Gehör zu verschaffen. Wie eine ...
Die Autorin versucht, das Schicksal der zum Leben erweckten Statue des Pygmalion-Mythos aus Frauensicht zu thematisieren und somit der tragischen Figur das ihr zustehende Gehör zu verschaffen. Wie eine Novelle liest sich das Leben der hier Galatea genannten Frau, die ihrem herrischen und brutalen Ehemann entkommen und ihrer Tochter ein freies Leben ermöglichen möchte.
Zusätzlich erhält man Informationen zu dieser kurzen Erzählung sowie eine deutsche Übersetzung des Originals, auf welcher diese emanzipierte Erzählung aufbaut. Faszinierend und bedrückend zugleich.
Mit Ich bin Circe hat sich Madeline Miller letztes Jahr in mein Herz geschrieben und mir mein Jahreshighlight 2021 beschert. Klar bekam ich da große Augen, als ich sah, dass etwas Neues von ihr veröffentlicht ...
Mit Ich bin Circe hat sich Madeline Miller letztes Jahr in mein Herz geschrieben und mir mein Jahreshighlight 2021 beschert. Klar bekam ich da große Augen, als ich sah, dass etwas Neues von ihr veröffentlicht werden würde, selbst wenn es “nur” eine kurze Erzählung ist.
Wenn der Mythos endet, beginnt etwas Neues
Die ca. 40-seitige Kurzgeschichte Millers widmet sich dem Mythos von Pygmalion. Ein Motiv, dass in der Literatur der Neuzeit bereits viel Aufmerksamkeit und Adaptionen bekommen hat, was zunächst etwas verwunderlich scheint, ist der Mythos selbst doch eigentlich “nur” eine Randnotiz im großen Universum der griechischen Mythologie. Im 3. Jh. v.Chr. lediglich als kurze Anekdote zum Aphroditekult auf Zypern erwähnt, macht erst Ovid eine richtige Erzählung daraus, wobei auch hier Pygmalions Geschichte nur ein Teil, ein Mythos innerhalb eines Mythos rund um Orpheus ist. Die Geschichte ist eine von drei über unterschiedliche Liebschaften, die Orpheus, nachdem er nach dem Verlust seiner geliebten Eurydike der heterosexuellen Liebe abgeschworen hat, erzählt.
In den folgenden Jahrhunderten wurde der Stoff vielfach adaptiert, Jean-Jacques Rousseaus gab 1770 in seinem Werk Pygmalion der zum Leben erwachten Frau, die bei den antiken Autoren noch namenlos war, erstmals einen Namen: Galathée, zu deutsch: Galatea. Doch wie man diese ganzen Adaptionen auch dreht und wendet, es sind männliche Autoren, die sich vorrangig um die Perspektive des Pygmalion bemühen. Es war also höchste Zeit sich mal zu fragen, was Galatea selbst von der ganzen Sache hielt und wer könnte dieser Figur besser eine Stimme verleihen, als die Queen of ancient feminism storys: Madeline Miller.
Dabei erzählt sie, anders als in ihren Romanen, nicht den bekannten Mythos auf ihre Art nach, sondern schafft vielmehr eine Ergänzung, indem sie erzählt, was aus Galatea und Pygmalion nach den Ereignissen aus dem Mythos wurde. Damit beschert sie uns nicht nur Einblicke in die Gefühlswelt einer bisher stumm gebliebenen Figur, sie verleiht auch dem eigentlichen Mythos eine neue Leseart, die in meinen Augen durchaus plausibel und vereinbar mit dem original ist, denn wenn man sich die Verse Ovids, die in dem Büchlein ebenfalls abgedruckt sind, anschaut, steckt da schon einiges an Misogynie drin, das mag seine historischen Gründe haben und liegt nicht daran, dass Ovid oder seine Zeitgenossen per se schlechte Menschen waren, die Verbindung von Frauen mit schlechten und lasterhaften Eigenschaften und die Reduzierung Galateas auf die Erfüllung von Pygmalions Wünschen lassen sich dennoch nicht von der Hand weisen.
Von der Suche nach Selbstbestimmung
Von der Handlung der Kurzgeschichte brauche ich euch eigentlich nichts zu erzählen, was nicht schon im Klapptext steht, alles andere wäre nur Spoiler. Reden wir also lieber über die Themen, die Miller hier aufgreift, denn trotz der Kürze der Geschichte werden einige leider immer noch hochaktuelle Themen behandelt. Das zentrale Motiv ist in meinen Augen die Suche Galateas nach Selbstbestimmung für sich und ihre Tochter. Sie will raus aus einem Teufelskreis aus Bevormundung und Entmündigung, der die kurzen 15 Jahres ihres bisherigen Lebens vollkommen bestimmte. An dieser Stelle kann ich schon mal sagen, dass mir das Ende der Kurzgeschichte sehr gut gefallen hat, denn es verdeutlicht, dass mitunter Selbstbestimmung und Freiheit noch wichtiger und essenzieller sind, als das eigene persönliche Glück.
Was ich an Madeline Miller schätze ist, dass sie Stil und Stimmung an ihre Figuren anpassen kann. Galatea erzählt ihre Geschichte gefasst und distanziert, fast schon teilnahmslos und die Geschichte bekommt dadurch eine erdrückende Stimmung, die jedoch sehr gut zu dem passt, was Galatea erdulden muss. Wer Leid über lange Zeit ertragen muss, stumpft zum Selbstschutz ab, das heißt nicht, dass die Person aufgegeben hat. Zudem passt für mich dieser nüchterner Charakterzug auch gut zu einer Frau, die nicht wie Menschen langsam aufgewachsen ist, Erfahrungen gesammelt und durch ein soziales Umfeld geprägt worden ist, sondern ohne Beistand durch göttliches Tun in ein Leben, in dem ihre Meinung nie gefragt war und allzu große Gefühlsregungen unerwünscht sind, hinein katapultiert worden ist. Diese Erzählweise macht es vielleicht manchen Leser/innen schwer Zugang zu Galatea zu finden, unterstreicht für mich jedoch nur Galateas Leid und verstärkt die Intensität der Geschichte.
Im Grunde ist das einzige Manko an der Kurzgeschichte für mich: Paphos. Dafür, dass diese für Galatea der zentrale Antrieb ist, hätte ich mir ein paar mehr Seiten, die sich näher mit der Tochter auseinandersetzten gewünscht.
Eins noch zum Abschluss: Ich sehe durchaus, dass man die Preispolitik hinter diesem Büchlein kritisieren kann und finde selbst auch, dass 20€ trotz der wunderschönen Aufmachung mit Illustrationen und Farbschnitt zu viel sind. Dies sei hier erwähnt, hat aber keinen Einfluss auf meine Sternebewertung, denn in meiner Rezension bespreche ich das Werk, nicht den Verlag und dessen Preise.
Fazit:
Natürlich kann diese Kurzgeschichte nicht mit Millers Romanen verglichen werden, doch diesen Anspruch sollte man an Kurzgeschichten auch nicht stellen. Die kurze Erzählung rund um Galatea hat trotzdem einiges zu bieten, indem sie aufzeigt, wie wichtig Selbstbestimmung und Freiheit ist. Darüber hinaus zeigt sie, wie wandelbar der Still der Autorin in Abhängigkeit von den erzählenden Figuren ist. Ich werde definitiv noch mehr von Madeline Miller lesen.